Aufgabenblatt zum Seminar 02
PHYS70357 Elektrizitätslehre und Magnetismus
(Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt, Nebenfach Physik)

Othmar Marti, (othmar.marti@uni-ulm.de)

29. 04. 2009

1 Aufgaben

  1. Berechnen Sie mit dem Coulombgesetz das elektrische Feld einer unendlichen geladenen Ebene z = 0 mit der Flächenladungsdichte σ.
  2. Die Ladungen +Q0 seien bei xn,+ = x0(4n + 1) 2, nϵ .

    Die Ladungen -Q0 seien bei xn,- = x0(4n - 1) 2, nϵ.

    Berechnen Sie das elektrische Feld bei x = 0.

  3. Eine leitfähige Kugel aus einem Material der Dichte ρ und dem Durchmesser d wird an einem isolierenden massefreien Faden der Länge an einer horizontalen Ebene aufgehängt. Diese Kugel wird mit der Ladung q1 versehen. Eine zweite identische Kugel wird mit der Ladung q2 belegt. Diese Kugel wird im Abstand unter der Ebene und um D seitlich zum Aufhängepunkt der ersten Kugel positioniert. Diese Kugel ist fixiert. In welchem Winkel α1 steht die erste Kugel von der Senkrechten ab, wenn Sie annehmen, |α1|≪ 1 ist?

    Lösen Sie mit den Werten ρ = 103 kg/m3, g = 9, 81 m/s2, d = 5 mm, D = 0, 05 m, ε0 = 8, 8510-12 C2/(m2N) und = 0, 2 m, q 1 = 1 nC, q2 = 2 nC die Gleichung für α1.

  4. An den Ecken eines gleichseitigen Dreiecks mit 7 mm Kantenlänge befinden sich drei negative Ladungen von |q| = 0.12 µC.
    1. Berechnen Sie Betrag und Richtung der Kräfte, die auf die Ladungen an den Ecken wirken.
    2. Wie gross muss eine in der Mitte des Dreiecks angebrachte Ladung sein, damit die Ladungen an den Ecken kräftefrei sind?
  5. Auf einen elektrischen Dipol wirkt in einem elektrischen Feld |E| = 1.3104 V/m ein Drehmoment von |M| = 9 zNm (Tip: machen sie sich über Einheitenvorsätze kundig!). Der Dipol steht in einem Winkel von α = 0.6 zum elektrischen Feld. Welchen Abstand haben die Ladungen des Dipols voneinander, wenn es sich um einfache Elementarladungen handelt?
  6. Berechnen Sie unter Zuhilfenahme aller Kenntnisse aus den früheren Vorlesungen die Endgeschwindigkeit eines ruhenden Elektrons, das durch ein elektrisches Feld der Grösse
    1. 20 kV/m über eine Distanz von 1 cm (Radioröhre, z.B EL84 )
      PIC
    2. 100 MV/m über eine Distanz von 1 µm (Lawinendurchbruch in einer Avalanche-Photodiode)
      PIC
    3. 60 kV/m über eine Distanz von 5 dm (Fernseh-Bildröhre)
      PIC
    4. 10 kV/m über eine Distanz von 10 km (Beschleuniger, dies sind effektive Werte, die Beschleunigungsfelder sind nicht immer an)
      PIC

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  7. (Im Seminar 12 Minuten)

    Nehmen Sie an, dass eine Ladung vom Betrage q genau 4 Feldlinien erzeugt. Skizzieren Sie die elektrischen Feldlinien für

    1. Eine einzelne Ladung +q
    2. Zwei Ladungen +2q und -q im Abstand 4Einheiten
    3. Vier Ladungen vom Betrage q, die an den Ecken eines Quadrates mit der Seitenlänge 4Einheiten angeordnet sind und deren Ladungsvorzeichen entlang des Quadratumfanges alterniert.
    4. Acht Ladungen vom Betrage q mit alternierenden Vorzeichen gleichabständig auf einem Kreis mit dem Radius 3Einheiten;

  8. (Nachtrag)

    Die Ladungen +Q0 seien bei xn,+ = x0(4n + 1) 3, nϵ.

    Die Ladungen -Q0 seien bei xn,- = x0(4n - 1) 3, nϵ.

    Berechnen Sie das elektrische Feld bei x = 0.

2 Lösungen

  1. Aus Symmetriegründen darf das elektrische Feld nur Komponenten in der z-Richtung haben. Ebenso reicht es aus Symmetriegründen, das elektrische Feld entlang der z-Achse zu berechnen.

    Jedes Flächenelement dxdy an der Position x,y liefert den Beitrag

    dEz (0,0,z) = --1------σdxdy------z
              4π ε0(x2 + y2 + z2)32

    an der Stelle (0,0,z)

    also

                       +∫ ∞∫+∞
Ez (0,0, z) = -σz--       -----dxdy----3-
              4πε0        (x2 + y2 + z2)2
                  - ∞ -∞

    Wir integrieren zuerst über x und verwenden

    Bronstein Nr. 206

           2   2    ∫   dx       x
X  = x  + a  ⇒    √---3 =  -2√----
                    X      a   X

    mit a2 = y2 + z2

    Ez(0, 0,z) = -σz--
4 πε0 -∞+(                        )
  --------∘-x------------
  (y2 + z2)  x2 + y2 + z2-∞dy
    = -σz--
4 πε0 -∞+(                               )
  --------------1---------------
  (y2 + z2)∘1--+-(y∕x-)2 +-(z∕x-)2-∞dy
    = -σz--
4 πε0 -∞+---2---
y2 + z2dy = -σz--
2πε0 -∞+--1----
y2 + z2dy
    = -σz--
2 πε0        (  ) ||
1-arctan  y- |
z         z  |-∞ = -σ---
2πε0π = -σ--
2ε0
  2. Das elektrische Feld hat an der Stelle (0; 0; 0) aus Symmetriegründen nur eine x-Komponente.



    n Q0 -Q0



    .
.. .
.. .
..
    -2 49 81
    -1 9 25
    0 1 1
    1 25 9
    2 81 49
    ..
. ..
. ..
.



    Die Tabelle zeigt, dass zu jeder positiven Ladung an einem Ort eine negative dem Betrage nach gleich grosse Ladung existiert. Also ist

    Ex (0 ) = 0

  3. Wegen der Annahme α1 1 gilt
          --1-------q1q2------
FC =  4πε0 (D + ℓ sin α1)2

    Andererseits ist

    FC-
F   = tan α1 ≈ α1
 G

    und

    FG α1 = π-d3ρgα1 =  -1------q1q2----
        6           4πε0 (D  + ℓα1)2

    Wir lösen nach α1 auf

    0 = 2α 13 + 2Dℓα 12 + D2α 1 ----6--
πd3 ρgq1q2-
4πε0
    = α13 + 2D
----
 ℓα12 + D2
--2
 ℓα1 -  6
--3---
πd ρg q1q2
-----2-
4πε0ℓ

    Nach Bronstein setzen wir β = α1 + 2Dℓ
3ℓ2 = α1 + 2D-
 3ℓ und erhalten

    0 = β3 + 3ℓ2D2  - 4D2 ℓ2
-------4-------
     3ℓβ + ( 2⋅8D3 ℓ3   2D ℓD2       6    q1q2 )
  ----6---- ----4-- - ---3-- -----2-
   27 ℓ       3ℓ      πd  ρg 4πε0ℓ
    = β3 + 3+ 2q
    mit
    3p = -  2
D--
3 ℓ2
    2q = 16D3
27ℓ3-- -2D3
3-ℓ3 -   3
2π2d3-ρgq1q2
ε-ℓ2
 0 = -2D3
27ℓ3- -    3
2-π2d3ρgq1q2
ε-ℓ2
 0

    Die Cardanische Formel sagt:

    β1 = u + v β2 = s1u + s2v β3 = s2u + s1v
    u = ∘  ---------------
 3      ∘  -2---3-
   - q +   q + p
    v = ∘  ---------------
 3      ∘  -2----3
   - q -   q + p
    s1 = -1
--
2 + i√3--
----
 2 s2 = -1
--
2 - i√3--
----
 2
         ┌│ -----------------------∘----------------------------------
     3│  D3        3    q q      (  D3        3    qq  )2    D6
u =  ∘ ------  ---------1-2 +     ------ -------- -12-   - ------
       27 ℓ3   4π2d3ρg ε0ℓ2       27ℓ3   4π2d3 ρg ε0ℓ2      729 ℓ6

        ┌ -----------------------∘----------------------------------
    ││    3                     (   3                 )2      6
v = 3∘ -D----  ---3----q1q2-      -D---- ----3---q1q2    - -D----
      27 ℓ3   4π2d3ρg ε0ℓ2       27ℓ3   4π2d3 ρgε0ℓ2      729ℓ6

    Nur die erste Lösung ist reell, also ist

    α1 = β1 -2D
----
3ℓ
    = ┌ ----------------------∘-----------------------------------
││    3                     (   3                )2       6
3∘ -D---- ----3--- q1q2+      D----  ---3----q1q2   -  -D----
  27ℓ3   4 π2d3ρg ε0ℓ2       27ℓ3   4π2d3ρg ε0ℓ2      729ℓ6
    -┌│  ----------------------∘-----------------------------------
│    3                      (   3                )2       6
∘3 -D---- ----3---q1q2 -      D----  ---3----q1q2   -  -D----
   27ℓ3   4π2d3 ρgε0ℓ2        27ℓ3   4π2d3ρg ε0ℓ2      729ℓ6 -2D--
 3ℓ

    Eingesetzt bekommt man

    α1 = 0.01033199382

    1.  
      Alle drei Ladungen sind äquivalent. Die Ladungen 1 und 2 erzeugen eine Kraft auf die Ladung drei in Richtung der +z-Achse.
                     2          √ --2
F    = 2⋅--1--q-⋅sin π-= ---3q--
  z,3     4πε0 a2     3   4 πε0a2

      da der Abstand von 1 und 3 vektoriell geschrieben r = a(cos(π∕3);sin(π∕3)) ist.

      PIC
      Mit den gegebenen Werten:
      F  = 4.57692 N

      Weg von der Mitte des Dreiecks.

    2. Die Mitte des gleichseitigen Dreiecks teilt die Winkelhalbierende im Verhältnis 1:2.

      Länge der Winkelhalbierenden: w = 23= a√3-.

      Kräftefrei heisst:

      F + F0 = 0
      F0 =   1
-----
4π ε0qq
--0
 ℓ2 = - 1
-----
4πε0     √3q2
     ------
      a2
      q0
-2
ℓ = -√ --
  3q
--2--
 a
      q0 = -  --
√ 3q 2
ℓ--
a2 = -√q--
  3
      q0 = 69.28 nC
  4. Die Ladungen q und -q sind im Abstand a voneinander. Im homogenen Feld wirkt auf die Ladung q die Kraft F und auf -q die Kraft -F. Wir haben ein Kräftepaar, dessen Verbindungslinie im Winkel α zur Kraft steht.
    T  = aF sinα

    oder mit der Definition des elektrischen Feldes F = qE und q = e

           T          T
a =  -------=  --------
     F sin α    eE sinα

    Die Werte eingesetzt erhalten wir

        -------------9-zNm--------------
a = 1.3⋅0.1602 aC ⋅100 kN/C  sin(0.6) = 0.7653 µm

  5. Die Coulombkraft ist gegeben durch
    FC =  E⋅q

    Bei einer konstanten, in Bewegungsrichtung verlaufenden Kraft ist die Arbeit

    W  = F ⋅s = E ⋅q⋅s

    Die klassische kinetische Energie ist

            1-  2
Ekin =  2mv

    Die klassische Energieerhaltung ergibt

    1mv2  = E ⋅q⋅s
2

    oder

        ∘ --------
v =   2E ⋅ q-s
          m

    Relativistisch ist die kinetische Energie

                                    (                )
               2       2       2  -----1------
Ekin,rel = m (v)c - m0c  =  m0c    ∘ -----2--2 - 1   = E ⋅q⋅s
                                    1 - v ∕c

    Umgeformt

       m0c2
∘------2--2-=  E⋅q⋅s + m0c2
  1 - v ∕c

         1        E ⋅q⋅s
∘------2--2-= ----2-+  1
  1 - v ∕c     m0c

    ∘ ---------       m0c2
  1 - v2∕c2 = ------------2
              E ⋅q⋅s + m0c

         2  2        m20c4
1 - v ∕c =  -------------22-
            (E ⋅q⋅s + m0c )

     2  2            m20c4
v ∕c =  1 - -------------22-
            (E ⋅q⋅s + m0c )

           [                    ]
 2    2           m20c4
v  = c  1 - -------------2-2
            (E ⋅q⋅s + m0c  )

         ∘ ------------2-4-----
v = c  1 -  -----m-0c-------
            (E ⋅q⋅s + m0c2 )2

    und

          ∘ -----------------------
        E2 ⋅q2⋅s2 + 2E ⋅q⋅s⋅m0c2
v =  c------E-⋅q⋅s +-m--c2------
                      0

    1. klassisch: v = 8.3815106m∕s
      relativistisch: v = 8.3791106m∕s
    2. klassisch: v = 5.9266106m∕s
      relativistisch: v = 5.9257106m∕s
    3. klassisch: v = 1.0265108m∕s
      relativistisch: v = 9.8386107m∕s
    4. klassisch: v = 5.9266109m∕s
      relativistisch: v = 3.0000108m∕s
    1. Eine Ladung +q
      PIC
    2. Zwei Ladungen +2q und -q
      PIC
    3. Vier Ladungen +q und -q
      PIC
    4. Acht Ladungen +q und -q
      PIC
  6. Das elektrische Feld hat an der Stelle (0; 0; 0) aus Symmetriegründen nur eine x-Komponente.



    n Q0 -Q0



    ... ... ...
    -2 -343 -729
    -1 -27 -125
    0 1 -1
    1 125 27
    2 729 343
    ... ... ...



    Die Ladungen Q0 bei (4n + 1) 3x 0 ergeben an der Stelle (0; 0; 0) das Feld

    n = 0 E+(x0) = --1-
4πε0--Q0--
|0-x0|3 (0 - x0) = ---Q0--
4πε0x30

    n = 1 E+  3
(5 x0) = --1-
4πε0---Q0---
|0-53x0|3      3
 (0 - 5 x0) = --Q0---
4πε0x20-1
56

    n = -1 E+    3
(- 3 x0) =  1
4πε0  Q0
|0-33x0|3-        3
(0 - (- 3 x0)) =   Q0
4πε0x20-1
36-

    Für die Ladungen -Q0 ergibt sich

    n = 0 E-(- x )
    0 = --1-
4πε0----Q0--
|0- (-x0)|3(0 - (- x ))
        0 = --Q0---
4πε0x20

    n = 1 E-(+33x0 ) = 41πε0  -Q
|0--330x0|2-(0 - 33x0 ) =  Q
4πε00x20-316

    n = -1 E-(- 53x0) = 41πε0   -Q
|0-(-530x0)|3 (0 - (- 53x0 )) = -  Q
4πε00x20 156

    Wir fassen die Paare bei ±x0,  ± 33x 0,  ± 53x 0 usw. zusammen

    ±x0 : E(x )
  0 = --2Q0--
4πε0x20

    ±3x0 : E(33x  )
     0 = +-2Q0--
4πε0x201-
36

    ±5x0 : E(53x  )
     0 = --2Q0-2
4πε0x01-
56

    Es gibt einen gemeinsamen Vorfaktor ---Q02-
2πε0x0 = --2Q0-2
4πε0x0. Die Summe aller variablen Beiträge ist

    S = 1 --1-
36 + -1-
56 -1--
76 + 1--
96 --1--
116 + -1--
136
    = n=0      n
-(--1)---
(2n + 1)6 = 0.9889445515
    (Wert numerisch berechnet, konvergiert schnell)

    Also ist

               0.9986852222Q
Ex (0) = - ----------2----0
                2πε0x0