Aufgabenblatt zum Seminar 08
PHYS70357 Elektrizitätslehre und Magnetismus
(Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt, Nebenfach Physik)

Othmar Marti, (othmar.marti@uni-ulm.de)

10. 06. 2009

1 Aufgaben

  1. Zwischen den übereinander liegenden Polen eines Hufeisenmagneten (Magnetfeld mit H = 80 kA/m waagerecht aufgehängt, ein Draht aus Aluminium (Massendichte ρM = 2.7 103 kg/m3), welcher im vertikalen Magnetfeld frei schwingen kann. Durch den Draht fliesst ein Strom der Stromdichte i = 105 A/m2.

    Um welchen Winkel gegenüber der Vertikalen wird die Pendelaufhängung ausgelenkt?

  2. Ein anfänglich ruhendes 63Cu-Ion (Ladung: +e, Molmasse: M 63 = 63 g/mol, Dichte: 8.6 g/cm3) wird in einem elektrischen Feld, das durch eine Spannung mit 2.5 kV erzeugt wurde, beschleunigt und anschliessend in einer senkrecht zur Flugbahn des Ions verlaufenden homogenen magnetischen Induktion B der Stärke B = 0.18 T abgelenkt.

    1. Welchen Weg nimmt das Ion?
    2. Was ändert sich, wenn sich ein 65Cu-Ion (Molmasse M 65 = 65 g/mol) unter die ursprünglichen 63Cu-Ionen verirrt?

    Parallel zur Flugbahn der Ionen (vor Eintritt in das Magnetfeld) befindet sich eine Platte im Abstand von D = 32 cm.

    1. Wie muss die Platte relativ zum Magnetfeld angeordnet sein, dass die Ionen sie ungefähr senkrecht treffen?
    2. Wie gross sind dann die Auftreffstellen von einander entfernt?
  3. Ein geladenes Teilchen bewegt sich in einem Raum, in dem gleichzeitig ein elektrisches und ein magnetisches Feld herrschen. Ein Beobachter erkennt aus vielen Versuchen, dass die Bewegung des Teilchens unter bestimmten Voraussetzungen gleichförmig und unabhängig von der Masse und der Ladung des Teilchens ist.

    1. Finden Sie die notwendigen Bedingungen hierfür?
    2. Wozu könnte so eine Apparatur benutzt werden?
  4. In einem Koaxialkabel, das aus dem Innenleiter (Radius R1) und dem Aussenleiter (Innenradius R2 > R1, Aussenradius R3 > R2) besteht, fliesst im Innenleiter der Strom Ii = I und im Aussenleiter derselbe Strom, aber in die entgegengesetzte Richtung: Ia = -I.
    1. Berechne das Magnetfeld im Abstand r von der Symmetrieachse im Inneren des Innenleiters r < R1,
    2. im Raum zwischen Innen- und Aussenleiter (R1  < r < R2 ),
    3. im Aussenleiter (R  <  r < R )
   2        3
    4. und ausserhalb des Aussenleiters (R3 < r).
  5. Zeige, dass das Magnetfeld eines unendlich langen geraden Leiters
    H (r) = --I-
        2 πr

    quellenfrei ist.

  6. Ein Vektorpotential sei gegeben durch
         (                       3 )
        1+Ax12∕x2+  A2yy0 + A3 zz3
A  = |(        0 B y--z-      0 |)
                  y-0-x2z0∕x2
               C e     0

    1. Berechne daraus die magnetische Induktion B.
    2. Ist für dieses Vektorpotential
      ΔA  = - μ0i

      erfüllt?

    3. Wie könnte A ergänzt werden, damit dies zutrifft?
    4. Berechne für das veränderte A ebenfalls die magnetische Induktion B.

    Hinweise:

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  7. (Im Seminar 12 Minuten)

    Ein Vektorpotential sei gegeben durch

         (        (    ) )
        Ax sin  yy0zz0
A =  |(       -x-z-   |)
          Ay x0-xz0
            Azx0

    Berechne daraus die magnetische Induktion B.

    Hinweis:

                  (     )    (   ∂A    ∂Ay )
                 Ax          ∂yz-  -∂z--
rot A  =  rot (  Ay )  = |(   ∂Ax-  ∂Az |)
                 A           ∂∂zAy-  ∂∂xAx-
                   z         ∂x -   ∂y

2 Lösungen

  1. Die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld ist
    dF  = I dℓ × B =  μ0I dℓ × H

    Hier sind die Leiterstücke dℓ und das Magnetfeld H senkrecht aufeinander, also:

    dF =  μ0⋅I ⋅H ⋅dℓ

    Mit der Stromdichte i und dem Drahtquerschnitt A ergibt sich

    dF  = μ0 ⋅I ⋅A ⋅H ⋅dℓ

    oder, für den L langen Draht mit Volumen V = AL

    ∫
  dF  = F  = μ0 I V H

    Diese Kraft wirkt horizontal. Die Komponente senkrecht zum Pendel ist

    FL,horizontal = F cos(φ) = μ0 I V H cos(φ )

    Bei einer Auslenkung eines Pendels der Masse M um den Winkel φ ist die rücktreibende Kraft

    Fr =  M ⋅g ⋅ sinφ

    Die Kraft im Magnetfeld ist gleich dieser mechanischen Kraft, also (mit M = ρM V )

    M  ⋅g⋅ sin φ = ρ ⋅V ⋅g⋅ sin φ = μ iV H  cos(φ)
                                0

               ( μ i H )
φ-= arctan   -0----  =-0.3628-=--20.79-∘-
--             ρg

  2. Die Fluggeschwindigkeit der Ionen mit Ladung e berechnet sich aus der Energie W = eU, die die Ionen im elektrischen Feld, das mit der Spannungsdifferenz U erzeugt wurde, erhalten, die gleichzeitig die kinetische Energie W = 1
2mv2 ist, zu
        ∘ -----
       2eU--
v =     m

    Die Masse m eines Ions ist die Molmasse M dividiert durch die Avogadro-Zahl

           M63-
m63 =  N
         A

    (Die Dichteangabe wird nicht benötigt).

    1. In einem Magnetfeld wirkt auf ein geladenes Teilchen, das sich bewegt, die Lorentzkraft F = q v×B. Da v senkrecht zu B ist, kann hier mit den Beträgen gerechnet werden und die Flugbahn ist ab Eintritt ins Magnetfeld eine Kreisbahn, deren Radius r sich aus der Gleichheit der mechanischen Zentrifugalkraft und Lorentzkraft ergibt.
      ev B = m63 v2
---
 r
       r63 = m63-v-
 e B = ∘ --------
      m63-
  2U   e1-
B
      = ∘ --------
      M63--
  2U  eNA 1-
B = ∘ --------------------------------
  -2⋅2500--V-⋅63-g/mol-⋅0.001kg/g-
  1.6022 ⋅10- 19 C ⋅6.022 ⋅1023/mol---1---
0.18 T = 0.317 m
    2. für die etwas schwereren 65Cu-Ionen ergibt sich
      r65 = 0.322 m

    3. Die Ionen werden senkrecht zur Flugrichtung und senkrecht zum Feld abgelenkt. Die Auffangplatte muss deshalb parallel zum Feld orientiert sein, damit die Ionen senkrecht auftreffen. Der Abstand (D = 32 cm) ist für diesen Fall richtig gewählt.
    4. Der Abstand ΔL der Auftreffstellen ist die Differenz der Kreisbahnradien, also
                       ∘  -----  (∘ ----   ∘ ----)
ΔL  = r65 - r63 =    2U---1    M65  -   M63   =  4.999  mm
                    eNA B

  3. Die Kraft auf ein bewegtes geladenes Teilchen im kombinierten elektrischen und magnetischen Feld ist:
    F =  qE +  q⋅v × B

    1. Wenn das Teilchen sich gleichförmig bewegen soll, muss diese Kraft null sein, also
      qE  = - qv × B

      oder

      E =  B ×  v

      unabhängig von der Masse des Teilchens und der Ladung, aber abhängig von dessen Geschwindigkeit. Die Felder müssen also senkrecht zueinander sein und das Teilchen muss sich senkrecht zu beiden bewegen. Bei einem bestimmten E-
B Wert werden sich nur die Teilchen mit v = E-
B geradlinig bewegen.

    2. So eine Anordnung ist also ein Geschwindigkeitsfilter für geladene Teilchen.
  4. Das Ampèresche Durchflutungsgesetz

    ∮           ∫∫

  B ds =  μ0    ida
s           A(s)

    verbindet das Magnetfeld B mit den Stromdichten i.

    Bei einer zylindersymmetrischen Anordnung der Stromdichten muss das Ergebnis ebenfalls Zylindersymmetrie aufweisen, das Magnetfeld muss also kreisförmig sein und dessen Stärke darf nur vom Radius abhängen und nicht vom Ort entlang des Leiters. Damit vereinfacht sich das Wegintegral, wenn als Weg ein konzentrischer Kreis (zur Leiteranordnung) mit Radius r gewählt wird, zu

    ∮
  B  ds = B (r) 2πr

s

    Das Flächenintegral (mit obigen Kreis als Umrandung) ergibt für

    1. Innenleiter: r < R1 mit i = RI2π-
 1
        ∫ ∫
                -r2
μ0    i da = μ0IR2
   A              1

                   μ0 ⋅Ir
⇒    B (r) = -----2
             2 πR 1

    2. Zwischenraum: R1 < v < R2 Strom nur im Innenleiter,
        ∫∫
μ0    i da = μ0⋅I

   A

                   μ0I-
⇒    B (r) = 2πr

    3. Aussenleiter: R2 < r < R3 Strom im Innenleiter und im Teil des Aussenleiters (mit anderer Richtung)

      μ0∫ ∫Ai da = μ0[                        ]
     ----I---- ( 2     2)
 I - R2 -  R2 ⋅ r  - R 2
       3    2
      = μ0I  2    2
R-3 --r--
R23 - R22
                                   (       )
             μ0 ⋅I     1       R23
⇒    B (r) = ----- ⋅--2----2-  ---- r
               2π   R 3 - R 2  r

    4. Aussenraum: r > R3 Gesamtstrom im Inneren des Kreises ist I - I = 0
      ⇒    B  (r) = 0

    Das Feld steigt also linear an bis zum Radius R1, fällt dann hyperbelförmig ab bis zum Radius R2 und von da an stärker bis zu R3, wo es Null wird. Ausserhalb des Koaxialkabels existiert kein Magnetfeld, das von den Strömen im Kabel herrührt. Ebenso ist, wenn Innenleiter und Aussenleiter mit der gleichen Ladungsdichte belegt sind, das elektrische Feld aussen gleich null.

  5. Wir setzen r = ∘ --------
  x2 + y2 und lassen den Strom I entlang der z-Achse fliessen. Wir wollen zeigen, dass
    div  B =  μ0div  H  = 0

    ist. Das Magnetfeld ist tangential, der Einheitsvektor, der in Richtung des Magnetfeldes zeigt, sei

         (  - y )
     (      )   ∘---1-----
eφ =     x     ⋅  x2 + y2
         0

    div H = div   I
----
2 πreφ
    = div ⌊             (      ) ⌋
                 - y
⌈------I----- (   x  ) ⌉
 2π  (x2 + y2)     0
    = -I-
2π(    (         )      (         )      (        ) )
  -∂-  ----y---    -∂-  ---x----    -∂-  ---0----
  ∂x   x2 + y2   + ∂y   x2 + y2   + ∂z   x2 + y2
    = -I-
2π[ (            )    (            ) ]
   - --- y-⋅2x-  +   - ---x⋅2y---
     (x2 + y2)2        (x2 + y2)2
    =       I
------------2
2π  (x2 + y2)[2y x - 2x y] = 0
    1. Die magnetische Induktion B berechnet sich aus dem Vektorpotential A über
                         (                         )
                      --A1---+  A -y + A  z3
                   |  1+x2∕x20   y2-y0z     3z30 |
B  =  rot A =  rot (          B y0--z0-        )
                             C e-x2∕x20

      Hier ergibt sich

           (                     )
               yB0--z0-
     |  2Cx-e-x2∕x20      z2 |
B =  (      x20    + 3A3 z30 )
               - Ay20-

    2. Damit ΔA = μ0i erfüllt ist, muss div A = 0 sein.

      Hier ergibt sich

      div A  = - 2A1 ------x--------+ ---B--- ⁄= 0
               x20(1 + x2∕x20)2   y0 - z0

    3. Um das Problem zu lösen, muss zum Vektorpotential A ein Potential L addiert werden, für das div L = -div A und rot L = 0 gilt. Wir suchen also ein Potential ϕ, so dass grad ϕ = L ist. Also ist auch
                            ∂2ϕ    ∂2ϕ   ∂2 ϕ
Δ ϕ =  div  grad ϕ =  --2-+  --2-+ ---2 = - div  A
                      ∂x     ∂y    ∂z

      In div A taucht der konstante Term B∕(y0 -z0) sowie ein von x abhängiger Term auf. Den konstanten Term kann man mit der zweiten Ableitung nach y oder der zweiten Ableitung nach z bekommen. Wir verwenden y und haben

            B  ⋅y2
ϕ = ---------- + f(x )
    2 (y0 - z0)

      Der x-Term hat die Form x∕(x2 + x 02)2). Das doppelte Integral dazu ist in den Hinweisen angegeben, so dass wir für ϕ bekommen:

                                   (    )
    ---B-⋅y2--                 -x-
ϕ = 2 (y0 - z0) - A1 x0 arctan x0

      Damit bekommen wir

                            (                          (   ) )   (  - A  ---1--- )
                          B ⋅y2                    x              11+x2y∕x20
L  =  grad ϕ =  grad    -----------  A1 x0arctan   ---   = (    - B y0--z0-  )
                        2(y0 - z0)                 x0              0

      sowie

                         x             B
div L =  2A1 -------------2--  -------
             x20(1 + x2∕x20)    y0 - z0

      und

      div A  + div  L = 0

    4. Da wir L = grad ϕ gesetzt hatten, ist rot L = rot grad ϕ 0. Also ist die magnetische Induktion B des neuen Vektorpotential A= A + L
      B = rot A = rot (                   )
     A2 y-+ A3 z33
|    y--y0z-     z0y---|
(  B y0- z0 - B2 2y0-z0 )
       C e-x ∕x0 = rot A = rot (               )
   A2 y-+ A3  z33-
|     y0 --z--z0 |
(    - B y0-2 z02  )
     C e-x ∕x0
      = (         --B--       )
         2y0+2z0
|(  2C-xe-2x∕x0+  3A3 z23-|)
       x0   A2-     z0
          - y0

      wie bei Teilaufgabe a).

    Bei genauerer Überlegung zeigt sich, dass wir mit L letztlich einfach aus der x-Komponente von A die x-Abhängigkeit, aus der y-Komponente die y-Abhängigkeit und aus der z-Komponente die z-Abhängigkeit entfernt hatten.

  6. Die magnetische Induktion B berechnet sich aus dem Vektorpotential zu
    B = rot A = rot (        ( -yz)  )
|  Ax sin  y0z0   |
(     Ayxx--zz-    )
       A 0x-0
         zx0
    = (                           )
           0 - x-A-yz-
|      --y-    (0yz0)   Az- |
|(   Ax y0z0 cos y0z0 (- x0) |)
   -Ay--      -z--    -yz-
   x0-z0 - Ax y0z0 cos y0z0 =
    = (           -Ay--         )
|           x(0- z0 )        |
|    Ay0xzy0-cos yy0zz0  -  Axz0- |
(   Ay     A z    (  yz ) )
   x0-z0 - yx0z0 cos y0z0