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E.1  Lagrangefunktion

Die folgenden Ausführungen sind inspiriert vom Buch von Taylor[Tay14]. Wir nehmen an, dass es in einer Dimension eine kinetische Energie: T(v) = 1
2mv2 und eine potentielle Energie V (x) gibt. Dann definiert man die Lagrange-Funktion

L(x,v ) := T (v) − V (x)
(E.1)

Die Ableitungen der Lagrange-Funktion aus Gleichung (E.1) sind

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Nach Newton lautet die Bewegungsgleichung

dp
-dt = F
(E.3)

Diese kann als Ableitung der Lagrange-Funktion geschrieben werden:

 d ∂L    ∂L
-- ---=  ---
dt ∂v    ∂x
(E.4)

Wenn wir die Geschwindigkeit oder die zeitliche Ableitung des Ortes als Variable begreifen, können wir = v in Gleichungen verwenden. Dann darf nicht nach der Kettenregel nach abgeleitet werden. Üblicherweise wird die Lagrangefunktion L(x,) so geschrieben:

-d ∂L-   ∂L-
dt ∂ ˙x = ∂x
(E.5)

Wenn sich nun ein Teilchen unter dem Einfluss des Potential V (x) bewegt, ist die realisierte Bahn ist die, für die die Wirkung S stationär oder extremal ist, also die Variation

       ∫
δS = δ   L (x, ˙x,t)dt = 0
(E.6)

gleich null ist.

Das oben gesagte gilt analog auch für mehr Dimensionen und für nicht-kartesische Koordinatensysteme.

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Die n Bewegungsgleichungen lauten dann

-d ∂L(q1,...,qn,q˙1,...,q˙n)-=  ∂L(q1,...,qn,q˙1,...,q˙n)-          i ∈ {1,2,...,n }
dt           ∂q˙i                        ∂qi
(E.8)

E.1.1  Beispiel: Teilchen in 2 Dimensionen in Polarkoordinaten

Für ein Teilchen mit der potentiellen Energie V (r,ϕ) lautet die Lagrange-Funktion:

                          (         )
L(r,ϕ,r˙,ϕ˙) = T − V =  m-  ˙r2 + r2ϕ˙2 −  V(r,ϕ)
                       2
(E.9)

Wir betrachten die r- und die ϕ-Komponente getrennt. Die r-Komponente ist

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Dise Gleichung kann auch so geschrieben werden:

        (       )
F  =  m  ¨r − rϕ˙2
  r
(E.11)

m r˙ϕ2 ist dabei die Zentripetalbeschleunigung.

Für die ϕ-Komponente erhalten wir

∂L- = -d ∂L-
∂ ϕ   dt ∂ϕ˙
(E.12)

oder

  ∂V (r,ϕ )    d    2
− --∂-ϕ----= dt(mr  ϕ˙)
(E.13)

Zur Interpretation verwenden wir

F  = − ∇V  =  ∂V-e  +  1∂V-e
              ∂r   r   r∂ ϕ  ϕ
(E.14)

und daraus

       1 ∂V
Fϕ = − ------
       r ∂ϕ
(E.15)

Vergleichen wir dies mit der Gleichung (E.13), so können wir schreiben:

− ∂V-(r,ϕ)-= rF  =  M  =  d-(mr2 ϕ˙) = -d L
    ∂ ϕ         ϕ     z   dt          dt
(E.16)

Wir sehen also, dass die verallgemeinerte Kraft nichts anderes als das Drehmoment M ist. Der verallgemeinerter Impuls stellt sich als Drehimpuls L heraus.



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