Fitten mit Excel
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Verwenden von Excel zum Fitten

Die Anpassung von empirisch gefundenen oder theoretisch begründeten funktionalen Zusammenhängen an gemessene Daten ist nicht in jedem Falle einfach. Bei lineare Zusammenhängen funktionieren die meisten Programme sehr gut. Bei nichtlinearen Abhängigkeiten, die insbesondere über mehrere Grössenordnungen betrachtet werden müssen, sind meistens Probleme zu befürchten.

Die Datenanpassung beruht auf den im obigen Kapitel angegebenen Verfahren, unter Umständen auch auf wesentlich involvierteren Verfahren wie sie in den Referenzen 1 und 2 beschrieben werden.

In dieser Vorlesung sollen Sie mit den Möglichkeiten einer Tabellenkalkulation für diese Anpassungen vertraut gemacht werden. Natürlich können auch andere Programmpakete, of sogar besser, als Excel, das hier als Beispiel genommen wird, verwendet werden. Excel ist jedoch unschlagbar, wenn es um das Antasten an ein Anpassungsverfahren geht.

Als Beispiel verwende ich pV-Daten des Gases CO2. Diese Daten wurden mit einem, sich im Aufbau befindlichen Experiment des Grundpraktikums. Das Experiment läuft so ab, dass mit einer Mikrometerschraube das Probenvolumen, ausgehend von einem unbekannten Volumen V0 verändert wird. Eine weitere Unbekannte ist die Molzahl, da diese nur schlecht zu bestimmen ist. Wir starten mit einem leeren Bildschirm.

In diesen Bildschirm tragen wir nun oben den Titel ein

Es ist eine gute Praxis, die relevanten Gleichungen im Seitenkopf anzugeben. Hier enthalten die Zellen B4 und B5 die Umrechnungsgleichungen von den gemessenen Daten auf die physikalischen Grössen.

In der Zelle B8 geben wir die Gleichung des realen Gases ein, in der Zelle B9 die Auflösung nach p.

Wir geben nun in den Zellen A12 und A13 die Bezeichnungen der unbekannten Grössen ein. Die Zellen B12 und B13 enthalten Anfangswerte, die Zellen C12 und C13 die physikalischen Einheiten.

Die Zellen F3 bis I11 enthalten die Literaturwerte. Wir markieren nun den Bereich G4 bis H11.

Mit dem Befehl Einfügen – Namen – Erstellen... werden die Bezeichnungen der Namen festgelegt.

Wir wählen nun die Funktion aus linker Spalte aus.

Damit werden die Namen erzeugt, die dann als absolute Referenz in Formeln verwendet werden.

In die Zelle B16 wird die Temperatur des Gases eingegeben. Beachten Sie, dass mit absoluten Temperaturen gerechnet werden muss. Die Umrechnung kann, wie hier gezeigt, direkt in Excel durchgeführt werden.

Als nächstes geben wir die Messwerte ein, für die Mikrometerschraube in mm und für den Druck in mV. Dies sind die Einheiten, die wir ablesen. Es ist eine schlechte Praxis, schon vor dem Notieren der Werte Unrechnungen durchzuführen. Wenn bei diesen Umrechnungen nämlich ein Fehler passiert, dann ist er nicht mehr auszumerzen, Wenn die Umrechnungen erst im nachhinein geschehen, haben solche Fehler, wenn sie entdeckt werden, keine Konsequenz.

Als nächstes berechnen wir in der Spalte C die Volumenverringerung. Die Formel ist abgeleitet aus der in Zelle B4. Dabei wird zuerst das Volumen V0 ausser Acht gelassen, also nur D V = (50-x)*1.539e-7 ausgerechnet.

Wir markieren nun den Bereich, in den die Formel kopiert werden sollte. Mit Strg-U füllen wir den Bereich.

In der Spalte D wird nun das Volumen ausgerechnet. In der Formel =$B$12-C19 bedeutet die Zellenreferenz $B$12 das Volumen V0. $B bedeutet, dass beim Kopieren sich diese Spaltenreferenz nicht verändern sollte. $12 bedeutet, dass die Zeilenreferenz beim Kopieren nicht verändert werden soll. $B$12 bedeutet also eine absolute Referenz. C19 sagt, dass beim kopieren die Zellenreferenz relativ aufzufassen ist. Man kann auch Kombinationen verwenden, bei der nur die Spalten oder nur die Zeilen absolute Referenzen sind.

Die Spalte E enthält den in Pascal umgerechneten Druck. Dabei wird die in der Zelle B5 angegebene Umrechnung verwendet.

In der Spalte F wird nun der Druck mit der van der Waals Gas-Theorie ausgerechnet. $B$13 ist die zu berechnende Molzahl, D19 das Volumen, das implizit das Volumen V0 enthält

Die Spalte G enthält nun die Berechnung des Fehlers. Hier verwenden wir das Fehlerquadrat.

In der Zelle B14 wird nun die Summe aller Fehler eingetragen.

Nun können von Hand die freien Parameter verändert werden. Das erlaubt einem, den realistischen Parameterbereich abzuschätzen. Zur automatischen Abschätzung benötigen wir den Solver.

Die Einstellungen sehen so aus:

Die Zielzelle enthält die Referenz auf die Zelle, die minimiert werden soll. Der Solver funktioniert besser, wenn nicht nach einem Minimum, das ja auch lokal sein kann, sondern nach dem Zielwert 0 gesucht wird. Veränderbare Zellen sind die Molzahl und das Volumen V0. Die Nebenbedingungen verhindern, dass bei der Suche durch 0 geteilt wird. Unter den Optionen kann der Suchalgorithmus bestimmt werden.

Nach dem Starten des Lösungsprozesses läuft die Suche. Ist sie fündig geworden, wird der folgende Dialog anen.

Wir drücken nun auf den Knopf für den Diagrammassistenten.

Nun wählen wir

Ein Liniendiagramm ohne Datenpunkte aus und drücken Weiter.

Wir beschriften im nächsten Dialog das Diagramm

Und fügen es als neue Seite ein.

Sie sehen, dass der Fit nicht sehr gut ist.

Ein Grund ist das 1/x-Verhalten der Kurve. Wir glätten das Ganze, indem wir logarithmieren.

Nun fitten wir wieder und erhalten

Unbekannte

V0

4,67852E-06

m^3

n=

0,000633095

mol

Summe Abweichung

1,558E+00

Der dazugehörige Graph sieht folgendermassen aus:

Spielen Sie mit der beiliegenden Datei Aprechnung.xls. Sie enthält die oben gezeigten Rechnungen.

(c) Experimentelle Physik, Universität Ulm 04. Dezember 2001
V.i.S.d.P.: Othmar Marti, Experimentelle Physik, Universität Ulm
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