Aufgabenblatt zum Seminar 12
PHYS70357 Elektrizitätslehre und Magnetismus
(Physik, Wirtschaftsphysik, Physik Lehramt, Nebenfach Physik)

Othmar Marti, (othmar.marti@uni-ulm.de)

8. 07. 2009

1 Aufgaben

  1. In der Vorlesung wurde das magnetische Moment einer homogen geladenen Kugelschale ausgerechnet. Weiter wurde erwähnt, dass das magnetische Moment eines Elektrons doppelt so gross wie klassisch für eine homogen geladene Kugel berechnet sei. Nehmen Sie an, dass die radiale Ladungsverteilung einem Potenzgesetz genüge       n
(ρ ~ r  ) und bestimmen Sie n so, dass das magnetische Moment doppelt so gross ist wie für eine homogen geladene Kugel.
  2. Wir setzen U = 100 V, R1 = 10 Ω, R2 = 20 Ω, R3 = 30 Ω und L = 2 H.

    PIC

    Berechnen Sie den Strom I2 durch R2 und den Strom I1 durch R1
    1. unmittelbar nach dem Schliessen des Schalters S.
    2. lange Zeit später.
    3. unmittelbar nach dem erneuten Öffnen von S.
    4. Lange nach dem Öffnen von S.
  3. Zeigen Sie, dass das elektrische Feld in einem Plattenkondensator nicht plötzlich auf Null abfallen kann, wenn wir uns quer zur Feldrichtung aus dem Zwischenraum zwischen den Platten heraus bewegen.

    PIC

    Hinweis: Wenden Sie das Faradaysche Gesetz auf dem gestrichelt eingezeichneten Weg an.
  4. Wie in der Abbildung haben wir zwei kreisförmige Bereiche mit den Radien R1 = 0.2 m und R2 = 0.3 m.

    PIC

    In R1 zeigt ein homogenes Magnetfeld B1 = 0.1 T nach hinten, in R2 ein homogenes Magnetfeld von B2 = 0.15 T nach vorn. Beide Felder nehmen mit der Geschwindigkeit 0.015 T/s ab. Berechnen Sie Eds für jeden der drei eingezeichneten Wege. Wenden Sie das Faradaysche Gesetz auf dem gestrichelt eingezeichneten Weg an.
  5. In der unten gezeichneten Schaltung habe C1 = 900µF, C2 = 100 µF und L = 10 H.

    PIC

    C1 sei auf 100 V aufgeladen, C2 sei entladen. Geben Sie eine genaue Anleitung, wie man den Kondensator C2 auf 300 V aufladen kann, indem man S1 und S2 in geeigneter Weise schliesst und öffnet.
  6. Berechnen Sie für das Material aus der Abbildung die Hystereseverluste pro cm3 und Periode, wenn das Magnetfeld sinusförmig von  - 10 kA/m bis 10 kA/m wechselt.

    PIC

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  7. (Im Seminar 12 Minuten)

    Wie gross ist die Larmorfrequenz im Erdmagnetfeld?

  8. Sei χ(H ) = 2μπ1 arctan HH0-. Berechnen Sie B(H ) ,M(H ). Beachten Sie, dass μ = 1 + χ und M = χH ist.

2 Lösungen

  1. Die Ladungsdichte sei
            ( r)n
ρel = ρ1 --        ρel,homogen = ρ0
         R

    Die Gesamtladung der kugelsymmetrischen Ladungsverteilung ist

           ∫
         R      2
q = 4π     ρ(r)r dr
        0

    und damit

        4πR3-ρ1-        4πR3-ρ1-
e =  n + 3      e =    3

    Damit werden die Ladungsdichten

    ρ1 =  e(n-+--3)    ρ0 =  -3e---
       4πR3             4πR3

    Die radiusabhängigen Dichten sind dann

             e(n + 3)( r )n                        3e
ρel(r) = -4πR3---  R-            ρel,homogen = 4-πR3-

    Analog wie in der Vorlesung integrieren wir

          ∫ R ∫ π  4+n   3    2                               ∫ R ∫ π   4   3    2
m   =         r---sin-(ϕ)e-(n-+-3)B-dϕdr     m          =         3r--sin-(ϕ)e-B-d ϕdr
  a    0   0         8R3+nme                   a,homogen    0   0      8R3me

    Die Resultate sind

          R2e2(n + 3)B                   R2e2B
ma =  --------------    ma,homogen = -------
       6(n + 5)me                     10me

    Wir wollen

    ma  = 2ma,homogen

    haben, oder

    ---ma-----       5(n-+-3)-
ma,homogen = 2 = 3(n + 5)

    Diese Gleichung hat die Lösung n = -15.

    PIC

    1. Wenn eine Spule oder Induktivität an eine Spannung gelegt wird, fliesst im ersten Augenblick kein Strom. Also ist
      I =  I =  ---U---- = ---100--V--- =  10-A =  3.33 A
 1    2   R1 + R2    10 Ω +  20 Ω    3

    2. Nach dem genügend lange gewartet wurde, verhält sich L wie ein Kurzschluss. Der Strom I1 ist dann
                U                100 V             100 V       100
I1 = ------------ =  ------------------=  ------------ = ---- A = 4.55 A
     R1 +  R2||R3    10 Ω + 20 Ω ||30 Ω    10 Ω + 12 Ω     22

      Der Strom I1 teilt sich auf die beiden Widerstände R2 und R3 umgekehrt proportional zu ihren Werten auf. Also ist

            k            k
I2 = R--     I3 = R--
       2            3

      Wir berechnen

                      (          )
I  = I  + I =  k  -1- + -1-
 1    2    3      R2    R3

      Zusammen

      I2 = I1---(--1-----)-= I1---R3--- =  4.55 A ⋅---30-Ω----- = 2.73 A
       R2  -1-+ -1-      R2 +  R3           20 Ω + 30 Ω
           R2   R3

    3. Beim Öffnen des Schalters wird der Strom durch R1 sofort zu null
      I1 = 0

      Der Strom durch L bleibt im ersten Augenblick wie er war (Spule). Wir haben also

      I2 = 4.55 A -  2.73 A  = 1.82 A

    4. Nach langer Zeit fliesst kein Strom mehr
      I  = I =  0
 1    2

  2. Wir verwenden das Faraday-Gesetz
    ∮
             dΦB--
   E ⋅ds =  -  dt

    auf der Schlaufe. Wir nehmen an, dass am rechten Teilweg das elektrische Feld null ist, und dass oben und unten das elektrische Feld entweder null oder senkrecht zum Integrationsweg ist. Damit ist

    ∮

   E ⋅ds = E ⋅L

    wenn L die Länge der Schlaufe parallel zu E im Inneren des Kondensators ist. Da aber B 0 ist, ist muss auch

    ∮
  E ⋅ds = 0

    sein. Damit existiert ein Widerspruch, der nur gelöst werden kann, wenn auf es E-Komponenten entlang der Teilpfade der Schlaufe gibt, die wir als null angenommen haben.

  3. Für beide Wege 1 und 2 ist Bi entgegengesetzt zu der durch den Umlauf definierten Richtung von da.
    ∮
   E ⋅ds  =  - d-ΦB1
  1              dt
              d
          =   --(B1 ⋅A1 )
              dt
          =  A  ⋅dB1-
               1  dt
                2dB1-
          =  πr 1 dt
                      2
          =  π (0.2 m ) (- 0.015 T/s)
          =  - 0.00188 V
    ∮              dΦ
  E ⋅ds  =   - ---B2
 2              dt
             -d
         =   dt (B2⋅A2)
                dB
         =   A2 ⋅--2
                 dt
               2 dB2-
         =   πr2 dt
         =   π(0.3 m )2(- 0.015 T/m )

         =   - 0.00424 V
    Für den Weg 3 ist der Umlaufsinn gleich wie für den Weg 1. Also ist
    ∮         ∮          ∮

  E ⋅ds =    E ⋅ds -    E ⋅ds = - 0.00188 V - (- 0.00424 V ) = 0.00236  V
 3         1          2

  4. Um den 100 µF-Kondensator auf 300 V aufzuladen benötigt man die Energie
    E1 =  1CU  2 = 1⋅10-4 F⋅3002 V2 = 4.5 J
      2        2

    Die Anfangsenergie im 900 µF-Kondensator ist

          1-   2   1-    -4      2  2
E3 =  2CU   =  2⋅9⋅10   F⋅100  V  = 4.5 J

    Also muss die gesamte Energie vom 900 µF-Kondensator auf den 100 µF-Kondensator übertragen werden. Wir wollen die Energie in der Spule zwischenspeichern. Wenn S1 geschlossen ist und S2 offen ist, bilden C1 und L einen Schwingkreis. In einem Schwingkreis wird Energie zwischen dem elektrischen Feld im Kondensator und dem magnetischen Feld in der Spule hin- und hertransferiert (analog zu kinetischer und potentieller Energie im Pendel). Wenn T1 die Schwingungsdauer des Schwingkreises ist, so ist nach der Zeit T14 C1 komplett entladen und alle Energie in L. Wenn nun S1 geöffnet wird und gleichzeitig S2 geschlossen wird, so bilden C2 und L einen Schwingkreis. Wenn T2 die Schwingungsdauer dieses Schwingkreises ist, müssen wir T24 warten und alle Energie ist von L auf das elektrische Feld von C2 übertragen. Dabei ist die Spannung aber negativ. Um den geforderten positiven Spannungswert zu bekommen warten wir einfach 3T24.

    Wir haben:

            ∘ -----     √ ----------4---
T1 = 2π   L⋅C1 = 2 π  10 H ⋅9⋅10   F =  0.596 s

    Also muss S1 während T14 = 0.149s geschlossen sein. Weiter haben wir:

           ∘  -----     √ ---------4--
T2 = 2π   L⋅C2 = 2π   10 H⋅10   F =  0.199 s

    Also muss S2 für 3T24 = 0.1491 s geschlossen werden. Nun ist C2 auf 300 V aufgeladen.

    Bemerkung: Diese Schaltung findet sich in fast allen aktuellen Netzteilen.

  5. Wir verwenden
    wmagn =  1H  ⋅B
         2

    Dies ist die von der Hysteresekurve umschlossene Fläche in der Abbildung. Die Hystereseverluste pro cm3 bekommt man, indem man

               -6 m3
w1cm3 =  10  ---3wmagn
             cm

    rechnet.

    Die Hysteresverluste sind aus der Fläche gerechnet

                      -1           - 2   -1          - 3
wmagn = 938 TAm     =  938 Vsm    Am    = 938 Jm

    Pro cm3 erhalten wir

          3                -3
w1 cm  = 0.000938  Jcm

    Bemerkung: Bei 1000 Hz würde das etwa einen Verlust von 1 Wcm-3 ausmachen.

  6. Die Larmorfrequenz ist
                          -19
Ω =  -e--B  = --1.6⋅10----C---5⋅10-5 T =  4.4⋅106 s-1
     2me      2⋅9.11⋅10-31 kg

  7. B(H ) = μ0(M  (H ) + H )
    M(H ) = χ(H ) H = 2μ1-
 π(           )
         H--
  arctan H0H
    B(H ) = μ0(           (    )     )
  2μ1arctan   H--  + 1
   π          H0H