Vorlesungsskript
PHYS2200.0
Atomphysik, Wirtschaftsphysiker und Lehramtskandidaten

Othmar Marti und Manuel Gonçalves
Institut für Experimentelle Physik
PIC
Universität Ulm

27. Oktober 2014
Sag Atome, sage Stäubchen.
Sind sie auch unendlich klein,
Haben sie doch ihre Leibchen
Und die Neigung da zu sein.
Haben sie auch keine Köpfchen,
Sind sie doch voll Eigensinn.
Trotzig spricht das Zwerggeschöpfchen:
Ich will sein so wie ich bin.
Suche nur, sie zu bezwingen,
Stark und findig, wie du bist.
Solch ein Ding hat seine Schwingen,
Seine Kraft und seine List.
Wilhelm Busch in „Zu Guter Letzt“ (1899)

Inhaltsverzeichnis

1  Einleitung

1.1  Dank

Zu diesem werdenden Skript habe ich wertvolle Anregungen von Herrn Vollmer, Herrn Crasser und von Studierenden erhalten: herzlichen Dank!

1.2  Liste der Versuche zu den Vorlesungen

1.3  Termine

1.3.1  Vorlesungstermine




Monat Datum Datum



April 16.4. 17. 4.
23. 4. 24. 4.
30. 4.



Mai 7. 5. 8. 5.
14. 5. 15. 5.
21. 5. 22. 5.
29. 5.



Juni 4. 6. 5. 6.
11. 6. 12. 6.
18. 6. 19. 6.
25. 6. 26. 6.



Juli 2. 7. 3. 7.
9. 7. 10. 7.
16. 7. 17. 7.
3. 8. Klausur



01. 10. 2012 Nachklausur



1.3.2  Seminargruppen

Gruppe 1
Mittwoch, 16–18, N24/251 Othmar Marti
Gruppe 2
Donnerstag, 08–10, O25/306 Daniel Geiger
Gruppe 3
Donnerstag, 08–10, N24/254 Thomas Kerst
Gruppe 4
Donnerstag, 10–12, O25/306 Enno Giese
Gruppe 5
Donnerstag, 10–12, O25/346 Christof Happ

1.3.3  Seminardaten



Übung
Datum




1 18. 04. 2012 / 19. 04. 2012


2 25. 04. 2012 / 26. 04. 2012


3 02. 05. 2012 / 03. 05. 2012


4 09. 05. 2012 / 10. 05. 2012


5 23. 05. 2012 / 24. 05. 2012


6 30. 05. 2012 / 31. 05. 2012


7 13. 06. 2012 / 14. 06. 2012


8 20. 06. 2012 / 21. 06. 2012


9 27. 06. 2012 / 28. 06. 2012


10 04. 07. 2012 / 05. 07. 2012


11 11. 07. 2012 / 12. 07. 2012


12 18. 07. 2012 / 19. 07 2012




Tutorien in N24/251


1 16. 05. 2012, 16:00


2 06. 06. 2012, 16:00




Klausur 03. 08. 2012


Nachklausur 01. 10. 2012


1.4  Literaturhinweise

Die Vorlesung orientiert sich an den Werken von Haken und Wolf: Atom- und Quantenphysik[HW04] und Gerthsen Physik[Mes06]. Zur Mathematik sind die Werke von Arfken und Weber[AW95] und das Internetskript von Komma[Kom96] zu empfehlen. Weiter können Tipler[TM04], Physik, und, als leichtere Einführung, das Buch von Halliday[HRW03] konsultiert werden. Zum Aufarbeiten des gelernten Stoffes (nicht als Einsteigerliteratur) kann auch Kneubühls[Kne78] “Repetitorium der Physik” empfohlen werden. Mathematische Probleme und Formeln sind sehr schön im Bronstein[BSMM00] zusammengefasst. Dieses Skript gibt es auch im Intranet der Universität Ulm (ILIAS).

Die Geschichte der Physik ist von Simonyi[Sim90] hervorragend dargestellt.

Eine wunderbare Website zum Aufarbeiten Ihres Wissens ist Hyperphysics von R. Nave. Ergänzend gibt es vom gleichen Autor auch Hypermath.

2  Masse und Atome

(Siehe Simonyi, Kulturgeschichte der Physik [Sim90, pp. 71-75])

Die Existenz von Atomen wurde, nach unserem Wissen, das erste Mal in Griechenland vor über 2000 Jahren postuliert. Eine ausgezeichnete Darstellung der Physikgeschichte findet sich bei Simonyi[Sim90].

2.1  Avogadro-Zahl

(Siehe Haken, Wolf, Atom-und Quantenphysik [HW04, pp. 7-10])

Wenn ein Kristall immer weiter mit mechanischen Methoden zerkleinert wird, so scheint dies ein kontinuierlicher Prozess zu sein.

PIC Versuch zur Vorlesung: Kristall-Zerkleinerung

Warum muss man trotzdem annehmen, dass die Materie aus kleinsten Einheiten aufgebaut ist?

Optik
Auch bei extrem klarer Sicht ist der Himmel blau. Da der Weltraum bis auf die Sonne (und in vermindertem Masse, Mond und Sterne) dunkel ist, muss das von oben kommende Licht in der hohen Atmosphäre gestreut worden sein. Dies kann nur an Inhomogenitäten der Luft geschehen. Also muss die Luft eine Körnigkeit haben. Wir wissen durch Rayleigh, dass die Streuamplitude proportional zu (r∕λ)4 ist, sofern die streuenden Teilchen sehr viel kleiner sind als die Wellenlänge λ des gestreuten Lichtes.Da der Himmel blau ist, muss also die Längenskala r der Körnigkeit sehr viel kleiner sein als die mittlere Wellenlänge des Sonnenlichts, also
r «  ⟨λ⟩ = 500 nm

Die Streuung führt übrigens auch zu einer Polarisation.

Chemie
Bei jeder chemischen Reaktion werden Stoffe immer in gewissen, unabänderlichen Gewichtsverhältnissen umgesetzt. Das heisst, dass die Ursache der Körnigkeit materialspezifisch ist. Weiter findet man, dass Stoffe wie Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff eine Körnigkeit haben, die ein ganzzahliges Vielfaches der Körnigkeit des Wasserstoffs ist.
Brownsche Bewegung
Robert Brown beobachtete die Zitterbewegung einzelner Bärlappsamen. Er schloss daraus, dass diese Bärlappsamen ununterbrochen von einzelnen sehr viel masseärmeren Teilchen gestossen würden. Daraus folgerte er, dass Wasser aus Teilchen bestehen müsse.
Röntgenbeugung
Mit der von Max von Laue erstmals beobachteten Röntgenbeugung durch Max von Laue (Nobelpreis 1914) konnte erstmals gezeigt werden, dass feste Materie aus einzelnen kleinsten Teilchen bestand, deren Abstand aus den Beugungsmustern berechnet werden konnte.

Alle diese Experimente ergaben, dass die Anzahl der Teilchen aus der Molzahl der Chemiker berechnet werden konnte. Der Proportionalitätsfaktor heisst Avogadro-Zahl NA. Sie gibt an, wie viele Teilchen in einem Mol vorhanden sind. In Deutschland wird manchmal auch die Loschmidt-Zahl NL = NA verwendet, sie ist aber im Rest der Welt nicht gebräuchlich. Bei Kenntnis der Boltzmann-Konstante kB kann NA auf verschiedene Weise bestimmt werden:

Elektrolyse
Wenn die Elementarladung e bekannt ist, kann man aus dem Strom I durch einen Elektrolyten und der abgeschiedenen Masse m die Faraday-Zahl
F =  eNA =  9.65·104 Cmol  -1
(2.1)

bestimmt werden. Damit ist auch die Avogadro-Zahl NA bestimmt.

Gaskonstante und Boltzmann-Konstante
Es gilt die Beziehung
R =  k·NA
(2.2)

Die Gaskonstante R kann aus der Gleichung für ideale Gase abgeleitet werden, zum Beispiel aus pV -Diagrammen.

PIC

pV -Diagramm für ein ideales Gas

Die Boltzmann-Konstante kann aus dem Sedimentationsgleichgewicht bestimmt werden (Jean-Babtiste Perrin[Per09], Nobelpreis 1926). Er erhielt für die Höhenverteilung der Teilchenzahl die folgende Gleichung:

              (               )
                  VT-(ρ---ρ˜)gh-
n (h ) = n0exp   -     k T
                       B
(2.3)

Hier ist V T das Volumen eines Teilchens, ρ die Dichte dieses Teilchens, ˜ρ die Dichte der umgebenden Flüssigkeit, g der Betrag des Feldvektors der Gravitation an der Erdoberfläche (dem Ort des Experiments) und h die Höhe über der Referenzstelle.

Röntgenbeugung
William Henry Bragg und sein Sohn William Lawrence Bragg (beide Nobelpreis 1915) entwickelten 1913 die Drehkristallmethode und die Bragggleichung die die Streuwinkel θ mit der Wellenlänge λ und dem Netzebenenabstand d verknüpft.

PIC

Gangunterschied bei der Bragg-Streuung

                      θ-
nλ = 2d sin α =  2dsin 2
(2.4)

Aus dem Netzebenenabstand kann man das Volumen eines Atoms V A bestimmen. Die Avogadrozahl folgt dann aus

NA  = -M--
      ρVA
(2.5)

ℕAℂ kristallisiert in einem kubischen Gitter mit dem Netzebenenabstand a, wobei sich in der Einheitszelle jeweils ein positives und ein negatives Ion befinden. Dies ist äquivalent zu dem Würfel in der Abbildung unten mit der halben Kantenlänge a∕2, wobei sich die positiven ℕA+-Ionen (klein) und die negativen --Ionen abwechseln.

PIC

ℕAℂ -Gitter

Die Ionen an den Ecken sind Teil von 8 Würfeln, so dass in diesem Würfel mit dem Volumen (a∕2)3 netto ein Ion, also ein halbes ℕAℂ liegt. Die Dichte der ℕAℂ ist demnach

       (  )3
n =  1- 2-
     2  a
(2.6)

Mit V mol = NAV A = M∕ρ bekommen wir aus Gleichung (2.5) und aus Gleichung (2.6)

n =  NA---= NA-ρ-
     Vmol    M
(2.7)

und damit

       M     4M
NA =  n--- = ----
        ρ    a3ρ
(2.8)

Mit den Daten ρ = 1987 kgm-3 und M = 0.07455 kgmol sowie a = 629 pm bekommt man

NA  = 6.03·1023  mol- 1

2.2  Atome sehen

Atome kann man nicht sehen. Greifen wir der Vorlesung voraus und verwenden die Heisenbergsche Unschärferelation

Δpx · Δx  ≥ h

und die Beziehung für den Impuls des Lichts in Funktion der Wellenlänge

p = h-
    λ

so bekommt man

h
--·x  ≥ h
λ

oder

x ≥ λ

Diese grobe Ableitung des Auflösungsvermögens eines optischen Instrumentes zeigt, dass um Atome sehen zu können, Licht mit einer Wellenlänge von etwa 100 pm verwenden muss. Dies ist Röntgenlicht: es gibt auch heute noch keine vernünftige Optik für diese kurzen Wellenlängen. Die besten Optiken haben eine etwa 100 bis 1000 mal schlechtere Auflösung als die Wellenlänge.

Bis jetzt sind nur indirekte Methoden bekannt um Atome sichtbar zu machen. Am nächsten einer optischen Abbildung kommt dabei das Transmissionselektronenmikroskop (TEM). Auch hier ist die Wellenlänge etwa 1100-tel der aufgelösten Struktur.

2.2.1  Feldionenmikroskopie

Obwohl mit Streumethoden gesichert war, dass Atome existieren, dauerte es bis 1951 bis einzelne Atome direkt beobachtet werden konnten. E.W. Müller erfand das Feldionenmikroskop[Mül51]. Dieses ist eine Weiterentwicklung des Feldemissionsmikroskops.

PIC

E.W. Müllers Feldemissionsmikroskop.

Elektronen verlassen wegen den hohen Feldern an Kanten (Blitzableiter) die Spitze und fliegen radial auf den Leuchtschirm zu. Durch die kleine Masse der Elektronen ist ihre transversale Impulskomponente nicht gut definiert: das Bild wird so ausgeschmiert, dass die Abbildung keine scharfen Kanten enthält.

Versuch zur Vorlesung:
Feldemissions-Mikroskop: Austritt von Elektronen aus einer Wolframspitze (Versuchskarte EM-15)

Das Feldionenmikroskop verwendet zusätzlich Helium-Atome. Diese werden in der Nähe der nun positiv geladenen Spitze ionisiert und auf den Leuchtschirm zu beschleunigt. Normalerweise könnte das höchstenergetische Elektron nicht das -Atom verlassen. Durch die extrem hohe Feldstärke E ~ 50 Vm-1 wird das elektrostatische Potential jedoch so verformt, dass dieses Elektron in die Wolframspitze tunneln kann. Durch die grössere Masse der +-Ionen ist deren transversaler Impuls wesentlich besser definiert als bei Elektronen. Dadurch entsteht eine genügend aufgelöste Abbildung der Atome.

PIC

E.W. Müllers Feldionenmikroskop. Unten ist der Potentialverlauf bei der -Ionisation angegeben.

Eine solche Abbildung ist in der nächsten Abbildung 2.2.1 gezeigt.

PIC

Feldionenmikroskopisches Bild einer 110-orientierten Wolframspitze (By Atomsondenbenutzer. Atomsondenbenutzer at de.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons) [Ato07].

2.2.2  Rastertunnelmikroskopie

PIC

Schematischer Aufbau eines Rastertunnelmikroskopes. Der Tunnelstrom an der Spitze wird durch einen Strom-Spannungs-Wandler in eine Spannung umgewandelt und wird als Eingangssignal für die Steuerung des Spitze-Probe-Abstandes verwendet. Hochspannungsverstärker erzeugen die notwendigen Spannungen für die x-, y-, und z-Elektroden. Die Datenerfassung und die Erzeugung der Rastersignale werden durch Rechner durchgeführt.

PIC PIC

Die linke Seite zeigt eine rastertunnelmikroskopische Aufnahme einer Graphitoberfläche bei 6.8 K (aus [Mar87]). Der Bildausschnitt hat 3.3 nm Kantenlänge. Die totale Höhenvariation ist 0.54 nm, von unten (hell) nach oben (dunkel) gemessen. Die rechte Seite zeigt den Aufbau der Graphitoberfläche.

2.2.3  Brownsche Bewegung

Bei der Brownschen Bewegung wandern die Teilchen getrieben durch die Stösse von Atomen oder Molekülen aus dem umgebenden Medium zufällig durch das Gesichtsfeld im Mikroskop1.

PIC

Simulierte Verteilung des Aufenthaltes eines Teilchens mit Brownscher Bewegung bei 5000 Zeitschritten.

Der mittlere Abstand vom Ursprung nimmt für grosse Zeiten wie

⟨  2⟩           kBT
 x   t = 3Dt = 2-πηrt
(2.1)

zu, wobei η die Viskosität, r der Teilchenradius und D die Diffusionskonstante nach Einstein[Ein05] und Soluchowski[vS06].

PIC Versuch zur Vorlesung: Brownsche Molekularbewegung (Versuchskarte TH-90)

Damit ist gezeigt, dass die Brownsche Bewegung eine alternative Möglichkeit zur Bestimmung von kB bietet.

2.3  Bestimmung der Atomgrösse

Die Grösse von Atomen kann mit Röntgenbeugung (Siehe 2.1) bestimmt werden. Eine weitere, unabhängige Möglichkeit bietet die Bestimmung des Wirkungsquerschnitts.

PIC

Berechnung des Streuquerschnitts mit zwei Teilchen mit den Radien r und R.

Aus der Zeichnung liest man ab, das der Streuquerschnitt

              2
σ =  π(r + R )
(2.1)

ist. Wir betrachten ein Ensemble von vielen Teilchen in einem Volumen. Dieses Volumen habe die Oberfläche A = πR2 gegenüber der Teilchenquelle und die Dicke d. In diesem Volumen befinden sich NV Atome mit jeweils dem Streuquerschnitt σ. Dann ist die Wahrscheinlichkeit W einer Kollision

      Fläche aller σ im  durchstrahlte Volumen     N  σ
W  =  ----------------------------------------=  --V--
                         A                        A

Dabei haben wir nicht berücksichtigt, dass ab einer gewissen Tiefe d die Streuquerschnitte σ sich teilweise überlappen. Zur Berechnung müssen wir also zu einer differentiellen Formulierung übergehen. Hier ist N die Anzahl der eingestrahlten Partikel an der Oberfläche A der Schicht und ΔN die Anzahl der Streufälle. Dann nimmt die Anzahl der Partikel nach der Strecke Δx im Volumen ab wie

ΔN  =  - W ·N  =  - NV-·σ-·N
                      A
(2.2)

Wir nahmen dabei an, dass jeder Streufall das eingestrahlte Partikel aus dem transmittierten Strahl entfernt. Ersetzen wir NV durch n·A·Δx, wobei n die Teilchenzahldichte der Atome ist, erhalten wir

ΔN  =  - n·A--·Δx-·-σ-·N  =  - n ·Δx ·σ ·N
              A
(2.3)

Oder nach dem Übergang zur differentiellen Schreibweise

dN--=  - n· σ·dx
 N
(2.4)

Die Lösung für eine durchstrahlte Fläche der Dicke x ist

N (x ) = N0 exp (- n· σ ·x )
(2.5)

Die Zahl Nstreu der abgelenkten Atome ist

Nstreu(x) = N0 - N (x ) = N0 (1 - exp (- n· σ·x ))
(2.6)

α = ist der totale Wirkungsquerschnitt. Also kann man durch die Bestimmung der Anzahl gestreuten oder ungestreuten Atome σ und daraus, wenn man gleiche Atomsorten für Projektile und Ziele verwendet aus R = r auch r bestimmen.

3  Strahlung

(Siehe Gerthsen, Physik [Mes06, pp. 567-603])

Unter Strahlung verstehen wir die Emission elektromagnetischer Energie. Wir beschränken uns hier nicht nur auf Licht, sondern auf allgemeine elektromagnetische Strahlung. Wir verwenden die Grundgesetze aus der Optik und der Elektrizitätslehre.

3.1  Strahlungsfelder

(Siehe Gerthsen, Physik [Mes06, pp. 567-571])

Von einer Quelle eines Strahlungsfeldes fliesst Energie weg. Der Fluss dieser Energie wird durch die Intensität I (Einheit Wm-2) und die Strahlungsstromdichte D(r) als gerichtete Grösse charakterisiert. Auf einem Flächenstück dA, dessen Normaleneinheitsvektor dA∕dA im Winkel α zur Ausbreitungsrichtung (gegeben durch den Wellenvektor k) steht, ist die momentane Strahlungsleistung dP

dP  = D  ·dA  = DA  cos(α ) = IA cos(α)
(3.1)

Die Bestrahlungsstärke nennt man E, definiert als

E =  D cosα
(3.2)

Die Einheit von E ist Wm-2. Die auf der Fläche eintreffende Energie, die Bestrahlung, ist

∫
  E ·dt

Die Leistung der Strahlungsquelle auf einer endlichen Fläche, auch Strahlungsfluss Φ genannt, ist

          ∬             ∬
P  = Φ =      D ·dA   =     EdA

Strahlungsquellen haben meistens keine kugelsymmetrische Abstrahlcharakteristik. Der in den Raumwinkel dΩ gerichtete Leistung wird durch die Strahlungsstärke J, Einheit Wsterad-1 gegeben

J = dP-
     dΩ
(3.3)

Die spezifische Ausstrahlung R beschreibt die Ausstrahlung der Quelle von einem Flächenstück dA in den ganzen Halbraum

R =  dP-
     dA
(3.4)

Schliesslich wird vom Flächenelement dA in den Raumwinkel dΩ eine Leistung d2P abgestrahlt. Diese wird durch die Strahlungsdichte B beschrieben

      d2P
B  = ------
     dAd Ω
(3.5)

Eine Quelle ohne Richtungsabhängigkeit wird Lambert-Strahler genannt. Realisierungen eines Lambert-Strahlers sind ein mattes weisses Papier, ein heisser schwarzer Körper oder eine Öffnung in einem strahlungsgefüllten Körper. Wird ein Lambert-Strahler im Winkel α gegen die Oberflächennormale betrachtet, so ist die Strahlungsstärke nach dem Lambert-Gesetz

J = J0 cosα
(3.6)

3.1.1  Photometrische Grössen

Wenn wir sichtbare Strahlung durch unser Auge wahrnehmen, ist die Reizung unserer Sehnerven nicht proportional zur teilchenzahl oder zur Energie. Um der Wellenlängenabhängigkeit unseres Sehempfindens Rechnung zu tragen, wurden photometrische Grössen definiert, die Eigenschaften des Auges berücksichtigen. Die Photometrie beruht auf der SI-Grundeinheit Candela, abgekürzt cd.

Ein Candela ist definiert als der Lichtstrom pro Raumwinkeleinheit, der von 610 cm2 eines schwarzen Körpers bei 2042 K, der Schmelztemperatur von Platin, ausgeht.

Physikalische Grössen
Physiologische oder photometrische Grössen

Grösse

Symbol Einheit

Grösse

Symbol Einheit






Strahlungsenergie

E J

Lichtmenge

Q lms

Strahlungsfluss

Φ W

Lichtstrom

Φ lm

Spezifische Ausstrahlung

R Wm-2

Spezifische Lichtausstrahlung

R lmm-2

Strahlungsstärke

J = dΦ
dΩ Wsterad-1

Lichtstärke

I = dΦ
dΩ- cd = lmsterad-1

Strahlungsdichte

B = --dJ--
dAdcosα Wm-2sterad-1

Leuchtdichte

B = --dI--
dAdcosα cdm-2 = sb

Intensität Strahlungsflussdichte

D = I = -dΦ-
dA⊥ Wm-2

Intensität Lichtstromdichte

D = I = -dΦ-
dA⊥ lx = lmm-2

Bestrahlungsstärke

E = D cos α Wm-2

Beleuchtungsdichte

E = D cos α lx

Bestrahlung

Edt Jm-2

Beleuchtung

Edt lxs
Photometrische Grössen

PIC Versuch zur Vorlesung: Fettfleckphotometrie: Helligkeitsvergleich zweier Lampen (Versuchskarte O-61)

3.2  Strahlungsgesetze

3.2.1  Thermische Strahlung

Wärmestrahlung ist eine Form elektromagnetischer Strahlung. Die Sonne versorgt so die Erde mit der notwendigen Energie. Aus der Optik wissen wir, dass bei einem Strahlungsfluss Φ auf eine Grenzfläche die folgende Energiebilanz gilt:

Φ =  ΦR +  ΦT + Φa =  aR· Φ + aT · Φ + ϵ· Φ
(3.1)

wobei ΦT den transmittierten Fluss, ΦR den reflektierten Fluss und Φa den absorbierten Fluss beschreibt. Wir bezeichnen mit ϵ den Absorptionsgrad. Nimmt man an, dass die Probe dick ist, dann gibt es keinen transmittierten Fluss. Dann gilt mit aR = 1 - ϵ

Φ = (1 - ϵ)ΦR + ϵΦa
(3.2)

Der Absorptionsgrad ϵ hängt von der Frequenz ab. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es zum Beispiel keine Kaltlichtspiegel bei Halogenlampen.

Wenn man die Ausstrahlung einer schwarzen Fläche (ϵ = 1) mit Ps beschreibt ist die Ausstrahlung einer beliebigen Fläche durch

P = ϵPs
(3.3)

gegeben. Dieses Strahlungsgesetz von Kirchhoff bedeutet, dass die Emissionseigenschaften und die Absorptionseigenschaften zusammenhängen. Gut absorbierende Flächen sind auch gut emittierende Flächen. wenn dem nicht so wäre, könnte man ein Perpetuum Mobile der zweiten Art herstellen.

Nehmen wir an, eine Fläche mit ϵ1 under Temperatur T strahle die Leistung P1 auf die zweite Fläche mit der Temperatur T. Gleichzeitig strahle die zweite Fläche mit ϵ2 die Leistung P2 auf die erste Fläche. Beide Flächen sind im thermischen Gleichgewicht. Dann muss

ϵ1·P2  = ϵ2·P1
(3.4)

sein. Dies ist dann der Fall, wenn die aus der Temperatur berechnete Leistung P(T), die auch nur von der Temperatur abhängt, sich mit Pi wie

Pi = ϵi·P (T )
(3.5)

verhält. Nur dann ist die Gleichung (3.4) erfüllt.

PIC Versuch zur Vorlesung: Pyrometermodell (Versuchskarte AT-12)

PIC Versuch zur Vorlesung: Infrarotkamera: Optische Temperaturmessung (Versuchskarte AT-44)

PIC Versuch zur Vorlesung: Wärmestrahlung: Abstandsabhängigkeit bei einer punktförmigen Quelle (Versuchskarte AT-54)

3.2.2  Schwarzkörperstrahlung

(Siehe Gerthsen, Physik [Mes06, pp. 573])

PIC Versuch zur Vorlesung: Hohlraumstrahler: Absorption und Emission an Rohr mit Loch (Versuchskarte AT-39)

PIC PIC

Links: Schematische Darstellung eines schwarzen Körpers. Rechts: Blick auf den Ofen einer Glasbläserei. Die kleine Öffnung wirkt fast wie ein schwarzer Körper.

Licht, das durch die kleine Öffnung in den Hohlraum des schwarzen Körpers eintritt, wird bei jeder Reflexion an der Oberfläche mit der Wahrscheinlichkeit ϵ absorbiert und mit der Wahrscheinlichkeit 1 - ϵ < 1 reflektiert. Nach n Reflexionen ist die verbleibende Intensität des Lichtstrahls auf (1 - ϵ)n abgesunken, sie wird also beliebig klein. Das heisst, der Absorptionsgrad der Öffnung in diesem Hohlraum ist ϵ = 1.

Spektrale Grössen werden hier mit dem Subskript ν

      dX--
X ν = d ν

bestimmt.

Wir definieren nun eine spektrale Energiedichte ϱ(ν,T). Sie besteht aus dem Produkt aus der Energiedichte ϱ(ν,T) und dem Frequenzband der Breite , das das Intervall (ν,ν + ) beschreibt. Diese Energie ϱ(ν,T)bewegt sich mit der Geschwindigkeit c durch den Raum und zu den Wänden des Hohlraums. Eine ideale schwarze Wand absorbiert diese Energie ϱ(ν,T) und emittiert nach Kirchhoff gleichzeitig Ps,ν(ν,T). Im Gleichgewicht müssen sich die Absorption und die Emission die Balance halten. Wir können also die spezifische Ausstrahlung durch die Energiedichte ϱ ausdrücken1.

Rs,ν(ν, T) = cϱ(ν,T )
(3.6)

oder, integriert über alle Frequenzen,

          ∫∞
Rs(T ) = c  ϱ (ν, T)dν
          0
(3.7)

Die gemessene spektrale Energiedichte sieht wie in der Abbildung 3.2.2 aus.

PIC

Spektrale Energiedichteverteilung nach Wellenlänge.

Wenn man die Energiedichteverteilung gegen die Frequenz aufträgt, erhält man:

PIC

Spektrale Energiedichteverteilung nach Frequenz

3.2.2.1. Plancks Strahlungsgesetz

PIC Versuch zur Vorlesung: Plancksches Strahlungsgesetz: Strahlung einer Glühlampe bei verschiedenen Temperaturen (Versuchskarte AT-21)

Im Vorgriff auf das Kommende definieren wir das Plancksches Wirkungsquantum

                   - 34
h =  6.62606896 ·10     Js
(3.8)

Die Grösse können sie sich mit der Eselsbrücke: h ~ 2π·10-34 Js merken.

Oftmals wird in der Physik, weil es bequemer ist, mit dem reduzierten Wirkungsquantum gerechnet

ℏ = 1.054571628 ·10 -34 Js
(3.9)

Auch hier gibt es eine Eselsbrücke: = 10-34 Js.

Das Wirkungsquantum ist ein Konzept aus der statistischen Physik, einem Teilgebiet der Thermodynamik.

(Siehe Demtröder, Laserspektroskopie [Dem93, p. 8]

Wir betrachten eine elektromagnetische Welle in einem quaderförmigen Hohlraum. Der zeit- und ortsabhängige Vektor ihres elektrischen Feldes ist

          ∑
E (r, t) =    Ei exp [i(ωit + ki ·r )] + c.c.
           i
(3.10)

In diesem quaderförmigen Hohlraum, dessen Quaderseiten entlang den Koordinatenachsen seien, gibt es stehende Wellen. Die Wellenzahlen kx, ky und kz sind durch die Ausdehnung in die entsprechende Richtung gegeben. Nur dann wenn eine ganzahlige Anzahl halber Wellenlängen Platz hat, haben wir eine mögliche Welle. Alle Wellen können sowohl in die + wie auch in die --Richtung laufen. Wir haben also

k = (±kx, ±ky, ±kz ) = ⇒ 2·2 ·2 = 8
(3.11)

mögliche Kombinationen zu einem Tripel (kx,ky,kz). Bei einem Würfel mit der Seitenlänge L sind die möglichen Wellenzahlen

k =  π-(nx,ny, nz)     nx, ny,nz ∈ ℕ ∪ {0 }
     L
(3.12)

Der Betrag der Wellenzahlen wird

           π ∘ -------------
k =  |k | = --  n2x + n2y + n2z
           L
(3.13)

Damit gibt es zwischen der Kantenlänge und der Wellenlänge die Beziehung

     λ-∘ -2----2----2-
L =  2   nx + ny + nz
(3.14)

Analog dazu bekommt man mit k = ω∕c die Kreisfrequenzen

         -------------
ω = πc-∘ n2 + n2 + n2
     L     x    y    z
(3.15)

Da elektromagnetische Wellen transversal sind, gibt es zwei Polarisationen entlang den Vektoren ^e 1 und ^e 2 (mit ^e i·k = 0). Diese beiden Polarisationsvektoren stehen senkrecht zum Wellenvektor (der Ausbreitungsrichtung). Das elektrische Feld der i-ten Mode ist

Ei  = ei,1^e1 + ei,2^e2
(3.16)

Zu jedem einen Wellenvektor beschreibenden Zahlentripel (nx,ny,nz) gibt es zwei Polarisationen.

Jede beliebige Feldkombination im Hohlraum lässt sich als Linearkombination der Moden mit ihren Modenzahlen nx, ny, nz und den beiden Polarisationen darstellen.

Wir wollen die Anzahl Moden bis zu einer bestimmten Energie bestimmen. Das heisst, dass ω < ωmax oder k < kmax sein soll. Diese Frage ist äquivalent zu: Wieviele Wellenvektoren passen in eine Kugel mit dem Radius kmax.Aus ω = πc
 L∘ -------------
  n2x + n2y + n2z folgt

       ∘ -------------
L-ω =    n2 + n2 + n2
 πc       x    y    z
(3.17)

Dies ist eine Kugel mit dem Radius R = Lπωc-. In dieser Kugel bilden die möglichen Wellenvektoren ein kubisches Gitter mit der Gitterkonstante π-
L. Die Randeffekte beim Abzählen können vernachlässigt werden, wenn

L ω
--- »  1 oder 2L »  λ
 πc
(3.18)

ist. Das Volumen einer Kugel ist V = (4π∕3)r3. Da n x,ny,nz {0} ist, verwenden wir nur 18 des Kugelvolumens. Die Anzahl Moden bis zu kmax oder ωmax sind

             1 4π (L ω)3    8πν3L3
N  (ωmax ) = 2----- ---   =  ----3---
             8  3   πc        3c
(3.19)

wobei die Faktoren die Polarisationen, den Bruchteil des Kugelsegments, und Radius des Kugelsegments darstellen. Die Modendichte erhält man durch Ableiten

          8π ν2
n(ν )d ν = --3--dν
           c
(3.20)

Die Energie des Lichtes kann nur diskrete Werte annehmen, nach Einstein ist E = . Die Wände unseres Resonators sollen die Temperatur T haben. Die Wahrscheinlichkeitsdichte Eigenschwingungen mit der Energie W(k) = k·im Gleichgewicht mit Wänden der Temperatur T ist dann

       n     (  (k ·h ν))
p(k) = --exp  - --------
       Z          kBT
(3.21)

wobei n die Gesamtdichte aller Eigenschwingungen im Resonator sind. Die Grösse Z in dieser Gleichung ist die Zustandssumme

      ∞     (          )
Z  = ∑  exp   - (k-·h-ν)-
      k          kBT
(3.22)

Mit dieser Definition ist p(k) normiert:

     ∞
n = ∑  p (k )
     k

Die mittlere Energiedichte pro Eigenschwingung ist nun

                                              (          )
       1-∑∞                  -1 ∞∑                (k·h-ν-)
ρ¯d ν = n    p(k)(k·h ν )dν = Z    (k·h ν )exp  -   kBT     dν
          k                     k
(3.23)

Die unendliche Reihe hat einen analytisch berechenbaren Grenzwert

¯ρdν =  ----(-hν-)----dν
       exp  -hν- -  1
            kBT
(3.24)

Die spektrale Strahlungsdichte ρ(ν,T) bekommen wir, indem die mittlere Energiedichte pro Eigenschwingung mit der Dichte der Eigenschwingungen n(ν)= 8πν2
-c3-multipliziert wird. Wir erhalten das Plancksche Strahlungsgesetz.

Plancksches Strahlungsgesetz

            8πν2      hν
ϱ(ν,T)dν =  --3---hν∕(kBT-)---d ν
             c   e        - 1
(3.25)

Einsteins Quantenhypothese Ausgehend von seinem Verständnis des Fotoeffekts [Ein05] kam Einstein zur folgenden Hypothese: Quantenhypothese Einsteins
Atome, die die Energie absorbieren, haben eine höhere Energie als Atome im Grundzustand

Wir verwenden die folgenden Definitionen:

n*
Teilchenzahldichte der angeregten Atome
n0
Teilchenzahldichte der Grundzustandsatome

Wir nehmen thermisches Gleichgewicht an und verwenden deshalb die Boltzmann-Verteilung zur Berechnung der Teilchenzahldichte der angeregten Atome

n*
---= e-E ∕(kBT)
n0
(3.26)

Albert Einstein nahm an, dass wie in Abbildung fig:energie:austausch dargestellt der Energieaustausch zwischen dem Unteren und dem oberen Zustand auf drei Wegen möglich sei. Die Anregung aus dem unteren Zustand in den oberen Zustand (Niveau) geschieht nur, wenn externe Energie absorbiert. Der höherenergetischen Zustand kann auf zwei Wegen verlassen werden: erstens zufällig (statistisch) oder induziert, das heisst im Takt mit externen Feldern.

PIC

Schema der möglichen Anregungen und Emissionen in einem Zweiniveau-Atom.

Einstein hatte als Neuerung die induzierten Emission postuliert. Zur Berechnung des Spektrums eines schwarzen Strahlers verwenden wir die Einsteinsche Formulierung mit Quanten. Ursprünglich hatte Planck das Spektrum mit thermodynamischen Methoden berechnet, wobei h das aus der statistischen Physik bekannte Phasenraumvolumen war. ein Phasenraumelement ist eine Fläche, deren eine Seite eine Länge und deren andere Seite eine Geschwindigkeit ist.

Die Anzahlen der Absorptionen und Emissionen werden wie folgt angegeben:

         Anzahl  Absorptionen
         -----------3---------  =   B1 ϱ(ν,T)n0           (3.27 )
                  m  s
  Anzahl--spontane-Emissionen-- =   An *
              m3s
Anzahl  induzierter Emissionen                  *
---------------3--------------  =   B2 ϱ(ν,T)n
             m  s

wobei A den Einsteinkoeffizienten den spontanen Emission, B1 der Einsteinkoeffizienten der Absorption und B2 den Einsteinkoeffizienten der induzierten Emission bedeutet.

Von der Einsteinschen Quantenhypothese zum Planckschen Strahlungsgesetz Im Gleichgewicht muss es gleich viele Emissionen wie Absorptionen geben.

B1 ϱ(ν,T )n0 = An * + B2ϱ(ν,T )n*
(3.28)

Da die induzierte Emission der Umkehrprozess zur Absorption ist, muss

B1 =  B2 = B
(3.29)

sein. Wir können Gleichung (3.28) wie folgt umformen

                              *                     -E∕(k T)
B ϱ(ν,T)n0 =  (A  + B ϱ(ν,T)) n =  [A  + B ϱ(ν,T)]n0e     B
(3.30)

Damit erhalten wir die Energiedichte

           [     -E∕(kBT)]        -E∕(kBT )
B ϱ(ν,T)n0  1 - e         =  An0e

Infinitesimal geschrieben bekommen wir

             A   e-hν∕(kBT )       A       1
ϱ(ν,T )dν =  --------hν∕(kBT)d ν = ---hν∕(kBT)----dν
             B 1 - e              B e        - 1
(3.31)

Unbekannt ist nun noch A∕B. Den Koeffizienten berechnet man aus der Modendichte des Hohlraumes

          3
A- = 8-πhν-
B      c3
(3.32)

Die Modendichte sagt, wie viele Resonanzen es pro Frequenzintervall gibt. Zusammen bekommen wir das Plancksche Strahlungsgesetz (wie Gleichung (3.25) ).

                           2
ϱ(ν,T )dν = ϱ (T )dν = 8π-ν------h-ν-----dν
             ν           c3 ehν∕(kBT) - 1
(3.33)

Es ist nun instruktiv, die beiden Grenzfälle für sehr hohe und für sehr niedrige Frequenzen zu betrachten. Für sehr niedrige Frequenzen, im Grenzfall « kBT, gilt

                hν
ehν∕(kBT) ≈ 1 + -----
               kBT

Dies ist das Raileigh-Jeans-Gesetz.

Rayleigh-Jeans-Gesetz

                        8πν2
ϱ (ν, T)dν = ϱ ν(T )dν ≈  -c3-kBT  dν
(3.34)

Dieses Gesetz war vor Planck bekannt. Es sagt voraus, dass die Energiedichte gegen hohe Frequenzen zunimmt, dass also im Ultravioletten die gesamte unendlich grosse Energie des Universums konzentriert sei. Diese Ultraviolettkathastrophe zeigt, dass das Gesetz nur in Teilbereichen stimmen kann.

Für sehr hohe Frequenzen, also » kBT, gilt

 hν∕(kBT )
e        »  1

Dann kann das Plancksche Strahlungsgesetz durch das Wiensche Strahlungsgesetz angenähert werden

Wiensches Strahlungsgesetz

                       8πh ν3
ϱ(ν,T )dν = ϱν(T )dν ≈ ---3--e- hν∕(kBT)dν
                         c
(3.35)

Das Wiensche Strahlungsgesetz (siehe Abbildung fig:3.5) stimmt einigermassen, aber doch nicht so korrekt wie das Plancksche Strahlungsgesetz. Insbesondere ergibt sich aber bei Wien keine Ultraviolettkathastrophe.

PIC

Vergleich der Gesetze von Planck, Wien und Rayleigh Jeans bei 6000K

Penzias und Wilson fanden Anfang der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, dass das Rauschen höchstempfindlicher Antennen, wenn sie nach oben gerichtet waren, die gleiche spektralverteilung hatte, wie ein schwarzer Strahler bei etwa 2.7 K. Abbildung 3.2.2.1.2 zeigt die kosmische Energiedichteverteilung

PIC

Spektrale Energiedichteverteilung der Hintergrundsstrahlung von 2.735K

3.2.2.2. Wiensches Verschiebungsgesetz

Oftmals möchte man die Frequenz ν wissen, bei der das Emissionsspektrum des schwarzen Strahlers maximal ist. Zur Berechnung des Maximums substituieren wir in Gleichung (3.25)

     -hν--
x =  k T
      B

und setzten

dx  = --h--dν
      kBT

Weiter vernachlässigen wir die konstanten Vorfaktoren, die für die Lage des Maximums irrelevant sind. Wir erhalten

          --x3--
ϱ˜(x)dx = ex - 1 dx
(3.36)

Durch Ableiten erhalten wir die Lage des Maximums

    d˜ϱ(x)-    --x2--   --x3ex---
0 =  dx   = 3 ex - 1 - (ex - 1)2

Vereinfacht ergibt sich

0 = 3x2(ex - 1) - x3ex
------x-----2------
    (e  - 1)
x3ex = 3x2(ex - 1)
ex(3 - x) = 3
ex = --3---
3 - x

Die Lösung dieser transzendenten Gleichung ist

        (    )
          --3
x =  WL   e3   = 2.821439372

wobei WL Lambert’s W-Funktion ist. Also kann die Lage des Maximums in der Planckschen Strahlungsformel (Gleichung (3.25) ) durch das Wiensche Verschiebungsgesetz angegeben werden.

Wiensches Verschiebungsgesetz

νm = 2.82kBT--
         h
(3.37)

Die folgende Abbildung 3.2.2.2 zeigt eine graphische Darstellung des Wienschen Verschiebungsgesetzes.

PIC

Wiensches Verschiebungsgesetz

Die Energiedichte beim Emissionsmaximum des Wienschen Verschiebungsgesetzes ist

            8πh-ν3m-------1-------         -k3-- 3
ϱ(ν,T )dν =   c3   ehνm∕(kBT ) - 1 dν = 35.7c3h2 T dν
(3.38)

Abbildung 3.2.2.2 stellt Gleichung (3.38) graphisch dar.

PIC

Energiedichte im spektralen Maximum nach dem Wiensches Verschiebungsgesetz

3.2.2.3. Stefan-Boltzmann-Gesetz

PIC Versuch zur Vorlesung: Strahlungswürfel nach Leslie: Emissionsfaktor von verschiedenen Strahlern (Versuchskarte AT-20)

PIC Versuch zur Vorlesung: Stefan-Boltzmannsches Gesetz: mit Leslie-Würfel (Versuchskarte AT-43)

Wir möchten wissen, wie die Abstrahlung eines schwarzen Körpers von dessen Temperatur abhängt. Dazu definieren wir zunächst die spezifische Ausstrahlung nach Gleichung (3.6) senkrecht zur Oberfläche

R ν(T)dν = cϱ (ν, T)dν
(3.39)

Daraus bekommen wir die richtungsabhängige Abstrahlung (θ ist der Winkel zur Normalen)

R ν(T,θ)d ν = Rν(T )cos θdν
(3.40)

Diese Grösse ist sowohl von der Frequenz wie auch von der Richtung abhängig. Der Mittelwert einer richtungsabhängigen Grösse ist

          2π π
       1 ∫ ∫
⟨f⟩ = ---     f(θ,ϕ) sin θdθdϕ
      4π 0  0
(3.41)

Über den Halbraum gerechnet erhalten wir

                 ∫2π π∫∕2
⟨f⟩        =  -1-     f (θ,ϕ)sinαd θdϕ =  ⟨f⟩-
   Halbraum    4π 0  0                      2
(3.42)

Zusammen mit der Mittelung über die Frequenz erhalten wir

                 ⌊                   ⌋
         1 ∫2ππ∫∕2 ∞∫
R (T) = ---      ⌈  c· ϱ(ν,T )dν cos θ⌉sin θdθdϕ
        4π 0  0   0
(3.43)

Diese drei Integrale sind voneinander unabhängig. Wir beachten, dass

2∫π

  dϕ = 2π
0

und

π∫∕2
                 1-
  cos θsinθdθ =  2
0

ist und erhalten

           ∞
        c-∫
R (T) = 4   ϱ (ν,T )dν
          0
(3.44)

Mit Gleichung (3.25) ergibt dieses Integral

         c   8 π5k4T 4    2 π5k4T 4
R (T ) = -· -----3-3-- = ------32--
         4  15  h c      15  h c
(3.45)

Wir definieren die Stefan-Boltzmann-Konstante

     2 π5k4
σ = ----3-2-=  5.67040 (4)·10 -8 Wm  -2K -4
    15 h c
(3.46)

und können dann das Stefan-Boltzmann-Gesetz so formulieren

Stefan-Boltzmann-Gesetz

                   5  4
R (T) = σT 4 = -2-π-k--T4
               15 h3c2
(3.47)

R ist die in den Halbraum abgestrahlte Leistung bei der Temperatur T. Diese Leistung R(T) ist in der Abbildung 3.2.2.3 in doppelt-logarithmischer Darstellung gezeichnet.

PIC

Stefan-Boltzmann-Gesetz

3.2.3  Farben

PIC

Empfindlichkeitskurven der Augenrezeptoren skaliert auf gleiche integrale Empfindlichkeit (nach [Mes06])

Was wir Farben nennen, hängt von der Interpretation der Reize unserer Sehnerven ab. Abbildung 3.2.3 zeigt die spektrale Empfindlichkeit des Auges.

3.2.4  Strahlung der Sonne

PIC

Vergleich der spektralen Energiedichte von Sonne und Erde. Die verschiedene Lage der Maxima ermöglicht den Treibhauseffekt.

Sowohl die Sonne wie auch die Erde sind in ziemlich guter Genauigkeit schwarze Strahler. Abbildung 3.2.4 zeigt die beiden Kurven, wobei die Erde die Temperatur 300 K und die Sonne die Temperatur 6000 K hat. Die Unterschiede der beiden Kurven bewirken, dass die Energiezufuhr zur Erde bei einer anderen Wellenlänge oder Frequenz geschieht wie deren Abstrahlung.

4  Teilchen und Wellen

4.1  Das Photon

PIC

Versuchsanordnung zur Messung des Fotoeffektes

Einsteins Erklärung des Fotoeffektes [Ein05] war einer der Meilensteine auf dem Siegeszug der Quantenmechanik. Abbildung 4.1 zeigt den Versuchsaufbau. Licht beleuchtet die Fotokathode und befreit so Elektronen aus dem Metall. Diese werden von der Anode abgesogen und erzeugen einen Strom, das Messsignal. Die beiden Spannungen U1 und U2 sind so angeordnet, dass die Anode sowohl an positiver wie auch an negativer Spannung liegen kann.

PIC Versuch zur Vorlesung: Fotoeffekt: qualitativ mit Aluminiumplatte (Versuchskarte AT-17)

PIC   PIC

Links: Frequenzabhängigkeit des Fotostroms bei konstantem U. Rechts die Abhängigkeit von der Spannung zwischen Kathode und Anode. Negative Spannungen bedeuten, dass die Photonen die Elektronen aus der Anode herausschlagen. Die Spannung Umax ist die maximale Bremsspannung.

Wenn der Fotoeffekt gemessen wird, dann können die in Abbildung 4.1 dargestellten Beobachtungen gemacht werden. bei konstanter Anodenspannung U muss das Licht eine gewisse Frequenz überschreiten (oder eine bestimmte Wellenlänge) unterschreiten, damit ein Strom fliesst. Wenn die Spannung U variiert wird, dann nimmt der Strom mit zunehmender Spannung U monoton zu. Unter einer negativen Spannung -Umax fliesst kein Strom. Wird nun die Lichtleistung erhöht, dann nimmt der Strom zu, aber die Grenzspannung -Umax ändert sich nicht.

PIC   PIC

Links: Abhängigkeit der Bremsspannung Umax von der Frequenz ν. UA = Φ heisst die Austrittsarbeit. Rechts die Abhängigkeit des Sättigungsstromes IS vom Photonenfluss P = Φ.

Abbildung 4.1 zeigt, dass bei einer bestimmten Spannung U > Umax der Strom proportional zur Leistung ist. Einstein zog daraus die folgenden Schlüsse:

PIC
PIC
PIC

Oben: Energieschema des Fotoeffekts ohne angelegte Spannung, Mitte: mit der Anode positiv gegen die Photokathode, unten mit der “Anode“ negativ gegen die “Photokathode“. Die Energiekoordinate muss man sich als vierte (ohne Zeit) oder fünfte Koordinate eines Punktes vorstellen.

Abbildung 4.1 zeigt, im Vorgriff auf die Vorlesung zur Physik der kondensierten Materie, ein Bänderschema des Fotoeffektes. Es ist bekannt, dass bei der Temperatur T die thermische Energie sich nach Boltzmann wie exp (- E ∕(kBT )) verhält. Damit Also Elektronen bei Raumtemperatur im Metall bleiben, muss eine Energiebarriere zum Verlassen des Festkörpers existieren. Die Höhe dieser Barriere wird Austrittsarbeit Φ genannt.

Elektronen, die das Metall verlassen, haben die kinetische Energie:

Ekin = hν - Φ
(4.1)

Da die kinetische Energie der Elektronen im Metall nach Boltzmann bei einer endlichen Temperatur über einen Energiebereich verteilt, also ausgeschmiert, ist, ist auch die kinetische Energie der Elektronen Ekin ausgeschmiert. Da die Emissionsrichtung der Elektronen um die Senkrechte zur Oberfläche verteilt ist, wird die Energieverteilung der Elektronennoch weiter verändert.

PIC Versuch zur Vorlesung: Interferenz am Doppelspalt: mit einzelnen Photonen (Versuchskarte AT-50)

PIC Versuch zur Vorlesung: Doppelspalt: Interferenz mit polarisiertem Licht (Versuchskarte AT-51)

Die Versuche mit dem Doppelspalt zeigen, dass die statistische Interpretation des Energietransportes von Einstein korrekt war.

Wenn die Lichtintensität niedrig ist, verhält sich Licht wie ein Strom von Teilchen. Wenn die Auftreffwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit des Ortes über eine längere Zeit aufsummiert wird, ergeben sich Interferenzmuster, wie sie von der Wellentheorie vorausgesagt wird.

Photonen haben wie alle anderen Objekte mit Energie sowohl einen Teilchencharakter wie auch einen Wellencharakter. Der Wellencharakter gibt die Wahrscheinlichkeit, ein Objekt an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zu finden. Die Energie pro Objekt ist quantisiert.

4.1.1  Masse und Impuls

Licht ist ein Strom von Energiepaketen mit einer Richtung und einer Geschwindigkeit, der (vom Medium abhängigen) Lichtgeschwindigkeit. Aus der Mechanik weiss man, dass eine Änderung der kinetischen Energie durch eine Kraft erreicht wird. Genauso benötigt man eine Kraft zur Änderung der Richtung. Eine Kraft ist, auch relativistisch, eine Änderung des Impulses pro Zeit.

Photonen sind Teilchen ohne Ruhemasse, aber mit einer kinetischen Energie

E =  hν
(4.2)

Konsequenterweise haben Photonen dann auch einen Impuls. Um die Beziehung zwischen dem Impuls des Lichtes und seiner Energie zu bestimmen verwenden wir die relativistische Energie-Impuls-Beziehung

      ∘ ------------
E  =    m20c4 + c2p2
(4.3)

Da im Vakuum die Geschwindigkeit des Lichtes die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist, gilt für alle Photonen

                          h
m0 =  0     und       p = λ-
(4.4)

Aus Gleichung (4.3) und Gleichung (4.2) bekommt man

    E    hν
p = -- = ---
    c     c
(4.5)

Damit ist die Impulsänderung bei Absorption und Reflexion

       2h   2hν
Δp   = -λ = -c-  bei Reflexion                      (4.6)
Δp   =  h = hν   bei Absorption
        λ    c

Daraus ergibt sich bei der Reflexion der mechanische Druck

p =  ΔF--=  --Δp---=  -2h-ν---
     ΔA     Δt ΔA     cΔA Δt

Mit ˘n = Anzahl TeilchenZeit bekommen wir

p = 2n˘h-ν
     cΔA

Die Intensität ist auch

I = ΔP-- = h-ν˘n
    ΔA      ΔA

Schliesslich erhalten wir

      2I-
p  =   c  bei Re flexion                         (4.7)
       I
p   =  -- bei Absorption
       c

Abbildung 4.1.1 zeigt eine Apparatur zur Messung des Lichtdruckes auf mikroskopische einseitig eingespannte Balken[MRH+92].

PIC

Aufbau einer Apparatur zum Messen des Lichtdrucks.

Das gleiche Ergebnis hätten wir auch erhalten, wenn wir die Volumenenergiedichte des Lichtfeldes vor dem Spiegel oder vor dem Absorber berechnet hätten. Beim Absorber fliesst nur ein Lichtstrom auf ihn zu, bei der Reflexion gibt es zwei gegenläufige Lichtströme, also auch die doppelte Energiedichte. Konkret lautet die klassische Rechnung aus der Elektrizitätslehre so:

Man beginnt mit dem Vektor des Energieflusses, dem Poyntingvektor .

                             1--
S (r,t) = E (r,t) × H (r,t) = μ0E (r,t) × B (r,t)

Hier ist der Poyntingvektor gleich der Strahlungsstromdichte (3.1), also S = D. Weiter ist die Intensität gleich dem Betrag der Stralungssstromdichte, also I = |D | Druck ist das Gleiche wie Energie pro Volumen oder Energiedichte. Wenn die Energiedichte p sich mit einer Geschwindigkeit c bewegt, ist der Poyntingvektor S = D.

S = p·c

und damit der Druck oder die Energiedichte ρ auf eine senkrecht dazu stehende Ebene

         S    I
p⊥ = ρ = -- = --
          c    c
(4.8)

Bei isotroper Strahlung ist die der Druck

         1-
pisotrop = 3 ρ
(4.9)

Die beiden folgenden Abbildungen zeigen Messungen mit der Apperatur aus Abbildung 4.1.1.

PIC

Messung der lichtinduzierten Kräfte. Die Amplitude ist maximal, wenn die Impulsmodulation maximal ist.

PIC

Kontrolle: Mit einer Metallbeschichtung ist die Amplitude maximal, wenn die thermische Modulation maximal ist. man beachte die Verschiebung zu kleineren Frequenzen bei sehr hohen Amplituden.

Es wurden zwei gegenläufige Laserstrahlen verwendet. Im Falle der Abbildung 4.1.1 wurden die Strahlen wechselseitig ein- und ausgeschaltet, so dass der Kraftwechsel maximal wurde und gleichzeitig der Energieeintrag über die Zeit konstant war. Die gemessene Kurve ist eine Reonanzkurve als Funktion der Schaltfrequenz. Die Resonanzkurve zeigt den ponderomechanischen Effekt des Lichtes sehr schön. Zur Kontrolle wurde in der Abbildung 4.1.1 die beiden gegenläufigen Laserstrahlen gleichzeitig ein- und ausgeschaltet. Damit ist die ponderomotorische Kraft des Lichtes konstant null, aber der Energieeintrag wird maximal moduliert. Mit dieser Messung kann gezeigtwerden, dass in Abbildung 4.1.1 wirklich mechanische Effekte des Lichtes bestimmt wurden.

Schliesslich kann aus den obigen Messungen und Überlegungen eine dynamische Masse des Photons bestimmt werden. Aus

          h-ν
p = mc  =  c

bekommen wir

     hν-   -h-
m =  c2 =  λc
(4.10)

Beispiel: Mit λ = 500nm ist mphoton = 4.4·10-36kg.

4.1.1.1. Compton-Effekt

Beim Compton-Effekt wird Licht an einem Teilchen gestreut. Im Originalversuch von Arthur Compton [Com23] wurden Photonen an Elektronen gestreut.

PIC

Impulserhaltung beim Compton-Effekt.

In Abbildung 4.1.1.1 ist die experimentelle Anordnung gezeigt. Der Winkel zwischen der einfallenden Lichtwelle (oder, was äquivalent dazu ist, dem Impuls des einfallenden Photons) und der gestreuten Welle sei θ. Die Masse des Elektrons sei me. Bei jeder Kollision zwischen zwei Teilchen wird Energie ausgetauscht. Dabei ändert sich der Impuls des leichteren Teilchens, hier also des Photons, besonders stark. Mit Gleichung (4.5) ändert sich also auch die Frequenz und damit die Wellenlänge und die Energie.

Aus der Impulserhaltung folgt im Falle einer kleinen Frequenzverschiebung ist ν ν. Damit haben wir ein gleichschenkliges Dreieck mit der Mittelsenkrechten und der halben Grundseite mev2 ein rechtwinkliges Dreieck, wobei die Hypothenuse ist. Dann haben wir

   (   )
     Θ   hν    mev ′
sin   --  ---=  -----
     2    c      2
(4.11)

Aus der Energieerhaltung folgt weiter

                          1
h ν = hν ′ + Ek′in,e = hν ′ +-mev ′2
                          2
(4.12)

Mit

  2 ′2
m-ev--=  1meE k′in,e = 1-me (hν - hν ′)
  4      2           2

wird

sin 2(Θ )
 --
  2h2ν2
--2--
 c = m2 v′2
--e---
   4 = 1
--
2me(h ν - hν′)
2 sin 2(   )
  Θ
  --
  2 h
---2-
mec = h ν - hν′
-----2---
   hν h ν - hν′
------′--
  h νν = 1
-′
ν -1
--
ν

Mit λ = c∕ν ergibt sich für die

Compton-Streuung

                  (  )                    (   )
 ′       -2h-   2  Θ-                    2  Θ-
λ -  λ = m  c sin   2  =  (4.85 pm ) · sin    2
           e
(4.13)

und die

Compton-Wellenlänge

       h
λC  = ---- = 2.43 pm
      mec
(4.14)

Abbildung 4.1.1.1 zeigt Messungen der Compton-Streuung bei unterschiedlichen Streuwinkeln. Die horizontale Achse ist die Wellenlänge.

PIC

Compton-Effekt bei vier Streuwinkeln

4.1.1.2. Mössbauer-Effekt

Beim Mössbauer-Effekt [Möß58] wurde die Emission und die Absorption von γ-Quanten aus Kernen beobachtet. Gamma-Quanten sind hochenergetische Photonen. Durch die hohe Masse der Kerne und deren Einbindung in ein Kristallgitter ist die Energie der γ-Quanten sehr wohl definiert (d.h. die Streuung der Energie ist minimal.). Das hängt auch damit zusammen, dass die Energieniveaus in Kernen sehr scharf definiert sind.

PIC

Impulserhaltung bei der Emission eines Gammaquants.

Bei der Emission eines γ-Quants sind Energie und Impuls erhalten. Sei die Energie eines γ-Quants, wenn der Kern bei der Emission in Ruhe bleibt. Das Emissions- und das Absorptionsspektrum müssen überlappen (siehe Abbildung 4.1.1.2).

PIC

Absorptions- oder Emissionspektrum für ein γ-Quant.

Absorptions- oder Emissionspektrum für ein γ-Quant. Nur wenn die Frequenz des ankommenden γ-Quants im Bereich der Absorptionslinie liegt, kann das Quant absorbiert werden.

Wegen der Impulserhaltung kann man schreiben:

p = 0 vor der Emission (4.15)
pk + hν′
----
 c = 0 nach der Emission

wobei pk der Impuls des Kernes sei. Mit mk der Masse des Kerns wird seine kinetische Energie

                       2 ′2
Ekin,Kern =  -1--p2 = -h-ν--
            2mk  k   2mkc2
(4.16)

Aus der Energieerhaltung folgt

= - Ekin,Kern (4.17)
Ekin,Kern = h(ν - ν) = hΔν =  h2ν′2
-----2
2mkc

Wenn man eine vernachlässigbar kleine Energieänderung des Photons (γ-Quants) annimmt (ν′≈ ν) macht man einen Fehler, der typischerweise kleiner als 10-3 ist. Wir erhalten:

       -hν2--
Δ ν ≈  2m  c2
          k
(4.18)

PIC

Experimenteller Aufbau der Mössbauer-Spektroskopie

Um den Rückstossimpuls des Kerns zu minimieren, erfand Mössbauer den folgenden nobelpreiswürdigen Trick: Die γ-Quanten emittierenden Atome wurden in einen Kristall eingebettet. Damit wird der Rückstossimpuls von den anderen Atomen im Gitter aufgenommen (Thema der Vorlesung Festkörperphysik). Die Linienbreite der Linien wird dann so schmal, dass normale Detektoren sie nicht auflösen können. Mössbauer verwendete dann eine ähnliche Versuchsanordnung wie in Abbildung 4.1.1.2 gezeigt. Die Energie der Photonen ist nun so gut definiert, dass die relativistische Frequenzverschiebung bei Geschwindigkeiten von mm/s ausreicht, um die Absorption zu unterdrücken.

PIC

Mössbauerspektrum von 57Fe , gemessen von Dr. M. Gonçalves.

Abbildung 4.1.1.2 zeigt eine Messung eines Mössbauerspektrums von 57  1Fe . Die beiden Kerne mit der gleichen Barionenzahl (Summe aus Neutronen und Protonen) haben eine ähnliche Niveaustruktur. 57Co ist instabil, 57Fe arbeitet als Absorber. Durch den Einbau in einen Festkörper sind die Linienbreiten sehr klein. Deshalb wird die Quelle (oder der Absorber) gegen den Absorber (oder der Quelle) bewegt. Angezeigt ist die Geschwindigkeit der 57Co -Quelle und die Anzahl der Ereignisse nach einer sehr langen Messung (> 24 h). Die Geschwindigkeit ist linear, das Spektrum mit sechs Linien (Zeemann-Aufspaltung) ist symmetrisch um v = 0.

4.2  Elektronen

Seit J.J. Thomson [Tho97] das Elektron entdeckt hatte, ist es eines der am genauesten untersuchten Elementarteilchen. Die Kennwerte des Elektrons werden mit den folgenden Methoden bestimmt:

Ladung pro Masse e∕m:
durch Massenspektrometer (Methode aus der Elektrizitätslehre)
Elektronenladung e:
durch den Millikan-Versuch oder durch Elektrolyse
Elektronenradius r:
durch Streuversuche

4.2.1  Ladung des Elektrons

Die Ladung eines Elektrons kann auf elektrochemischem Wege bestimmt werden:

Elektrolyse
Man bestimmt die umgesetzte Molzahl und daraus mit der Gaskonstante R die Materiemenge. Durch Bestimmung der Gesamtladung über eine Integration des Stromes erhält man die Faraday-Zahl F = e·NA
Massenspektrometer
In gekreuzten E- und B-Feldern bestimmt man e∕me.

4.2.1.1. Millikan-Versuch

Der Millikan-Versuch [Mil11Mil13Hol00] ermöglicht eine direkte Bestimmung von e. Millikans Schlüsselidee war, über die viskose Reibung von kleinen Öltröpfchen die Kraft eines elektrischen Feldes auf Ladungen zu bestimmen.

PIC

Bestimmung der Elektronenladung nach Millikan[Mil11, Mil13]

Der Versuch wird in einer Anordnung wie in Abbildung 4.2.1.1 durchgeführt.

Ein Öltröpfchen mit dem Durchmesser 2r und der Masse mT = 4π3ρT r3 wird zwischen die Platten eines Kondensators (Abstand d) gebracht. Auf dem Öltröpfchen befindet sich die Ladung q. Unter dem Einfluss der Gravitation FG, des Auftriebs FA in Luft (Dichte ρL) und des elektrischen Feldes FE bewegt sich das Öltröpfchen mit der konstanten Geschwindigkeit v, gegeben durch die Stokesche Reibungskraft FS .

Dabei treten die folgenden Kräfte auf:

F G + F E + F A + F S = 0
(4.1)

Stokes Gesetz für eine laminare Strömung sagt:

F  =  - 6πηvr
  S
(4.2)

Die elektrostatische Kraft Kraft ist:

F   = qE  = qgrad  U =  qU-e
  E                      d  E
(4.3)

Dann muss auch die Gravitation berücksichtigt werden:

F G =  mT g =  4πρT r3g
               3
(4.4)

Schliesslich haben die Tröpfchen in Luft einen Auftrieb:

F   =  - 4πρ  r3g
  A      3   L
(4.5)

Kombiniert man die obigen Gleichungen, erhält man für den Zusammenhang von Ladung und Geschwindigkeit

4π         4π
--ρT r3g - ---ρLr3g + qgrad  U  = - 6πηvr
3           3
(4.6)

Betragsmässig ergibt sich

4-π(ρT -  ρL)r3g + qU- = 6π ηvr
 3                   d
(4.7)

und

 U-            4π-           3
q d = 6 πηvr -  3 (ρT -  ρL)r g
(4.8)

Damit kann die Ladung über das elektrische Feld (oder die Spannung), die Dichten, die Viskosität, die Fallstrecke und den Tröpfchendurchmesser bestimmt werden

        (                      )
                2-           2   d-
q =  2πr  3ηv - 3 (ρT - ρL )r g  U
(4.9)

Im Einzelnen läuft der Versuch wie folgt ab:

Freier Fall mit U = 0
0 = 6πηvr -  4π-(ρ  - ρ ) r3g
              3   T    L

          2            2
0 = 3ηv - --(ρT - ρL )r g
          3

      ∘ ---ηv--------
r = 3   ------Fall----
        2(ρT - ρL )g
(4.10)

Schwebezustand (v = 0)
  U-     4π-          3
q d =  - 3  (ρT -  ρL)r g

                                          (              )3∕2
      4π-           3 -d     4π-            ---9ηvF-all---      d-
q = -  3 (ρT - ρL )r gU  = -  3 (ρT - ρL )  2 (ρT - ρL)g     g U

      √ --    (           )1 ∕2
      --29πd-- ---η3v3Fall--
q = -    U     (ρT - ρL )g
(4.11)

Gemessene Geschwindigkeit v
    6πrd  (     2              )
q = -----  ηv - --(ρT - ρL )r2g
      U         9
(4.12)

Millikan[Mil13] erhielt als Wert für die Elektronenladung e = 1.592·10-19C.

PIC Versuch zur Vorlesung: Millikan-Versuch: Ladung von Öltröpfchen (Versuchskarte AT-13)

4.2.2  Grösse des Elektrons

Das Elektron mit seiner kleinen Masse ist eines der ausgeprägtesten quantenmechanischen Objekte. Wenn man annimmt, dass die Selbstenergie des elektrischen Feldes der relativistischen Ruheenergie des Elektrons entspricht, kann ein klassischer Elektronenradius re,class = 2.8·10-15 m bestimmt werden. Belloni [Bel81] zeigt, dass eine andere Überlegung von Fermi auf einen etwa 12 mal grösseren Elektronenradius führt. Neuere Experimente durch zum Beispiel Dehmelt [Deh88] haben jedoch gezeigt, dass der quantenmechanisch korrektere Radius des Elektrons re,QM < 10-22 m sein muss. Genaueres ist nicht bekannt, es gibt keine abschliessende Aussage über den Elektronenradius. Es kann gut sein, dass ein Elektron ein mathematisches Punktteilchen ist, eine Divergenz im Raum.

Um den klassischen Elektronenradius zu berechnen, beginnen wir mit der Ladungsdichte ρel einer homogen geladenen Kugel mit dem Radius r

        4π-   3
Q (r) =  3 ρelr

Wenn bei der gleichen Ladungsdichte eine Kugelschale mit der Dicke dr dazugefügt wird, trägt diese eine Ladung

               2
dQ (r) = 4 πρelr dr

Die Ladung Q wirkt auf eine Probeladung dQ im Abstand r vom Zentrum von Q mit der Kraft

F (r) = -1---QdQ--
        4πε0  r2

Hält man nun Q und dQ fest und führt dQ vom Unendlichen auf die Distanz r, so muss die folgende Energie zugeführt werden:

               r                  r
              ∫             QdQ  ∫  1        1  QdQ
dEpot (r) = -    F (r )dr =  - 4πε--  r2 dr = 4π-ε---r--
             ∞                 0 ∞             0

Die gesamte Energie in der homogen geladenen Kugel ist

         ∫r              ∫r                   ∫r 4π    3      2
                    --1--   Q(r)dQ-(r)-  --1--   -3 ρelr-4πρelr      4πr5-
Epot,tot =   dEpot = 4π ε0       r      = 4 πε0         r       dr =  15ε0
          0              0                     0

Die Ladungsdichte kann mit

e = 4π-ρr3
     3

ersetzt werden, so dass wir für eine homogen geladene Kugel bekommen

                     -3e2---
Eselbst,homogen(e, r) = 20πε r
                         0
(4.13)

Diese Energie setzen wir der relativistischen Ruheenergie der Masse me gleich.

           2
Erel = mec
(4.14)

Setzen wir Gleichung (4.13) und Gleichung (4.14) gleich und lösen nach re auf, erhalten wir

                         2
r             = 3---1---e---=  1.7 ·10 -15 m
 e,class,homogen   5 4πε0 mec2
(4.15)

Andererseits kann man den klassischen Elektronenradius auch berechnen, wenn man annimmt, dass die gesamte Ladung an der Oberfläche konzentriert sei. Dazu betrachtet man das elektrische Feld einer Ladung e

          --1--e-
E (r) = - 4π ϵ0 r2

Die Energiedichte dieser Ladung ausserhalb ist

        ϵ0 (    1  e )2       e2
w (r) = --  - ------2   = ----2---4
        2     4πϵ0 r      32 π ϵ0r

Der Energieinhalt des elektrischen Feldes ausserhalb in Kugelkoordinaten ist

           ∞∫ ∫π∫2π
EF eld  =          w(r)·r2sin (Θ )·dr ·d Θ ·d ϕ
           re 0 0
              ∞∫
                       2
       =   4π   w (r)·r  ·dr
             re
              ∞∫    e2
       =   4π   ----2--2-·dr
             re 32π  ϵ0r
             2  ∞∫
       =   -e---  -1 ·dr
           8πϵ0   r2
               2re  |∞       2
             -e---1||     --e----
       =   - 8πϵ0 r|re = 8π ϵ0re

Durch Gleichsetzen mit Gleichung (4.14) erhalten wir

              1    e2
re,class,Schale = ----------2 = 1.4·10 -15m
              2 4πϵ0mec
(4.16)

Wir haben also zwei leicht unterschiedliche Resultate für die homogene Ladung und die Oberflächenladung. Sie unterscheiden sich durch die Vorfaktoren 35 und 12. Deshalb, und weil es im cgs-System so schön aussieht definiert man

Der klassische Elektronenradius ist

             e2
re,class = --------2 = 2.8·10 - 15m
         4π ϵ0mec
(4.17)

4.3  Materiewellen

Wir haben gesehen, dass Licht sich bei gewissen Experimenten wie dem Fotoeffekt wie ein Teilchen verhält. In diesem Abschnitt wollen wir uns nun fragen, ob auch offensichtliche Teilchen wie das Elektron oder sogar Atome sich wie Wellen verhalten.

Wir wissen, dass jedes Teilchen einen Impuls p hat. beim Photon fanden wir aus der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung in Gleichung (4.5)

    hν-   h-
p =  c  = λ

Es lohnt sich, an diesem Punkt ebene Wellen zu betrachten. Ebene Wellen im Raum haben eine Ausbreitungsrichtung gegeben durch ihren Wellenvektor k mit

|k| = 2π ∕λ
(4.1)

(λ ist die Wellenlänge). Sie haben eine Kreisfrequenz ω = 2πν (ν ist die Frequenz. Wellenvektor und Frequenz sind über cMedium = λν = ω∕k miteinander verknüpft. Die momentane Amplitude einer ebenen Welle an einem beliebigen Raumpunkt r zu einer beliebigen Zeit t ist

E (r,t) = E0 exp (- i(k·r  - ωt)) + c.c.
(4.2)

+c.c. meint plus das gleiche, aber konjugiert komplex. Physikalisch messbare Grössen sind immer reell.

Wir können mit Gleichung (4.1) Gleichung (4.5) auch schreiben

p =  h-= -h-k = ℏk    =⇒  p =  ℏk
     λ   2π
(4.3)

Zusammen können wir also einem Teilchen mit einem Impuls p einen Wellenvektor k zuschreiben. Man kann sich jetzt fragen, ob diese Analogie formal ist, oder ob prinzipiell mit Teilchen die gleichen Interferenzexperimente wie mit Licht durchgeführt werden können.

4.3.1  Elektronenbeugung

Dies ist ein fakultativer Abschnitt

PIC Versuch zur Vorlesung: Elektronenbeugung: an einer polykristallinen Graphitschicht (Versuchskarte AT-56)

Elektronenbeugung ist eine in der Oberflächenphysik[HG91] übliche Methode zur Untersuchung von Probenoberflächen mit periodisch angeordneten Atomen. In den nächsten beiden Abschnitten werden die Beugung niederenergetischer Elektronen sowie die Beugung von Elektronen mit mittlerer Energie besprochen.

4.3.1.1. Reziprokes Gitter

Periodische Anordnungen von Atomen werden Netze genannt, die von zwei Gittervektoren a1 und a2 aufgespannt werden. Oberflächennetze sind translationsinvariant. Es gilt also

f (r + T) = f (r)
(4.4)

mit T = va1 + wa2 wobei (v,w ) . f(r) ist die funktionale Darstellung einer beliebigen (auch vektoriellen) Eigenschaft der Oberfläche. Da die Oberfläche periodisch translationsinvariant ist, ergibt die Entwicklung von f(r) in eine Fourier-Reihe

        ∑      iGr
f (r) =    fGe
         G
(4.5)

Die Summe in Gleichung (4.5) geht über alle reziproken Gittervektoren. Dabei ist

G =  hA1 +  kA2
(4.6)

wobei (h,k ) . A1 und A2 sind die erzeugenden Vektoren diese primitiven Netzes im reziproken Raum, das heisst im Raum der Raumfrequenzen.

Zwischen dem Netz im realen Raum aufgespannt durch a1 und a2 und dem Netz im reziproken Raum aufgespannt durch A1 und A2 muss die Beziehung

G ·T  = 2πn      n ∈  ℤfür beliebigeG, T
(4.7)

gelten. Aus den Beziehungen (4.4) bis (4.7) folgt:

A1 ·a1   =   2π
A  ·a    =   0
  1   1
A1 ·a2   =   0
A2 ·a2   =   2π                            (4.8)

Diese Bedingungen sind erfüllt wenn A1 und A2 wie folgt konstruiert werden:

           a2 × n
A1 =  2π------------
        a1 (a2 × n )
(4.9)

und

A  =  2π---n-×-a1---
  2     a1 (a2 × n )
(4.10)

Dabei ist n ein beliebiger Vektor senkrecht zum Oberflächennetz. Abbildung 4.3.1.1 zeigt an einem Beispiel die Beziehung zwischen den Oberflächennetzen des realen und des reziproken Raumes.

PIC

Reales Gitter (links) und reziprokes Gitter (rechts).

4.3.1.2. Streuung (Beugung) an Oberflächen

PIC

Skizze zur Streuung an Oberflächenatomen

Abbildung 4.3.1.2 zeigt die Geometrie der Streuung. Die einfallende ebene Welle wird mit ihrem Wellenvektor k und die gestreute ebene Welle mit ihrem Wellenvektor k bezeichnet. Der Abstand der Streuzentren sei r.

Die Wegdifferenzen der Wellenzüge zwischen zwei benachbarten Streuzentren sind

                              r·k---   r·k--
d1  =   |r |· cos(r,k ) = |r |· |r||k | = |k |
                              ′
d   =   |r |· cos(r,k ′) = r-·k-                          (4.11 )
 2                        |k′|

Aus dem Wegunterschied berechnet man die Phasendifferenzen für die beiden Wege

 ϕ  =   |k |·d  =  r·k
  ′       ′   1        ′
ϕ   =   |k |·d2  = r·k                         (4.12 )

Die endgültige Phasendifferenz ist

Δ ϕ =  ϕ - ϕ′ = r·k  - r·k ′ = - Δk ·r
(4.13)

mit Δk = k′-k. Für die gestreuten Amplituden am i-ten Atom gilt ψ= ψeiΔki·r.

Für die Beträge der Wellenvektoren haben wir

k = 2π- = p-
     λ    h
(4.14)

Hier ist p der Impuls und mit Gleichung (4.1) λ die Wellenlänge, die für Teilchen die de Broglie–Wellenlänge λ genannt wird.

Für die Streuamplitude eines Netzes mit monoatomarer Basis (also beschreibbar als eine periodische Anordnung von Dirac-δ-Impulsen, erhält man:

     ∑
ψ =     eiΔkT
      T
(4.15)

mit T = v·a1 + w·a2. Für eine mehratomige Basis erhält man:

     (            )   (              )
      ∑    -iΔk ·T      ∑     - iΔk ·rj
ψ =       e         · (    fje        )
       T                j
(4.16)

fj ist der Streufaktor des j-ten Streuzentrums und rj ist die Position dieses Streuzentrums in der Einheitszelle. Der erste Faktor in der Gleichung (4.16) hängt nur vom Oberflächennetz ab und nicht von der Struktur der Einheitszelle. Dieser Faktor wird Gittersumme

        ∑   -iΔk·T
G Δk =     e
        T
(4.17)

genannt. Der zweite Faktor in Gleichung (4.16) ist die geometrische Strukturamplitude

       ∑      -iΔk ·rj
G Δk =     fje
        j
(4.18)

Da T in der Oberfläche liegt, ist

          (            )
Δk  ·T  =  Δk  ⊥ + Δk || ·T  = Δk ||·T
(4.19)

Also ist die Laue-Bedingung

Δk  ·a    =   2πh
   ||  1
Δk ||·a2   =   2πk                          (4.20 )

Bei elastischer Streuung gilt

       ′    2     ′             ′
E  = E  ⇒  k  = k 2oder |k| = |k |
(4.21)

PIC PIC

Ewald-Konstruktion für Oberflächennetze. Rechts wird ein Schnitt dargestellt.

Aus dieser Bedingung kann man die in der Abbildung gezeigte Ewald-Konstruktion für Oberflächennetze ableiten.

4.3.1.3. LEED (Low Energy Electron Diffraction)

Dies ist ein fakultativer Abschnitt

LEED[JSY82] ist die am häufigsten angewandte Methode zur strukturellen Untersuchung periodischer Kristalloberflächen. Die Elektronen werden mit einer bestimmten, möglichst monochromatischen Energie aus einer wohldefinierten Richtung auf die Probe gesandt. Ihre de Broglie-Wellenlänge muss von der gleichen Grössenordnung wie die Gitterperiode an der Kristalloberfläche sein. Wenn man eine Periodizität von 0.1 nm annimmt, so ergibt sich

              ---h----
0.1 nm =  λ =  √2mE--
(4.22)

Daraus folgt für die Energie

       h2         (6.6·10 - 34)2
E  = 2m-λ2-=  2·9.1-·10--31·10--20 ≈ 100eV
(4.23)

PIC

Aufbau eines LEED-Experimentes. Links ist die Elektronenkanone gezeigt. Rechts ist der schematische Aufbau des LEED-Schirms gezeigt.

PIC

Energieverlauf im LEED-Detektor. Rechts ist der Zwischenraum zwischen der Probe und dem Detektor.

Die obere Abbildung zeigt den Aufbau eines LEED. Die Elektronen stammen in der Regel aus einer thermischen Kathode. Nach der Beschleunigungsphase bewegen sich die Elektronen in einem feldfreien Raum bis zur Probe. Die rückgestreuten Elektronen nähern sich dem mit einer phosphoreszierenden Substanz belegten kugelkalottenförmigen Schirm in einem feldfreien Raum. Der Energieverlauf im LEED-Detektor ist schliesslich in der unteren Abbildung gezeigt.

Die Energieunschärfe bei der Emission muss mit der thermischen Energie bei Raumtemperatur verglichen werden. Diese ist ΔE kT -1
40eV . Die Glühemission bei T = 2000K ist mit einer Energieunschärfe von ΔE 0.2eV behaftet und damit etwa acht mal grösser als kT bei Raumtemperatur. Die Energieunschärfe der Feldemission bei T = 300K ist schliesslich gleich der thermischen Energie kT, also ΔE 0.025eV .

PIC

Eindringtiefe der Elektronen als Funktion der Energie

Die Abbildung zeigt die Eindringtiefe der Elektronen als Funktion ihrer kinetischen Energie. Die Eindringtiefe ist für Elektronen mit einer Energie von etwa 100eV minimal. Bei höheren Energien, wie sie zum Beispiel bei der Elektronenmikroskopie vorkommen ist die Eindringtiefe grösser. Sie nimmt über etwa 500eV monoton mit der kinetischen Energie der Elektronen zu.

Für LEED verwendet man Elektronen mit einer kinetischen Energie von 20 - 500eV . Die Eindringtiefe der Elektronen ist entsprechend kleiner als einen Nanometer.

PIC

Ewaldkonstruktion für LEED

Das durch die Wechselwirkung der langsamen Elektronen mit der Probe entstehende Beugungsbild kann mit Hilfe der Ewald-Konstruktion wie in der Abbildung gezeigt interpretiert werden.

Zwischen der periodischen Struktur der Probenoberfläche oder einer eventuell vorhandenen Überstruktur und der Überstruktur im reziproken Raum besteht folgender Zusammenhang:

    reeller Raum   b =   S( ·a)                           (4.24 )
reziproker Raum     B  =   ST  - 1A  = Srez·A
                         (   )
                   A  =   ST   ·B                        (4.25 )

Hier ist (siehe Physikalische Elektronik und Messtechnik) S die die Struktur der Oberfläche charakterisierende Matrix. Nach der Gleichung (4.25) kennt man mit Srez auch S.

Damit Beugungseffekte in der Abbildung mit Elektronen beobachtet werden können, muss die Kohärenzlänge der Elektronen grösser als die maximal möglichen Wegunterschiede sein. Wie bei Licht müssen zwei Arten von Kohärenz unterschieden werden.

Zeitliche Kohärenz
ist gegeben durch die Energieunschärfe.
Räumliche Kohärenz
ist gegeben durch die Ausdehnung der Elektronenquelle (dominant)

PIC

Beugungsmuster und Definitionen zur Transferweite

Mit der Transferweite t (Definition in der oben stehenden Abbildung) bezeichnet man die Breite des Elektronenstrahls, die bei perfekter Quelle und perfekter Abbildung die gleiche Breite der Leuchtflächen bewirkt wie der Elektronenstrahl im realen LEED. Sie ist gegeben durch

      ϕ
t = a -10-
      Δϕ
(4.26)

Damit wird t 10nm. Da Elektronen eine sehr kleine Kohärenzlänge haben und da sie als Fermionen nicht im gleichen Quantenzustand sein können1 kann jedes Elektron nur mit sich selber interferieren.

PIC

Schematische Skizze eines LEED-Bildes von Cu(110) (gezeichnet nach [JSY82]). Dies ist eine FCC-Struktur. Die Messung wurde bei 36eV aufgenommen.

PIC

Schematische Skizze eines LEED-Bildes von Ni (111) bei einer Primärenergie von 205 eV (gezeichnet nach [JSY82]).

PIC

Skizze eines LEED-Bildes von Si(111) √ ---
  19 ×√ ---
  19 (gezeichnet nach [JSY82]).

4.3.2  Rutherford-Streuung

PIC

Anordnung für die Rutherford-Streuung.

Bei der Rutherford-Streuung nach Abbildung 4.3.2 wird eine Quelle von α-Teilchen durch eine Lochblende auf eine Probe gesendet. Die Lochblende kollimiert den Strahl und verringert den Raumwinkel der Quelle. Die Probe wird in der Physik oft auch mit dem Wort Target bezeichnet. Die Fluchtlinie zur Quelle (gegeben durch die Quelle und die Blende) ist die z-Achse. Die gestreuten Teilchen bewegen sich im Winkel θ auf den Detektor zu. Bei ungeordneten Targets wie Gasen oder polykristallinen Materialien hängt der Streuwinkel θ nicht vom Azimut ab.

Rutherford konnte aus der Analyse seiner Streudaten schliessen, dass fast die ganze Masse eines Atoms in einem sehr kleinen, positiv geladenen Kern konzentriert ist und dass die negativ geladene sehr leichte Hülle die Grösse der Atome ausmacht. Bei Stössen ist die Wechselwirkung abhängig vom Massenverhältnis der Stosspartner. Die schweren α-Teilchen werden durch die Elektronen kaum gestört, so wie ein Vogel bei einer Kollision mit einem Auto den Weg des Autos kaum beeinflusst.

PIC

Skizze zur Berechnung der Rutherford-Streuung.

Zur Berechnung der Rutherford-Streuung verwenden wir ein Koordinatensystem wie in der Abbildung 4.3.2. Das α-Teilchen kommt aus rS = (0,0,- ∞ ) mit der Ursprungsgeschwindigkeit v0 = (0,0,v0). Nach der Streuung bewegt sich das α-Teilchen nach rZ = lim a→∞(- a sin (θ),0,a cos(θ)) mit der Geschwindigkeit vz = (- v0sin (θ),0,v0 cos(θ)). Zwischen dem Kern und dem α-Teilchen wirkt eine Zentralkraft, die Coulombkraft

                 2
F (r) = --1--2Ze--r-
        4π ϵ0 r2  r
(4.27)

Die Kraft F kann in zwei Komponenten entlang der x-Achse und der z-Achse aufgespalten werden.

Fx = -|F | sin (ϕ) = - 1
-----
4πϵ02Ze2
--2--
 r sin (ϕ )
Fz = -|F | cos (ϕ) = ---1--
4π ϵ02Ze2-
 r2 cos (ϕ) (4.28)

Die Coulomb-Kraft F ist eine Zentralkraft. Deshalb ist der Drehimpuls L bezüglich des Koordinatenursprungs erhalten. Als Zentralkraft ist die Coulomb-Kraft auch eine konservative Kraft. Das heisst dass |v |
  S = |v  |
  Z ist, da im Unendlichen die Coulombkraft verschwindet.

Der Anfangsdrehimpuls sowie der Drehimpuls an einem beliebigen Ort

r =  r(- sin(ϕ),0,- cos(ϕ))

sind

LS = lim z→∞(  - b )
|      |
(   0  )
   - z×(   0   )
|       |
(   0   )
  M  v0 = (   0    )
|        |
( M  v0b )
    0
L(ϕ) = ( - r sin(ϕ ) )
|            |
(     0      )
  - r cos(ϕ )× M∂--
∂t(  - rsin(ϕ) )
|            |
(      0     )
   - rcos(ϕ)
= ( - r sin(ϕ ) )
|            |
(     0      )
  - r cos(ϕ )×(  - rcos(ϕ ))
|            |
(      0     )
    r sin(ϕ)M∂ϕ-
∂t = (    0  )
|     2 |
(  M r  )
     0∂-ϕ
 ∂t (4.29)

Also

M v b = M  r2∂ϕ-   =⇒     ∂-ϕ = v0b
   0         ∂t            ∂t    r2
(4.30)

Weiter müssen wir die Newtonsche Bewegungsgleichung lösen. Die Newtonsche Bewegungsgleichung in die x-Richtung hat den Vorteil, dass die Anfangsbedingung vx,0 = 0 ist. Unter Verwendung von Gleichung (4.30) bekommen wir

  ∂vx-             --1--2Ze2-           -2Ze2---       ∂ϕ-
M  ∂t  = Fx(t) = - 4πϵ0  r2  sin(ϕ) = - 4π ϵ0v0b sin(ϕ) ∂t
(4.31)

Diese Gleichung kann direkt integriert werden

-∞tM∂vx
----
 ∂tdt = M 0vx(t)d x = -  2Ze2
--------
4 πϵ0v0b -∞t sin (ϕ) ∂ϕ
---
∂tdt
= ---2Ze2--
4π ϵ0v0b 0ϕ(t) sin ( ˜)
 ϕd ˜
ϕ (4.32)

Der Endwinkel ist ϕZ = π -θ. Die Endgeschwindigkeit ist vx,Z = -v0 sin(ϕZ) = -v0 sin(θ). Also lautet Gleichung (4.32)

M 0-v0 sin(θ)d x = -Mv0 sin(θ)
= --2Ze2---
4πϵ0v0b 0π-θ sin (˜)
 ϕd˜
ϕ = ---2Ze2--
4π ϵ0v0b (1 + cos(θ)) (4.33)

Unter Verwendung von 1 + cos(θ) = sin(θ) cot(θ∕2) erhalten wir

             2     (  )
M v  = --2Ze---cot  θ-
   0   4 πϵ0v0b     2
(4.34)

Der Stossparameter b hängt vom Streuwinkel θ ab

       Ze2       (θ )
b = --------2cot  --
    2πϵ0M  v0     2
(4.35)

Wenn man annimmt, dass im kreisförmigen Intervall zwischen b und b + db eine gewisse Anzahl Teilchen eingestrahlt werden, dann treffen diese im Winkelsegment zwischen θ und θ + auftreffen. Also benötigen wir auch

        Ze2       1
db =  --------2---2(θ)-dθ
      4πϵ0M v 0sin   2
(4.36)

das Problem ist zylindersymmetrisch bezüglicher der z-Achse. Zwischen b und b + db ist die Fläche

dA      = 2πbdb
   Atom
(4.37)

Das Target ist in der Regel eine Folie mit der Dicke DFolie, der bestrahlten Fläche AFolie und der Zahlendichte der Atome N. Insgesamt streuen Ngesamt = DFolieAFolieN. Die gesamte Fläche, die zur Streuung in den Bereich um θ beiträgt, ist

dAgesamt = NgesamtdAAtom  = 2πN  DF olieAF oliebdb
(4.38)

Wenn nun n α-Teilchen eintreffen, dann werden

dn′ = ndAgesamt-=  2πnN  D    bdb
         AF olie            Folie
(4.39)

Teilchen gestreut.

An der Detektorfläche berechnen wir den bestrahlten Raumwinkel

                              (  )     (  )
dΩ      =  2πsin(θ)dθ = 4π sin  θ- cos  θ-  dθ
  gesamt                         2       2
(4.40)

Der Detektor misst nur einen kleinen Raumwinkelbereich dΩ, da er in der Regel nur schmal ist. In den Detektor werden dann

        ′---dΩ----
dn =  dn dΩ
            gesamt
(4.41)

Alles zusammengefügt erhält man

die Streuformel von Rutherford

dn(θ,d-Ω)-  ----Z2e4DF--olieN-----
    n     = (4π ϵ )2M  2v4sin4( θ)dΩ
                 0      0      2
(4.42)

PIC

Schematischer Verlauf der Streuamplitude der Rutherford-Streuung.

Abbildung 4.3.2 zeigt die mit der Gleichung (4.42) berechnete Streukurve.

4.3.3  Selbstinterferenz von Atomen

PIC

Zweistrahlinterferenz von Atomen (gezeichnet nach [CM91]).

Die Experimente von Carnal und Mlynek [CM91] im Jahre 1991 haben gezeigt, dass auch kompliziertere Objekte wie Atome Interferenzerscheinungen zeigen. Neuerere Experimente haben gezeigt, dass auch mehratomige Moleküle wie ein Wellenpaket interferieren. Ausser dass die Wellenlänge enorm klein ist, gibt es nichts was den Wellencharakter eines Fussballs verbieten würde.

5  Quantentheorie

Wir sahen, dass Licht sich unter gewissen Umständen wie ein Teilchenstrom verhält. Wir stellten fest, dass Elektronen und Atome sich wie Wellen verhalten. Die Quantenphysik stellt nun die Hypothese auf, dass dies immer gilt. Weiter wird vermutet, dass Impulse und Energien in vielen Systemen nur diskrete Werte annehmen können. Im Folgenden wollen wir mit beschränktem mathematischem Aufwand Gesetze und Regeln finden, die aus diesen Annahmen folgen.

5.1  Hilbert-Räume

Zu Beginn folgen einige mathematische Definitionen, die für die korrekte Formulierung der Gesetze und Regeln notwendig sind. Der mathematische Formalismus beruht auf Hilbert-Räumen. Ein Hilbert-Raum wird wie folgt definiert:

H ist ein linearer Vektorraum über dem Raum der komplexen Zahlen mit der Eigenschaften:

Die Norm einer beliebigen Funktion f H ist definiert als f= (f·f)12

Weil H ein linearer Vektorraum ist, es gelten die folgenden Eigenschaften:

Ein Vektorraum ist vollständig, wenn es für jedes f eine Reihe f1,f2,f3,fn f gibt, so dass lim n→∞fn - f= 0 gilt.

Wenn für das Skalarprodukt von f H und g H f·g = 0 gilt, dann sind f und g orthogonal.

5.1.1  Lineare Operatoren

Wenn für einen linearen Operator ^
A und eine Funktion f H die Gleichung ^
Af = af gilt, dann f ist Eigenfunktion von ^A. a ist der entsprechende Eigenwert von A^.

5.1.2  Hermitesche Operatoren

Hermitesche Operatoren sind Operatoren, für die die folgende Gleichung gilt

A^*(f *·g ) = f *·A^*g
(5.1)

Zum Beispiel sind die Operatoren ^px = (∕i)(∂∕∂x) und ^E = i(∂∕∂t) hermitesch.

Die Eigenfunktionen eines hermiteschen Operators sind orthogonal und die dazugehörigen Eigenwerte sind reell.

5.2  Herleitung der Schrödingergleichung

Wir haben gesehen, dass Materieteilchen bei gewissen Experimenten Interferenzerscheinungen zeigen. Wir brauchen also eine konsistente Beschreibung von Materieteilchen als Wellen. Die Schrödingergleichung ist eine Gleichung für eine Wellenfunktion ψ(r,t). Wir werden sehen, dass ψ(r,t) nicht direkt beobachtet werden kann.

5.2.1  Erste Möglichkeit der Herleitung der Schrödingergleichung

Wir leiten die eindimensionale Schrödingergleichung in den Koordinaten (x,t) her, indem wir den Ansatz ψ(x) = A exp [i(kx  - ωt)] verwenden. Wir erinnern uns an die de Broglie-Beziehung p = h∕λ = k aus Gleichung (4.1) . Die erste und die zweite örtliche Ableitung unseres Ansatzes sind

-∂-
∂x ψ =  ikA  exp[i(kx - ωt)] = ikψ
(5.1)

und

 2
∂--ψ =  (ik )2A exp [i(kx - ωt)] = - k2 ψ
∂x2
(5.2)

Unser Ansatz ψ(x,t) = A exp [i(kx - ωt )], mit k = 2π∕λ und ω = 2πν, ist auch eine Lösung der Wellengleichung

 ∂2           1 ∂2
---2ψ(x, t) =  2---2ψ (x, t)
∂x            c ∂t
(5.3)

wobei, c = λν = ω∕k die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist. Gleichzeitig ist

  2
-∂--ψ(x, t) = - k2ψ (x,t)
∂x2
(5.4)

und

  2
-∂-ψ (x,t) = - ω2ψ (x, t)
∂t2
(5.5)

Nach Planck setzen wir für die Energie E = ω an. Das Teilchen habe den de Broglie-Impuls p = k. Wir verwenden die relativistische Energie-Impulsbeziehung und entwickeln in eine Reihe.

                         ∘ ------------
Erel = m (v)c2 = γmc2 =    m2c4 + p2c2 = mc2 +  p2∕2m +  ...
(5.6)

wobei γ = 1∘-----2--2
 1 - v ∕c ist.

für nichtrelativistische Geschwindigkeiten v « c können relativistische Effekte vernachlässigt werden. Dann ist die kinetische Energie

        2
Ekin = p ∕2m
(5.7)

mit p = mv. Andererseits kann die kinetische Energie T auch geschrieben werden als T = E - V = (2k2)(2m) mit k2 = 2m(E - V )2. Wir erhalten also

  -ℏ2-∂2--
- 2m  ∂x2ψ +  Vψ  = E ψ
(5.8)

Dieser Weg zur Herleitung der Schrödingergleichung ist Schrödingers originaler Weg zur Beschreibung von Materiewellen.

5.2.2  Zweite Möglichkeit der Herleitung der Schrödingergleichung

Die Schrödingergleichung kann auch mit einer zweiten Methode hergeleitet werden. Das Hamiltonsche Extremalprinzip fordert, dass die Wirkung eines Systems beschrieben durch die Lagrangefunktion L(q,q˙,t) extremal ist, das heisst

       ∫

δS = δ   L (q, ˙q,t)dt = 0
(5.9)

Die Hamiltonfunktion ist definiert als die Summe der kinetischen und der potentiellen Energie

H  = T +  V
(5.10)

V soll hier nur eine Funktion von x sein. Die kinetische Energie ist T = p2(2m), wobei p der Impuls eines punktförmigen Teilchens mit der Masse m ist. Wir wissen nach Planck, dass die Energie einer Welle E = ω ist. Der Impuls kann gleichzeitig auch als p = k geschrieben werden. Wenn sich ein Teilchen mit der Masse m bewegt, kann ihm eine de Broglie-Wellenlänge λdB = h∕p zugeschrieben werden. Damit können wir die obigen Gleichungen wie folgt umformen

ℏ-∂-
i∂x ψ =  ℏkψ = p ψ
(5.11)

oder

  ℏ2--∂2-     ℏ2k2-
- 2m ∂x2 ψ =  2m  ψ =  Tψ
(5.12)

Wir definieren den Impulsoperator

       ∂          ∂
^px = ℏ---- = - iℏ ---
      i∂x        ∂x
(5.13)

und den Operator der kinetischen Energie

          2  2
T^  = - ℏ---∂--
  x     2m ∂x2
(5.14)

Wir wollen nun noch die Zeitabhängigkeit bestimmen. Die erste zeitliche Ableitung von ψ ist

∂ψ
--- = - iωA exp [i(kx - ωt )] = - iωψ
∂t
(5.15)

Den Operator der Gesamtenergie E definieren wir andererseits so

       ∂
^E =  iℏ ---
       ∂t
(5.16)

Wenn ^
V zeitunabhängig ist, können wir den Operator für die Hamiltonfunktion definieren

                 2   2
^H =  ^T + ^V =  - ℏ---∂--+  V
                2m ∂x2
(5.17)

wenn ^V = V ist.

Wenn wir die Gesamtenergie gleich der Hamiltonfunktion setzen, also ^E = ^T + ^V = H^, bekommen wir die Schrödingergleichung als Analogon zur klassischen Hamilton-Funktion H = T + V . Operatoren müssen immer auf etwas wirken, hier auf die Wellenfunktion ψ.

                                2   2
^Eψ  = ^H ψ      = ⇒  iℏ ∂-ψ =  - ℏ---∂--ψ + V ψ
                      ∂t       2m ∂x2
(5.18)

Wir haben in dieser Herleitung angenommen, dass die potentielle Energie zeitlich konstant ist. Dann hat der Hamiltonoperator Eigenwerte, das heisst

^H ψ = E ψ
(5.19)

Dies ist die stationäre, zeitunabhängige Schrödingergleichung. Die Lösungen der Gleichungen sind dann harmonische Wellen

ψ (x,t) = A exp[i(kx - ωt)] = A exp (ikx )exp (- iωt)

5.2.3  Wahrscheinlichkeitsinterpretation

Die Lösung der Schrödingergleichung, die Wellenfunktion ψ(x,t) kann nicht direkt beobachtet werden. Nach der Kopenhagener Interpretation ist das Skalarprodukt

ψ *(r, t)· ψ (r, t)dr  = p(r,t)dr = p(r, t)dxdydz
(5.20)

gleich der Wahrscheinlichkeit, das System beschrieben durch ψ(r,t) zur Zeit t am Ort r im Volumen dr = dxdydz zu finden.

Zum Beispiel hat ein Teilchen in einem unendlich hohen Potentialkasten die Wellenfunktion

         1   1      (2 πi )     1   1     ( - 2πi  )   u (x)    u (x)
φ (x) = √---√---exp  ----x  -  √---√---exp  -----x   = -1√-----  -2√----
          2   a        a         2   a        a           2        2
(5.21)

Die Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen mit der Teilwellenfunktion u1 oder u2 im Potentialkasten zu finden ist

         ∫a
p(u1,2) =   u*1,2u1,2dx = 1
          0
(5.22)

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 12 misst man Teilchen die nach links oder rechts laufen. Dies heisst, dass der Vorfaktor von u1 und u2 1  --
√ 2 ist. Man kann nachrechnen, dass auch

∫a                1 ∫a                1 ∫a
  ψ *(x)ψ(x )dx  = --  u*1(x)u1 (x )dx + --  u*2(x)u2(x)dx
0                 2 0                 2 0
                         ∫a
                     - 1-  (u*(x)u (x ) + u*(x )u (x ))dx
                       2     1     2      2     1
                         0      a
           1        1        1 ∫ (  2πix∕a 2πix∕a    -2πix∕a -2πix∕a)
        =  2p(u1) + 2p(u2) - a-    e     e     + e       e        dx
                               0
                                                            1-       1-
                                                         =  2p(u1) + 2 p(u2)
(5.23)

Wenn wir nun den Erwartungswert eines Operators ^f berechnen wollen, müssen wir den gewichteten Mittelwert ausrechnen. Für übliche Funktionen f(x) mit der Gewichtsfunktion g(x) (g(x) nicht identisch null) ist dies

      ∫ f(x )g (x)dx
⟨f⟩ = ---∫---------
          g(x )dx
(5.24)

In unserem Falle ist die Gewichtsfunktion g(x) = p(x) = ψ*(x)·ψ(x), der Wahrscheinlichkeitsdichte. Da die Wahrscheinlichkeitsdichten normiert sind, ist g(x)dx = ψ*ψdx = 1. Wir erhalten für den Erwartungswert der Funktion f

                  ∫∞            ∫∞
⟨f ⟩ = ⟨ψ |f |ψ ⟩ =    fp (x )dx =    f ψ*(x)ψ (x )dx
                 - ∞            -∞
(5.25)

Wenn ^f ein Operator ist, muss der Erwartungswert

                 ∫∞
⟨^⟩      ^            *  ^
 f  = ⟨ψ |f |ψ ⟩ =   ψ  (x )fψ (x)dx
                - ∞
(5.26)



Grösse Erwartungswert


Ort x ⟨x⟩ = -∞x|ψ|2dx = -∞ψ*xψdx = ⟨ψ |x|ψ ⟩
Potential V ⟨V ⟩ = -∞V |ψ|2dx = -∞ψ*V ψdx = ⟨ψ|V |ψ ⟩
Impuls px ⟨px⟩ = -∞ψ*(   )
 ℏi∂∂xψdx = -∞ψ*^p xψdx = ⟨ψ |^p|ψ ⟩
Energie Ekin ⟨Ekin⟩ = -∞ψ*(  ℏ2-- )
 - 2m0 Δψdx = -∞ψ*^
E kinψdx = ⟨ψ |^
Ekin|ψ ⟩


Erwartungswerte für normierte Wellenfunktionen ψ.

Tabelle 5.2.3 gibt einige Erwartungswerte an. Verwenden Sie die Tabelle als Anleitung, wie Erwartungwerte berechnet werden sollen. Zur Schreibweise

ψ(x,y,z) = |ψ ⟩ ψ*(x,y,z) = ⟨ψ|
(  )
  x
|( y|)

  z = r = |r⟩ (        )
 x*,y*,z* = r* = ⟨r|
⟨p⟩ = ⟨ψ |^p|ψ ⟩

5.3  Eigenfunktionen und Eigenwerte der Schrödingergleichung

Die Eigenwerte des Hamiltonoperators sind die Energieeigenwerte des betrachteten Systems. In den nächsten Abschnitten sollen die Energieeigenwerte der Schrödingergleichung für verschiedenen Potentialfunktionen berechnet werden.

5.3.1  Stationäre Zustände

Wenn der Zustand eines Systems ψ eine ortsabhängige Linearkombination zweier Eigenfunktionen ψ1 = a1(x) exp(-1t) und ψ2 = a2(x) exp(-2t) ist, gilt

ψ  = ψ  + ψ  = a  (x )e-iω1t + a (x)e-iω2t
      1     2    1            2
(5.1)

Wenn Zustände ψ1 und ψ2 sich zeitlich nicht ändern, dann nennt man sie stationär und die Wahrscheinlichkeitsdichten p1 = ψ1*·ψ 1 und p2 = ψ2*·ψ 2 haben zeitlich sich nicht ändernde Werte. Im Dialekt der Quantenphysiker nennt man das scharfe Werte. Die entsprechenden Eigenwerte sind zeitunabhängig.

Obwohl die Funktionen ψ1 und ψ2 stationäre Zustände sein sollen, also zeitlich unveränderlich, ist die Summe ψ nicht stationär. Die kurze Rechnung

ψ*·ψ = (                        )
 a1(x )e -iω1t + a2(x)e-iω2t* (                        )
  a1(x)e-iω1t + a2(x)e-iω2t
= (  *    iω t   *    iω t)
 a 1(x )e  1 + a2(x )e  2(       -iω t         -iωt)
  a1(x )e  1 +  a2(x)e   2
= a* 1a1 + a* 2a2 + a* 1a2e1te-2t + a 1a* 2e-1te2t
= a* 1a1 + a* 2a2 + a* 1a2e1te-2t + (              )
 a *1a2eiω1te-iω2t* (5.2)
Die Wahrscheinlichkeitsdichte ψ*ψ ist also zeitlich nicht konstant, das heisst nicht stationär. Es gibt keinen zeitlich konstanten Energieeigenwert zu dieser Funktion.

Wenn ein Eigenzustand des Operators ^
A = ia∂∕∂t sich mit der Zeit nicht ändert, dann wird er stationär genannt.

5.3.2  Kanonische konjugierte Variablen

Der Hamiltonformalismus der klassischen Mechanik eines Systems mit der Lagrangefunktion L beschreibt die mechanischen Bewegungsgleichungen mit verallgemeinerten Ortskoordinaten qi und verallgemeinerten Impulskoordinaten pi = L∕∂q˙i. Die Variablen qi und pi werden üblicherweise kanonische konjugierte Variablen genannt.

In Quantenmechanik gibt es ein analoges Konzept zu kanonisch konjugierten Variablen, die kanonisch konjugierten Operatoren. Dies sind

Die Definitionen der Operatoren sind

^x = x
^px = ℏ-
 i-∂-
∂x
^r = xi + yj + zk
^p = ℏ-
 i
^ϕ = ϕ
^L = ℏ
--
 i^r ×∇
^E = i-∂-
∂t (5.3)

wobei i, j und k die Einheitsvektoren sind, die das Koordinatensystem aufspannen.

5.3.3  Vertauschungsrelationen

Analog zur Poissonklammer der klassischen Mechanik gibt es in der Quantenmechanik Kommutatoren.

Die mathematische Operation

[^ ^ ]   ^^    ^ ^
A, B  =  AB -  BA

heisst Kommutator.

So wie die Operatoren in der Quantenmechanik definiert sind, gelten die folgenden Vertauschungsrelationen:

Ort und Impuls
[^x,^px]ψ =  (^x^px - ^px^x) ψ = iℏψ,   ∀ψ
(5.4)

mit

^x = x
^px = -i-∂-
∂x
Energie und Zeit
[^E, E ]ψ =  (^Et - t^E)ψ = iℏψ,   ∀ψ
(5.5)

mit

E^ = i∂
---
∂t

Die Vertauschungsrelationen von konjugierten Operatoren heissen auch Unschärferelationen. Sie sind eine Konsequenz der Wellennatur der Lösungen der Schrödingergleichung und wurden von Werner Heisenberg gefunden. Die Energie-Zeit-Unschärferelation gilt oftmals nicht als echte Unschärferelation, da die Zeit kein Operator ist.

5.4  Axiome der Quantenmechanik

  1. Der Zustand eines physikalischen Systems wird durch eine Wellenfunktion oder Zustandsfunktion ψ beschrieben.
  2. Jede physikalische Grösse entspricht einem linearen Hermiteschen Operator.
  3. Ein Zustand eines Systems, in dem eine physikalische Grösse a einen scharfen Wert besitzt, muss durch eine Eigenfunktion des zu a gehörigen Operators ^
A beschrieben sein; der Wert dieser Grösse a ist ein Eigenwert des Operators ^A.
  4. Wenn der Zustand eines Systems durch eine Wellenfunktion ψ = kckfk dargestellt wird, wobei die fk Eigenfunktionen des gleichen hermiteschen Operators und die ck komplexe Konstanten sind, dann ist
    f*·f  =  (f *f) δ
 i   j    i  i  ij
    (5.1)

    und

     *      ∑   *   *       ∑   *   *
ψ · ψ =    cicjfi ·fj =    ckckfk·fk
         i,j              k
    (5.2)

Die Eigenwerte ak von ^
A sind reelle Zahlen (ak k). Die Wellenfunktionen ψk definiert durch ^Aψk = akψk oder ^A|ψ ⟩ = ak|ψ ⟩ sollen ein vollständiges Funktionensystem bilden.

Der Erwartungswert von a ist

      ∑                  ∑
⟨a⟩ =    ψ *ℓc*ℓ ^A (ckψk ) =   c*ℓψ*ℓck^A ψk
      ℓ,k                ℓ,k
                        ∑   *   *        ∑   *     *
                     =     cℓckψℓakψk =     cℓckakψℓψk
                        ℓ,k               ℓ,k                       ∑
                                                                =     c*kckak
                                                                   k
(5.3)

In Allgemein ist die Streuung einer Observablen a analog wie die Standardabweichung definiert

       ∘ -----------
Δa  =    ⟨a2⟩ - ⟨a⟩2
(5.4)

5.5  Wahrscheinlichkeitsdichte und Wellenfunktionen der Schrödingergleichung: die Bohrsche Interpretation

Wie oben ausgeführt, beschreiben die Eigenfunktionen des Operators H^ (Lösungen der Schrödingergleichung) oder jeden anderen Operators nicht die räumliche Verteilung eines Teilchens. Nach Niels Bohr und der Kopenhagener Interpretation befindet sich ein Teilchen mit Wahrscheinlichkeitsdichte |ψ (x)|2 = ψ*(x)ψ(x) am Ort x.

5.5.1  Wellenpakete

Wenn der Impuls px = k eines Teilchens nicht scharf definiert ist, das heisst wenn das Teilchen nicht durch eine ebene Welle (unendlich ausgedehnt!) beschrieben wird, hat der Impuls des Teilchens eine Streuung Δp∕2. Mit einer Fouriertransformation kann man den Ort ausrechnen, wenn bekannt ist, dass das Teilchen sich im Impulsraum zwischen px - Δp∕2 px px + Δp∕2 aufhält. Wir betrachten nur den Ortsanteil der Wellenfunktion ψ(x,t) = ψ0 exp (i(kx - ωt )).

        px+∫Δp∕2          px+∫Δp∕2               (                  )
ψ(x ) ~        eikxdp  =         eixpx∕ℏdp  =  ℏ-- eixΔp∕2ℏ - e-ixΔp ∕2ℏ  eixpx∕ℏ
                    x                   x   ix
       px-Δp∕2          px-Δp∕2
(5.1)

dieses Resultat kann umgeformt werden

              (     )
ψ(x) ~  2ℏsin  x-Δp-  eixpx∕ℏ
        x       2ℏ
(5.2)

Der Ortsanteil der Wellenfunktion ψ(x) ist eine ebene Welle mit der ortsabhängigen Amplitude (also keine echte ebene Welle)

sin-z-
 z

mit

     xΔp
z =  -----
      2ℏ

Dann gilt Δz = π oder Δx = Δp. Das Produkt ΔxΔp = . zeigt, dass sowohl Impuls wie auch Ort maximal gut definiert sind. Ein Wellenpaket mit diesen Eigenschaften ist in Abbildung 5.5.1 gezeigt.

PIC

Wellenpaket.

5.6  Heisenbergsche Unschärferelation

Die Betrachtung im vorherigen Abschnitt legen die Frage nahe: was ist die minimale Grösse des Produktes Δxδp? Dazu betrachten wir ein Wellenpaket wie in Abbildung 5.5.1 gezeigt, das durch eine Gausssche Verteilung der Amplitude der Wellenfunktion (im Ortsraum oder in der Zeit) definiert ist.

                  √ --  ∞∫
                ----a--    - a2(k-k0)2∕4 ikx
ψ(x,t = 0) = ψ0 (2π)3∕4   e           e  dk
                       -∞
(5.1)

Die Vorfaktoren dienen zur Normierung der Funktion. Das Maximum der Wellenfunktion befindet sich bei x, die Variable a ist die Breite des Pakets und k0 der mittlere Wellenvektor. Die resultierende Funktion ψ(x, 0) ist eine Gausssche Verteilung in Abhängigkeit von x.

             (     )1∕4
ψ(x,t = 0) =   -2--    eik0xe-x2∕a2
               πa2
(5.2)

und

                   ∘ ----
|ψ (x,0)|2 = ψ *ψ =    -2--e-2x2∕a2
                     πa2
(5.3)

Wenn die Ortsunschärfe, das heisst die Streuung im Ort Δx = a∕2 ist, dann ist die entsprechende Impulsunschärfe Δp = ∕a. Dann ist das Produkt

Δx Δpx  ≥ ℏ-
          2
(5.4)

Damit ist gezeigt, dass es unmöglich ist, gleichzeitig Ort und Impuls mit beliebigen Genauigkeit zu messen. Die Gleichung (5.4) ist als Heisenbergsche Unschärferelation bekannt.

5.7  Lösung der Schrödingergleichung für einen unendlichen Potentialtopf

PIC

Potentialtopf mit unendlich hohen Wänden.

Die zeitunabhängige Schrödingergleichung erlaubt die Berechnung der Wellenfunktion eines Teilchens in einem unendlichen tiefen Potentialtopf (Abb. 5.7). Die Breite des Topfes ist a. Wir nehmen als Ansatz die Funktion ψ(x,t) = ϕ(x)e-iωt. Die zeitunabhängige Schrödingergleichung lautet

                       2   2
^Hϕ =  Eϕ    =⇒     - -ℏ--∂--ϕ (x) = Eϕ (x)
                     2m  ∂x2
(5.1)

Dabei haben wir die Potentialfunktion

        {
           0    für   0 ≤ x ≤ a
V (x) =    ∞   sonst
(5.2)

Im Potentialtopf für 0 x a haben die Lösungen die Form

ϕ(x) = A  eikx + A  e-ikx
         1        2
(5.3)

mit k = 2π∕λ. Die beide Terme entsprechen zwei harmonischen Wellen, die sich in der negativen und der positiven Richtung der x-Achse ausbreiten. Die Potentialfunktion V in den Wänden des Potentialtopfs hat den Wert unendlich. Dann sind die Amplituden der Lösungen der Schrödingergleichung innerhalb der Wände des Topfes null. Mit anderen Worten, die Wellenfunktion soll für ϕ(x 0) = 0 und ϕ(x a) = 0 verschwinden. Die Randbedingungen ergeben

        A1 + A2 =  0
   ika      -ika
A1e   + A2e     =  0
(5.4)

Wenn wir die obigen Gleichungen nach A1 und A2 auflösen, bekommen wir

            - A1 = A2
   ( ika    -ika)
A1  e   - e      = 0
(5.5)

Nun ist eika - e-ika = 2i sin (ika). Wir erhalten also

         - A  = A
            1     2
2A1i sin(ika ) = 0   ⇒  k = nπ ∕a
(5.6)

mit n . Die Lösung der Schrödingergleichung für den Potentialtopf hat also die Form

ϕ (x) = A1 sin (in πx∕a )
(5.7)

Wenn wir den Ansatz unter Berücksichtigung der Randbedingungen in die Schrödingergleichung einsetzen, erhalten wir

-ℏ2
----
2m ∂2
---2
∂xϕ(x) = (x) (5.8)
Die dazugehörigen Energieeigenwerte sind
      n2-π2ℏ2
En  =  2ma2
(5.9)

Die Wellenfunktion ϕ muss auf 1 normiert sein, da wir das Teilchen sicher im gesamten Raum finden. Aus ϕ*·ϕ = 1 erhalten wir den Wert der Konstanten A1 = ∘ ----
  2∕a.

Die Einschränkung (Lokalisierung) der Wellenfunktion auf ein beschränktes Gebiet, den Potentialkasten, bedingt die Quantisierung der Teilchenenergie.

5.8  Lösungen der Schrödingergleichung für eine Potentialstufe

PIC

Potentialstufe.

Wir betrachten eine von links auf eine Potentialstufe mit endlicher Energiehöhe einfallende Welle. Dies führt zum Ansatz

ψ(x,t) = ϕ(x)e- iωt

ψ(x,t) ist harmonisch von der Zeit abhängig. Deshalb ist ϕ(x) ist eine stationäre Lösung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung.

Die Lösungen sind abhängig von der Energie des Teilchens (der Welle) unterschiedlich:

  1. Die Energie der einfallenden Welle E ist grösser als die potentielle Energie (E > V 0). Dann werden wir im ganzen Gebiet wellenartige Lösungen mit Interferenzen bekommen.
  2. Die Energie der einfallenden Welle E ist kleiner als die potentielle Energie (E V 0). Hier gibt es das Phänomen der evaneszenten Wellen, also an der Grenzfläche lokalisierter Wellen.

Sei ϕ(x) die Ortsfunktion einer einfallenden Welle, die sich in der positiven Richtung der x-Achse ausbreitet. Ihr Impuls ist p1 = k1 für x < 0 und p2 = k2 für x > 0. Die kinetische Energie ist T = p22m = E und T = p22m = E - V 0. Also haben wir

      ∘ ------
k  =    2mE--     für   x < 0
 1       ℏ2
(5.1)

und

     ∘ -------------
       2m-(E----V0)
k2 =        ℏ2           für   x ≥ 0
(5.2)

Die Lösungen der Schrödingergleichung müssen zweimal differenzierbar sein, d.h. ϕ und ∂ϕ∕∂x müssen stetig sein für alle x. Die Stetigkeit besagt, dass ϕ(x) und ∂ϕ(x)∕∂x für x = 0 dieselben Werte haben müssen. Die Eigenfunktion ϕ(x) hat für x < 0 zwei Komponenten: Eine sich ausbreitende Welle mit der Amplitude A1 in der positiven Richtung der x-Achse und eine sich ausbreitende Welle (die reflektierte Welle) mit der Amplitude A1 in der negativen Richtung der x-Achse. Beide mit demselben Impuls p1 = k1. Für x > 0 es gibt nur eine harmonische Welle mit der Amplitude A2 und dem Impuls p2 = k2 (transmittierte Welle), die sich in die positive Richtung der x-Achse ausbreitet. Also erhalten wir für den ersten Fall

ik2A2 = ik1(A1 - A1)
A2 = A1 + A1 (5.3)
oder
A′1-
A
 1 = k1 --k2
k +  k
 1    2
A2-
A1 = --2k1--
k1 + k2 (5.4)
Wir definieren die folgenden Grössen als Reflexionskoeffizienten
     (   ) *      |  |2
      A-′1   A′1-   ||A′1||
R =   A     A  =  ||A ||
        1    1      1
(5.5)

und Transmissionskoeffizienten

           * (   )*              *||   ||2
T =  k2 +-k2* A2-   A2-=  k2 +-k2-||A2-||
     k1 + k1  A1    A1      2k1    A1
(5.6)

Diese beiden Koeffizienten beschreiben die Intensität der Reflexion bzw. der Transmission, oder, in anderen Worten, deren Wahrscheinlichkeitsdichte. Die Vorfaktoren haben die gleiche Funktion wie die Dieklektrizitätszahlen in den Fresnelschen Formeln der Optik. Die Erhaltung der Gesamtenergie verlangt, dass

R + T =  1
(5.7)

ist.

Wenn im Gebiet x > 0 die kinetische Energie kleiner als die potentielle Energie ist (Fall 5.8) wird der Wellenvektor imaginär

      ∘ -------------                     ∘ -------------
        2m-(V0---E-)                        2m-(V0 --E-)
k2 = i       ℏ2      = iρ2   = ⇒    ρ2 =         ℏ2
(5.8)

Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit das Teilchen für x > 0 zu finden, exponentiell mit x abnimmt. Weiter haben wir

ρ2A2 = ik1(A1 - A1)
A2 = A1 + A1 (5.9)
Wie immer ist A1 frei wählbar. Wir erhalten
A ′
--1
A1 = k  - iρ
-1-----2
k1 + iρ2
A2-
A1 = --2k1---
k1 + iρ2 (5.10)
für den Reflexionskoeffizienten
R = 1
(5.11)

und für den Transmissionskoeffizienten

T = 0
(5.12)

Alle Energie wird also reflektiert, aber es gibt im verbotenen Bereich dennoch eine mit der Distanz abnehmende Energiedichte.

PIC

Transmissionskoeffizient T und Reflexionskoeffizient R.

PIC

ϕ(x)*ϕ(x) für verschiedene Verhältnisse von E∕V 0.

5.9  Potentialbarriere und Tunneleffekt

PIC

Potentialwand.

Wir sahen, dass eine von links einlaufende Welle mit einer kinetischen Energie kleiner als die Stufenhöhe im Bereich der Stufe eine exponentiell abfallende Wahrscheinlichkeit besitzt. ist die Stufe endlich breit, so gibt es auch am rechten Rand der Stufe eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit: das Teilchen hat die Barriere durchtunnelt. Zur Rechnung verwenden wir den Ortsanteil der Wellenfunktion ψ(x,t) = ϕ(x) exp(-iωt), die von links her in positiver Richtung auf die Barriere zwischen x = 0 und x = a (Abbild. 5.9) einfallen soll.

Wie im vorherigen Absatz muss ϕ und ∂ϕ∕∂x stetig sein. Die Energie der Welle ist zuerst beliebig.

ϕ1(x) = A1eik1x + A 1e-ik1x für x < 0
ϕ2(x) = A2eik2x + A 2e-ik2x für 0 x a
ϕ3(x) = A3eik3x + A 3e-ik3x für x > a (5.1)
Da für x < 0 und x > a das Potential V (x) = 0 ist, ist k1 = k3. Für x = 0 und x = a sind die Stetigkeitsbedingungen

ϕ1 = ϕ2 x = 0
∂ϕ1-
∂x = ∂ϕ2-
∂x x = 0
ϕ2 = ϕ3 x = a
∂ϕ2
----
∂x = ∂ϕ3
----
∂x x = a (5.2)
Wir haben sechs Unbekannte und vier Gleichungen. A1 ist beliebig wählbar, da wir eine von links einlaufende Welle annehmen. A3 = 0 weil keine von rechts einlaufende Welle existiert. Damit bleiben vier Unbekannte für vier Gleichungen. Die Stetigkeitsbedingungen sind dann

A1 + A1 = A2 + A2 für x = 0
k1(A1 - A1) = k2(A2 - A2) für x = 0
A2eik2a + A 2e-ik2a = A 3eik1a für x = a
k2(A2eik2a - A 2e-ik2a) = k 1A3eik1a für x = a (5.3)

Die Lösungen sind:

A1 =    A  (k  - k )(k  + k )sin (ak )
---2-1--12----2----1---2--------2-----
((k1 + k 2)) sin (ak2) + 2ik1k2 cos(ak2)
A2 = --------2A1k1-(k1 +-k2)--------
          2    2iak2         2
- (k1 + k2) + e    (k1 - k2)
A2 = -----2A1k1e2iak2-(k1 --k2-)----
- (k +  k )2 + e2iak2 (k - k )2
    1    2            1   2
A3 = -------4A1k1k2e--ia(k1--k2)-------
- (k1 + k2)2 + e2iak2 (k1 - k2)2 (5.4)

Aus diesen Beziehungen folgen mit

          ∘ ------
            2mE--
k1 = k3 =     ℏ2       für  x <  0 ∨ x > a
(5.5)

und

     ∘ -------------
k2 =   2m-(E----V0)      für   0 ≤ x ≤  a
            ℏ2
(5.6)

die Transmissions- und Reflexionskoeffizienten T und R

    ||  ′||2
R = ||A-1|| =  ---(--------(-----8∘E-(V0---E-)--))---------------+ 1
    |A1 |    V 2 1 - cos  2√2--  m (E - V )a   +  8E (E - V  )
              0                          0 ℏ                0
(5.7)

und

T = k3-+-k*3
k  + k*
 1    1(   )
  A3-
  A
   1* (   )
  A3-
  A
   1
= |   |
||A3-||
|A1 |2 = ----(-------(--√--∘8E-(E---V0)--))---------------
V02  1 - cos 2   2  m (E -  V0)a   + 8E (E -  V0)
                               ℏ (5.8)

wobei k1 = k3 = ∘---------
 2mE  ∕ℏ2 und k2 = ∘ ---------------
  2m (E -  V0)∕ℏ2 sind. Eine kurze Kontrolle zeigt, dass R + T = 1 ist, wir also keine Teilchen verlieren. Sowohl die Reflexion wie auch die Transmission oszillieren mit der Breite der Barriere a. Die Gleichungen können noch vereinfacht werden:

R = --------(∘----4E-(V0---E))-------------- + 1
    V02 sin2    2m (E -  V0)a  + 4E (E -  V0)
                           ℏ
(5.9)

und

     ||A3 ||2                 4E (E -  V0)
T =  ||---|| = --2-----(∘-------------a)---------------
      A1     V0  sin2    2m (E -  V0)ℏ  + 4E (E  - V0)
(5.10)

Wenn E < V 0 ist, wird aus dem Cosinus ein Cosinus hyperbolicus und die Gleichungen lauten

     ||A′||2                      8E (V  - E )
R =  ||-1||  = ----(--------(--√--∘----0--------))--------------- + 1
     |A1|    V02  1 - cosh  2  2  m (V0 - E )aℏ   + 8E (E  - V0)
(5.11)

und

T = |   |
||A3-||
|A1 |2
=                    8E (E - V  )
---(---------(--√--∘---------0---))---------------
V02  1 - cosh 2   2  m (V0 - E )aℏ   + 8E (E -  V0) (5.12)

Auch diese Gleichungen können vereinfacht werden

                   4E (V0 - E )
R =  -----------------2----(-∘-------------a) + 1
     4E (E -  V0) - V0 sinh    2m (V0 - E )ℏ
(5.13)

und

T =  --------------4E-(E---(V0∘)-------------)
     4E (E -  V ) - V 2sinh    2m (V  - E )a
               0     0              0      ℏ
(5.14)

                  ( √ -------- )
    8E-(V0---E-) -    2m (V0- E)aℏ
T ~      V02    e
(5.15)

Wenn sich ein Elektron mit der Energie E = 1 eV auf einen Potentialwall mit Breite a = 100 pm und der Höhe V 0 = 2 eV hinzu bewegt, dann ist die Transmissionswahrscheinlichkeit T ~ 0.64. Die Näherung nach Gleichung (5.15) ergäbe 1.17, ein unphysikalischer Wert. Für eine Barrierenbreite von 500 pm wäre T = 0.12, die Näherung 0.13. Je dicker die Berriere, desto besser ist die exponentielle Näherung. Unter den gleichen Bedingungen würde ein Proton (mp 1840me) durch eine Barriere von a = 100 pm eine Transmissionswahrscheinlichkeit von T ~ 4 × 1.8·10-10 und bei a = 500 pm wäre T = 1.1·10-50. Das heisst, dass der Tunneleffekt für atomare Distanzen für Elektronen wahrscheinlich, für Protonen sehr unwahrscheinlich ist.

Dieser Befund wird durch die aus der Chemie bekannte Tatsache, dass Elektronen die Bindungen vermitteln, gestützt. Tunneln für Protonen ist nur auf der Längenskala von Kernen (1 fm) wahrscheinlich.

Das Rastertunnelmikroskop (STM) beruht auf dem Tunneleffekt für Elektronen. Diese können eine kurze Potentialbarriere durchqueren. Dabei verringert sich der Tunnelstrom exponentiell mit der Breite der Barriere.

PIC

Transmissionskoeffizient (rot) und Reflexionskoeffizient (blau)

Abbildung 5.9 zeigt auf einer skalenfreien Darstellung den Verlauf des Transmissions- und des Reflexionskoeffizienten für eine feste Barrierenbreite und in Abhängigkeit der Energie des einlaufenden Teilchens skaliert mit der Barrierenhöhe V 0. Für E∕V 0 haben wir den erwarteten ungefähr exponentiellen Verlauf. Im Durchlassbereich (E∕V 0 > 1) zeigen sich jedoch Resonanzen. Bei E∕V 0 = 1.5 ist die Transmission minimal. Der Effekt ist analog zu den Phänomenen, die man beobachtet, wenn eine Wasserwelle über eine Untiefe hinweg geht.

PIC

Wahrscheinlichkeitsdichten an der Tunnelbarriere der Breite a = 1. Rot: E∕V 0 = 0.3, grün: E∕V 0 = 0.6, blau: E∕V 0 = 0.9, magenta: E∕V 0 = 1.1, pink: E∕V 0 = 1.5 (Resonanz, Reflektivität minimal, Transmission maximal), schwarz: E∕V 0 = 2.0 (Maximale Reflektivität), grau: E∕V 0 = 3.0.

Abbildung 5.9 zeigt für verschiedene Realtivenergien E∕V 0 die Wahrscheinlichkeitsdichten für den Aufenthalt. Beachten Sie insbesondere die Welle für E∕V 0 = 1.5!

5.10  Harmonischer Oszillator

Wenn die potentielle Energie V (x) eine quadratisch von x abhängt ist die Bewegung des Teilchens beschränkt und analog zum Fall eines klassischen harmonischen Oszillators. Der Operator ^H hat die Form

         2  2
H^ = - -ℏ--∂---+ 1-m ω2x2
       2m  ∂x2   2
(5.1)

mit der potentiellen Energie

        1
V (x ) = -m ω2x2
        2
(5.2)

Die Lösungen der Schrödingergleichung sind stationär und haben, dem Separationsansatz entsprechend, die Form

          -iEt∕ℏ
ψ(x,t) = e     ϕ (x)
(5.3)

Damit können wir die zeitunabhängige Schrödingergleichung verwenden

    2  2
- ℏ--∂--ϕ + 1-mω2x2 ϕ = E ϕ
  2m ∂x2    2
(5.4)

PIC

Potentielle Energiefunktion eines harmonischen Oszillators.

Wir definieren drei Parameter und ersetzen die Variable x durch u

     ∘ ----
 b =   -ℏ--
       m ω
     E
 ϵ = ℏω-
     x
u =  --
     b
(5.5)

Die Gleichung 5.4 lautet dann

   ∂2         2
- ---2ϕ(u ) + u ϕ (u) = 2ϵϕ(u)
  ∂u
(5.6)

Um die Eigenfunktionen ϕn und die Eigenwerte ϵn (oder En) zu finden. definieren wir die folgenden Operatoren

         (        )        (          )
^a† = -1√--  u - -∂-  =  -1√--- x - b2-∂-
       2       ∂u      b  2        ∂x
      1  (      ∂ )     1  (        ∂ )
 ^a = -√--  u + ---  = --√--- x + b2---
       2       ∂u     b   2        ∂x
(5.7)

Die Operatoren ^a und ^a sind nicht hermitisch (also nicht selbstadjungiert). Sie sind aber adjungiert zueinander. Deshalb kann man schreiben

        (             )
 †    1-  2       -d2-
^a ^a = 2  u  - 1 - du2
(5.8)

Also wird Gleichung (5.6)

  †    1-
(^a ^a + 2)ϕ(u) = ϵϕ (u )
(5.9)

Die Hamiltonoperator kann mit den Operatoren ^a und ^a umgeschrieben werden

^    †    1-
H = ^a ^a + 2
(5.10)

Der Kommutator der Operatoren ^a und ^a hat den Wert

[   †]     †    †
 ^a,^a  =  ^a^a - a^^a =  1
(5.11)

Die Eigenschaften des Kommutators zeigen, dass

[^a,^a] = 0
(5.12)

und

[     ]
 ^a†,^a†  = 0
(5.13)

Wir wollen nun untersuchen, wie die Gleichung (5.9) sich ändert, wenn wir sie von links mit ^a oder ^a multiplizieren. Wir schreiben Gleichung (5.9) um

           (     )
 †              1-
^a ^aϕ (u ) =  ϵ - 2  ϕ(u)
(5.14)

Multiplizieren wir Gleichung (5.14) von links mit ^a und verwenden Gleichung (5.12) erhalten wir

^a(  † )
  ^a ^aϕ(u) = ^a(    1)
 ϵ - 2-ϕ(u)
(    )
 ^a^a†^aϕ(u) = (     )
 ϵ - 1-
     2^aϕ(u)
(  †    )
 ^a ^a + 1(^aϕ (u)) = (     )
     1-
 ϵ - 2(^a ϕ(u))
^a^a(^aϕ (u)) = ((    1 )    )
  ϵ - --  - 1
      2(^aϕ (u )) (5.15)

Wenn ϕ(u) eine Lösung der Gleichung (5.14) mit dem Eigenwert (ϵ- 12) ist, ist ^aϕ(u) eine Lösung der gleichen Gleichung (5.14) , aber mit dem Eigenwert ((ϵ - 1 ∕2) - 1 ). Der Operator ^a erniedrigt den Eigenwert um 1. Er wird Absteigeoperator oder Vernichtungsoperator genannt.

Multiplizieren wir Gleichung (5.14) von links mit ^a und verwenden Gleichung (5.12) erhalten wir

^a( † )
 ^a ^aϕ(u) = ^a(    1)
 ϵ - 2-ϕ(u)
^a(   )
 ^a†^aϕ(u) = (     )
 ϵ - 1-
     2^aϕ(u)
^a(  †    )
 ^a^a  - 1ϕ(u) = (     )
     1-
 ϵ - 2(  †    )
  ^a ϕ(u)
^a(   )
 ^a^a†ϕ(u) = ((    1 )    )
  ϵ - --  + 1
      2(       )
 ^a†ϕ (u )
^a^a(      )
 ^a†ϕ(u ) = ((      )    )
  ϵ - 1-  + 1
      2(       )
 ^a†ϕ (u ) (5.16)

Wenn ϕ(u) eine Lösung der Gleichung (5.14) mit dem Eigenwert (ϵ - 12) ist, ist ^aϕ(u) eine Lösung der gleichen Gleichung (5.14) , aber mit dem Eigenwert ((ϵ - 1∕2) + 1). Der Operator ^a erhöht den Eigenwert um 1. Er wird Aufsteigeoperator oder Erzeugungsoperator genannt.

Wenn wir eine endliche Energieskala haben, muss es eine kleinste Energie und damit auch einen kleinsten Eigenwert geben. Das heisst, es muss eine Ortswellenfunktion ϕ0(u) geben, auf die angewandt der Vernichtungsoperator ^a eine Nullfunktion ergibt.

^a ϕ0(u) = 0
(5.17)

Wir verwenden die Definition von ^a und erhalten

 1
√---
  2(       )
      ∂
 u +  ---
      ∂uϕ0(u) = 0
(        )
      ∂--
 u +  ∂uϕ0(u) = 0
0(u) = --∂-
∂uϕ0(u)
u = -  1
------
ϕ0(u)∂
---
∂uϕ0(u) = - ∂
---
∂u ln (ϕ0(u))
1-
2u2 = - ln (ϕ (u))
  0 + ˜C
ϕ0(u) = C exp (   1-2)
  - 2u (5.18)

Die Konstante C ergibt sich aus der Normalisierungsbedingung

 ∞∫
   ϕ *(u )ϕ (u)du = 1 =⇒  C  = π -1∕4
     0    0
-∞

Die normierte Wellenfunktion des Grundzustandes des harmonischen Oszillators in den Koordinaten u und x ist

          1      (  1  )                1      (  m ω   )
ϕ0(u) = --1∕4 exp  - -u2   =⇒  ϕ0(x) = --1∕4 exp  - ----x2
        π           2                 π            2ℏ
(5.19)

Ausgehend von ϕ0(u) können wir nun durch die wiederholte Anwendung von ^a auf ϕ0(u) alle Lösungen generieren.

Die ersten nicht normierten Funktionen sind

ϕ0(u) = exp (  u2 )
 - ---
    2
ϕ1(u) = (√ -- )
   2u exp (     )
    u2
  - ---
    2
ϕ2(u) = (  2    )
 2u  - 1 exp (     )
   u2-
 -  2
ϕ3(u) = (√2u- (2u2 - 3) ) exp (    2)
  - u--
    2
.
.. = .
.. (5.20)

Mit der Normalisierungsbedingung dass das Integral über der Wahrscheinlichkeitsdichte gleich eins sein soll bekommen wir

ϕ0(u) = --1-
π1 ∕4 exp (     )
    u2-
  - 2
ϕ1(u) = --1-
π1 ∕4(√ -- )
   2u exp (    2)
    u--
  - 2
ϕ2(u) = --1-
π1 ∕4   2
(2u√---1)
     2 exp (    2)
  - u--
     2
ϕ3(u) = --1-
π1 ∕4      2
(u(2u√---3))-
      3 exp (    2)
 - u--
    2
..
. = ..
. (5.21)

Aus ^aϕ0(u) = 0 und Gleichung (5.14) folgt, dass

     1                  1
ϵ0 - --=  0  =⇒    ϵ0 = --
     2                  2
(5.22)

Allgemein ist also

         1-
ϵn = n + 2  ∀n  ∈ ℕ ∪ {0}
(5.23)

Wir erinnern uns an die Substitutionen in Gleichung (5.5) . Deshalb sind die

Energieeigenwerte des harmonischen Oszillators

      (    1 )
En =   n + -- ℏ ω  ∀n ∈ ℕ ∪ {0}
           2
(5.24)

Die gleichabständigen Eneregieeigenwerte des harmonischen Oszillators sind für diesen charakteristisch. Der kleinste Energieeigenwert E0 hat den Wert ω∕2. Es ist nicht möglich, einen harmonischen Oszillator in Ruhe zu haben. Die minimale Energie E0 ist die Nullpunktsenergie. Sie bewirkt, dass harmonische Oszillatoren immer energie enthalten, egal wie tief die Temperatur sinkt. Das heisst, die Boltzmannverteilung aus der klassischen Thermodynamik gilt nicht mehr.

5.10.1  Hermite-Polynome und der harmonische Oszillator

Die Lösungen von Gleichung (5.14) können mit Hermite-Polynomen ausgedrückt werden.

                                (    2)
ϕn(u) =  ∘--1----√-1--Hn (u )exp  - u--
           n!√ π   2n               2
(5.25)

mit

                          n
H  (u) = (- 1)nexp (u2 )-∂-- exp( - u2)
  n                     ∂un
(5.26)

Die ersten Hermite-Polynome sind

H0 (u) = 1

H1 (u) = 2u
H2 (u) = 4u2 - 2
H  (u) = 8u3 - 12u
  3          4      2
H4 (u) = 16u  - 48u  + 12
H5 (u) = 32u5 - 160u3 +  120u
(5.27)

Die Normierungsbedingung ist erfüllt, da

∫∞             ∞∫     1              (    )
   ϕ2n(u)du =     ----√---H2n (u )exp  - u2 du =  1 ∀n  ∈ ℕ ∪ {0}
-∞            -∞  2nn!  π

ist. Hermite-Polynome haben die folgenden Eigenschaften

Hn (- u) = (- n)nHn (u)
(5.28)

∫ +∞
     Hm (u )Hn (u )e- u2du = Hm ·Hn   = δmn
 -∞
(5.29)

PIC

Die ersten acht Hermite-Polynome.

5.10.2  Wellenfunktionen des harmonischen Oszillators

Wenn wir die Substitutionen aus Gleichung (5.5) rückgängig machen, erhalten wir

ϕ0(x) =  1
π1∕4 exp (  m ω  2)
 - 2-ℏ-x
ϕ1(x) = -1--
π1∕4( ∘ ------ )
(    2m-ω- )
      ℏ  x exp (        )
   m-ω- 2
 -  2ℏ x
ϕ2(x) =  1
-1∕4
π(          )
  2m-ωx2 - 1
---ℏ-√-------
       2 exp (  m ω   )
 - ----x2
    2ℏ
ϕ3(x) = -1--
π1∕4( ∘ ---- (          ))
    2mωx  2m-ωx2 - 3
-----ℏ----√-ℏ----------
            3 exp (        )
 - m-ω-x2
    2ℏ
..
.
ϕn(x) =    1
∘---√---
  n!  π  1
-√--n
  2Hn( ∘ ------ )
     2m ω
(    ----x )
      ℏ exp (  m ω  2)
 - ----x
    2ℏ (5.30)
ϕn(x) =  1
√----
  n!( †)
 ^anϕ 0(x) =  1
√----
  n! 1
-1∕4
π( †)
 ^an exp (   m ω  2)
  - ---x
    2ℏ (5.31)

Die Normierungsbedingung ist

∫ +∞   *
     ϕ m(x)ϕn(x )dx  = ϕm · ϕn = δmn
 -∞
(5.32)

PIC

Wellenfunktionen des harmonischen Oszillators

PIC

Wahrscheinlichkeitsdichte der Wellenfunktionen des harmonischen Oszillators

5.10.3  Teilchen im endlichen Potentialtopf

PIC

Potentialtopf.

Der Fall eines Teilchens in einem endlichen Potentialtopf ist etwas komplizierter als der Fall des unendlichen. Die Wellenfunktion verschwindet nicht am Rand des Topfes. Wir müssen zwei Fälle betrachten: wenn die Energie höher als die Potentialwälle ist, also E > V 0 und wenn sie kleiner ist. Im ersten Falle haben wir zum Beispiel eine von links einlaufende Welle, die sich an den Diskontinuitäten des Potentials reflektiert. Diese Lösung müsste aus der Lösung des Potentialwalls ablesbar sein. Im zweiten Falle haben wir lokalisierte Wellenfunktionen.

5.10.3.1. Potentialtopf, E > V 0

PIC

Transformation einer Potentialschwelle in einen Potentialtopf

Die Lösungen sind in Gleichung (5.4) angegeben und werden hier nochmals wiederholt.

A1 = ---A1-(k1---k2)(k1-+-k2)sin-(ak2)----
((k21 + k22)) sin (ak2) + 2ik1k2 cos(ak2)
A2 = -       2A  k (k +  k )
----------12-1--1----2-------2-
- (k1 + k2) + e2iak2 (k1 - k2)
A2 =      2A1k1e2iak2 (k1 - k2 )
-----------2---2iak----------2-
- (k1 + k2) + e   2 (k1 - k2)
A3 = -      4A1k1k2e- ia(k1- k2)
----------2----2iak2---------2-
- (k1 + k2) + e    (k1 - k2)

A1 stellt die einfallende Welle dar. der Wert ist frei wählbar. Die Energiewerte müssen aus Gleichung (5.5)

          ∘ ------
            2mE
k1 = k3 =   ---2-      für  x <  0 ∨ x > a
              ℏ

und Gleichung (5.6)

     ∘ -------------
       2m-(E----V0)
k2 =        ℏ2           für   0 ≤ x ≤  a

werden umskaliert mit E E - V 0 ausserhalb und E - V 0 E im Topf. Wir erhalten

           ∘ -------------
             2m-(E---V0-)
k1 = k3 =         ℏ2          für   x < 0 ∨ x > a
(5.33)

und

      ∘------
        2mE
k2 =    --2--     für   0 ≤ x ≤ a
         ℏ
(5.34)

Daraus folgen die Transmissions- und Reflexionskoeffizienten T und R

    ||  ′||2
R = ||A-1|| =  ---(--------(8E√-(V0√---E-))-)------------+ 1
    |A1 |    V02 1 - cos  2  2   Em a   + 8E  (EV0 )
                                    ℏ
(5.35)

und

T = k3 + k*3
k--+-k*
 1    1(A3 )
 A--
   1* ( A3)
  A--
   1
= |   |
||A3-||
|A1 |2 = ----(-------(-----∘8E-(E---V0)--))---------------
V 2  1 - cos 2 √2-- m (E - V  )a   + 8E (E -  V )
 0                           0 ℏ               0 (5.36)
Die Transmissions- und Reflexionskoeffizienten sind also gleich wie bei einer Barriere, sofern E > V 0 ist. Eine kurze Kontrolle zeigt, dass R + T = 1 ist, wir also keine Teilchen verlieren. Sowohl die Reflexion wie auch die Transmission oszillieren mit der Breite der Barriere a. Die Gleichungen können noch vereinfacht werden:
R = --------(∘----4E-(V0---E))-------------- + 1
    V02 sin2    2m (E -  V0)aℏ  + 4E (E -  V0)
(5.37)

und

     |   |2
T =  ||A3-|| = --------(∘----4E-(E----V0))--------------
     |A1 |   V 2 sin2    2m (E -  V )a  + 4E (E  - V )
               0                  0 ℏ              0
(5.38)

PIC

Transmission über einen Potentialtopf.

Abbildung 5.10.3.1 zeigt den Transmissionskoeffizienten und den Reflexionskoeffizienten als Funktion der Energiedifferenz von E zu V 0.

5.10.3.2. Potentialtopf, E < V 0

Die Energie des Teilchens E kleiner ist als die potentielle Energie der Wände E < V 0 kann die Schrödingergleichung mit dem allgemeinen Ansatz

            ik1x    ′ -ik1x
ϕ1(x) = A1e    +  A1e
ϕ2(x) = A2eik2x + A′2e-ik2x
            ik3x    ′ -ik3x
ϕ3(x) = A3e    +  A3e
(5.39)

gelöst werden. Hier ist k1 = k3. Für x = 0 und x = a sind die Randbedingungen

 ϕ (x )|    = ϕ  (x)|
   1  |x=0     2   x=|0
∂ϕ1(x)||       ∂ϕ2(x)||
  ∂x  ||    =    ∂x  ||
       x=0           x=0
(5.40)

sowie

 ϕ2(x )||x=a = ϕ3 (x)|x=|a
∂ϕ2(x)||       ∂ϕ3(x)||
------||    =  ------||
  ∂x   x=a      ∂x   x=a
(5.41)

Von links und rechts kommen keine Wellen, also ist A1 = A3 = 0. A2 oder A2 können frei gewählt werden. Wir lassen A2 als freien Parameter. Dann ist bei x = 0

      ′          ′
    A 1 = A2 + A 2
- k1A ′=  k2(A2  - A ′)
      1             2
(5.42)

und bei x = a

        ik2a    ′ -ik2a      ik1a
    A2e    + A 2e     = A3e
k2(A2eik2a - A′2e-ik2a) = k1A3eik1a
(5.43)

Beide Gleichungssysteme können gelöst werden und ergeben eine Beziehung zwischen A1, A2 als Funktion von A2 beziehungsweise für A3 und A2 als Funktion von A2.

A1 = --2k2--
k2 - k1A2 A2 = k2-+-k1
k2 - k1A2 (5.44a)
A3 =   2k2
-------
k2 + k1 A2 = k2 - k1
-------
k2 + k1e2ik2aA 2 (5.44b)

Die beiden Lösungen für A2 müssen identisch sein, das heisst die Gleichung

( k +  k )2
  -2----1   = exp (2ik2a)
  k2 - k1
(5.45)

muss gelten. Da k2(E) und k1(E,V 0) beides Funktionen von E sind, ist Gleichung (5.45) eine Bestimmungsgleichung für die erlaubten Werte von E. Mit k2 = √-----
 2mE und k1 = i∘ ------------
  2m (V  - E )
       0(da E < V 0 ist) wird Gleichung (5.45)

( √E--+ i√V-----E-)2        ( √ -----   )
 -√-------√--0----   =  exp  i  8mEa  ∕ℏ
    E - i  V0 - E
(5.46)

Gleichung (5.46) ist nicht analytisch lösbar. Bei den Lösungen muss sowohl der Realteil gleich sein wie auch der Imaginaärteil. Diese sind

8E2 -  8EV0 +  V2
---------2------0-
       V 0 = cos (√ -----a )
   8mE  --
         ℏ (5.47a)
            ∘ -----------
4 (2E  - V0)   E (V0 - E)
-------------2-----------
           V0 = sin ( √ -----a )
    8mE  --
         ℏ (5.47b)

Addiert man die quadrierte Gleichung (5.47a) zur quadrierten Gleichung 5.47b, so erhält man 1 = 1. Es reicht also die numerische Lösung von Gleichung (5.47a) zu bestimmen. Mit E∕V 0 = x2 und κ(V 0,a) = ( √ ----)
    8m ℏ(√ --- )
   V0a wird Gleichung (5.47a)

  4     2
8x -  8x +  1 = cos(κx )
(5.48)

Die linke Seite der Gleichung ist invariant. x hat den Wertebereich [0, 1]. Die rechte Seite hängt von a√ ---
  V0 ab.

PIC

Darstellung von 8x4 - 8x2 + 1 gegen cos(κx) in Abhängigkeit von κ

Abbildung 5.10.3.2 zeigt die linke und die rechte Seite der Gleichung 5.48. Die Schnittpunkte mit der roten Linie sind die Lösungen xi. Wenn κ zunimmt, gibt es mehr gebundene Lösungen. Ein zunehmendes κ bedeutet, dass entweder die Potentialtiefe V 0 zugenommen hat, oder aber die Breite des Topfes a.

PIC

Nullstellen von 8x4 - 8x2 + 1 - cos(κx) = 0 in Abhängigkeit von κ

Abbildung 5.10.3.2 zeigt einen vergrösserten Ausschnitt zur Bestimmung der Nullstellen der Gleichung 5.48.

PIC

Relative Energieniveaus des Potentialtopfs als Funktion der Topfbreite a.

Abbildung 5.10.3.2 zeigt die Energieniveaus bei konstantem V 0 als Funktion der Topfbreite a. Bei kleinem a existieren nur zwei Niveaus, E0 = 0 und E1 V 0. Wenn a zunimmt, gibt es mehr Niveaus. Bei a = 4 a.u. sieht man, dass sich zwei Energieniveaus kreuzen. Bei einer vollen Betrachtung würde an dieser Stelle sich eine Bandlücke öffnen.

PIC

Energieniveaus des Potentialtopfs als Funktion der Wandhöhe V 0.

Abbildung 5.10.3.2 zeigt die Energieniveaus bei konstantem a als Funktion der Wandhöhe V 0. Bei kleinem V 0 existieren nur zwei Niveaus, E0 = 0 (hier nicht angezeigt) und E1 V 0. Wenn V 0 zunimmt, gibt es mehr Niveaus. Die erste Kreuzung von energieniveaus sieht man bei V 0 = 16 a.u.

5.10.4  Potentialtopf mit unendlich hohen Wänden: entartete Zustände

PIC

2D unendlicher Potentialkasten.

Die Energieeigenwerte eines zweidimensionalenPotentialtopfs sind ähnlich quantisiert wie in dem Fall eines eindimensionalen Potentialtopfs mit unendlich hohen Wänden (Siehe Abschnitt 5.7). Wenn der Topf die Dimensionen a und b hat (siehe Abbildung 5.10.4) sind die Energieeigenwerte

          2  2(  2   n2 )
Enx,ny = ℏ-π--  nx-+ --y       nx, ny ∈ ℕ ∪ {0}
          2m    a2    b2
(5.49)

Die Eigenfunktionen lauten

               (      )    (     )
ϕ (x, y) = C sin  n  πx-  sin  n π y-
                  x a        y  b
(5.50)

Wenn a∕b oder b∕a ganzzahlig sind, treten unterschiedliche Eigenfunktionen mit dem gleichen Energieeigenwert auf. Man sagt, die Eigenwerte seien entartet. Wenn zum Beispiel a∕b = 1 ist, dann sind die Energien zu den Eigenwerten (nx,ny) = (7, 1) und (nx,ny) = (5, 5) gleich.

                 ℏ2π2
E7,1 = E5,5 = 50------
                2ma2
(5.51)

Beim eindimensionalen Potentialtopf mit endlichen Wandhöhen treten für gewisse Kombinationen von Topfbreiten a und Topfhöhen V 0 Kreuzungen von Niveaus auf. Dies führt wie gezeigt auch zu einer Entartung. Beim zweidimensionalen Potentialtopf mit endlich hohen Wänden tritt der gleiche Effekt auch auf.

6  Atome und ihr Aufbau

6.1  Bohr-Sommerfeld-Modell des Atoms

PIC Versuch zur Vorlesung: Balmer-Serie (Versuchskarte AT-35)

Johann Jakob Balmer entdeckte 1885 im Spektrum der Sonne eine Serie von Absorptionslinien, die bei den Wellenlängen

H α  =   656.28 nm
H β  =   486.13 nm
 H   =   434.05 nm
  γ
 H δ =   410.17 nm
lagen. Balmer, Johann Jakob, 1885 schloss aus der Beobachtung, dass die Wellenlänge einer seiner Absorptionslinien durch
        2
λ = --n-1--·G       n =  3,4,...
    n21 - 4          1
(6.1)

gegeben sei, mit G = 364.5 nm.

Wenn wir Gleichung (6.1) mit spektroskopischen Wellenzahlen ˜ν = λ1 ausdrücken, erhalten wir

    1    (     4 )  1   ( 1    1 ) 4    ( 1    1)
˜ν = -- =  1 -  -2- -- =   --- --2  -- =   --  -2- R ℍ
    λ          n1  G      4   n 1  G      4   n1
(6.2)

Die Grösse R = 4∕G = 1.09739·107 m-1 ist die Rydbergkonstante für Wasserstoff. Gleichung (6.1) oder Gleichung (6.2) können so umgeschrieben werden, dass die Frequenz ν und nicht die Wellenlänge λ berechnet wird. Mit ν·λ = c oder ν = cν˜ erhalten wir

         (       )
    c-     1-  -1-   4c-
ν = λ =    4 - n2  · G
                1
(6.3)

Die Zahl 4 ermuntert, sie als n22 zu schreiben mit n 2 = 2. Also erhalten wir

ν = (         )
  1--  -1-
  n2 - n2
   2    1·R (6.4a)
˜ν = (         )
  1--- -1-
  n22   n21·R (6.4b)

mit n2 < n1. Zwischen der Rydbergkonstante R für Wellenlängen und der Rydbergkonstante R für Wellenzahlen gibt es die Beziehung

R′ℍ =  cRℍ
(6.5)

Die theoretischen und gemessenen Werte von R und R sind

        R ′ℍ  =  4Gc =  3.291·1015 Hz
                                      7  -1
RH,(gemessen)       =  1.097095531 ·10  m
        R ∞        ==   (1.0973731568539  ± 5.5·10 - 5)·107  m -1  (unendlich schwere Kerne )

Mit RX bezeichnet man die Rydbergkonstante für die Atomsorte X. R ist die Rydbergkonstante für unendlich schwere Atome.

Setzt man in Gleichung (6.4a) oder Gleichung (6.4b) n2 = 2 so erhält man wieder die Balmer-Serie. Die kürzeste durch Gleichung (6.4a) vorhergesagte Wellenlänge einer Absorptionslinie liegt bei der Seriengrenze bei λ = 91 nm. Neben der Balmer-Serie existieren die kürzerwellige Lyman-Serie (n2 = 1) sowie die längerwelligen Paschen-Serie (n2 = 3), Brackett-Serie (n2 = 4) und Pfund-Serie (n2 = 5).

PIC

Wellenlängen der Lyman-, Balmer, Johann Jakob, 1885- und Paschen-Serien im Wasserstoffspektrum.

Abbildung 6.1 zeigt die Lage der Lyman-, Balmer- und Paschen-Serien im Wasserstoffspektrum. Bei Gasentladungslampen können diese Linien als Emissionslinien beobachtet werden. Da die Temperatur der Sonne so hoch ist, dass ihr Emissionsmaximum als thermischer Strahler im Grünen liegt, werden die Emissionslinien überstrahlt. Emission ist aber immer mit Absorption verbunden, so dass auf der Sonne die Absorptionslinien gemessen werden können.

Die Differenzfrequenz zweier Linien aus einer der Serien ist wieder eine beobachtete Linie im Absorptionsspektrum. Die kann man aus

( 1    1 )    ( 1    1 )     1    1
 --2-  -2- -   --2-  -2- =  -2-- --2
 n 2   n1      n 2   n3     n3   n 2
(6.6)

ersehen. Aus der Existenz der Wasserstofflinien folgt, dass Elektronen im Wasserstoffatom nur diskrete Energien einnehmen können, die sogenannten diskreten Energieniveaus.

6.1.1  Bohrsches Atommodell

Um die optisch-spektroskopischen Eigenschaften von Atomen zu erklären, nahm Niels Bohr an, dass sich Elektronen auf Kreisbahnen wie bei Kopernikus bewegten. Arnold Sommerfeld erweiterte dieses Modell, indem er Kepler-Bahnen annahm. Er konnte damit auch Drehimpulsphänomene erklären.

Elektronen, die sich nach Bohr auf kreisförmigen Planetenbahnen bewegen, werden durch die Coulombkraft auf der Bahn gehalten. Die Zentripetalkraft ist das Gleiche wie die Coulombkraft. Die Zentripetalkraft gibt die notwendige Stärke einer Kraft an, die ein Teilchen auf einer Bahn mit gegebenem Krümmungsradius hält.

   2
--e----= mer ω2
4πϵ0r2
(6.7)

Über kinetische und potentielle Energien können die folgenden Aussagen getroffen werden:

   E  =   Ekin + Epot
            ∫r(     2  )           2
E     =   -     --- e--  dr′ = - -e----
  pot           4πϵ0r′2          4πϵ0r
            ∞                         2
                        1-   2  2  --e---
   E  =   Ekin + Epot = 2mer  ω  - 4 πϵ0r               (6.8)

E ist die Gesamtenergie. Sie ist für gebundene Zustände kleiner null. Aus Gleichung (6.7) folgt

    2 2   --e2--
mer ω   = 4π ϵr
             0
(6.9)

und damit für die Energie

         2        2          2
E =  1--e----- --e---=  - --e---
     2 4πϵ0r   4π ϵ0r     8πϵ0r
(6.10)

Andererseits folgt auch aus Gleichung (6.7) auch das dritte Keplergesetz

 3       e2
r  = 4-πϵ-m--ω2
         0  e
(6.11)

Aus Gleichung (6.11) erhalten wir für den inversen Bahnradius

     ∘ ----------            1  2
1-   3 4π-ϵ0me-ω2-   (4πϵ0me-)3 ω-3
r =        e2    =         23
                         e
(6.12)

und für die Energie

                     1  2       4  2  1     ∘ --------
       -e2--(4πϵ0me-)3 ω-3    -e3ω-3m-3e-    3 e4ω2me--
E  = - 8πϵ0      e23       = -     2  2 23 =    27π2 ϵ2
                              2·4 3π 3ϵ0            0
(6.13)

Aus dieser klassischen Rechnung haben wir eine Beziehung für den Bahnradius und die Energie als Funktion der Kreisfrequenz der Anregung bekommen. Diese Klassische Rechnung hat die folgenden Probleme:

Niels Bohr postulierte in seinen Arbeiten zur Quantentheorie [Boh13Boh15Boh18Boh20] von 1913 an, dass

Der Energieunterschied zwischen zwei Bahnen bei unendlich schwerem Kern kann mit der Balmerformel und der Rydbergkonstante ausgedrückt werden:

                    (  1    1 )
En1 - En2  = hν =  h  -2-- --2  R ′∞
                      n2   n 1
(6.14)

Aus Gleichung (6.14) folgt

        h·R  ′      h·c ·R ∞
En  = - ---2-∞-=  - -----2----
          n            n
(6.15)

Nach Niels Bohr ist die Umlauffrequenz gleich der emittierten Frequenz. Sommerfeld ergänzte die Theorie, indem er elliptische Bahnen einführte. So konnte er auch Bahndrehimpulseffekte beschreiben. Wenn die Quantenmechanik eine übergreifende Theorie sein soll, dann muss sie als Grenzfall die klassische Theorie beinhalten. Diese Aussage wird das Korrespondenzprinzip genannt.

Korrespondenzprinzip: Im Grenzfall grosser Energien und kleiner Energiedifferenzen muss die Quantenmechanik (und jede moderne Theorie) in die klassische Mechanik übergehen.

Die Bohr-Sommerfeldtheorie war unbefriedigend, da sie durch klassische Physik mit einigen ad-hoc Annahmen quantenmechanische Phänomene beschreiben wollte.

6.1.1.1. Anwendung der Bohrschen Theorie

Wir betrachten zwei Zustände n1 » 1 und n2 = n1 + τ mit τ . Wir betrachten also benachbarte Bahnen und nehmen an, dass der Kern unendlich schwer sei. Mit der Rydberggleichung erhalten wir

ν = c·R(         )
  1--- -1-
  n21   n22 = c·R(               )
  1--- ----1----
  n21   (n1 + τ)2
= c·R(          2          2     )
  -(n1-+-τ)---- -----n1-----
  n21(n1 + τ)2   n21(n1 + τ)2 = c·R(   2           2     2)
  (n1-+-2n1τ-+-τ-)---n1-
       n21(n1 + τ)2
= c·R(  2n τ + τ2 )
  ---1------2-
  n21(n1 + τ) c·R( 2τ)
  ---
  n31  für τ « n1
= 2c·R ∞
---3----
  n1(n2 - n1 ) (6.16)

Bei benachbarten Bahnen (τ = 1), hohen Energien (n1 » 1) und sehr schweren Kernen erhalten wir für die Frequenz des absorbierten oder emittierten Lichtes

    2R-∞c-   2R-′∞-   -ω-
ν =   n3  =   n3  =  2π
       1        1
(6.17)

Mit Gleichung (6.17) kann Gleichung (6.13) umgeschrieben werden

              ∘ --------   ┌│ ------------------
     R ∞hc     3 e4ω2me    │∘3 e4me  ( 4πR ∞c )2
E  = --n2-- =    27π2ϵ2--=    27π2ϵ2- --n3---
                      0            0
(6.18)

Die folgende Umrechnung führt zu einer Gleichung mit der Elektronenmasse (Achtung! die Definition der Rydbergkonstante R -∞ beinhaltet die Elektronenmasse, nicht die reduzierte Elektronenmasse (Zweikörperproblem!) und der Elektronenladung

R3 h3c3
-∞--6---
  n =  e4me
--7-2-2
2 π  ϵ0·24π2R2 c2
-----6∞---
   n = e4meR2   c2
---32-∞6---
  2 ϵ0n
R·h3·c = e4me-
 23ϵ2
    0
R =   4
-e-me--
8 ϵ20h3c (6.19)

Aus den Abständen der Wasserstofflinien in Rydbergzuständen (ni » 1) kann man R bestimmen und daraus mit Gleichung (6.19) h, e oder μe, die reduzierte Masse, und daraus die Elektronenmasse me berechnen, wenn die Protonenmasse mP und die relativistischen Massendefekte bekannt sind.

Aus der Energie Gleichung (6.10) und der Definition der Rydbergkonstante R aus Gleichung (6.19) erhalten wir mit

Etot,n = ---e2---
8πϵ0rn = -hc˜νn = -hcR-∞-
  n2 = -hc-
n2e4me---
8ϵ2h3c
  0
-1--
πrn = -1-
n2 2
e-me-
ϵ0h2

Damit wird der Radius der n-ten Bahn bei unendlich schweren Kernen

      2   h2ϵ0
rn = n · ---2---
         πe me
(6.20)

n wird die Hauptquantenzahl genannt. Die Hauptquantenzahl ist mit dem Radius Bahn und ihrer Energie verknüpft. Genaue Messungen zeigten schon Anfang des 20. Jahrhunderts, dass Abweichungen existieren, dass die physikalische Beschreibung der Absorption und der Emission von Licht durch das Wasserstoffatom nach Balmer, Johann Jakob, 1885 und Rydberg noch nicht vollständig war.

6.1.1.2. Bahndrehimpuls

Die Spektren können präziser beschrieben werden, wenn nach Sommerfeld auch der Bahndrehimpuls berücksichtigt wird. Der Bahndrehimpuls ist

ℓ = ν × p
(6.21)

Bei Kreisbahnen stehen rn und v senkrecht aufeinander. Gleichung (6.21) kann deshalb mit Gleichung (6.19) umgeschrieben werden

|ℓ| = mevnrn = meωnrn2
= me2R-∞c-·2-π
    n3·(        )
  n2h2ϵ0-
  πe2m
       e2 = 4πmemee4c--
 8ϵ2h3cn3
   0·n4h4-ϵ20-
π2e4m2
      e
= -h-
2 πn = n

Also sollte bei Kreisbahnen

|ℓ | = nℏ
(6.22)

sein. Dies ist jedoch nicht der Fall, da wir mit dem theoretischen Wert der spektralen Grösse R gerechnet hatten und nicht mit der atommassenabhängigen Rydbergkonstante. Effektiv zählt nur die reduzierte Masse, und diese hängt von der Ordnungszahl des Atoms und dem Ladungszustand ab. Die reduzierte Masse ist

      meM
μ =  m--+-M--
       e
(6.23)

wobei me die Elektronenmasse und M die Masse des Kerns plus aller weiterer Elektronen ist.

Das heisst, dass die gemessene Rydbergkonstante R ungleich der vorher in Gleichung (6.19) berechneten Rydbergkonstante R ist. Aus R =  4
e8ϵ2mhe3c
 0 bekommen wir

R =   e4μ
--2-3--
8ϵ0h c = R· μ
---
me
= R·---M----
me  + M = R·---1---
1 +  me-
     M (6.24)

Nun ist die Masse eines Elektrons me = 9.1·10-31 kg, die eines Protons mp = 1.67·10-27 kg. Das heisst, dass für ein Wasserstoffatom die relative Änderung der Rydbergkonstante

            (        )
ΔR--ℍ-= 1 -   ---1---  = ---me---
 R ∞          1 + mMe-    me  + M
(6.25)

Wir erhalten

ΔR ℍ
------
R ∞ =    me
---------
me  + mp = 5.44321·10-4 Wasserstoffatom
ΔR-1ℍ-
 R ∞ = ------me-------
me  + mp +  mn = 2.72047·10-4 Deuterium
ΔR-1ℍ-
 R ∞ = -------me-------
me  + mp +  2mn = 1.81339·10-4 Tritium
ΔR   +
---ℍ---
 R ∞ =        m
---------e------
me  + 2mp +  mn = 1.81423·10-4 einfach geladenes Helium-3
ΔR-ℍ+--
 R
   ∞ = -------me--------
m   + 2m  +  2m
  e      p      n = 1.36042·10-4 einfach geladenes Helium-4
ΔR-L++--
  R∞ = -------me--------
me  + 3mp +  4mn = 0.777352·10-4 zweifach geladenes Lithium-7
ΔR   +
---B--++-
  R ∞ =        m
---------e-------
me  + 4mp +  5mn = 0.60463·10-4 dreifach geladenes Berillium-9
ΔR μ
R----
  ∞ =    me
m---+-m--
  e     μ = 48.1305·10-4 Muonium

Diesen aus der Tabelle ersichtlichen Effekt nennt man den Isotopeneffekt. Man sieht, dass zwischen 3 1H und 3 2He optisch spektroskopisch unterschieden werden kann. Der Unterschied ist zwar auf der 7. Stelle nach dem Komma, aber immer noch gross gegen die bis zu 14 Stellen Genauigkeit der optischen Spektroskopie. Zum Vergleich ist noch das Muonium gezeigt, ein wasserstoffähnliches Gebilde, bei dem das Proton durch ein Elektron ersetzt wurde.

Dieser spektroskopische Unterschied besteht auch zwischen 92 235U und 92 238U . Bei 92 235U wäre ΔR(       )
 29235U 91+R = 2.31557·10-6, bei 92 238U wäre
ΔR(       )
 92328U 91+R = 2.28637·10-6. Diese Unterschiede in den Absorptionswellenlängen durch den Isotopeneffekt werden in einem neuartigen Verfahren zur Isotropentrennung (SILEX) verwendet (siehe Mitteilung der DPG http://www.dpg-physik.de/veroeffentlichung/ physik_konkret/quellen_physik-konkret_mar12.html). Dieses Verfahren ist ein Hochrisikoverfahren, weil die notwendigen Apparaturen im Keller eines Einfamilienhauses Platz haben. So kann die Urananreicherung nicht mehr kontrolliert werden.

6.2  Franck–Hertz Versuch

PIC Versuch zur Vorlesung: Franck-Hertz-Versuch (Versuchskarte AT-7)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass beschleunigte Elektronen verdünnte Gase zum Leuchten bringen. Glimmlampen verwenden diesen Effekt. Philip Lenard, ein ungarischstämmiger Physiker, der sich später der Nazi-Ideologie näherte, beschrieb 1902 eine Versuchsanordnung (siehe Abbildung 6.2), mit der der Effekt quantitativ untersucht werden konnte.

PIC  PIC

Ionisierung eines Gases. Links ist der Versuchsaufbau, rechts die Kennlinie.

Elektronen werden durch die Beschleunigungsspannung UG von der Kathode zum Gitter beschleunigt. Durch die Gitterspannung UG werden Elektronen beschleunigt. Die schnellen Elektronen verfehlen meistens das Gitter und dringen in den Raum zwischen dem Gitter und der negativ polarisierten Elektrode ein. Dort werden sie abgebremst und zum Gitter zurück beschleunigt. Abbildung 6.2 zeigt die Energieverhältnisse. Wenn die ortsabhängige kinetische Energie der Elektronen den Wert eUi übersteigt, können die Elektronen die Gasmoleküle ionisieren. Die positiven Ionen werden durch die negative Spannung UA zur Anode beschleunigt. Wenn |UA | > |UG | ist, werden die Ionen angezogen die Elektronen abgestossen. Die Kennlinie zeigt, dass es für die Ionisation eine Schwelle eUi gibt, die von der Atom- oder Molekülsorte abhängt.

PIC

Energieverhältnisse beim Ionisierungs-Versuch. Die Energiekurven in Schwarz sind für Elektronen gezeichnet. Rot sind die Energieverhältnisse für positive Ionen angegeben.

Beim Versuch von Franck und Hertz aus dem Jahre 1913 ([FH14]) wird der nach der Ionisation übrigbleibende Strom zwischen Gitter und Anode gemessen.

PIC

Aufbau des Franck-Hertz-Versuches

Abbildung 6.2 zeigt den Aufbau des Franck-Hertz-Versuches. Im Unterschied zum Lennard-Versuch ist die Anodenspannung gegen das Gitter geschaltet. Mit dieser negativen Spannung kann der Elektronenstrom als Funktion der Bremsspannung gemessen werden.

PIC

Energieverhältnisse beim Franck-Hertz-Versuch. Die negative Anodenspannung UA hält niederenergetische Elektronen von der Anode fern.

PIC

Resultat des Franck-Hertz-Versuches mit Quecksilber.

Abbildung 6.2 zeigt die Potentialverhältnisse. Abbildung 6.2 zeigt eine von Herrn Reiner Keller mit dem Vorlesungsversuch. Die Minima (oder Maxima) sind 4.88 eV = hc∕253.7 nm entfernt. Dies ist die Ionisierungsenergie von . Immer wenn die kinetische Energie der Elektronen die Ionisierungsenergie überschreitet, können die Elektronen durch Stösse die Atome im Gas ionisieren. Die kinetische Energie der Elektronen sinkt um den Betrag der Ionisierungsenergie. Werden die Elektronen weiter beschleunigt, kann ihre Energie ein weiteres Mal die Ionisierungsenergie überschreiten. Durch Stösse verlieren die Elektronen kinetische Energie. Dieser bei genügender Beschleunigungsspannung mehrmals auftretende Effekt führt zu der in der Abbildung 6.2 gezeigten Kurvenform.

PIC

Resultat des Franck-Hertz-Versuches. Die schwarze Linie zeigt den Strom, den man mit einer Absorptionslinie und einer wohldefinierten Elektronenenergie erhalten würde. Die rote gestrichelte Linie berücksichtigt den Effekt der verschmierten Elektronenenergie.

Die theoretisch erwartete Kurvenform ist in Abbildung 6.2 als Sägezahnkurve schwarz gezeichnet. Die Kurve wäre korrekt, wenn die Elektronen für eine bestimmte Beschleunigungsspannung nur eine scharf definierte kinetishce Energie hätten.

PIC

Die Elektronenverteilung bei der Emission ist durch das Produkt der Fermi-Verteilung und der Tunnelwahrscheinlichkeit gegeben.

Wie Abbildung 6.2 zeigt, ist die kinetische Energie der aus einem Metall austretenden über einen Energiebereich von 100 meV bis etwa 300 meV verteilt. Diese Verschmierung macht in Abbildung 6.2 aus der schwarzen Kurve die rote gestrichelte Kurve.

Die erneute Beschleunigung der Elektronen nach einem Stoss bewirkt eine Verzerrung der Kurvenform. Es wäre besser, wenn die Stösse im feldfreien Raume vonstatten gingen.

PIC

Verbesserter Aufbau des Franck-Hertz-Versuches

Abbildung 6.2 zeigt eine bessere Anordnung. Die beiden Gitter auf gleichem Potential erzeugen den benötigten feldfreien Raum. Bei dieser Anordnung ist es möglich, wie in der Skizze in Abbildung 6.2 gezeigt, mehrere Energieniveaus zu detektieren. Grössere Spannungen bedeuten dabei einen grösseren energetischen Abstand des Niveaus zum Vakuumniveau.

PIC

Ergebnis der genaueren Messung (Skizze)

6.2.1  Sommerfeld-Bohrsche Theorie

Arnold Sommerfeld wollte mit einer Erweiterung seiner Theorie im Jahre 1915 die Drehimpuls- und damit die Magnetfeldabhängigkeit der Spektrallinien erklären [Som16aSom16b]. Sommerfeld nahm an, dass die Bahnen Ellipsen seien. Dies führt auf weitere Quantenzahlen, die sogenannten Nebenquantenzahlen. Eine elliptische Bahn kann als eine Bahn mit zwei Freiheitsgraden aufgefasst werden. Diese müssen durch zwei Quantenzahlen beschrieben werden, wobei die erste durch die Bohrsche Bedingung und die zweite durch

      ∘ --------
|ℓ| =   ℓ(ℓ + 1)ℏ
(6.1)

gegeben ist. Wenn in Gleichung (6.1) = 0 gesetzt wird, sollte das Bohrsche Resultat entstehen. ist die Bahndrehimpulsquantenzahl, ℓ ist der Bahndrehimpuls. Seine Einheit ist [ℓ] = m·(ms-1)·kg = Js.

Auch wenn wir heute wissen, dass Elektronen sich nicht auf einer Planetenbahn bewegen, ist es doch instruktiv, die Geschwindigkeit auszurechnen. Nach Gleichung (6.10) ist die kinetische Energie einer Bahn mit dem Radius r betragsmässig gleich der Gesamtenergie

         e2
Ekin =  ------
        8πϵ0r

Für eine Bahn mit einem Radius von 0.5 nm ist die kinetische Energie

       1
Ekin = --mev2 =  2.30 ·10 -18 J
       2

und damit die Geschwindigkeit

v = 2.2·106  ms- 1

Die Geschwindigkeit ist im Prozentbereich der Lichtgeschwindigkeit, die relativistische Massenzunahme ist 2.82·10-5. Wenn nun relativistische Teilchen sich auf einer Ellipsenbahn bewegen, ist die Massenzunahme zeitabhängig. Die Bahnen sind nur noch angenähert Ellipsenbahnen, ihr Perihel dreht sich. Aus den Sommerfeldschen Berechnungen (klassisch mit Quantenbedingungen) folgte die Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante.

α = Geschwindigkeit des Elektrons auf 1.Bohrschen Bahn
-----------------------------------------------------
                         c
α =   2
-e----
2ϵ0hc = -1--
137 (6.2)

Nach Sommerfeld sind die Korrekturen der beobachteten Energieniveaus

                2 [      2 2 (          )     ]
E    = - R  hc Z-- 1 + α-Z--  --n-- - 3-  + ...
  n,k       ℍ   n2        n    ℓ + 1   4
(6.3)

Die Korrektur ist von der Grössenordnung 10-5, also spektroskopisch sehr gut messbar. Bei sehr hohen Energien kommt das Korrespondenzprinzip zum Tragen, dass jede nicht-klassische Theorie im Grenzfall hoher Energien und kleiner Energie-Änderungen in die klassische Theorie übergehen muss. Eine solche Realisation sind Rydberg-Atome.

6.3  Das Wasserstoffatom

Als Literatur ist für dieses Kapitel insbesondere die Werke von Haken und Wolf[HW04], von Arfken und Weber[AW95] und das Internetskript von Komma[Kom96] zu empfehlen. In diesem Abschnitt wird die quantenmechanische Formulierung des Drehimpulses und seiner Anwendungen abgeleitet.

6.3.1  Drehimpulsoperatoren

Klassisch ist der Bahndrehimpuls durch

ℓ = r × p
(6.1)

gegeben. In Komponenten geschrieben ist er

( ℓ )
|  x|
|| ℓy||
( ℓz) = ( x)
|  |
|| y||
( z) ×( p )
|  x|
|| py||
( pz) = ( yp  - zp  )
|    z    y |
|| zpx - xpz ||
( xpy - ypx ) (6.2)

Wir ersetzen nun die Impulskomponenten durch die Operatoren

px ℏ
--
i ∂
---
∂x py ℏ
--
i ∂
---
∂y pz ℏ
--
i  ∂
  ---
  ∂z

und erhalten für die Drehimpulsoperatoren

^ℓ x = ℏ
--
i(           )
   ∂      ∂
 y ---- z---
   ∂z    ∂y (6.3)
^
ℓ y = ℏ-
i(           )
   ∂--    ∂--
 z ∂x - x ∂z (6.4)
^
ℓ z = ℏ-
i(           )
   ∂--    ∂--
 x ∂y - y ∂x (6.5)

Das Quadrat des Drehimpulses ist

^ℓ 2 = ^ℓ x2 + ^ℓ y2 + ^ℓ z2
= 2{    (  ∂2    ∂2 )         ∂2          ∂2       ∂
 - x2  ----+  ---- +  2xy------+ 2zx ------+ 2x ---
       ∂z2    ∂y2        ∂x ∂y       ∂x ∂z      ∂x
- y2(  ∂2    ∂2 )
  ---2 + --2-
  ∂z     ∂x + 2yz  ∂2
-----
∂y ∂z + 2y∂
---
∂y    (  ∂2    ∂2 )       ∂ }
- z2  ---2 + --2- +  2z---
      ∂y     ∂x        ∂z (6.6)

Für Vertauschungsrelationen zwischen den Operatoren Ω(1) und Ω(2) schreiben wir

[         ]
 Ω (1),Ω(2) = Ω (1)Ω (2) - Ω(2)Ω(1)
(6.7)

Eine Möglichkeit diese Operatoren in Maple V zu definieren zeigt qm-defs.mw.

Wir erhalten nun die Vertauschungsrelationen

[^  ^ ]
 ℓx,ℓy = i^
ℓ z (6.8a)
[     ]
 ^ℓ , ^ℓ
  y  z = i^ℓ x (6.8b)
[     ]
 ^ℓz, ^ℓx = i^ℓ y (6.8c)
[     ]
 ℓ^2, ^ℓj = 0 für j ∈{x,y,z} (6.8d)

Das elektrostatische Potential des Wasserstoffatoms für ein Elektron ist kugelsymmetrisch. Wir verwenden deshalb Kugelkoordinaten.

PIC

Definition der Kugelkoordinaten.

Der Laplace-Operator in Kugelkoordinaten[BSMM00] ist

Δ = ∂2
--2-
∂r + 2
--
r∂
---
∂r +     1
--2---2-
r  sin  θ ∂2
---2
∂ ϕ +  1
-2
r∂2
--2-
∂θ +  1
-2
r cot 2θ ∂
---
∂ θ
= 1-
r2-∂-
∂r(      )
   2 ∂-
  r ∂r + ---1----
r2sin2θ-∂2-
∂ϕ2 + --1----
r2sinθ∂--
∂θ(       )
      ∂--
 sinθ ∂θ (6.9)

In Kugelkoordinaten lauten die Drehimpulsoperatoren

^ℓ x = -ℏ-
i(                       )
 sinϕ -∂-+ cot θcos ϕ-∂-
      ∂θ             ∂ϕ (6.10a)
^ℓ y = ℏ
--
i(      ∂              ∂ )
  cosϕ--- - cotθ sin ϕ---
      ∂ θ            ∂ ϕ (6.10b)
^ℓ z = ℏ-
i-∂-
∂ϕ (6.10c)
ℓ^2 = -2[        2            (       ) ]
  --1---∂--+  --1--∂-- sinθ ∂--
  sin2 θ∂ ϕ2   sin θ ∂θ       ∂θ (6.10d)

6.3.2  Schrödingergleichung

Die Schrödingergleichung für das Wasserstoffatom ist

[               ]
   -ℏ2-
 - 2m  Δ + V (r)  Ψ = E Ψ
      0
(6.11)

wobei V (r) ein allgemeines, kugelsymmetrisches Potential ist.

Mit der Schreibweise von ^2
ℓ in Kugelkoordinaten (Gleichung (6.10d) ) und Gleichung (6.9) ist auch

                       (     )
  -ℏ2-       -ℏ2--1 ∂--  2-∂-     --1---^2
- 2m  Δ  = - 2m  r2 ∂r  r ∂r   +  2m  r2ℓ
     0          0                    0
(6.12)

Wir beachten, dass Ableitungen nach einer Variablen ξ mit Funktionen vertauschen, die nicht von ξ abhängig sind und setzen

Ψ (r,ϕ,θ) = R (r )Y (θ,ϕ )
(6.13)

Die Schrödingergleichung des Wasserstoffatoms lautet dann

^HΨ(r,ϕ,θ) = H^R(r)Y (θ,ϕ)
= Y (θ,ϕ)[            (     )        ]
    ℏ2  1 ∂    2 ∂
 - -----2 --- r ---  + V (r)
   2m0 r  ∂r    ∂rR(r) +  R(r)
-----2
2m0r ^ℓ2Y (θ,ϕ)
= ER(r)Y (θ,ϕ) (6.14)

Da [     ]
 ℓ^2, ^ℓz = 0 ist, können die sowohl die Eigenwerte von ^ℓ2 wie auch von ^ℓ z gleichzeitig scharf gemessen werden. Mit anderen Worten, die resultierende Wellenfunktion kann als Produkt zweier Funktionen geschrieben werden.

Also erhält man die Gleichungen

^2
ℓY (θ,ϕ) = 2wY (θ,ϕ) (6.15a)
^ℓ zY (θ,ϕ) = mY (θ,ϕ) (6.15b)

m und w sind einheitenlose Zahlen, die noch bestimmt werden müssen. Eine Mapledatei zum Berechnen der Lösungen (Orbitale) ist hydrogen.mw. Das Original (für eine nicht aktuelle Maple-Version ist
http://www.chemie.uni-konstanz.de/agmetz/hydrogen.mws.

Unter der Annahme, dass ω bekannt ist, lautet die Gleichung für den Radialteil

[    2       (     )             2   ]
 - -ℏ---1 ∂-- r2-∂-  + V (r) + -ℏ-w--  R (r) = E ·R (r)
   2me r2 ∂r    ∂r             2mer2
(6.16)

wobei m0 zum Beispiel die Masse eines Elektrons ist. Prinzipiell könnte m0 aber auch die Masse jedes anderen passenden Elementarteilchens sein. Nach Arfken und Weber[AW95, 736] schreibt man

Y (θ,ϕ ) = Θ (θ)· Φ (ϕ)
(6.17)

Die Kugelflächenfunktion Y (θ,ϕ ) wird als Produkt einer nur vom Winkel zum „Nordpol“ abhängigen Funktion Θ(θ) und einer azimutalen Funktion Φ(ϕ). Aus Gleichung (6.15b) folgt

^ℓ zY (θ,ϕ) = ℏ
--
i∂
---
∂ϕY (θ,ϕ)
= mY (θ,ϕ) (6.18)
und
^ℓ z(          )
  ^ℓzY  (θ, ϕ) = -2  2
∂---
∂ϕ2Y (θ,ϕ)
= ^ℓ z(ℏmY  (θ,ϕ))
= m^ℓ zY (θ,ϕ)
= 2m2Y (θ,ϕ) (6.19)

Weiter bekommt man für den azimutalen Anteil der Wellenfunktion

-2 ∂2
---2
∂ϕΘ(θ) ·Φ(ϕ) = 2m2Θ(θ ) ·Φ(ϕ )
-∂2-
∂ϕ2Φ(ϕ) = -m2Φ(ϕ) für Θ(θ) 0 θ [0] (6.20)

Die Lösungen der Gleichung (6.20) sind

        (|  e-im ϕ
        {   im ϕ
Φ (ϕ) = |(  e
(6.21)

Dies sind orthogonale Funktionen, da

∫                      ∫2π
  Φ *m1 (ϕ)Φm2 (ϕ )dϕ =    eim1ϕeim2ϕd ϕ = 2πδm1,m2
                       0
(6.22)

Wenn der Raum um den Winkel ϕ = 2π gedreht wird, muss aus Symmetriegründen wieder eine zur ursprünglichen Funktion identische Observable Φ*Φ entstehen. Also muss

m (ϕ +  2π)  mod (2π ) = m ϕ  mod  (2 π)
(6.23)

sein. Die Funktion Modulo trägt der Tatsache Rechnung, dass die Winkelfunktionen 2π-periodisch sind. Gleichung (6.23) gilt dann, wenn m ganzzahlig ist. Die Observable ist dann auf dem Intervall [0,2π) eindeutig bestimmt.

Wenn die Transformationseigenschaft des Wellenfunktion so wäre, dass der Erwartungswert, also die Observable, bei einer Drehung um 2π das Vorzeichen wechselt, dann könnte m auch halbzahlig sein: Dies wäre dann eine Spinfunktion.

Wir kennen nun m. Um w und Θ(θ) zu bestimmen, subtrahieren wir Gleichung (6.15a) von Gleichung (6.15b)

^ℓ 2Y (θ,ϕ ) = 2wY (θ,ϕ ) = ( 2    2    2)
  ^ℓx + ^ℓy + ^ℓzY (θ,ϕ )
2m2Y (θ, ϕ) = ^
ℓ z2Y (θ,ϕ)

Für Y (θ,ϕ) = Θ(θ)Φ(ϕ) ergibt sich

  (        )           (      )
ℏ2 w  - m2  Y (θ,ϕ ) =  ^ℓ2x + ℓ^2y Y (θ,ϕ)
(6.24)

Es hat sich eingebürgert, die folgenden Bezeichnungen zu verwenden

Y (θ,ϕ ) → Yℓ,m
(6.25)

Um eine Beziehung zwischen w und m zu erhalten, multiplizieren wir von links mit Y *(θ,ϕ). Weiter schreiben wir anstelle von w w um klarzumachen, dass eine Abhängigkeit von besteht und dass w keine Kreisfrequenz ist.

    (        )
Y*ℓ,m  w ℓ - m2  Yℓ,m =  Y*ℓ,m ^ℓ2xY ℓ,m + Yℓ*,m^ℓ2yYl,m
(6.26)

Nach Haken, Wolf[HW04] ergibt das Integral über θ und ϕ, dass

wℓ - m2 ≥  0
(6.27)

sein muss.

6.3.2.1. Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren

Mit der Identität

a2 + b2 = (a + ib) (a - ib)
(6.28)

kann man die Operatoren

^ℓ + = ^ℓ x + i^ℓ y (6.29a)
^ℓ - = ^ℓ x - i^ℓ y (6.29b)

definieren. Es folgt

^ℓ+^ℓ- = ^ℓ2x + ^ℓ2y
(6.30)

und weiter

[    ]
 ^ℓ2ℓ^± = 0 (6.31a)
[    ]
 ^ℓzℓ^± = i[    ]
 ^ℓz^ℓx±[   ]
ℓ^z^ℓy = i^ℓ y ± i(      )
 - iℏ^ℓx = i^ℓ y ±^ℓ x = ±ℓ^ ±
[    ]
 ^ℓzℓ^± = ±^ℓ ± (6.31b)

Wir wenden ^ℓ ± auf ^ℓ2Y ,m an

^  (^2    )   ^  2
ℓ±  ℓ Yℓ,m  =  ℓ±ℏ ωY ℓ,m
(6.32)

ℓ^± und ^ℓ2 sind vertauschbar, also gilt

   (      )       (      )
ℓ^2  ^ℓ±Yℓ,m  = ℏ2ω  ^ℓ±Y ℓ,m
(6.33)

d.h. wenn Y ,m eine Eigenfunktion von ^ℓ2 ist, dann ist auch ^ℓ ±Y ,m eine Eigenfunktion von ^ℓ2. Aus der Azimutalgleichung (6.15b) erhalten wir

   (      )
^ℓ±  ^ℓzYℓ,m   = ^ℓ±ℏmY  ℓ,m
(6.34)

sowie aus Gleichung (6.31b)

[^   ^]
 ℓ±,ℓz = -[^ ^ ]
 ℓzℓ± = ^
ℓ ± = ^
ℓ ±^
ℓ z -^
ℓ z^
ℓ ±
^ℓ ±^ℓ z = ^ℓ z^ℓ ± ^ℓ ± (6.35)

Also ist

^ℓ±^ℓzYℓ,m  = ^ℓz^ℓ±Yℓ,m ∓ ℏ^ℓ±Y ℓ,m = ℏm^ℓ±Y ℓ,m
(6.36)

und

^ℓz^ℓ±Y ℓ,m = ± ℏ^ℓ±Y ℓ,m + ℏm^ℓ±Yl = ℏ (m ±  1) ^ℓ±Y ℓ,m
(6.37)

Damit ist auch ^ℓ ±Y ,m eine Eigenfunktion zur Azimutalgleichung, aber mit dem neuen Eigenwert

^ℓ±Y ℓ,m = K ·Y  ℓ,m±1
(6.38)

wobei K eine Normierungskonstante ist.

weiter gilt die folgende Beziehung

^ℓ ^ℓ ± = (        )
 ℓ^x ∓ i^ℓy(       )
 ^ℓx ± iℓ^y = ^ℓ x2 + ^ℓ y2 ± i^ℓ xℓ^ y i^ℓ y^ℓ x
= ^ℓ x2 + ^ℓ y2 ± i(           )
 ℓ^xℓ^y - ^ℓy^ℓx = ^ℓ x2 + ^ℓ y2 ± i(    )
 iℏ^ℓz
= ^
ℓ x2 + ^
ℓ y2 ^
ℓ z = ^
ℓ 2 -^
ℓ z2 ^
ℓ z
= ^ℓ 2 -^ℓ z(      )
 ^ℓz ± ℏ (6.39)

In einem Magnetfeld ist die Frequenzänderung der Übergänge in einem Atom proportional zu m (Zeemanneffekt, siehe Abschnitt 6.5.3). Da für ein endliches Magnetfeld diese Änderungen endlich sein müssen, fordern wir, dass es für m Minimal- und Maximalwerte geben muss. Dann gilt auch

 ^
ℓ +Y ℓ,mmax = 0 (6.40a)
ℓ^ -Y ℓ,mmin = 0 (6.40b)
ℓ^ -^ℓ +Y ℓ,mmax = 0 (6.40c)
= ^
ℓ 2Y ℓ,mmax -^
ℓ z(^     )
 ℓz + ℏY ℓ,mmax
= 2w Y ℓ,mmax -^ℓ z(ℏm    +  ℏ)
    max Y ℓ,mmax
= 2w Y ℓ,mmax -mmax(ℏmmax  + ℏ) Y ℓ,mmax
= 2(w  - m2   -  m    )
  ℓ     max     maxY ℓ,mmax

Da Y ℓ,mmax 0 ist, folgt

wℓ - m2max - mmax =  0
(6.41)

Aus

                    (                  )
^ℓ+ ^ℓ- Yℓ,mmin = 0 = ℏ2 w ℓ - m2min + mmin = 0
(6.42)

folgt weiter

       2
w ℓ - m min + mmin = 0
(6.43)

Löst man Gleichung (6.41) und Gleichung (6.43) beide w auf und setzt sie gleich, erhält man

w = mmax(mmax + 1 ) = mmin(mmin  - 1)
mmax2 - m min2 = -m min - mmax = (mmax -  mmin )  (mmax + mmin )
0 = (mmax  + mmin ) (mmax - mmin  + 1) (6.44)

Da mmax mmin ist, folgt mmax + mmin = 0. Wegen Gleichung (6.38) erhöht sich m bei jeder Anwendung von ^
ℓ + auf Y ℓ,m um den Wert eins. Deshalb muss mmax - mmin eine ganze Zahl sein. Dies geht nur, wenn

m     = ganze--Zahl ≥ 0
  max        2
(6.45)

mindestens halbzahlig ist.

Andererseits sahen wir, dass weil Φ*Φ eindeutig bestimmt sein muss auf dem Intervall [0,2 π), muss m ganzzahlig sein. Wir definieren: mmax = ∪{0}.

ℓ ≥ m ≥  - ℓ
(6.46)

mit

mmax(m     + 1)
  max = (ℓ + 1) = w (6.47a)
mmin(mmin -  1) = -(- ℓ - 1) = w (6.47b)

Damit haben wir die beiden Eigenwertgleichungen

^
ℓ 2Y ,m = 2l(ℓ + 1) Y ,m (6.48a)
^ℓ zY ,m = mY ,m (6.48b)

und

Y      = ^ℓ N Y
 ℓ,m+1     +    ℓ,m
(6.49)

mit der Normierung

      1          1
N  =  ℏ-∘---------------------
          (ℓ - m )(ℓ + m +  1)
(6.50)

Die Tatsache, dass auch halbzahlige eine Lösung sein könnten, wenn nur die Eindeutigkeitsbedingung für m erfüllt wäre, deutet darauf hin, dass es eventuell noch weitere Effekte geben könnte, Zum Beispiel ermöglicht das Elektron mit seinem halbzahligen Eigendrehimpuls diese zusätzlichen Lösungen.

Die bis jetzt in kartesischen Koordinaten definierten Drehimpulsoperatoren können auch durch die Differentialoperatoren in Kugelkoordinaten ausgedrückt werden.

^ℓ z = ℏ
--
i ∂
---
∂ ϕ (6.51a)
^ℓ x = -ℏ
--
 i(                       )
       ∂              ∂
  sin ϕ--- + cotθ cosϕ ---
      ∂ θ             ∂ϕ (6.51b)
^
ℓ y = ℏ-
i(                        )
       ∂--            ∂--
  cosϕ ∂θ - cot θsinϕ ∂ϕ (6.51c)

Wir wissen schon, dass Y ,m die Form

Y    = eimϕΘ    (θ)
 ℓ,m         ℓ,m
(6.52)

haben muss. Wir setzen nach Arfken und Weber [AW95]

                 ┌│ ---------------
Θ   (θ) = (- 1)m │∘ 2ℓ-+-1(ℓ---m-)!Pm (cos θ)
 ℓ,m                  4π  (ℓ + m )! l
(6.53)

Pm(x) ist eine zugeordnete Legendre-Funktion, die aus der Legendre-Funktion mit

  m       (     2)m∕2 dm
P ℓ (x ) =  1 - x      --m-Pℓ(x)
                      dx
(6.54)

berechnet werden kann. Die Definition der Legendre-Funktion lautet [AW95]

          ((ℓ-1)∕2          ℓ
          ||||  ∑   (- 1)k-ℓ-(2-2k)!---xℓ-2k  für ℓ ungerade
          ||{  k=0        2k!(ℓ-k)!(ℓ- 2k)!
Pell(x) =    ℓ∕∑2     k---(2ℓ--2k)!--- ℓ-2k
          ||||k=0(- 1) 2ℓk!(ℓ-k)!(ℓ-2k)!x         für ℓ gerade
          ||(
(6.55)

Weiter muss

^
ℓ -Y ℓ,- = 0 (6.56)
sein. Wir berechnen nun, welche Wirkung die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren ausüben. In sphärischen Koordinaten haben wir

ℓ^ ± = ^ℓ x ± i^ℓ y = -ℏ
--
 i(      ∂              ∂ )
  sin ϕ---+  cotθ cosϕ---
      ∂ θ            ∂ ϕ±(      ∂              ∂ )
  cosϕ ---- cotθ sin ϕ ---
       ∂θ             ∂ϕ
= (                                                   )
        ∂               ∂          ∂              ∂
 isin ϕ--- + icotθ cosϕ ---± cos ϕ---∓  cotθ sin ϕ---
       ∂ϕ               ∂ϕ        ∂ θ            ∂ ϕ
= (                                            )
                 ∂--                       ∂--
 (isinϕ ±  cosϕ) ∂θ ∓ cot θ(sin ϕ ∓ icos ϕ) ∂ϕ
= (                          (   )                        )
 (isinϕ ±  cosϕ) ∂--∓ cot θ  1-- (- isinϕ ±  i2 cosϕ) -∂-
                 ∂θ          - i                     ∂ϕ
= (                                                )
 (isinϕ ±  cosϕ) ∂--∓ icot θ(∓ cos ϕ - isin ϕ) -∂-
                 ∂θ                           ∂ϕ
= (                ∂                            ∂  )
 (isinϕ ±  cosϕ) ---± icot θ(± cos ϕ + isin ϕ) ---
                 ∂θ                           ∂ϕ
= (± cosϕ + isin ϕ) [ ∂          ∂ ]
 ---± icot θ---
 ∂θ         ∂ϕ
= (                (          ))
     iϕ    -iϕ   i eiϕ - e-iϕ
( ± e--+-e----+ -------------)
        2            2i[               ]
  ∂--± icot θ-∂-
  ∂θ         ∂ϕ
= ±e±[              ]
 ∂--± icot θ-∂-
 ∂θ         ∂ϕ

Wir setzen in die beiden Relationen für ^ℓ - und ^ℓ + die Funktion Y ,m = eimϕΘ ℓ,m(θ) ein und erhalten

^ℓ + = e[ ∂           ]
  ---- m cot θ
  ∂θ (6.57a)
^ℓ - = -e-[             ]
  ∂
  ---+ m cot θ
  ∂θ (6.57b)

Für m = -wird

^ℓ -Y ℓ,- = 0 = ^ℓ -e-iℓϕΘ ℓ,-(θ) =
= -e-e-iℓϕ[ ∂         ]
 ----  ℓcotθ
 ∂θ Θℓ,ℓ

Wir erhalten die Differentialgleichung

∂Θ-ℓ,-ℓ-= ℓ cotθΘ
  ∂θ             ℓ,-ℓ
(6.58)

Deren Lösung lautet

                 ℓ
Θℓ,- ℓ(θ) = C · sin  (θ )
(6.59)

Die Lösungen müssen normiert sein, also ist

 2π π                    2ππ
∫ ∫       2            ∫  ∫   *
     |Y ℓ,m| sinθd θdϕ =      Yℓ,mY ℓ,m sinθdθd ϕ = 1
0  0                   0  0
(6.60)

Deshalb ist die Integrationskonstante aus Gleichung (6.59)

           ∘ ---------
       1     (2ℓ + 1)!
C  = -√----------ℓ---
       4 π    ℓ!2
(6.61)

Mit dem Erzeugungsoperator

              [            ]
 ^          iϕ  -∂-
ℓ+Y ℓ,m =  ℏe   ∂ θ - m cotθ  Yℓ,m
(6.62)

können alle Funktionen konstruieren werden. Wenn = 0 ist, ist

Θ0,0 = ∘ ---
   1
  4π- P00 = ∘ ---
   1
  4-π Y 0,0 = ∘ ---
   1
  4π-

Mit den Rekursionsrelationen erhalten wir

= 0 m = 0 Y 0,0 =   1
-√----
   4π (6.63a)
= 1 m = 0 Y 1,0 = ∘ ---
  3--
  4π cos θ = ∘ ---
  -3-
  4π·z-
r (6.63b)
= 1 m = ±1 Y 1,±1 = ∘ ---
   3--
   8π sin θe± = ∘ ---
  -3-
  8πx-±-iy-
  r (6.63c)
= 2 m = 0 Y 2,0 = ∘ ---
  5--
  4π(            )
 3-cos2θ -  1-
 2          2 = 1-
2∘ ---
  -5-
  4 π   2    2   2
2z----x----y--
      r2 (6.63d)
= 2 m = ±1 Y 2,±1 = ∘ ---
   15-
   2π sin θ cos θe± = 1-
2∘ ---
   15-
   2π(x-±-iy)-z
    r2 (6.63e)
= 2 m = ±2 Y 2,±2 = 1-
4∘ ---
  15-
  2π sin 2θe±2 = 1-
4∘ ---
  -15
  2 π(       )
  x-±-iy-
     r2 (6.63f)

Darstellungen dieser Wellenfunktionen finden Sie im Anhang A.1.

6.3.2.2. Radialteil der Wellenfunktion

Der Radialteil der Wellenfunktion (6.14) ist

[    2       (     )    2                ]
 - -ℏ---1 d-- r2-d-  + ℏ-ℓ-(ℓ +-1) + V (r) R (r) = E·R  (r)
   2me r2 dr    dr       2mer2
(6.64)

Diese Gleichung gilt für alle sphärisch symmetrischen Potentiale. Wir verwenden

1 d  (   d )    d2    2 d
-2--- r2 --- =  --2-+ -----
r dr     dr     dr    r dr
(6.65)

und Multiplizieren die Gleichung (6.64) mit 2mℏ2e-

  d2R-   2-dR-   ℓ(ℓ +-1)     2meV--(r)     2Eme--
- dr2  - r dr +     r2   R +     ℏ2    R =    ℏ2  R
(6.66)

wir setzen

A = 2Eme--
  ℏ2 = (|  +k2,  für E >  0;
{     2
|(  - κ , für E <  0. (6.67)
 ^
V(r) = 2me-
 ℏ2V (r) (6.68)

und erhalten aus Gleichung (6.66) die skalierte Gleichung

d2R    2 dR    [            ℓ(ℓ + 1)]
---2 + -----+   A - ^V (r) - ----2---  R = 0
dr     r dr                    r
(6.69)

Wir betrachten den Grenzfall: r-→und verwenden den Ansatz R = u(r)
  r. Für die Ableitungen gilt

d2
--2-
dru (r)
-----
  r =  d
---
dr( 1du (r)        1 )
  ------- - u (r) -2
  r  dr          r
= -1
r2du (r)
--dr-- + 1
r-d2u(r)
-dr2--- -du (r)
--dr--1
r2 + 2u(r) 1
r3
= 1-
r 2
d-u(r)-
 dr2 --2
r2du-(r)
  dr + 2u(r)-
 r3
2
r- d
dr-(      )
  u (r)
  --r-- = 2
r-1
r-du (r)
--dr-- - u(r) 2
r3
= 2-
r2du-(r)
  dr - 2u-(r)
  r3
d2
--2-
dr(u )
 --
 r + 2
--
rd
---
dr(u (r))
 -----
   r = 1
--
rd2u(r)
----2--
 dr
Zusammen erhalten wir
1
--
rd2u
----
dr2 + [             ℓ(ℓ + 1 )]
 A -  ^V (r) - --------
                 r2 u
--
 r = 0 (6.70)

oder mit r 0

  2    [                    ]
d-u-+   A - V^(r) - ℓ-(ℓ-+-1)  u = 0
dr2                    r2
(6.71)

Im Grenzfall r →∞ muss das Potential null sein, also

lim r→∞^
V = 0
lim r→∞ℓ(ℓ-+-1)
   r2 = 0

Im Grenzfall r →∞ lautet Gleichung (6.71)

d2u-(r)
  dr2  + Au  (r) = 0
(6.72)

Die gefundenen allgemeinen Lösungen gelten nur für r →∞. Die Form der Lösung hängt allein von der Asymptotik des Potentials ab. Die Lösungen für r 0 hängen jedoch von der Form des Potentials V (r) ab und sind für jedes Potential anders.

6.3.2.3. Radialfunktion für das Wasserstoffatom

Mit den allgemeinen Lösungen für ein beliebiges Potential V (r) können wir nun die Lösungen für das Wasserstoffatom berechnen

              2
V (r) = - -Ze---
          4πϵ0r
(6.76)

Wir wenden die Variablentransformation

ρ = 2κr
(6.77)

mit der Definition für E < 0 aus Gleichung (6.67)

     ∘ --------
         2m  E
κ =    - ---e2--
           ℏ
(6.78)

Weiter setzen wir

R (r) = ^R (2κr) = R^(ρ)
(6.79)

Mit

dR
---
dr = d ^R
---
dρ·dρ
---
dr = d ^R
---
dρ·2κ
d2R
--2-
dr = d2 ^R
----
 dρ4κ2

wird der Radialteil der Wellengleichung (6.64)

0 = d2R^
---2
d ρ4κ2 + 4 κ
---
 ρ·2κ·dR^
---
d ρ + [                              ]
      2meZe22  κ   ℓ (ℓ + 1) 4κ2
  A + ---2------ - ------2-----
       ℏ 4 πϵ0ρ         ρ
0 = d2R^
---2
d ρ + 2
--
ρd ^R
---
dρ + [                             ]
 - κ2     2meZe2      ℓ(ℓ + 1 )
 ---2 + --2------- -  ----2---
  4κ    ℏ  4πϵ02κρ       ρ
= d2R^
d-ρ2 + 2
ρ-d ^R
dρ- + [                    ]
   1    B    ℓ(ℓ + 1)
 - 4-+ κ-ρ - ---ρ2---^
R (6.80)

mit

        2
B =  Ze--me-
     4πℏ2ϵ0
(6.81)

Zur Lösung von Gleichung (6.80) verwenden wir den Exponentialansatz

^        -ρ∕2
R (ρ) = e    v(ρ)
(6.82)

Zuerst berechnen wir die einzelnen Ableitungen

dR^
 dρ = -d-
dρ( -ρ∕2    )
 e    v (ρ )
= -1-
2e-ρ∕2v(ρ ) + e-ρ∕2dv-(ρ)
  dρ
d2R^
---2
 dρ =  d
---
dρ(  -ρ(   v(ρ)    dv(ρ)) )
  e2   - -----+  ------
           2      dρ
= -1
--
2e-ρ∕2(                )
    v (ρ )   dv(ρ)
  - -----+  ------
      2      dρ + e-ρ∕2(                    )
   1 dv (ρ)   d2v(ρ)
 - --------+  ----2--
   2   dρ      d ρ
d2R^
---2
 dρ + 2
--
ρdR^
---
dρ = e-ρ∕2[                                                      ]
 v (ρ)   1 dv(ρ)    1dv (ρ)   d2v (ρ )   v(ρ)   2 dv (ρ)
 ----- - ---------  -------+  ----2---  -----+ --------
   4     2  d ρ     2  dρ       dρ       ρ     ρ   dρ
= e-ρ∕2[                      (      )          ]
 v-(ρ)   v-(ρ)   dv(ρ-)  2-        d2v(ρ)-
   4   -   ρ  +   d ρ    ρ - 1  +   dρ
                                      2
d2R^
 dρ2 + 2-
ρdR^
dρ = e-ρ∕2
 4 ρ[                                          ]
               dv-(ρ)               d2v-(ρ)
 v(ρ)(ρ - 4) +   dρ  (- 4ρ + 8) + 4ρ  dρ2 (6.83)

Wir setzen den Exponentialansatz in Gleichung (6.80) ein, verwenden die Ableitungen aus Gleichung (6.83) und spalten e-ρ∕2 > 0 ab.

d2v(ρ)
----2--
 dρ + ( 2    )
  --- 1
  ρdv(ρ)
------
 dρ + [1   1    1   B     ℓ(ℓ + 1)]
 --- ---  --+ ----  ----2---
 4   ρ    4   κρ       ρv(ρ) = 0
d2v(ρ)
----2--
 dρ + (      )
  2
  --- 1
  ρdv(ρ)
------
 dρ + [                      ]
 1 (B     )    ℓ(ℓ + 1)
 -- -- - 1  -  ----2---
 ρ   κ            ρv(ρ) = 0 (6.84)

Gleichung (6.84) kann mit dem Rekursionsansatz gelöst werden

        μ ∞∑     ν    ∞∑     (ν+μ)
v(ρ) = ρ     ανρ  =     ανρ
          ν=0        ν=0
(6.85)

wobei α0 0 ist. Eingesetzt erhalten wir

ν=0(ν + μ) (ν + μ - 1) α νρ(ν+μ-2)
+ (      )
 2-
 ρ -  1 ν=0(ν + μ) α νρν+μ-1
+ [(      )              ]
  B- - 1  1-+  ℓ(ℓ +-1)
   κ      ρ       ρ2 ν=0α νρν+μ = 0 (6.86)

Für ν = 0 tritt nur μ auf. Für ν = 0 bekommen wir

(μ)  (μ - 1 ) α0ρ(μ-2) + ( 2    )
  --- 1
  ρμα0ρμ-1 + [( B     ) 1   ℓ(ℓ + 1)]
   ---  1  --+ ----2---
   κ       ρ      ρα0ρμ = 0
(μ)  (μ - 1 ) α0ρ(μ-2) + 2μα 0ρμ-2 - μα 0ρμ-1 + (B-    )
 κ  - 1α0ρμ-1 + (ℓ + 1) α 0ρμ-2 = 0

Die Gleichung gilt dann allgemein, wenn die Koeffizienten von ρν+μ-2 für jedes ν getrennt gleich null sind. Wir erhalten so eine Gleichung für μ

             μ-2      μ-2                 μ-2
μ (μ - 1)α0ρ    +  2μρ   α0 - ℓ (ℓ + 1) α0ρ   = 0
(6.87)

Vereinfacht erhalten wir

μ(μ - 1 ) + 2μ - (ℓ + 1) =
μ(μ + 1 ) - (ℓ + 1) = 0

Wir wissen aus den Lösungen für Y ℓ,m, dass 0 ist. Die Lösungen für μ sind

    (
    |{  ℓ,       brauchbare  Lösung;
μ = |  - ℓ - 1, führt in Gleichung  (6.84 ) zu einem  bei ρ = 0 divergenten v(ρ).
    (
(6.88)

Die Bestimmungsgleichungen enthalten für μ bei ν = 0 enthalten auch höhere Potenzen von ρ. Diese sind aber nicht vollständig, da auch die Summanden bei ν = 1 Koeffizienten mit diesen Potenzen haben. Nun kann man in Gleichung (6.86) μ = einsetzen und für ein bestimmtes ν die Beziehungen zwischen den ανs aufschreiben. Die Vorfaktoren des niedrigsten Exponenten ν + - 2 liefern eine Rekursionsgleichung

aν[(ν + ℓ) (ν + ℓ - 1) + 2 (ν + ℓ) - ℓ(ℓ + 1)]
+ aν-1[               (       )]
                  B-
 - (ν - 1 + ℓ) +  κ  - 1 = 0 (6.89)

Wir setzen

     B--
n =  κn
(6.90)

wobei κ durch κn ersetzt wurde, da κ von n abhängt. Mit dieser Abkürzung erhält man aus Gleichung (6.89)

        ν + ℓ - n
αν =  -------------αν- 1
      ν (ν + 2ℓ + 1)
(6.91)

Es gibt 2 Lösungstypen:

Aus dem Zähler von Gleichung (6.91) ergibt sich die Forderung

ν > 0

Also ist das ganzzahlige ν mindestens eins. Zusammen erhalten wir die Bedingung

ℓ ≤ n - 1
(6.92)

In der ganzen Rekursionskette ist α0 frei wählbar. Dieser Koeffizient ergibt die Amplitude. Die ersten αν sind












n = 1
n = 2
n = 3
n = 4
= 0 0 1 0 1 2 0 1 2 3






















ν = 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
ν = 1 0 -1
2 0 -1 -1
4 0 -3
2 -1
2 -1
6 0
ν = 2 0 0 0 1
6 0 0 1
2 1-
20 0 0
ν = 3 0 0 0 0 0 0 -1
24- 0 0 0
ν = 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0











Tabelle der ersten αν, wenn α0 = 1 ist.

Die ganzzahligen Indizes heissen

n
Hauptquantenzahl
Drehimpulsquantenzahl

Die zu den Haupt- und Drehimpulsquantenzahlen gehörigen nicht normierten Funktionen sind

      n-∑ℓ-1    ν+ℓ
vn,ℓ =      α νρ
       ν=0
(6.93)




n vn,



1 0 v1,0 = α0ρ0+0 = 1



2 0 v2,0 = α0ρ0+0 + α 1ρ1+0 = 1 -ρ
2
1 v2,1 = α0ρ0+1 = ρ



3 0 v3,0 = α0ρ0+0 + α 1ρ1+0 + α 2ρ2+0 = 1 - ρ + ρ2
 6
1 v3,1 = α0ρ0+1 + α 1ρ1+1 = ρ - 2
ρ4-
2 v3,2 = α0ρ0+2 = ρ2



4 0 v4,0 = α0ρ0+0 + α 1ρ1+0 + α 2ρ2+0 + α 3ρ3+0 = 1 -3ρ
 2 + ρ2
 2 -ρ3
24
1 v4,1 = α0ρ0+1 + α 1ρ1+1 + α 2ρ2+1 = ρ -ρ2
-2 + ρ3
20
2 v4,2 = α0ρ0+2 + α 1ρ1+2 = ρ2 - 3
ρ6
3 v4,3 = α0ρ0+3 = ρ3



Nicht normierte Eigenfunktionen zu n und

Die normierten radialen Eigenfunktionen als Funktion der dimensionslosen Variablen ρ sind

n R^n,l(ρ)



1 0 R^1,0(ρ) = -1√---
2 2πe-ρ∕2
2 0  ^
R2,0(ρ) = -1---
2√2π(     ρ)
  1 - 2e-ρ∕2
1 R^2,1(ρ) = -1√---
4 6πρe-ρ∕2
3 0  ^
R3,0(ρ) = -1---
2√2π(         ρ2)
  1 - ρ + 6e-ρ∕2
1 R^3,1(ρ) = 61√π-(     2)
 ρ - ρ4-e-ρ∕2
2  ^
R3,2(ρ) = --1√---
24  5πρ2e-ρ∕2
4 0 R^4,0(ρ) = 21√2π-(          2    3)
  1 - 32ρ+  ρ2-- ρ24e-ρ∕2
1  ^
R4,1(ρ) = 1
4∘ -5-
  6π(    ρ2   ρ3)
 ρ - 2 +  20e-ρ∕2
2 R^4,2(ρ) = -√1---
8 10π(      3)
 ρ2 -  ρ6-e-ρ∕2
3  ^
R4,3(ρ) = --1√---
48  70πρ3e-ρ∕2
5 0 R^5,0(ρ) = 21√2π-(               3     4)
  1 - 2ρ + ρ2 - ρ6-+ 1ρ20e-ρ∕2
1  ^
R5,1(ρ) = -1√---
2 3π(     3ρ2-  3ρ3   -ρ4-)
  ρ -  4 +  20 - 120e-ρ∕2
2 R^5,2(ρ) = 140-∘ --
  7π(      3   4 )
 ρ2 - ρ3-+  ρ42-e-ρ∕2
3  ^
R5,3(ρ) = --1√---
60  7π(  3   ρ4)
 ρ  -  8e-ρ∕2
4 R^5,4(ρ) = 14401√7π-ρ4e-ρ∕2
Normierte radiale Eigenfunktionen als Funktion der dimensionslosen Variablen ρ

PIC PIC

Oben: normierte radiale Wellenfunktionen des Wasserstoffs. Unten: Wahrscheinlichkeitsdichte der Wasserstoffwellenfunktionen abhängig vom Kernabstand.

Abbildung 6.3.2.3 zeigt die für n = 1 bis n = 4 die radialen normierten Wellenfunktionen des Wasserstoffs. 4πρ2^R 1,02(ρ) hat bei ρ = 2 ein Maximum. Das bedeutet, dass das Wasserstoffatom im Grundzustand etwa einen Durchmesser von 106 pm hat (siehe auch Gleichung (6.100) ), was eben ρ = 2 entspricht. Der Kerndurchmesser ist 105 mal kleiner, also auf der Darstellung nicht sichtbar.

Mit der Rücksubstitution ρ = 2κnr bekommen wir die radialen Eigenfunktionen des Wasserstoffatoms

n Rn,l(r)



1 0 R1,0(r) = 21√2π-e-κ1r
2 0 R2,0(r) = -1√---
2 2π(1 - κ2r) e-κ2r
1 R2,1(r) = -1√---
2 6πκ2re-κ2r
3 0 R3,0(r) = -1√---
2 2π(              22)
  1 - 2 κ3r + 2κ3r-
              3e-κ3r
1 R3,1(r) = -1---
12√ π(       κ23r2)
  κ3r -  2e-κ3r
2 R3,2(r) = 61√5π-κ32r2e-κ3r
4 0 R4,0(r) = -1√---
2 2π(              2 2   κ34r3)
  1 - 3 κ4r + 2κ4r -  3e-κ4r
1 R4,1(r) = 1
2∘ ---
  -5
  6π(              33)
 κ4r - κ24r2 + κ4r-
               5e-κ4r
2 R4,2(r) =   1
2√10π-(  2 2   κ34r3)
 κ 4r -  -3--e-κ4r
3 R4,3(r) = -√1---
6 70πκ43r3e-κ4r
5 0 R5,0(r) = -1---
2√2π(              2 2   3κ35r3-  2κ45r4)
  1 - 4 κ5r + 4κ5r -   3  +  15e-κ5r
1 R5,1(r) = √1--
 3π(                        )
 κ5r - 3κ25r2-+ 3κ35r3-  κ45r4-
         2      5      15e-κ5r
2 R5,2(r) = 1
10-∘ 7-
  π( 2 2   2κ3r3   2κ4r4 )
 κ5r -  --53--+ -251--e-κ5r
3 R5,3(r) = -√2---
15  7π(           )
 κ3 r3 - κ45r4-
   5      4e-κ5r
4 R5,4(r) = --1---
90√7-πκ54r4e-κ5r
Radiale Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms

Die Konstante κn in Tabelle 6.3.2.3 ist

      ∘ ---------
          2meEn
κn =    - ----2--
            ℏ

gesetzt. Mit Gleichung (6.81) und Gleichung (6.90) kann der n-te Energieeigenwert berechnet werden.

              2 4
E   = - --meZ--e---· 1--
  n     2ℏ2 (4 πϵ0)2  n2
(6.94)

Wir können nun auch κn mit En ausdrücken

     ┌ -----------------------
     ││        (  -meZ2e4-  1-)         2
     ∘    2me----2ℏ2(4πϵ0)2·-n2--  m0Ze---  1-
κn =   -           ℏ2          =  4πϵ0ℏ2· n
(6.95)

Schliesslich haben wir

R   (r) = N   exp (- κ r)r ℓL2 ℓ+1 (2κ r)
  n,ℓ        n,ℓ        n      n+ℓ    n
(6.96)

Dabei ist Nn, ein Normierungsfaktor und

  2ℓ+1        2ℓ+1 d2ℓ+1-
L n+ℓ = (- 1)    dρ2ℓ+1 Ln+ ℓ
(6.97)

eine Funktion, die aus einem Laguerrschen Polynom

                   n+ℓ (        )
L    =  ---1---eρ d----- e-ρρn+ℓ
 n+ ℓ   (n + ℓ)!   dρn+ℓ
(6.98)

durch Ableiten erzeugt werden kann.

Die Grösse

             2
κn = -1meZe--- = Z--1-
     n ℏ24π ϵ0   n a0
(6.99)

ist ein inverser Radius. Er hängt von der 1∕n ab und der Kernladung Z ab. Der von der Quantenzahl n und der Kernladungszahl Z unabhängige Radius a0, der Bohrsche Radius, hat den Wert

                  2
a  = 1--1-=  4πϵ0ℏ--=  5.29177 ·10 -11 m
 0   n κn     mee2
(6.100)

n Rn,(r)



1 0 R1,0(r) = 1√--
 πκ132e-κ1r = ---1--
 √πa3∕02e-r∕a0
2 0 R2,0(r) = 1√--
 πκ232(1 - κ2r ) e-κ2r = -√-1-3∕2-
2 2πa0(       )
 1 - -r-
     2a0e-r∕(2a0)
1 R2,1(r) =  1
√3π-κ232κ 2re-κ2r =     1
4√6-πa3∕2
     0 r
a0e-r∕(2a0)
3 0 R3,0(r) = 1--
√πκ332(            2κ23r2)
  1 - 2κ3r +   3e-κ3r = ----1----
(3a0)3∕2√π(    -2r   2r2-)
 1 - 3a0 + 27a20e-r∕(3a0)
1 R3,1(r) = -2√---
3 2πκ332(2κ3r - κ2r2)
         3 e-κ3r = --√4--3∕2-
27 6πa0(        )
  r--  r22-
  a0   6a0e-r∕(3a0)
2 R3,2(r) = 3√410π-κ332κ 32r2e-κ3r = --√-2-3∕2
81 30πa0 2
ra2
 0e-r∕(3a0)
4 0 R4,0(r) = κ3∕2
√4π--(                    κ3r3)
 1 - 3 κ4r + 2κ24r2 - -43--e-κ4r =  -r∕(4a)
e√--30∕2
8  πa0(            2     3 )
 1 -  34ar0-+ 8ra2 - 1r92a3-
             0      0
1 R4,1(r) = 5κ3∕2
√415π-(              κ3r3)
  κ4r - κ24r2 + -45--e-κ4r = 325√15π(       2     3 )
  ra0 - r4a2-+ 8r0a3
        0      0e-r∕(4a0)
2 R4,2(r) = -1--
√5πκ432(  2 2   κ34r3)
 κ 4r -   3e-κ4r = --1---
128 √5πκ432(r2   -r3-)
 r20 - 12a30e-r∕(4a0)
3 R4,3(r) = -√1---
3 35πκ432κ 43r3e-κ4r = ---1√----
1536  35πκ432r33
a0e-r∕(4a0)
Normierte radiale Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms.

Die normierten radialen Wellenfunktionen sind in Tabelle 6.3.2.3 dargestellt. Bei Hyperphysics gibt es eine schöne Darstellung dieser Funktionen. Eine Skizze dieser Wellenfunktionen findet sich auch im Anhang A.2.

6.3.3  Vollständige Wellenfunktion des Wasserstoffatoms

Die vollständige Wellenfunktion eines durch n, und m gegebenen Zustandes eines Wasserstoffatoms ist

Ψn,ℓ,m(r,θ,ϕ ) = eimϕP m(cosϑ) R n,(r) (6.101)
mit
         n  ∈     ℕ
 0   ≤   ℓ  ≤   n - 1
- ℓ  ≤  m   ≤     ℓ

Die Wasserstoffwellenfunktion ist dann

                ┌ ---------------
                ││    (n -  ℓ - 1)!          ℓ
Ψn,ℓ,m(r,θ,ϕ ) = ∘ α3 -----------e-αr∕2(αr ) L2nℓ++ℓ1(αr )Yℓm (θ, ϕ)
                     2n (n + ℓ)!
(6.102)

wobei

     4π ϵ0ℏ2
a0 = -m--e2-
        0

der Bohrsche Radius und

            m0e2    Z     2Z
α  = 2κ = 2 -----2· -- = ----
            4πϵ0ℏ   n    na0

ist. Die Wasserstofforbitale[AW95] sind

Ψn,,m(r,θ,ϕ) = ┌ ---------------------------
││ (      2     )3
∘   -m0e---· Z-   (n----ℓ --1)!
    2π ϵ0ℏ2   n    2n (n + ℓ)!
·e--m0e2-
4πϵ0ℏ2·Z-
n·r (     2         )
  m0e---· Z-·, r
  2πϵ0ℏ2  n
Ln+2+1( ( m  e2   Z )  )
    --0--2· --  r
    2πϵ0ℏ   n
·Y m(θ,ϕ)

PIC Versuch zur Vorlesung: Orbitalmodelle: Stehende Wellen auf runder Wasseroberfläche (Versuchskarte AT-60)

PIC Versuch zur Vorlesung: Orbital-Modelle: Styropormodelle von Ladungswolken (Versuchskarte AT-61)

6.3.4  Unbestimmtheitsrelationen und Vertauschungsrelationen

Die folgende Ausarbeitung folgt der Behandlung von Gordon Baym[Bay69, 66]. Eine analoge Darstellung findet sich im Buch von Landau und Lifschitz [LL79, 46].

In der Quantenmechanik ist es üblich Skalarproduckte mit Brakets zu beschreiben. Die Definitionen sind:

|g⟩ = g der Spaltenvektor der Funktion g
⟨f| = f*(u) der Zeilenvektor der zu
f konjugiert komplexen Funktion
⟨f|g⟩ = (f,g) = f·g
⟨f|g⟩ = -∞+f*(u)g(u)du Skalarprodukt von f und g

Nun seien |Θ ⟩ und |Φ⟩ normierte Wellenfunktionen, das heisst ⟨Θ |Θ⟩ = 1 und ⟨Φ|Φ⟩ = 1.

Behauptung:

|⟨Θ|Φ ⟩| ≤ 1
(6.103)

Beweis:

Sei

             iα
|ζ⟩ = |Θ ⟩ - e  |Φ⟩fürα ∈  ℝ

Die Reihenfolge der Wellenfunktionen darf nicht geändert werden, Zahlen dürfen vor das Skalarprodukt gezogen werden. Dann ist

0 ⟨ζ|ζ⟩ wegen der Normierung
= (        -iα    )
 ⟨Θ | - e   ⟨Φ|(       iα   )
 |Θ⟩ - e  |Φ⟩
= ⟨Θ |Θ⟩- e⟨Θ |Φ ⟩- e-⟨Φ |Θ ⟩ + e-e⟨Φ|Φ⟩
= 2 - e⟨Θ |Φ ⟩- e-⟨Φ|Θ ⟩
= ⇒2 e⟨Θ |Φ ⟩ + e-⟨Φ|Θ ⟩ (6.104)

Gleichheit gilt also nur, wenn |ζ⟩ = 0. Wir wählen das beliebige α so, dass

          - iα
⟨Θ |Φ⟩ = e    |⟨Θ |Φ ⟩|

und setzen in Gleichung (6.104) ein

2 ee-|⟨Θ |Φ ⟩| + e-⟨Φ |Θ⟩ = |⟨Θ |Φ⟩| + e-⟨Φ |Θ ⟩
2 -|⟨Θ |Φ⟩| e-⟨Φ |Θ⟩
(2 - |⟨Θ |Φ⟩|) 2 |⟨Φ |Θ ⟩|2 = |⟨Θ |Φ⟩|2
(2 - |⟨Θ |Φ⟩|) |⟨Θ |Φ⟩|
2 2|⟨Θ |Φ⟩| = ⇒ 1 |⟨Θ|Φ⟩|

Damit ist die Behauptung gezeigt. Bei nicht normierten Funktionen verwendet man

∘-|Θ⟩---und ∘-|Φ-⟩--
  ⟨Θ|Θ ⟩      ⟨Φ |Φ ⟩

Aus Gleichung (6.103) erhält man

∘ ------∘ ------
  ⟨Θ|Θ ⟩  ⟨Φ|Φ ⟩ ≥ |⟨Θ |Φ ⟩|
(6.105)

Aus Gleichung (6.104) erhält man

2 e-∘---⟨Θ-|Φ∘⟩------
   ⟨Θ |Θ ⟩  ⟨Φ|Φ⟩ + e-∘----⟨Φ|Θ∘-⟩------
  ⟨Θ|Θ ⟩  ⟨Φ |Φ ⟩
2∘ ------
  ⟨Θ |Θ ⟩∘ ------
  ⟨Φ |Φ ⟩ e⟨Θ |Φ⟩ + e-⟨Φ |Θ ⟩

und damit

∘ ------∘ ------   1 (                      )
  ⟨Θ |Θ ⟩  ⟨Φ |Φ⟩ ≥ -- eiα⟨Θ |Φ⟩ + e-iα⟨Φ |Θ ⟩
                   2
(6.106)

Die Standardabweichungen die Wellenfunktion |Ψ⟩ der Orts- und Impulsoperatoren sind

Δx = ∘ -------------
  ⟨         2⟩
   (^x - ⟨x⟩) (6.107a)
Δpx = ∘ ⟨------------⟩
   (^px - ⟨px⟩)2 (6.107b)

wobei für die Erwartungswerte wie üblich gilt:

⟨  ⟩                ∫
 x2  = ⟨Ψ |^x2|Ψ ⟩ =   x2 |⟨x|Ψ ⟩|2 d3r

Wir nehmen an, dass das zu untersuchende Teilchen die Wellenfunktion |Ψ ⟩ hat. Wir definieren

|Θ ⟩ = (^x - ⟨x⟩) |Ψ⟩ (6.108a)
|Φ⟩ = (^px - ⟨px⟩) |Ψ ⟩ (6.108b)

Dann ist

⟨Θ |Θ⟩ = (^x - ⟨x⟩) 2 = (Δx ) 2 (6.109a)
⟨Φ |Φ ⟩ = (^px - ⟨px⟩) 2 = (Δpx ) 2 (6.109b)

Aus Gleichung (6.106) erhält man mit e = -i und der Annahme, dass ⟨x ⟩ = 0 und ⟨px⟩ = 0 (was sich immer durch eine Galilei-Transformation erreichen lässt.)

ΔxΔpx 1
2- (- i⟨Θ |Φ ⟩ + i⟨Φ|Θ ⟩)
= - i
--
2(⟨Θ |Φ ⟩ - ⟨Φ |Θ⟩)
= --i
2(⟨Ψ |(^x* - ⟨x ⟩) (^p - ⟨p ⟩)|Ψ ⟩ - ⟨Ψ| (^p *- ⟨p ⟩) (x^- ⟨x ⟩)|Ψ ⟩)
                 x     x              x    x
= - i
--
2       *                      *
(⟨Ψ |(^x - ⟨x ⟩) (^px - ⟨px⟩) - (^px - ⟨px⟩)(^x - ⟨x⟩)|Ψ ⟩)
= --i
2⟨Ψ |^x*^p x -^x*⟨px⟩-⟨x ⟩^px + ⟨x ⟩ ⟨px⟩-^px*^x + ^p x*⟨x ⟩ + ⟨px⟩^x -⟨px⟩⟨x⟩|Ψ⟩
= --i
2⟨Ψ |^x*^p x -^px*^x + ⟨px⟩      *
(^x - ^x ) + ⟨x⟩  *
(^px - ^px) |Ψ ⟩
= - i
--
2⟨Ψ |^x*^p x -^px*^x|Ψ ⟩
= --i
2⟨Ψ | [^x,^px] |Ψ ⟩
= --i
2i⟨Ψ |Ψ ⟩
= ℏ
--
2

Unschärferelation oder Unbestimmtheitsrelation

          ℏ
Δx Δpx  ≥ --
          2
(6.110)

Wir haben bei der Berechnung nichts über die Operatoren ^x und p^x angenommen, so dass auch für allgemeine Operatoren ^Ω1 und ^Ω2, bei denen man über eine Transformation ⟨Ω1 ⟩ = 0 und ⟨Ω2 ⟩ = 0 erreichen kann, die Unbestimmtheitsrelation gilt

Δ Ω1Δ Ω2  ≥ [Ω1,Ω2]
               2
(6.111)

Nach Landau und Lifschitz [LL79, 46] folgt aus

^f^g - ^g^f = - iℏ^c
(6.112)

wobei ^f und ^g beliebige Operatoren zu den klassischen Grössen f und g sind und bei der ^c der Operator zur klassischen Grösse c (der Poisson-Klammer) ist, dass im klassischen Grenzfall alle Operatoren vertauschbar sind. In zweiter Näherung kann der Operator ^c als Multiplikation mit c auffassen, so dass

^f^g - ^g^f = - iℏc
(6.113)

und in Analogie zu den Impulsen

Δf Δg  ~ ℏc
(6.114)

6.3.5  Quantenzahlen, Spektren und Energien

Beim Wassersatoffatom hatten wir drei Quantenzahlen

n = 1, 2, 3 Energiequantenzahl
0 n - 1 Drehimpulsquantenzahl
- m magnetische Quantenzahl

Diese drei Quantenzahlen beschreiben den atomaren Zustand des Wasserstoffatoms. Das Rydberg-Gesetz besagt, dass für hochangeregte Zustände nur die Energiequantenzahl n wichtig sei. Das bedeutet, dass alle Drehimpuls- oder - und alle magnetischen oder m-Zustände die gleiche Energie haben.

Zustände zu verschiedenem oder m, die alle die gleiche Energie haben, heissen entartet. Die Anzahl Zustände bei verschiedenem oder m mit der gleichen Energie ist die Entartung.

Es stellen sich die folgenden Fragen:

Um sich den Antworten zu nähern, ist es instruktiv nochmals die Kepler-Gesetze zu betrachten. Diese beschreiben geschlossene Planetenbahnen, wenn das Potential sich wie 1∕r verhält. jede Abweichung des Potentials von einem 1
r-Gesetz bewirkt eine Perihel-Drehung, also auch dann wenn mehr als ein Planet um das Zentralgestirn sich bewegen.

PIC

Sommerfeld-Bild: Modell eines Atoms mit einem „Leuchtelektron“

Abbildung 6.3.5 zeigt verschiedene Keplerbahnen, wobei die Bahn mit der grössten Exzentrizität die Bahn des Leuchtelektrons sei. Abbildung 6.3.5 zeigt eine Skizze eines Leuchtelektrons auf einer Rydbergbahn zusammen mit dem Kern und der ihn abschirmenden Elektronenwolke

PIC

Atom mit einem Leuchtelektron

Bei Atomen mit einem Elektron auf einer Rydbergbahn, wenn also r » r0 gilt, ist die Coulombkraft Fc = -41πϵ0  2
 Zre2 unabhängig von der inneren Struktur des Atoms. Andererseits ist auch ganz in der Nähe des Kernes, das heisst für r rKern, die Coulombkraft einfach. Sie muss Fc = ---1-
4πϵ0Ze2
 r2 sein.

PIC

Skizze: Coulombpotential und effektives Potential

Abbildung 6.3.5 zeigt eine Skizze des Übergangs vom geschirmten Potential für ein Elektron für r » r0 zum reinen Coulombpotential eines Kerns mit der Ladung Ze. Die genaue Form des effektiven Potentials ist schwierig.

Die Existenz eines effektiven Potentials bedeutet, dass ein Elektron innen sich auf einer Bahn zu einem anderen Coulombpotential als aussen bewegt. Die Energie hängt also nun vom Drehimpuls ab. = 0 ist eine Kreisbahn, die von einer einzigen effektiven Ladung bestimmt ist., ℓ > 0 bedeutet, dass das Elektron sich in Potentialen zu verschiedenen Energien aufhält. Damit ändert sich die Energie und die Abschirmung hebt die Energieentartung auf.

PIC

Grotrian-Diagramm für Lithium

Energieniveaus werden üblicherweise mit Grotrian-Diagrammen (siehe Abbildung 6.3.5) dargestellt. Die Bedeutung der Symbole ist in Tabelle 6.3.5 zusammengefasst.




Buchstabe Drehimpuls Name



s = 0 sharp
p = 1 principal
d = 2 diffuse
f = 3 fundamental
g = 4 .
..



Bezeichnungen der Bahndrehimpulszustände

Es gibt die folgende Konvention:

grosse Buchstaben
beziehen sich auf das gesamte System
kleine Buchstaben
beziehen sich auf ein Elektron

Bei den Alkaliatomen kann man empirisch Serienformeln angeben, die analog zur Balmerserie sind. Für die Energien der einzelnen Zustände gilt:

                   --1--           ------1--------
En,e = - RNa ·hc · n2   = - RNahc  (n - Δ (n,ℓ))2
                    eff
(6.115)

neff = n- Δ(n,ℓ) ist dabei eine im Allgemeinen nicht ganzzahlige Hauptquantenzahl. Δ(n,ℓ) ist der zu n und gehörende .

Die Quantenzustände werden als Absorptions- oder Emissionslinien untersucht. Bei Absorptionslinien ist unter Normalbedingungen nur der Grunzustand eines Atoms besetzt: man beobachtet also ausschliesslich die nur die Hauptserie aus Resonanzlinien. Die gelbe D-Linie des Natriumatoms wird durch den Übergang 3s 3p erzeugt. Die mit Grossbuchstaben bezeichnete Gesamtheit aller s- beziehungsweise p-Terme ist beim Natrium

Hauptserie 3S nP
Nebenserien 3P nS
3P nD mit n 3
Haupt- und Nebenserien beim ℕA

Beim K-Atom ist die Elektronenkonfiguration der inneren Elektronen eineA -Konfiguration. Dazu kommt ein äusseres Leuchtelektron. Die Konfiguration desK -Atoms besteht aus zwei s-Elektronen mit n = 1, bezeichnet als 1s2. Dann folgen zwei s-Elektronen mit n = 2, die mit 2s2 angegeben werden. Weiter gibt es sechs p-Elektronen (2p6) mit n = 2, zwei s-Elektronen mit n = 3, also 3s2 und sechs p-Elektronen mit n = 3 angegeben mit 3p6. Kurz gibt man das als

1s2 2s2 2p6 3s2 3p6  = ⇒ [A ]
(6.116)

In der ganzen Konfiguration ist neben der [A ]-Edelgaskonfiguration noch ein Elektron unberücksichtigt. Dieses könnte sich sowohl in einem [A ]3d1 oder [A ]4s1 sein. Welche Konfiguration hat die kleinste Gesamtenergie? Das s-Elektron hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, sich nahe am Kern aufzuhalten als das d-Elektron. Es bewegt sich also mehr im unabgeschirmten, potentialmässig tiefer liegenden Teil des Wechselwirkungspotentials, liegt also bei einer tieferen Energie (siehe auch Abbildung 6.3.5). Obwohl das d-Elektron eine stabilere Konfiguration zu haben scheint, ist die Konfiguration des K [A ]4s1.

PIC

Radiale Wellenfunktionen des Wasserstoffatoms

6.4  Atome im Magnetfeld

6.4.1  Stern-Gerlach-Experiment

Wenn Atome magnetische Momente haben, werden sie in einem Magnetfeldgradienten abgelenkt. In einem homogenen Magnetfeld jedoch gibt es keine Ablenkung. Im Experiment von Stern und Gerlach wurden neutrale Silberatome durch ein inhomogenes Magnetfeld geschickt.

PIC

Versuchsaufbau Stern-Gerlach-Versuch

Abbildung 6.4.1 zeigt den symbolischen Aufbau. In einem homogenen Magnetfeld wirkt auf ein magnetisches Moment keine Kraft. Wenn das magnetische Moment μ nicht parallel zur magnetischen Induktion B ist, präzediert das magnetische Moment μ = mA = I·A·n wegen dem Drehmoment M = μ×B. Die magnetische Lageenergie ist

Epot = - μ ·B
(6.1)

Die Kraft auf einen Dipol im Gradientenfeld ist

F = {◟g--r---a---d--◝◜--B------}--◞μ
  Tensor
Bei einem üblichen thermodynamischen System erwartet man, dass die magnetischen Momente μ beliebig zu B orientiert sind.

PIC

Skizze: Erwartete (links) und gemessene Verteilung der Elektronen beim Stern-Gerlach-Versuch.

Abbildung 6.4.1 zeigt eine Skizze der erwarteten und, rechts, der gemessenen Verteilung. Die Ergebnisse zeigen, dass die z-Komponente des magnetischen Momentes der Silberatome im Magnetfeld quantisiert ist.

6.4.1.1. Drehimpulsoperator

Um zu einem Ausdruck für den Drehimpulsoperator zu kommen, betrachten wir den Strom in einem Atom.

I = ---q----=  --eω-
    TUmlauf     2π
(6.2)

Der Drehimpuls ist

          2      2A         2
|ℓ| = m ωr =  m ω --  da πr  =  A
                  π
(6.3)

Der Drehimpuls ist also proportional zu der Fläche A des Kreisstromes. Das magnetische Moment ist

μ = I·A = -eω
---
2π·πr2 = -  e
----
2m(     2)
 m ωr = - e
----
2m|ℓ| (6.4)
μ^ = -  e
----
2me^ℓ (6.5)
Das Minuszeichen rührt von der negativen Elementarladung her. Setzt man den Betrag des Drehimpulses gleich dem reduzierten Planckschen Wirkungsquantum,
||^||
|ℓ| = ℏ

erhält man das Bohrsche Magneton

μB =  e-ℏ-
      2me
(6.6)

PIC

Zusammenhang zwischen Drehimpuls und magnetischem Moment

Das magnetische Moment des Elektrons ist (siehe Abbildung 6.4.1.1)

μ  = - g μ  ℓ-
  ℓ     ℓ B ℏ
(6.7)

Die Grösse g ist der sogenannte g-Faktor. Beim magnetischen Moment eines Kreisstromes ist g = 1. Die Eigenwerte des magnetischen Momentes sind:

        ∘ --------    eℏ  ∘ --------
μℓ = μB   ℓ(ℓ + 1) = ----   ℓ(ℓ + 1 )
                     2me
(6.8)

Die Drehimpulsänderung bei der Präzession ist

               μB
˙ℓ = μ × B  = - --- (ℓ × B )
                ℏ
(6.9)

Die Frequenz dieser Präzession ist die Larmor-Frequenz

ω  =  |μ-|=  μ-·B--=  gℓμBBz--= γB
  ℓ   |ℓ|     ℏ         ℏ         z
(6.10)

Hier ist γ das gyromagnetische Verhältnis.

6.5  Elektronenspin

PIC Versuch zur Vorlesung: Elektronenspinresonanz: Modellversuch (Versuchskarte AT-31)

PIC Versuch zur Vorlesung: Elektronenspinresonanz: ESR an DPPH (Versuchskarte AT-29)

6.5.1  Magnetische Spin-Bahn-Kopplung

Elektronen können für viele Untersuchungen als punktförmige Teilchen angesehen werden. Wenn der klassische Elektronenradius berechnet wird, wird eine ausgedehnte Ladungswolke angenommen. Wenn diese Wolke einen Eigendrehimpuls hat, dann gibt es einen Kreisstrom und damit ein magnetisches Moment. Der Eigendrehimpuls des Elektrons heisst Spin, der mit dem Vektor s bezeichnet wird. Aus den klassischen Überlegungen kann aus dem Drehimpuls das magnetische Moment berechnet werden. Dieses so berechnete Moment ist jedoch nicht gleich dem gemessenen magnetischen Moment – ein Zeichen, dass hier die klassische Mechanik die Physik nicht mehr richtig beschreibt.

Analog zum Bahndrehimpuls ℓ haben wir

      ∘ ---------

|s | =   s(s + 1)
(6.1)

PIC

Elektronenspin s, Betrag |s| und z-Komponente sz.

Der Zusammenhang zwischen dem Bahndrehimpuls ℓ und dem dazugehörigen magnetischen Moment μ, beziehungsweise dem Spin s und dessen magnetischem Moment μs (siehe auch Abbildung 6.5.1) ist

μs = -gs-e--
2mes (6.2)
μ = -g-e--
2meℓ (6.3)

wobei

g = 1 gs = 2.0023 (6.4)
ist. Der Wert von g ist wie erwartet. Der Wert von gs ist überraschend:

Das magnetische Moment des Elektronenspins kann mit dem Bohrschen Magneton ausgedrückt werden

μs,z = ±1.00116 μBohr
(6.5)

Das Verhältnis zwischen Drehimpuls und magnetischem Moment heisst gyromagnetisches Verhältnis γ = |μ|ℓ||. Das gyromagnetische Verhältnis für den Bahndrehimpuls und den Spin ist

γ = 1
--
2 e
---
me (6.6)
γ = 1.00116-e-
me (6.7)

Der Spin kann zum Beispiel mit dem Stern-Gerlach-Versuch nachgewiesen, siehe Abbildung 6.4.1.

6.5.2  Feinstruktur und Ein-Elektronen-Atome

PIC Versuch zur Vorlesung: Natrium: Feinstruktur der D-Linie (Versuchskarte AT-48)

Wenn man die Natrium-D-linie untersucht, findet man dass diese in ein Dublett aufgespalten ist. Diese Aufspaltung nennt man auch Feinstruktur. Sie entsteht, weil der Spin und der Bahndrehimpuls wechselwirken.

PIC

Spin-Bahn-Kopplung

Abbildung 6.5.2 zeigt eine Skizze der Spin-Bahn-Kopplung. Der Drehimpuls l und der Spin s bilden zusammen den Gesamtdrehimpuls j.

      ∘ ---------

|j| =   j (j + 1)ℏ
(6.8)

mit |j| = |ℓ ± s|.

Wir betrachten ein p-Elektron mit der Bahndrehimpulsquantenzahl = 1 und der Spinquantenzahl s = 1
2.

j = 3
--
2 |j| = ∘ 3---5
  --· --
  2   2=  √15--
-----
  2 (6.9)
j = 1
--
2 |j| = ∘ -----
  1   3
  --· --
  2   2=  √3--
----
  2 (6.10)

Wenn der Bahndrehimpuls verschwindet, wenn seine Quantenzahl = 0 ist, wird die Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses gleich der Quantenzahl des Spins j = s.

Die magnetische Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses, die die Richtungsquantisierung darstellt, ist

jz = mj ℏ           mj =  - j ...- j für j ∈ ℤ
(6.11)

Wie beim Bahndrehimpuls und dem Spin gehört zu jedem Gesamtdrehimpuls j ein magnetisches Moment μj. Für optische Übergänge gilt die Auswahlregel: Δj = 0,±1, wobei der Übergang j = 0 j = 0 verboten ist.

PIC

Spin-Bahnkopplung nach Bohr

Zur Berechnung der Spin-Bahn-Aufspaltung im Magnetfeld betrachtet man das Atom im Ruhesystem des Elektrons. Nach Biot-Savart ist das Magnetfeld der Kernladung +Ze

        Ze-μ0                Zeμ0-
B ℓ = + 4πr3 [ν × (- r)] = - 4πr3 ν × r
(6.12)

wobei ℓ = r× m0ν ⇒-ℓ = m0ν×r verwendet wurde. Also ist das Magnetfeld

      Ze-μ0 -ℓ-
B ℓ =  4πr3 m0
(6.13)

Der Spin des Elektrons präzediert um B.

PIC PIC

Spinpräzession. Links Skizze, rechts Vektoraddition

Nach Gleichung (6.2) ist das magnetische Moment eines Spins μs = -gs-e--
2mes. Setzt man dies in die Gleichung für die Lageenergie eines magnetischen Moments in einer magnetischen Induktion Eℓ,s = -μs·B ein, erhält man

         (     e   )           e
Eℓ,s = -  - gs----s  ·B  =  gs---- (s ·B )
              2me             2me
(6.14)

Wenn man gs = 2 setzt, erhält man mit Gleichung (6.13)

                          2
E    = 2--e- (s·B  ) = -Ze-μo--(s· ℓ)     Achtung:  Falsch!
  ℓ,s    2me            4πm2er3
(6.15)

Eine genaue relativistische Betrachtung sowie experimentelle Daten zeigen, dass die Gleichung (6.15) um einen Faktor 12 zu falsch ist. Llewellyn Thomas entdeckte während seiner Doktorarbeit, dass bei der Rücktransformation aus dem mitrotierenden Koordinatensystem ins Laborsystem die relativistische Zeitdilatation berücksichtigt werden muss [Tho26]. Seine Argumentation (im cgs-System!) war wie folgt:

Das Elektron präzediert um das externe Magnetfeld mit -e-
m0cH. Das Elektron bewegt sich mit der Geschwindigkeit v durch das elektrische Feld des E des Kerns, was nach Maxwell zu einem Magnetfeld

      1
H  =  -E  × v
      c

führt. Die Präzessionswinkelgeschwindigkeit ist dann

ω =  --e--E × v  = --e-H
     m0c2          m0c

Diese Gleichung ist falsch. Das Elektron erfährt eine Beschleunigung a. Man muss eine Lorentz-Transformation mit der Geschwindigkeit v + adt verwenden, sowie beachten, dass der Spin zur Zeit t + dt gedreht ist. Also hat man nach Thomas eine Geschwindigkeit adt und eine Rotation (12c2)v×adt zu beachten. Die Präzession wird dann in erster Näherung durch

             e            1
ωT homas =  ----2E × v -  --2v × a
           m0c           2c

Nun ist die Beschleunigung durch

      -e-
a = - m0 E

gegeben. Also ist die Präzessionswinkelgeschwindigkeit

                                (        )
ωT homas =  --e--E × v -  -1-v ×   - -e-E
           m0c2          2c2        m0
                                      --e--          --e---         --e--
                                    = m0c2 E  × v +  2m0c2 v × E =  2m0c H
(6.16)

Aus der Argumentation von Thomas folgt, dass Gleichung (6.15) mit dem Faktor 1
2, dem aus der relativistischen Betrachtung folgenden Thomasfaktor korrigiert werden muss. Wir haben also für die Energie

        Ze2μ
E ℓ,s = ------e-(s· ℓ)
       8πm2er3
(6.17)

PIC

Beziehung zwischen j, ℓ und s nach dem Cosinus-Satz.

Aus dem Cosinus-Satz für beliebige Dreiecke (siehe Abbildung 6.5.2)

c2 = a2 + b2 - 2abcos γ
(6.18)

erhalten wir mit der Winkelidentität

γ = π -  ϵ     = ⇒       cos γ = - cosϵ
(6.19)

und

∠(a,b) = ϵ
(6.20)

schliesslich

|j|2 = |ℓ|2 + |s|2 + 2 |ℓ||s|cos (ℓ,s )
(6.21)

Gleichung (6.17) mit dem Zwischenwinkel zwischen ℓ und s kann also auch

Eℓ,s = a
-2-
ℏ |ℓ| |s| cos (ℓ,s) mit a = Ze2μ0 ℏ2
-----2-3
8πm  er (6.22)
geschrieben werden. Andererseits ist mit Gleichung (6.21)
Eℓ,s = -a--
2ℏ2[  2     2      2]
 |j | - |ℓ| - |s| = a-
2 [j (j + 1) - ℓ(ℓ + 1) - s(s + 1)] (6.23)

Setzt man in Gleichung (6.23) = 1, s = 1
2 und j = 3
2 oder j = 1
2, erhält man die in der Abbildung 6.5.2 gezeigten Aufspaltung durch die Spin-Bahn-Kopplung.

PIC

p-Aufspaltung nach Gleichung (6.23) .

Der Radius r in der Konstanten a in Gleichung (6.22) ist rn, der Radius der n-ten Bohrschen Bahn. Für diese Bahn gilt

     4πϵ0ℏ2n2
rn = ----2----
      Ze  me
(6.24)

und damit

     Z4
a ∝  -6-
     n

Da es in der Quantenphysik keine festen Bahnen gibt, muss r-3 durch den mit der Wellenfunktion gewichteten Wert

⟨ 1 ⟩     ∫    |ψ |2
 -3   =        --3-dV
 r      Volumen  r
(6.25)

ersetzt werden. Man erhält so

             Z4
a ∝  -3--(----1)-------
     n ℓ  ℓ + 2 (ℓ + 1)
(6.26)

6.5.2.1. Elektronenspin-Resonanz

PIC

Elektronenspinresonanz

Die präzedierenden Elektronenspins (Skizze in Abbildung 6.5.2.1 wechselwirken besonders stark mit Licht, wenn dieses in Resonanz mit der Präzessionsfrequenz ist. Die Länge eines Spins ist

      ∘ -----    √--
        1   3     3
|s| =   --· --= ----≈  0,81
        2   2    2
(6.27)

Dieser steht dann im Winkel α zum Magnetfeld.

cos α = 1-√2--=  √1--= 54.73∘
        2   3      3
(6.28)

Das magnetische Moment eines Spins in Einheiten des Bohrschen Magnetons μB ist

       ---------
     ∘
μs =   s (s + 1)μB ·gs
(6.29)

wobei seine z-Komponente entlang des Magnetfeldes durch

         1-
μs,z = ± 2gsμB
(6.30)

gegeben ist. Die beiden möglichen Niveaus haben den Energieunterschied

ΔE  = gsμBB0
(6.31)

PIC

Situation von oben gesehen

Übergänge treten auf, wenn die Energie des Lichtes dem Energieunterschied der beiden Spinzustände entspricht.

ΔE  =  hν = gsμBB0
(6.32)

oder

ν =  2.806 ·1010·B0   HzT -1
(6.33)

Die Präzessionswinkelgeschwindigkeit (Skizze in Abbildung 6.5.2.1) ist

     |μ-||B0-|   |M--|
ωℓ =    |L |   =  |L | =  γB0
(6.34)

mit einem von den atomaren Zuständen abhängigen Proportionalitätsfaktor γ.

PIC

Elektronen-Spin-Resonanz: Aufbau

Abbildung 6.5.2.1 zeigt den Aufbau einer ESR-Apparatur. Die Resonanz der Mikrowellen mit den Spins im Magnetfeld bewirkt einen Abfall des Signals an der Detektionsdiode.

6.5.3  Zeemann-Effekt

PIC Versuch zur Vorlesung: Normaler Zeeman-Effekt: Berechnung von e/m (Versuchskarte AT-14)

PIC

Zeemann-Effekt klassisch

Die Wechselwirkug der Spins und der Bahndrehimpulsemit der magnetischen Induktion bewirkt eine Aufspaltung der Energieniveaus im Magnetfeld.

Eine lineare elektromagnetische Schwingung schräg zum B-Feld kann in drei Komponenten aufgeteilt werden. Diese drei Polarisationskomponenten ergeben wieder die ursprüngliche elektromagnetische Schwingung. Die Polarisationskomponenten sind in Abbildung 6.5.3 gezeigt:

  1. eine lineare Schwingung parallel zu B0,
  2. eine linkszirkulare Schwingung
  3. und rechtszirkulare Schwingung.

Die magnetische Induktion B beeinflusst 1 nicht. Die zirkularen Schwingungen 2 und 3 beschleunigen oder bremsen die Umlauffrequenz der Elektronen auf ihren Bahnen. Die Frequenzänderung wird die Larmor-Frequenz genannt. Sie ist

Δ ω = ω  =  1· -e-B   = μB-B
       L    2  me   0    ℏ   0
(6.35)

Beim Bahndrehungspuls ist g = 1.

Im Atom ist die lautet die Identität zwischen Coulombkraft und Zentripetalkraft

           Ze2
me ω20r =  -----3r
          4πϵ0r
(6.36)

Dazu komm noch die Lorentz-Kraft mit den x, y und z-Komponenten

                2
(a)  me ¨x + me ω0x - e y˙B0   =   0
(b)  me ¨y + me ω20y + e ˙xB0   =   0
(c)          me  ¨z + meω20z  =   0
(6.37)

Für die z-Komponente folgt aus Gleichung (6.37) (c), dass z = z0 exp (iω0t) konstant bleibt. Wir setzen u = x + iy und v = x - iy, oder x = u+v-
 2 und y = u-v-
 2i und erhalten aus Gleichung (6.37) (a) und (b), den Gleichungen für die x- und die y-Komponenten

     m           m   2           e
(a )  2e(¨u + ¨v) + -2eω0 (u + v ) - 2i (u˙- v˙)B0 =  0  |·2i
(b)   m2ei-(¨u - ¨v) + m2ei ω20 (u - v) + e2 (˙u + ˙v) B0 =  0  |·2i
(6.38)

Weiter formt man um:

                        2
(a)  mei (¨u + ¨v) + mei ω0 (u + v) - e(˙u - ˙v)B0  =  0  |· (- i)
(b)  me (¨u - ¨v ) + me ω20 (u - v) + ie (u˙+ ˙v)B0  =  0
(6.39)

                      2
(a)  me (¨u + ¨v) + meω 0 (u + v) + ie(˙u - ˙v)B0  =   0
(6.40)

                        2
 (a ) + (b) 2me ¨u + 2me ω0u + 2ie ˙u·Bo   =   0
(a ) - (b) 2me ¨v + 2me ω20v - 2ie ˙v·Bo   =   0
(6.41)

Die Lösungen dieser Gleichungssysteme sind

u = u0 exp [ (      eB0-) ]
 i  ω0 - 2m   t (6.42)
v = v0 exp [ (      eB  ) ]
 i ω0 +  --0- t
         2m (6.43)

Eingesetzt erhalten wir die Bedingung

me(   (         )2 )
  -  ω0 - eB0-
           2m + (             (  (         ) ))
  2me ω2+  2ie i  ω0 - eB0-
       o               2meB0 = 0
- 02 - me2B2
---02-
4m e + 2meω0eB
---0
2m + 02 - 0B0 + e2B2
---0-
2me = 0
-e2B20
-----
4me + eB0ω0
------
  1 - 0B0 + e2B20
-----
 2m = 0
- 2  2
e-B0-
4me +  2 2
e-B0-
2me = 0

Aus der letzten Gleichung liest man ab, dass diese Gleichung nur im Grenzfall B0 0, oder wenn e2B 02 « m e ist, eine Lösung hat. Die Frequenz spaltet sich dann wie folgt auf:

ω →  ω0 ± Δ ω
(6.44)

mit

       eB0-
Δ ω =  2me
(6.45)

Dies entspricht einer Frequenz

       δω    1  eB0
Δ ν =  ---=  -------=  1.41010Hz =^0.465  cm -1
       2π    4π me
(6.46)

Der klassische Zeemanneffekt bewirkt eine konstante Frequenzverschiebung.
Es gibt ein Zeemann-Triplett mit

ΔE  = g μ  B
       j  B  0
(6.47)

PIC

Magnetisches Moment des Gesamtspins

Da der g-Faktor des Spins und des Bahndrehimpulses unterschiedlich sind, ist das magnetische Moment des Gesamtdrehimpulses nicht antiparallel zum Gesamtdrehimpuls, sondern präzediert um die Richtung des Gesamtdreimpulses. Der Gesamtdrehimpuls j ist parallel zur externen magnetischen Induktion B Da die Präzessionsfrequenz enorm hoch ist, kann durch eine Messung nur die Projektion von μj auf die Richtung von j bestimmt werden, (   )
 μjj. Mit α = (ℓ,j) und β = (s,j) können wir schreiben

|     |
||(  ) ||
| μj j| = |μ ℓ| cos(α) + |s| cos(β)
= μB(   ∘ --------             ∘ --------      )
  gℓ  ℓ(ℓ + 1 )· cos(α ) + gs  s(s + 1 )cos(β)
= μB( ∘ --------            ∘ --------        )
    ℓ(ℓ + 1)· cos(α) + 2  s(s + 1)· cos(β) (6.48)

Aus Abbildung 6.5.3 kann man mit dem Cosinussatz a2 = b2 + c2 - 2bc cos(b,c) und (b2 + c2 - a2)(2bc)-1 = cos(b,c) ablesen

cos(α) = cos((ℓ,j)) =    2     2     2
|ℓ|-+-|j|----|s|-
     2|ℓ||j|
= ℓ(ℓ + 1) + j(j + 1 ) - s(s + 1)
------∘--------∘-------------
    2   ℓ(ℓ + 1)  j(j + 1) (6.49)
cos(β) = cos((s,j)) =    2     2     2
|s|-+--|j|----|ℓ-|
     2|s||j|
= s(s + 1) + j(j + 1) - ℓ(ℓ + 1)
------∘---------∘------------
    2  s (s + 1)  j (j + 1) (6.50)

Weiter bekommen wir

||(   ) ||
|| μj j|| = μB( ∘ --------            ∘ --------      )
    ℓ(ℓ + 1)· cos(α ) + 2 s(s + 1)cos(β)
= μB(
( ∘ --------  ℓ(ℓ-+-1)-+-j(j +-1) --s(s-+-1)
    ℓ(ℓ + 1)·      ∘ --------∘ --------
                 2   ℓ(ℓ + 1)  j(j + 1)
                                         )
   ∘ --------s(s + 1) + j(j + 1) - ℓ(ℓ + 1)
+2   s(s + 1)-----∘---------∘------------)
                2   s(s + 1)  j(j + 1)
= μB(                                                               )
( ℓ(ℓ +-1) +-j(j-+-1)---s(s +-1)   s(s +-1) +-j(j-+-1)---ℓ(ℓ +-1-))
            ∘                  +  2          ∘
           2  j(j + 1)                      2  j(j + 1)
= μBℓ(ℓ +-1) +-j(j-+-1)---s(s +-1) +-2-(s(s +-1-) +-j(j-+-1) --ℓ(ℓ-+-1))
                           ∘ --------
                          2  j(j + 1)
= μB3j(j + 1) + s(s + 1) - ℓ(ℓ + 1)
-----------∘------------------
         2   j(j + 1 ) (6.51)

Mit der Definition

|(   ) |     ∘--------
|| μ    ||= g   j (j + 1)μ
|   j j|   j            B
(6.52)

bekommen wir für den

g-Faktor des Gesamtdrehimpulses

gj = 3j (j + 1) + s(s + 1) - ℓ(ℓ + 1)
------------------------------
           2j(j + 1)
gj = 1 + j(j-+-1)-+-s(s +-1-) --ℓ(ℓ-+-1)
          2j(j + 1) (6.53)

Das messbare magnetische Moment des Gesamtdrehimpulses ist dann

(μ ) =  - gjμB-j
   j       ℏ
(6.54)

Mit Gleichung (6.54) bekommen wir die folgende Tabelle









0
1
1
2
2
3
3
s
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
j
1
2
1
2
3
2
3
2
5
2
5
2
7
2








gj
2
2
3
4
3
4
5
6
5
6
7
8
7








gj als Funktion von , s und j

Zur quantenmechanischen Behandlung des Zeemann-Effekts benötigen wir den Hamiltonoperator im Magnetfeld. Wir vermuten, dass

^
Hfrei = -^p2-
2m + V (r ) (6.55)
^
HB = ^
Hfrei -μ^·B (6.56)

sei. Eine Rechnung mit kanonischen Impulsen ergibt mit den Ersetzungen p (p^+  e A ) und B = ∇×A

H^B =  1
2m--
   e(^p + eA ) 2 + V (r ) (6.57)
= -1--
2me(                             )
 p^2 + p^(eA ) + eA (^p) + e2A2 + V (r) (6.58)
= H^frei +   e
----
2me(^p·A  +  A ·^p ) +  e2
----
2meA2 (6.59)

Setzen wir den Impulsoperator ^p = -igrad  ein, erhalten wir

         ℏ2            ℏe             ℏe             e2
^HB  = - ----grad  2 - ----Agrad   -  ----grad  A +  ----A2  + V (r)
        2m0           2m0            2m0            2m0
(6.60)

Denken Sie daran dass in dieser abgekürzten Schreibweise grad A kurz für grad (Aψ) ist. Ist die magnetische Induktion in die z-Richtung ausgerichtet, also B = (0,0,Bz), ist ein mögliches Vektorpotential

         ( - y )
     Bz- |     |
A  =  2  (  x  )
            0
(6.61)

Damit lautet Gleichung (6.60)

[    2  (   2     2      2)            (            )
 - -ℏ--   ∂---+ -∂--+  ∂--- +  B  -eℏ-- x -∂-- y ∂--
   2m0    ∂x2   ∂y2    ∂z2      z 2m0i    ∂y     ∂x
                                                        ( (    )) ⌋
                                     e2B2z ( 2    2)     | |  x || |
                                   + ----- x  + y   + V ( (  y )) ⌉ ψ = E ψ
                                     8m0                     z
(6.62)

Wenn das Vektorpotential (Einheit Tm) vom Betrage nach viel kleiner ist als der Impuls, also e|A |«|p| kann der Term mit (e A ) 2 oder der Term mit (x2 + y2) vernachlässigt werden. Dies ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass der Diamagnetismus vernachlässigt wird. Der Zeemanneffekt kann dann durch ein Potential ausgedrückt werden

Nach Gleichung (6.5) und Gleichung (6.10c) ist

 (            )
ℏ    ∂      ∂           ℏ ∂
-- x--- - y---  =  ^ℓz =  ----
i   ∂y     ∂x           i∂ ϕ

Wenn nun das Potential V (r) kugelsymmetrisch ist, lautet Gleichung (6.62)

[   ℏ2  (  1 ∂  (   ∂ )       1    ∂2       1    ∂ (      ∂ ))
 - ----   -2 --- r2---  +  -2---2----2-+ -2--------  sin θ---
   2m0    r  ∂r    ∂r      r sin  θ ∂ϕ    r  sin θ∂ θ      ∂ θ      ]
                                                  eBz ℏ ∂
                                                + ---------+ V (r)  ψ = E ψ
                                                  2m0 i ∂ϕ
(6.63)

Gleichung (6.63) kann wie das Wasserstoffatom im magnetfeldfreien Raum durch den Ansatz (6.13) gelöst werden. Dies führt zu Gleichung (6.101)

Ψn,ℓ,m (r,θ,ϕ) = eimϕP mℓ (cosϑ) Rn,ℓ(r)

Die Energieeigenwerte sind aber

E = En0 + B z eℏ
----
2m0·m mit - m (6.64)

Hier ist En0 die Energie des n-ten Niveaus im magnetfeldfreien Raum.

PIC

Zeemann-Aufspaltung für Übergänge n + 1 n, n + 2 n, n + 2 n + 1, n + 3 n, n + 3 n + 1 und n + 3 n + 2.

Die Auswahlregeln gelten auch bei den Zeemann-aufgespaltenen Linien. Die Dipol-Auswahlregeln erlauben nur

Δm  =  0,±1
(6.65)

Von allen Elementen zeigen nur ℂA und Y den normalen Zeemann-Effekt, alle anderen Atome zeigen den anomalen Zeemann-Effekt. Bei diesen muss der Spin des Elektrons mit berücksichtigt werden. Die dazugehörige Schrödingerleichung, die Pauli-Gleichung, ist

         [                                  ]
^         --1-          2          -e-              ∂--
HB,aψ =   2m   (^p + eA ) + V (r ) + m s^·B   ψ = iℏ ∂tψ
             e                       0
(6.66)

Wird die Spin-Bahn-Kopplung auch noch berücksichtigt, bekommt man

^H     ψ
 B,a,sb        [                                                 ]
                -1--         2           -e-        -μ0Ze2--^           ∂--
            =   2me (^p + eA ) +  V (r) + m0 ^s·B   + 8πm20r3 ℓ·^s  ψ =  iℏ ∂tψ
(6.67)

6.5.4  Paschen-Back-Effekt

Bei der Spektroskopie von Atomen in hohen Magnetfeldern spricht man Paschen-Back-Effekt. Dieser tritt auf, wenn die Feinstrukturaufspaltung durch die Kopplung von magnetischen Spinmomenten mit Bahndrehimpulsmomenten nicht mehr wesentlich grösser ist als die Kopplung der Spins oder der Bahndrehmomente an das externe Magnetfeld. Durch das hohe Magnetfeld wird die Spin-Bahn-Kopplung aufgelöst, das heisst ℓ und s koppeln nicht mehr. Der Gesamtdrehimpuls j existiert nicht mehr. Das Spektrum vereinfacht sich. Was bleibt ist die Magnetfeldaufspaltung. Die magnetische Zusatzenergie ist nun

Vms,mℓ = (m ℓ + 2ms )μBB0
(6.68)

Beachten Sie, dass der Faktor 2 vor der Spinkomponente der g-Faktor ist. Die Energieaufspaltung ist

ΔE  =  (Δm ℓ + 2Δms  )μBB0
(6.69)

Abbildung 6.5.4 gibt eine Skizze der Elektronenniveaus der Natrium-D-Linien.

PIC

Paschen-Back-Effekt bei starken Magnetfeldern.

6.6  Atome im elektrischen Feld

PIC

Apparatur zur Beobachtung des Starkeffektes.

In der Apparatur nach Abbildung 6.6 werden Elektronen von der Kathode zur Anode mit Spannungen bis zu 12000 V beschleunigt. Diese Elektronen können das Hintergrundgas Wasserstoff ionisieren. Damit werden sie als „Kanalstrahlen“ zur Kathode hin beschleunigt. Durch die mechanische Trägheit treten sie durch die Kathode hindurch und werden neutralisiert, das heisst wieder mit einem Elektron versehen. Im starken elektrischen Feld zwischen Kathode und Gegenelektrode beobachtet man eine Aufspaltung der Spektrallinien, den Starkeffekt.

Der Starkeffekt entsteht, weil das elektrische Feld E in Atomen ein elektrisches Dipolmoment (Proportionalitätskonstante ist die Polarisierbarkeit α des Atoms)erzeugt.

p =  α E
(6.1)

Dieser elektrische Dipol hat im externen elektrischen Feld E die potentielle Energie:

         1-       1-   2
Epot,el = 2p·E   = 2 αE
(6.2)

Diese quadratische potentielle Energie führt in der Schrödingergleichung auf den quadratischen Starkeffekt. Um den linearen Starkeffekt zu verstehen werden die Methoden der Quantenmechanik benötigt.

6.6.1  Quadratischer Stark-Effekt

PIC

Energieniveauschema des Natriumdubletts im elektrischen Feld.

Abbildung 6.6.1 zeigt in einem Jablonski-Diagramm den Stark-Effekt beim Na-Dublett mit den Übergängen 2P3
2 2S1
2 und 2P1
2 2S1
2. Im elektrischen Feld lautet der Hamiltonoperator für den Starkeffekt

H^ = ^H0 + H^s
(6.3)

wobei ^H0 der Hamiltonoperator des Atoms im felfdfreien Raum und ^HS der im elektrischen Feld dazukommende Störterm ist.

^      --ℏ-
H0 = - 2m   Δ + V (r)
           e
(6.4)

Die Kraft auf ein Elektron im elektrischen Feld ist -e E. Dies führt zu einer potentielle Energie der Störung V s = e E·r. Diese Störung kann als Taylorreihe geschrieben werden:

^    ^    ^     ^      ^    1-2 ^         -1  k^
H =  H0 + Hs =  H0 + λH1 +  2λ H2 +  ...+ k!λ  Hk
(6.5)

Für kleine Störungen kann man nach der ersten Ordnung abbrechen

^Hs = λ ^H1           mit |λ| «  1
(6.6)

Wir nehmen an, dass die Schrödingergleichung ohne den Störterm gelöst sei.

^
H0φ ν = Eν,0φ ν
(6.7)

Eν,0 sei der ν-te Eigenwert. Der Index 0 deutet auf das ungestörte Problem. Wir nehmen weiter an, dass alle Eν,0 voneinander verschieden seien. Weiter nehmen wir an, dass die resultierende Wellenfunktion eine Linearkombination der ursprünglichen Wellenfunktionen sei.

         ∞
ψ (r) = ∑  c φ  (r)
        ν=1 ν  ν
(6.8)

Dies ist möglich, weil die Lösungen der ungestörten Schrödingergleichung ein vollständiges Funktionssystem bilden. Wir können also schreiben:

H^ ∑  c φ  (r) + ^H  ∑  c φ  (r) = E ∑  c φ  (r)
  0 ν  ν  ν        s ν  ν  ν         ν  ν ν
(6.9)

wobei

^H0φ ν = Eν,0φ ν
(6.10)

ist. Die Lösungen φν sind normiert:

∫
  φ*μ (r)φ ν (r)dV = δμ,ν
(6.11)

Dann sind die Matrixelemente des Hamiltonoperators der Störung

        ∫
            *^
Hs,μν =    φμHs φνdV
(6.12)

Gleichung (6.9) wird damit

∫                            ∫
  φ *(r ) ^H ∑  c φ  (r)dV  +   φ *(r)H^ ∑  c φ  (r) dV
    μ     0  ν  ν ν              μ     s ν  ν  ν
                                                     ∫  *    ∑
                                                =  E   φμ (r)   cνφ ν (r) dV
                                                              ν
(6.13)

Wir setzen Gleichung (6.10) in Gleichung (6.13) ein und erhalten

∫        ∑                    ∫ ∑
  φ *μ(r )   cνE ν,0φν (r )dV +       cνφ*μ (r)H^s φν (r)dV
          ν                      ν                   ∫
                                                       ∑      *
                                                =  E    ν cνφ μ(r)φ ν (r) dV
(6.14)

Diese Gleichung muss für jeden Index μ gelten, wobei die Normierung aus Gleichung (6.11) berücksichtigt werden muss

cμEμ,0 + νHs,μνcν = Ecμ
oder
(E μ,0 - E ) cμ + νHs,μνcν = 0 (6.15)

Wenn keine Störung vorhanden ist, ist λ = 0 und

       (
       {1   für ν = κ
cν,0 =
       (0   sonst
(6.16)

wobei κ der Index des Ausgangszustandes sei, also

c0,ν = δνκ
(6.17)

Damit ist die Reihenentwicklung

cν = δνκ + λc(1)+ λ2c(2)+ ...
             ν       ν
(6.18)

Für die Energie bekommt man

E =  E   + λ ϵ(1) + λ2ϵ(2) + ...
      κ,0
(6.19)

Diese beiden Gleichungen kann man in Gleichung (6.14) einsetzen

(                                )(                        )
 E0,μ - E0,κ - λϵ(1) - λ2ϵ(2) - ... δμκ + λc(μ1)+ λ2c(μ2)+ ...
                                        ∑                   (1)    2 (2)
                                     +     λH1,μν (δνκ + λ) cν +  λ cν +  ...
                                         ν
(6.20)

Wir fordern nun, dass die Koeffizienten zu allen Potenzen von λ jeweils getrennt verschwinden. Für die nullte Potenz, die ungestörte Schrödingergleichung gilt
(E0,μ - E0,κ) δμκ = 0, da entweder δμκ = 0 ist oder die Koeffizienten sind gleich und die Klammer ist null.

Für die erste Potenz von λ erhalten wir

   (1)                   (1)
- ϵ  δμκ + (E0,μ - E0,κ)cμ +  H1,μκ = 0
(6.21)

Wenn die Indizes gleich sind, also für μ = κ, folgt aus Gleichung (6.21)

              ∫
ϵ(1) = H1,κκ =   φ*^H1 φκdV
                  κ
(6.22)

oder

E  = E0,κ + Hs,κκ
(6.23)

Hs,κ,κ ist das Matrixelement, also eine Zahl und kein Operator. Für den Fall μ κ erhält man aus Gleichung (6.21)

         H1,μκ
c(μ1) = -----------
      E0,κ - E0,μ
(6.24)

Aus der Normierungsbedingung Gleichung (6.11) folgt, dass cκ(1) = 0 ist. Damit wird

ψ (r) = φκ (r) + ∑  ---Hs,μκ---φ μ(r)
                 μ⇔κE0,κ - E0,μ
(6.25)

In 2. Ordnung erhalten wir

       ∑    |H    |2
ϵ(2) =    ----1,μκ----
       μ⇔κ E0,κ - E0,μ
(6.26)

Also ist

                   ∑    |Hs,μκ|2
E =  E0,κ + Hs,κκ +    E-----E----
                   μ⇔κ  0,κ    0,μ
(6.27)

Beim Wasserstoffatom folgt aus den Auswahlregeln, dass Hs,κκ = 0 ist. Dann ist V E und damit Hs E2. Wasserstoff zeigt den quadratischen Starkeffekt.

6.6.2  Linearer Stark-Effekt

Den linearen Starkeffekt erhält man, wenn man entartete Zustände mit einer Multiplizität grösser eins betrachtet. Dann versagt das vorherige Verfahren. Wenn für zwei Indizes μ κ die Energiedifferenz

E0,κ - E0,μ = 0
(6.28)

nennt man diese beiden Zustände entartete Zustände. Die Forderung

     (
 0   { 1  für ν = κ
cν = ( 0  sonst
(6.29)

kann man nicht erfüllen. Wir setzen

          ∑     (0)
ψ (r) =        cν  φν (r ) + Korrekturen
        Entνartung
(6.30)

Dieses Gleichungssystem ist lösbar, wenn Determinante ||  ||
||...|| = 0 ist.

||(E    - E +  H    )        H             ⋅⋅⋅        H            ||
||  0,κ          s,1,1           s,1,2                      s,1,N       ||
||      Hs,2,1         (E0,κ - E  + Hs,2,2)  ⋅⋅⋅        Hs,2,N       ||=  0
||        ...                   ...            ...            ...         ||
||      H                    ⋅⋅⋅          ⋅⋅⋅ (E    - E +  H     )||
         s,N,1                                   0,κ         s,N,N
(6.31)

Beispiel Wir betrachten den 1. angeregten Zustand von mit φn,l,m. Die Hauptquantenzahl sei n = 2. Wir verwenden die folgenden Definitionen für ν

     (
     ||| 1   für ℓ = 0 und  m =  0
     ||{ 2   für ℓ = 1 und  m =  0
ν =
     |||| 3   für ℓ = 1 und  m =  1
     |( 4   für ℓ = 1 und  m =  - 1
(6.32)

und erhalten

ψ (r) = c φ  (r) + c φ (r) + c φ (r ) + c φ (r)
         1 1       2  2       3 3       4  4
(6.33)

mit

        ∫
Hs,μν =   φ *μ(r) eEzφ ν (r)dV
(6.34)

wobei das E-Feld in die z-Richtung zeigt.

Nach den Auswahlregeln für optische Übergänge verschwinden alle Hs,μκ bis auf Hs,1,2. Dieses Matrixelement hat den Wert

H     = H     = eE  d
  s,1,2     s,2,1      el
(6.35)

wobei Eel das elektrische Feld ist. Wir untersuchen den Fall mit N = 4 und erhalten

(E0,2 - E ) c1 + eEeldc2 = 0 (6.36a)
eEeldc1 + (E0,2 - E ) c2 = 0 (6.36b)
(E0,2 - E ) c3 = 0 (6.36c)
(E0,2 - E ) c4 = 0 (6.36d)

Aus den Gleichungen (6.36a) und (6.36b) folgt

||                  ||
||E0,2 - E    eEeld  ||=  0
| eEeld    E0,2 - E |
(6.37)

Die Energien sind

E± = E0,2 ± eEeld (6.38)
wobei für die Koeffizienten gilt
+ c1 = c2 (6.39)
- c1 = -c2 (6.40)

Aus den Gleichungen (6.36c) und (6.36d) erhalten wir

E0,2 = E
(6.41)

Dieser lineare Starkeffekt wird nur bei beobachtet, da nur bei entartet ist. Bei allen anderen Atomen sind die Energieniveaus zu unterschiedlich.

6.7  Auswahlregeln

Wir betrachten ein Dipolmoment pel = (px,py,pz) = e(x,y,z). Zwischen zwei Wellenfunktionen ist das Dipolübergangsmatrixelement für die Komponente des Dipolmoments px = e·x in die x-Richtung definiert als

         ∫                        ∫
            *                        *
Hs,mn =    φm (r )pxφn (r)dV  = e   φm (r) xφn (r)dV
(6.1)

PIC  PIC

Links: Transformation x →-x für symmetrische und, rechts, für antisymmetrische Wellenfunktionen

Abbildung 6.7 zeigt eine Skizze von symmetrischen und antisymmetrischen Wellenfunktionen. Wie die Abbildung zeigt, geht eine symmetrische Wellenfunktion bei der Transformation x →-x in sich selber über, während eine antisymmetrische Funktion am Nullpunkt punktgespiegelt wird. Im Folgenden nutzen wir die Symmetrie der Wellenfunktionen aus, um die erlaubten Übergänge zu bestimmen.

6.7.1  Symmetrien beim harmonischen Oszillator

Beim harmonischen Oszillator ist die potentielle Energie proportional zu x2. Dann führt die Transformation x →-x

x2 →  (- x)2 = x2
(6.2)

in sich selber über. Das heisst, das Potential des harmonischen Oszillators ist unverändert bei der Transformation x →-x. Dann gilt für das Potential

V (- x) = V (x)
(6.3)

Ebenso ist die 2. Ableitung nach x für jede Funktion invariant unter der Transformation x →-x.

  2         2         2
-d--→  ----d---- =  -d--
dx2    (d (- x))2   dx2
(6.4)

Wir betrachten nun die zeitunabhängige Schrödingergleichung

 ^
H  (x )ψ (x) = E ψ (x )
(6.5)

und transformieren sie mit x →-x

^
H (- x )ψ (- x) = E ψ(- x)
(6.6)

beim harmonischen Oszillator ist nun aber

^         ^
H (- x) = H (x)
(6.7)

und damit auch

^
H (x)ψ (- x) = E ψ (- x)
(6.8)

Das heisst, wenn ψ(x ) eine Eigenfunktion von ^H(x) ist, ist auch ψ(- x ) eine Eigenfunktion. Dabei haben wir implizit, also ohne es ausdrücklich zu erwähnen, angenommen, dass es zur Energie E nur eine Eigenfunktion (keine Entartung) gibt. Deshalb muss gelten

ψ (- x) = α ψ (x )
(6.9)

mit α einer komplexen Konstanten. Wir können aber x auch durch -x ersetzen, da der Hamiltonoperator H^ diese Symmetrie auch hat. Dann lautet Gleichung (6.9)

ψ (x ) = α ψ (- x )
(6.10)

Wenn wir Gleichung (6.10) in Gleichung (6.9) einsetzen, dann gilt auch

ψ (x) = α ψ (- x ) = α2 ψ (x)
(6.11)

Wenn ψ(x) nicht identisch verschwindet, muss

α2 = 1      ⇒       α  = ±1
(6.12)

sein. Daraus folgt für die Wellenfunktion

        (
        { + ψ (x )  symmetrische  Wellenfunktion für α = 1
ψ (x) =
        ( - ψ (x )  antisymmetrische   Wellenfunktion für α = - 1
(6.13)

6.7.2  Parität

In drei Dimensionen ist die zur Transformation x →-x äquivalente Transformation die Punktspiegelung am Ursprung. Wir ersetzen in den obigen Betrachtungen x r und erhalten die Transformation

r →  - r
(6.14)

Ist nun H^(r ) invariant gegen die Transformation r → -r folgt für die Wellenfunktionen

ψ (- r) = ± ψ (r)
(6.15)

Die Transformation r →-r ist als Paritätstransformation bekannt. Es gibt die beiden Fälle

Die Parität von Wellenfunktionen ist in der Teilchenphysik von überragender Bedeutung. Ein mit dem Nobelpreis gewürdigtes Experiment von Chien-Shiung Wu (* 31. Mai 1912 in Shanghai, China; 16. Februar 1997 in New York, USA) aus dem Jahre 1957 erbrachte den Nachweis, dass bei der schwachen Wechselwirkung die Paritätstransformation nicht gültig war. Man sagt: die Parität sei verletzt.

Beim harmonischen Oszillator gibt es Wellenfunktionen mit gerader und ungerader Parität, je nach der Hauptquantenzahl n:

6.7.3  Rotationssymmetrie

Wir betrachten nun einen Hamiltonoperator ^H, der mindestens Zylindersymmetrie oder aber eine höhere Symmetrie haben soll. Mathematisch ausgedrückt bedeutet die Zylindersymmetrie, dass

^H (r,φ + φ1) = ^H (r,φ)      für φ ∈ ℝ
(6.16)

Bei einem sphärisch symmetrischen Hamiltonoperator ^
H wie beim Coulombpotential sei ϑ konstant. Die Schrödingergleichung lautet dann

^H (r,φ +  φ1)ψ (r,φ + φ1 ) = E ψ (r,φ + φ1 )
(6.17)

Wegen Gleichung (6.16) können wir auch schreiben

^H (r,φ) ψ (r,φ +  φ ) = E ψ (r,φ +  φ )
                  1                1
(6.18)

Da ψ(r,φ + φ1) eine Eigenfunktion von H^(r,φ ) ist, gilt auch

ψ (r,φ + φ1 ) = α (φ1) ψ (r,φ )
(6.19)

Wenn wir eine Rotation um einen zweiten Winkel φ2 betrachten, gilt

ψ (r,φ + φ2 ) = α (φ2) ψ (r,φ )
(6.20)

und damit auch

ψ (r,φ + φ1 + φ2) = ψ (r,(φ + φ2) + φ1)
                                = α (φ1)ψ (r,φ + φ2 ) = α(φ1 )α (φ2)ψ (r,φ)
(6.21)

Andererseits folgt aus

ψ (r,φ + φs ) = α (φs) ψ (r,φ )
(6.22)

die Beziehung

φs =  φ1 + φ2
(6.23)

Damit haben wir

ψ (r,φs) = ψ (r,φ + (φ1 + φ2 )) = α (φs) = α (φ1 + φ2) ψ (r,φ )
(6.24)

Wenn man die Operationen hintereinander ausführt, also

ψ (r,φ + φ1 + φ2) = ψ (r,(φ + φ1) + φ2)
                                =  α(φ )ψ (r,φ + φ  ) = α(φ  )α (φ )ψ (r,φ)
                                       2           1        2     1
(6.25)

Damit haben wir die Beziehung

α (φ1 + φ2 ) = α (φ1) α (φ2 )
(6.26)

Die Mathematik sagt uns, dass die einzige mögliche Lösung

α(φ ) = eim φ
(6.27)

ist, wobei m noch unbekannt ist. Bei einer Drehung um φ = 2π erhalten wir wieder eine von der Ausgangslage ununterscheidbare Situation. Deshalb muss gelten

 2πim
e     = 1      mit m ∈  ℤ
(6.28)

Dies ist nur möglich, wenn m eine ganze Zahl ist. Deshalb gilt auch

           imφ
ψ (r,φ) = e   ψ (r,0)      mit m  ∈ ℤ
(6.29)

Unsere gefundene Zahl m ist kompatibel mit der magnetischen Quantenzahl m im Wasserstoffatom.

6.7.3.1. Auswahlregeln für die Wellenfunktionen aus Abbildung 6.7

Das Übergangsmatrixelement für Dipolübergänge aus Gleichung (6.1) lautet entlang der x-Achse

          +∫∞
              *
Hs,mn = e    φm (x) xφn (x)dx
         - ∞
(6.30)

Deshalb definieren wir das Integral e·Imm = Hs,mm für die Matrixelemente auf der Hauptdiagonale

       +∫ ∞
Imm  =    ψ *m (x )xψm  (x )dx
       -∞
(6.31)

Bei der Transformation x →-x ergibt sich

        -∫∞
Imm  =    ψ *m (- x )(- x)ψm (- x) d(- x)
       +∞
(6.32)

Wenn wir d(-x) durch dx ersetzen, müssen wir das Vorzeichen des Integrals wechseln

         -∫ ∞                            ∫∞
Imm =  -    ψ * (- x) (- x )ψm (- x)dx =    ψ *(- x) (- x )ψm (- x)dx
         ∞    m                        - ∞   m
                                                     ∞
                                                    ∫   *
                                               = -     ψm (- x)x ψm (- x)dx
                                                   -∞
(6.33)

Bei der Transformation x →-x ändert ψm*ψ m als quadratische Funktion das Vorzeichen nicht. Also folgt

Imm  = - Imm       = ⇒       Imm =  0
(6.34)

Das bedeutet, dass das Matrixelement Hs,mm 0 ist für alle m. Die Argumentation gilt auch für y und z. Es gibt in dieser Betrachtung keine Übergänge zwischen Zuständen mit der Quantenzahl m für Wellenfunktionen nach Abbildung 6.7.

Wenn m n ist, lauten die Matrixelemente

       +∫ ∞
Imn  =    φ *m (x )xφn (x) dx
       -∞
(6.35)

Falls nun φn und φm gleiche Parität haben ist Imn = 0. Das heisst, dass es für Wellenfunktionen nach Abbildung 6.7 keine Dipolübergänge geben kann bei denen Δm = m2 - m1 eine gerade Zahl ist. Bei ungleicher Parität der Wellenfunktionen ist Imn 0. Diese Übergänge mit Δm = m2 - m1 = ±1,±3, sind für Wellenfunktionen nach Abbildung 6.7 erlaubt.

6.7.3.2. Auswahlregeln für Wasserstoffatome

Die Dipol-Matrixelemente des Wasserstoffatoms in die z-Richtung sind

     ∫
         *
Iz =   ψ n,ℓ,m (r)z ψn′,ℓ′,m′ (r)dV
(6.36)

In Polarkoordination lauten sie

     ∫   *
Iz =   ψ n,ℓ,m (r,ϑ,φ )(rcos ϑ)ψn ′,ℓ′,m ′ (r,ϑ, φ)dV
(6.37)

Wir betrachten Drehungen um die z-Achse um den Winkel φ0. Wir verwenden die Transformationseigenschaft nach Gleichung (6.29) und wenden sie auf Gleichung (6.37) an und erhalten mit ψn,ℓ,m(r,ϑ,φ )

         ∫
I (φ ) =   ψ *   (r,ϑ,φ +  φ )(r cosϑ)ψ  ′′  ′ (r,ϑ,φ + φ ) dV
 z  0       ∫n,l,m            0           n,l,m             0
                -im φ0 *                     im ′φ0
          =    e     ψn,l,m(r,ϑ, φ)(r cosϑ) e    ψn ′,l′,m′ (r,ϑ, φ)dV
                      - im φ0 im ′φ0 ∫  *
                   = e      e       ψn,l,m (r,ϑ, φ)(r cosϑ) ψn′,l′,m ′ (r,ϑ,φ) dV
(6.38)

Damit ist

          -i(m -m ′)φ0
Iz (φ0) = e         Iz (0) = Iz (0) = Iz
(6.39)

da dies eine Symmetrietransformation sein soll. Diese Gleichung hat zwei mögliche Lösungen. Entweder ist

Iz = 0
(6.40)

oder

m ′ = m
(6.41)

Für Übergänge die das Dipolmoment des Wasserstoffs in die z-Richtung ansprechen, muss also m = msein. Für die Dipolmomente in die x- und y-Richtung erhalten wir die reduzierten Integrale

Ix = ψn,l,m*(r,ϑ,φ ) xψ n,l,m(r,ϑ, φ) dV (6.42)
Iy = ψn,l,m*(r,ϑ,φ ) yψ n,l,m(r,ϑ, φ) dV (6.43)
Ix ± iIy = ψn,l,m*(r,ϑ,φ )  (x ± iy) ψ n,l,m(r,ϑ,φ ) dV (6.44)

Aus der Mathematik der komplexen Zahlen wissen wir, dass

                                        ±iφ
x ± iy = rcos φ sin ϑ ± irsinφ sinϑ =  re   sinϑ
(6.45)

Damit können wir Gleichung (6.44) umschreiben

           ∫               (          )
Ix ± iIy =   ψ*    (r,ϑ,φ)  rsinϑe ±iφ  ψn ′,l′,m′ (r,ϑ, φ)dV
              n,l,m
(6.46)

Wir drehen das Wasserstoffatom um φ0 um die z-Achse und erhalten

ψn,l,m*(r,ϑ,φ +  φ0) = e-imφ0 ψn,l,m*(r,ϑ,φ)
ψn,l,m(r,ϑ,φ + φ0 ) = eimφ0 ψn,l,m(r,ϑ, φ)
e±i(φ+φ0) = e±e±0 (6.47)

Mit Gleichung (6.47) lautet Gleichung (6.46) neu (der Faktor e± fällt heraus)

             ′
Ix ± iIy = eim φ0e±iφ0e-im φ0 (Ix ± iIy)
                                                       i(m ′±1- m)φ0
                                                    = e           (Ix ± iIy)
(6.48)

Damit Gleichung (6.48) erfüllt ist, muss gelten

Ix + iIy = 0 für m m + 1 (6.49)
Ix - iIy = 0 für m m - 1 (6.50)

Wenn eine komplexe Zahl null ist, sind imaginär- und Realteil jeder für sich null.

Ix = 0 (6.51)
Iy = 0 (6.52)

Wir können also für das Wasserstoffatom die folgenden Regeln formulieren:

Auswahlregeln für die magnetische Quantenzahl

m = m I z 0 linear polarisiertes Licht
(π-Polarisation)



m = m ± 1 I x + iIy 0 zirkular polarisiert
Ix - iIy 0 (±σ-Polarisation)


Auswahlregel für die Bahndrehimpulsquantenzahl (ohne Ableitung)
ℓ = ℓ′ ± 1

6.8  Mehrelektronenatome

Elektronenzustände in Atomen mit mehreren Elektronen werden der Reihe nach von tiefen Energien zu hohen besetzt.

PIC

Termschema von Helium

Abbildung 6.8 zeigt das Grotrian-Diagramm oder Termschema von Helium. Es gibt zwei System, die keine Verbindung miteinander haben. Links ist das Singulettsystem und rechts das Triplettsystem. Sowohl der tiefste Zustand des Triplettsystems 23S 1-Zustand mit der Struktur (1s)1(2s)1 wie auch der zweittiefste Zustand im Singulettsystem 21S 0-Zustand mit der Struktur (1s)1(2s)1 sind metastabil. Metastabil bedeutet, dass die Lebensdauer τmetastabil » 10-8 s ist. 108 s ist eine übliche Lebensdauer für erlaubte Zustände. Metastabile Zustände werden über Dipol-verbotene Übergänge entleert.

Wenn ein Elektron aus dem Grundzustand in den angeregten Zustand wechselt, ändern sich die Quantenzahlen








Zustände







vor der 1.Elektron n = 1 = 0 m = 0 s = 1
2 sz = 1
2
Anregung 2.Elektron n = 1 = 0 m = 0 s = 1
2 sz = -1
2







nach der 1. Elektron n = 1 = 0 m = 0 s = 1
2 sz = 1
2
Anregung 2. Elektron n > 1 = 1 m = -11 s = 12 sz = ±12







Übergänge in Helium

Man bezeichnet im Singulett-System als Parahelium, im Triplettsystem wird als Orthohelium bezeichnet. Im Singulettsystem von Helium wird keine Feinstruktur beobachtet. Das bedeutet, dass die Spins der Elektronen antiparallel sein müssen.

Man bezeichnet mit grossen Buchstaben das gesamte System, mit kleinen Buchstaben die Zustände der einzelnen Elektronen. So ist der Gesamtspin

s1 + s2 = S = 1

Das magnetische Moment des Gesamtspins μS hat drei Einstellmöglichkeiten:

Sz =  1,0,- 1
(6.1)

Wenn der Spin drei Einstellmöglichkeiten hat führt die Spin-Bahn-Kopplung zu einer dreifachen Feinstrukturaufspaltung.

Im Triplettzustand, beim Orthohelium, stehen die Spins parallel. Zwischen den entsprechenden Zuständen des Paraheliums und des Orthoheliums gibt es eine Energiedifferenz. Dies beruht auf der unterschiedlichen elektrostatischen Wechselwirkung bei parallel und antiparallel angeordneten Spins. So liegt der Zustand 21S 0 über dem Zustand 23S 1. Den Energieunterschied nennt man Symmetrie-Energie.

6.8.1  Pauli-Prinzip

Im Helium muss man die Energie der Elektronen so schreiben

           -Ze2--        -Ze2-         --e2--
E  =  ◜------------4π-◞ϵ◟0---r1---------◝ ◜-----------4π--◞ϵ◟0---r---2------◝   ◜--+------4---π-◞ϵ0◟r---1---2------◝
      1. Elektron  2. Elektron    Abstossung
                                 der Elektronen
(6.2)

Damit ist die potentielle Energie nicht mehr kugelsymmetrisch. Die Wellenfunktion kann nicht mehr in einen Radial- und einen Winkelanteil separiert werden. Deshalb ist die Schrödingergleichung nicht geschlossen lösbar. Näherungsweise kann sie mit der Störungsrechnung gelöst werden. Als erste Näherung vernachlässigt man den Abstossungsterm zwischen den beiden Elektronen 1 und 2

       (RhcZ2  )    ( RhcZ2  )
E = -   ----2--   -   ----2--
           n1    1      n 2   2
(6.3)

Dieses vereinfachte Problem ist lösbar. Die so berechneten Energien für die Ionisierung sind

Eℍ =  2 × (- 54.4 eV ) = - 108.8 eV
(6.4)

Experimentell hat man die folgenden Werte gemessen:

EHe =  - 79 eV  = - 24.6 eV  + (- 54.4 eV )
                ◜----------◞◟----------◝   ◜----------◞◟----------◝
                1.Elektron    2.Elektron
(6.5)

Die gesamte Ionisierungsenergie ist kleiner als die theoretische Vorhersage ohne gegenseitige Wechselwirkung der Elektronen. Die gegenseitige Abstossung verringert offensichtlich den Abstand zum Vakuumniveau. Das erste Elektron hat eine kleiner Ionisierungsenergie als das Elektron des Wasserstoffs. Die Ionisierungsenergie des zweiten Elektrons (wenn das erste schon weg ist) ist ziemlich genau das Doppelte des Wertes für den Wasserstoff. Den vierfachen Wert würde man auch aus der doppelt so grossen Kernladung erwarten.

Man könnte argumentieren, dass das äussere Elektron wegen der Abschirmung die Kernladung Z = 1 sieht, und nicht Z = 2. Dann wäre aber

EHe = -54.4 eV -1
4-·54.4 eV = -54.4 eV - 13.35 eV = -67.75 eV (6.6)

Dies ist ein besserer Schätzwert, aber trotzdem immer noch falsch.

Da bei Helium zwar der Zustand 11S gibt, nicht aber den Zustand 13S bei dem zwei Elektronen im Grundzustand mit parallelem Spin vorhanden wären, folgerte Wolfgang Pauli

Die Elektronenzustände eines Atoms können mit Elektronen nur so besetzt werden, dass nie zwei oder mehr Elektronen in allen Quantenzahlen übereinstimmen.

Dieses ist das fundamentale Pauli-Prinzip. Die allgemein gültige mathematische Formulierung des Pauli-Prinzips lautet:

Bei Spin-12-Teilchen ist Gesamtwellenfunktion

    ∏        ∏
Ψ =    Ψj =     (Ψr,j· ΨL2,j· ΨLz,j· Ψsz,j· ...)
     j        j
(6.7)

antisymmetrisch bei der Vertauschung zweier Variablen sein. Dabei ist Ψr,j der Radialteil der Wellenfunktion des j-ten Teilchens, bei den anderen Wellenfunktionen analog.

Wenn wir zwei Teilchen haben, ist die mögliche Wellenfunktion

Ψ(r ,r  ) = ψ             (r )ψ             (r )
   1   2     {n1,ℓ1,mℓ,1,ms,1}  1  {n2,ℓ2,mℓ,2,ms,2}  2
(6.8)

eine Wellenfunktion mit der Energie

Etot = E {n1,ℓ1,mℓ,1,ms,1} + E {n2,ℓ2,mℓ,2,ms,2}
(6.9)

Die Wellenfunktion aus Gleichung (6.8) ist auch erlaubt, wenn

{n1,ℓ1,m ℓ,1,ms,1} = {n2, ℓ2,m ℓ,2,ms,2}

ist. Da mit der Wellenfunktion aus Gleichung (6.8) auch

˜
Ψ(r1,r2 ) = ψ {n2,ℓ2,mℓ,2,ms,2}(r1)ψ{n1,ℓ1,mℓ,1,ms,1}(r2)

die zugrunde liegende Schrödingergleichung erfüllt, sind auch alle Linearkombinationen dieser beiden Wellenfunktionen Lösungen der Schrödingergleichung. Die Wellenfunktion

                1  (                     )
 ΨAS (r1,r2) = -√---Ψ (r1,r2) - ˜Ψ (r1,r2)
                  2
  -1--(                                                                            )
= √ 2  ψ {n1,ℓ1,mℓ,1,ms,1}(r1 )ψ{n2,ℓ2,mℓ,2,ms,2}(r2) - ψ{n2,ℓ2,mℓ,2,ms,2}(r1)ψ{n1,ℓ1,m ℓ,1,ms,1}(r2)
(6.10)

ist eine Lösung der Schrödingergleichung. Sie verschwindet aber identisch, wenn

{n1,ℓ1,m ℓ,1,ms,1} = {n2, ℓ2,m ℓ,2,ms,2}

ist. Die Wellenfunktion ΨAS ist kompatibel mit dem Pauli-Prinzip. Wann immer alle Indizes der beiden Teilwellenfunktionen identisch sind, ist sie null. Die Koordinaten ri können alle Variablen sein, sie müssen nicht notwendigerweise Vektoren sein, es können auch zahlenwertige Funktionen und insbesondere auch Spinfunktionen sein.

Wenn zwei Spins mit den möglichen Zuständen mz,j = 12= ϕ(j) und mz,j = -1
2= ϕ(j) kombiniert werden, ergeben sich

Singulettzustand S = 0 Φ = √1-
  2(ϕ↑(1)ϕ↓(2) - ϕ↑(2)ϕ↓(1))      MS = 0
Triplettzustand S = 1 Φ = (
||{ ϕ↑(1)ϕ↑(2)                    MS  = 1
  √12-(ϕ↑(1)ϕ↓(2) + ϕ↑(2)ϕ↓(1))  MS  = 0
||(
  ϕ↓(1)ϕ↓(2)                    MS  = - 1
Singulett- und Triplett-Zustände bei zwei Spins

6.8.2  Drehimpulse

Beim Wasserstoffatom wurde der Bahndrehimpuls ℓ mit dem Spin s zum Gesamtdrehimpuls j gekoppelt. Ähnliche Mechanismen gibt es auch beim Gesamtbahndrehimpuls L und dem Gesamtspin S, die den Gesamtdrehimpuls J bilden. Geschlossene Schalen, die Edelgasschalen, haben einen Gesamtdrehimpuls null, so dass Atome allein durch die Spins und die bahndrehimpulse der Valenzelektronen charakterisiert werden.

Wenn wir zum Beispiel zwei Bahndrehimpulse ℓ1 und ℓ2 haben, können diese sich auf drei Arten zu einem Gesamtbahndrehimpuls zusammensetzen:





Anordnung parallel im Dreieck antiparallel
Gesamtdrehimpuls L = 2 L = 1 L = 0
Bezeichnung D-Term P-Term S-Term




Anordnung von Bahndrehimpulsen zum Gesamtbahndrehimpuls

In Atomen mit mehreren Elektronen gibt es die Bahndrehimpulse ℓi und die Spinssi. Es gibt nun drei Wechselwirkungen,

6.8.2.1. LS- oder Russel-Saunders-Kopplung

Wenn nun die Spin-Bahn-Kopplung (ℓi·si) klein ist gegen die Bahn-Bahn-Kopplung (ℓi· ℓj) und gegen die Spin-Spin-Kopplung (si·sj), dann addieren sich alle Bahndrehimpulse und Spins getrennt bevor sie zum Gesamtdrehimpuls zusammengesetzt werden.

L = i (6.11a)
S = si (6.11b)

Aus dem Gesamtbahndrehimpuls L und dem Gesamtspin S wird der Gesamtdrehimpuls gebildet

J  = L + S
(6.12)

Bei der LS-Kopplung oder der Russel-Saunders-Kopplung wird

  1. die Summe aller Bahndrehimpulse L = ℓi, dann
  2. die Summe aller Spins S = si und schliesslich
  3. der Gesamtdrehimpuls J = L + S gebildet.

Den Betrag des Gesamtbahndrehimpulses wird wir beim einzelnen Bahndrehimpuls berechnet

        ∘ ----------
|L | = ℏ  L (L + 1)
(6.13)

Wenn man alle möglichen Kombinationen zweier Vektoren ℓ1 und ℓ2 untersucht, also von parallel bis antiparallel, dann sind die folgenden Bahndrehimpulsquantenzahlen möglich

     (|
     |||| ℓ1 + ℓ2
     |{ ℓ1 + ℓ2 - 1
L =  | ..                  mit ℓ1 ≥ ℓ2
     |||| .
     |( ℓ1 - ℓ2
(6.14)

Man verwendet die folgenden Bezeichnungen

Für die optischen Übergänge gelten die folgenden Auswahlregeln

Für den Gesamtspin bei n Elektronen haben wir die Beziehungen

S = si (6.15a)
|S | = ∘ ----------
  S (S + 1) (6.15b)
S = n·s,(n - 2) ·s0 (6.15c)

Für die Dipolstrahlung gilt die folgende Auswahlregel

ΔS  = 0
(6.16)

Die Auswahlregel aus Gleichung (6.16) besagt, dass Terme mit verschiedenem Gesamtspin nicht koppeln. Dies ist der Grund, warum zum Beispiel beim Helium das Singulett- und das Triplett-System nicht koppeln, da zwischen diesen Systemen mit unterschiedlichem Gesamtspin verboten sind.

Beim Gesamtdrehimpuls haben wir die Beziehungen

J = S + L (6.17a)
|J | = ∘ ---------
  J (J + 1) (6.17b)

Für den Gesamtspin J sind die folgenden Werte möglich

Spin Gesamtdrehimpuls
S = 0 J = L (6.18a)
S = 1
--
2 J = L + 1
--
2,L -1
--
2 (6.18b)
S = 1 J = L + 1,L,L - 1 (6.18c)
S = 3
--
2 J = L + 3
--
2,L + 1
--
2,L -1
--
2,L -3
--
2 (6.18d)

Insgesamt gibt es also 2S + 1 mögliche Kombinationen eines Gesamtbahndrehimpulses mit dem Gesamtspin zum Gesamtdrehimpuls

Zum Beispiel setzt sich bei der Grundzustand wie folgt zusammen: Es gibt zwei Elektronen mit der Hauptquantenzahl n1 = n2 = 1. Diese haben jeweils den Bahndrehimpuls 1 = 2 = 0 und die Spins s1 = 1
2 und s2 = 1
2. Das bedeutet, dass der Gesamtdrehimpuls L = 0 und der Gesamtspin S = 0. Wenn ms1 = -ms2 ist, ist der Gesamtdrehimpuls J = 0. Dies ist der beobachtete Singulettgrundzustand. Er wird mit 11S 0 bezeichnet.

Andererseits ist bei L = 0, S = 1 für ms1 = ms2 der Gesamtdrehimpuls J = 1. Dieser Zustand mit dem Namen 13S 1 ist verboten (Wolfgang Pauli), da hier zwei Elektronen in allen Quantenzahlen übereinstimmen.

Wenn die beiden Elektronen unterschiedliche Hauptquantenzahlen haben, sind die möglichen Werte

Dann ist entweder (L = 0, S = 0, J = 0, der Singulettzustand) oder (L = 0, S = 1, J = 1, der Triplettzustand). Beide Fälle mit den Namen 21S 0 und 23S 1 sind erlaubt und werden experimentell beobachtet.

Zustände werden mit der folgenden Nomenklatur n2S+1L j bezeichnet.
Dabei ist n die Hauptquantenzahl des höchsten angeregten Elektrons.

Anzahl Elektronen 2 3 4 5
Zustände S = 0 S = 1
2 S = 0 S = 1
2
Singulett Dublett Singulett Dublett
S = 1 S = 3
2 S = 1 S = 3
2
Triplett Quartett Triplett Quartett
S = 2 S = 3
2
Quintett Sextett
Drehimpulszustände für Vielelektronensystemen

Tabelle 6.8.2.1 zeigt die möglichen Multiplettsysteme von Vielelektronenatomen.

6.8.2.2. Hundsche Regeln

Die Hundschen Regeln bei LS-Kopplung ergänzen das Pauli-Prinzip bei der Besetzung der Einelektronenzustände in einem Mehrelektronenatom.

  1. Volle Schalen und volle Unterschalen haben den Gesamtdrehimpuls L = 0 und den Gesamtspin S = 0.
  2. Äquivalente Elektronen (d.h. Elektronen die bei gleichem auf die z-Unterzustände m verteilt werden) werden im Grundzustand so eingebaut, dass der resultierende Gesamtspin S maximal ist.

    Dies bedeutet, dass Zustände mit der höchsten Multiplizität energetisch am tiefsten liegen. Die Gesamtwellenfunktion muss antiusymmetrisch sein.

  3. Um den grössten Wert der Quantenzahl S zu realisieren, müssen die Elektronen auf die Unterzustände m zu den Drehimpulszuständen so verteilt werden, dass die z-Komponente von L
    ℏm   =  ℏ∑  m
    L     i   ℓ,i

    maximal ist. Dann ist die Drehimpulsquantenzahl

    L = |ML |

    Zustände liegen bei gleicher Multiplizität S(S + 1) energetisch umso tiefer, je grösser L ist.

  4. Bei Berücksichtigung der Spin-Bahn-Kopplung liegen Multipletts mit der kleinsten Quantenzahl J energetisch am tiefsten, wenn die Teilschale weniger als halb gefüllt ist. Bei einer mehr als halb gefüllten Teilschale liegen die Multipletts mit der grössten Quantenzahl J energetisch am höchsten.

Diese vier Regeln, zusammen mit dem Pauli-Prinzip erlauben, die Grundzustände der Elektronen in allen Atomsorten zu bestimmen. Eine Übersicht über die erlaubten Zustände finden Sie in der Tabelle B im Anhang.

6.8.2.3. jj-Kopplung

Bei schweren Atomen nimmt die Spin-Bahn-Kopplung mit der Kernladungszahl Z zu. Dann koppeln zuerst Spin und Bahndrehimpuls des Einzelelektrons

ji = ℓi + si
(6.19)

und erst dann wird der Gesamtspin gebildet.

     ∑
J =     ji
(6.20)

Wenn die jj-Kopplung dominiert, ist der Gesamtbahndrehimpuls L und der Gesamtspin S nicht mehr definiert. Der Betrag des Gesamtdrehimpulses ist

       ∘ ---------
|J | = ℏ  J (J + 1)
(6.21)

Die jj-Kopplung bewirkt das Auftreten von Interkombinationsfrequenzen. Sie tritt nur bei sehr schweren Atomen auf.

Die Auswahlregeln bei der jj-Kopplung sind

ΔJ  = 0,±1
(6.22)

wobei der Übergang von J = 0 nach J = 0 verboten ist.

6.8.2.4. Magnetische Momente von Mehrelektronenatomen

Das magnetische Moment bei LS-Kopplung ist

μL + μS  = μJ
(6.23)

Wie schon beim Einzelelektron ist μL antiparallel zum Gesamtbahndrehimpuls L und μS antiparallel zum Gesamtspin S. Da für Bahndrehimpulse und Spins jedoch die g-Faktoren unterschiedlich sind, ist J nicht antiparallel zu μJ. Deshalb präzediert wie beim Einzelelektron das magnetische Moment μJ um J. Die Komponente (μJ) J von μJ, die antiparallel zu J ist, ist das messbare magnetische Moment des Gesamtspins.

Der Betrag des magnetischen Moments des Gesamtspins ist

                                                        ∘ ---------
|(μ ) | = - 3J-(J-+-1)-+∘S-(S-+-1) --L-(L-+--1)μ  =  - g   J (J + 1)μ
   J J                 2  J (J + 1)            B      j             B
(6.24)

Hier ist der g-Faktor

         J (J + 1) + S (S + 1) - L (L + 1)
gj = 1 + ---------------------------------
                    2J (J + 1)
(6.25)

Schliesslich beträgt die z-Komponente des magnetischen Momentes

[      ]
 (μJ,z)    = - mjgj μB
      J z
(6.26)

mit der magnetischen Quantenzahl mJ = -J,-J + 1,,J.

6.9  Äussere und innere Schalen

Wir sahen, dass beim Wasserstoffatom die Bindungsenergie des Elektrons -13.6 eV war. Für ein Atom mit der Ordnungszahl z nimmt die Bindungsenergie des letzten Elektrons (wenn alle anderen schon ionisiert sind) wie Z2 zu. Das heisst, dass alle Elektronen ausser die äussersten für eine Anregung sehr hohe Energien benötigen. Die Niveaus dieser Elektronen sind von gegenseitigen Kopplungen, Abschirmeffekten und der Bildung geschlossener Schalen bestimmt.

6.10  Röntgenstrahlung

Licht mit hoher Energie wird nach Wilhelm Conrad Röntgen in Deutschland Röntgenstrahlen benannt, in anderen Sprachen heissen die Strahlen nach Röntgen „X-Strahlen“. Eine Abschätzung der Frequenz erlaubt die Serienformel nach Rydberg und Ritz eine Abschätzung der Frequenz

           (          )
          2  -1-   1--
ν = R ℍcZ    n2 -  n′2
(6.1)

wobei R = 10970955.31 m-1 die Rydbergkonstante ist. Bei Z = 20 ist die Frequenz und damit die Energie über Z2 = 400 mal grösser.

PIC

Skizze einer Röntgenröhre. Die Anode der Röntgenröhre muss mit Wasser gekühlt werden. Deshalb liegt sie auf Erde. Die indirekt geheizte Kathode liegt auf der negativen Beschleunigungsspannung. Das Material der Anode bestimmt das Spektrum der Röntgenstrahlung Röntgen.

PIC Versuch zur Vorlesung: Röntgenfluoreszenz (Versuchskarte AT-24)

PIC Versuch zur Vorlesung: Absorption von Röntgenstrahlen: Qualitativ (Versuchskarte AT-40)

Röntgenstrahlen werden üblicherweise mit Röntgenröhren (siehe Abbildung 6.10) oder in Ausnahmefällen mit hochenergetischen Lasern hergestellt. Durch Frequenzvervielfachung [SHA+91] um einen Faktor 100 oder mehr wird langwelliges Röntgenlicht mit Wellenlängen von 5 nm bis 10 nm erzeugt.

PIC

Röntgenfluoreszenz einer Stärkeprobe (adaptiert von [Gun57]).

Röntgenfluoreszenz wird die gemischte Emission spezifischer und unspezifischer Röntgenstrahlung aus einer Probe bei deren Bestrahlung mit höherenergetischer Röntgensstrahlung genannt. Abbildung 6.10 zeigt, wie diese Röntgenfluoreszenz zur Identifikation von Elementen in einer Stärkeprobe verwendet werden kann. Die Details finden Sie in der Arbeit von Gunn [Gun57].

PIC

Röntgenfluoreszenz von Azurit oder Kupferlasur, einem Bestandteil eines Pigmentes in einem mittelalterlichen Manuskript aus der Bibliothek der Universität Ghent (adaptiert von [WVM+99]).

Abbildung 6.10 zeigt ein weiteres Fluoreszenzspektrum. Es wurde von Wehling und Mitarbeitern [WVM+99] zur Untersuchung von Pigmenten mitelalterlicher Manuskripte gemessen.

6.10.1  Röntgenbeugung

PIC Versuch zur Vorlesung: Drehbares Kreuzgitter: Optisches Analogon zur Debye-Scherrer-Interferenz (Versuchskarte O-133)

PIC PIC

Optisches Analogon zur Röntgenbeugung. Links ist das Beugungsgitter, ein textiles Gewebe, gezeigt, rechts das dazugehörige Beugungsmuster.

Abbildung 6.10.1 zeigt das beugende Gitter und dazu rechts das resultierende Beugungsmuster. Prinzipiell funktioniert die Röntgenbeugung analog zu diesem Experiment. Abbildung 6.10.1 zeigt das Beugungsmuster aus Abbildung 6.10.1 rotationsgemittelt um den Mittelpunkt de Beugungsmusters. Wen viele identische Beugungsobjekte wie das textile Gewebe aus Abbildung 6.10.1 mit zufälliger Orientierung gleichzeitig untersucht werden, so erwartet man ein Beugungsbild nach Abbildung 6.10.1. Bei Kristallen ist dies die Pulvermethode nach Debye-Scherrer.

PIC PIC PIC

Analogon des Beugungsmusters nach Debye-Scherrer. Links ist das über alle Winkel ausgeschmierte Beugungsmuster aus Abbildung 6.10.1 gezeigt, in der Mitte das Profil des Querschnitts und rechts die logarithmisch skalierte Version des linken Bildes mit der Überlagerung des Beugungsmusters aus Abbildung 6.10.1.

Die rechte Seite von Abbildung 6.10.1 zeigt schliesslich eine Überlagerung des Einzelbeugungsmusters mit dem rotationsgemittelten Muster. Klar ist die Übereinstimmung der hellen Ringe mit Beugungspunkten zu erkennen.

6.10.2  Bremsstrahlung, charakteristische Strahlung und Periodensystem

PIC Versuch zur Vorlesung: Röntgenstrahlung: Bremsstrahlung und charakteristische Linien (Versuchskarte AT-37)

Wenn Materie mit Röntgenlicht beleuchtet wird, entsteht ein Kontinuum und charakteristische Linien. Das kontinuierliche Spektrum heisst Bremsspektrum.

PIC

Kupfer-K-Linien (adaptiert aus [DHH+95]).

Abbildung 6.10.2 zeigt am Beispiel der -Kα1,2- und der -Kβ-Linien, wie ein Röntgenspektrum aussehen kann. Die maximal mögliche Energie der Röntgenquanten ist durch die Differenzspannung zwischen Anode und Kathode, der Beschleunigungsspannung UB gegeben.

hνR öntgen < eUB
(6.2)

PIC

Bezeichnung der Übergänge zwischen den inneren Schalen

Abbildung 6.10.2 zeigt schematisch die inneren Elektronenniveaus. Die roten Linien stellen die Ionisierung ins Vakuum dar. Wenn zum Beispiel ein Elektron von der L-Schale in die K-Schale relaxiert, nennt man die emittierte Röntgenlinie eine Kα-Linie. Die durch die Hauptquantenzahl n bezeichneten Niveaus werden durch die Spin-Bahnkopplung und die Spin-Bahn-Kopplung aufgespalten.






Schale n j Bezeichnung





K 1 0 12 12S 12





LI 2 0 1
2 22S 12
LII 2 1 1
2 22P 12
LIII 2 1 3
2 22P 32





MI 3 0 1
2 32S 12
MII 3 1 12 32P 12
MII 3 1 3
2 32P 32
MIV 3 2 3
2 32D 32
MV 3 2 5
2 32D 52





Bezeichnung der drehimpulsaufgespaltenen inneren Niveaus

Tabelle 6.10.2 gibt eine Auflistung der Bezeichnungen. Diese folgen der Konvention n2S+1L j (Siehe auch Abschnitt 6.8.2.1).

Abbildung 6.10.2 die radiale Elektronendichteverteilung von Wasserstoff und von einfach positiv geladenen Ionen. Je grösser die Kernladung ist, desto näher ist die K-Schale beim Kern.

PIC

Schalenaufbau von , L +, ℕA + und K+ nach [HW04, p. 351].

Schliesslich zeigt Abbildung 6.10.2 die Ionisationszustände von Atomen aus dem Periodensystem. Mit Periodensystem wird die auf der Elektronenkonfiguration beruhende Anordnung der Elemente genannt.

PIC

Ionisationszustände nach [HW04, p. 349].

Eine Tabelle aller Elektronenkonfigurationen, Ionisationsenergien und Schalen aller Elemente finden Sie im Anhang B.

6.10.3  Auger-Prozesse

PIC

Ausbeute von Augerelektronen als Funktion der Ordnungszahl (gezeichnet nach [HG91])

Augerelektronen treten durch einen Folgeprozess neben photoemittierten Elektronen auf. Als Konkurrenzprozess zur Emission von Augerelektronen kann die durch den Elektronenübergang erzeugte Energie auch als charakteristische Röntgenstrahlung abgegeben werden. Analysiert man die Energie dieser Strahlung, so spricht man von EDX („Energy Dispersive X-Ray Analysis”). Die Abbildung zeigt, dass die Augerelektronenspektroskopie bei relativ niedrigen Ordnungszahlen, EDX bei relativ hohen Ordnungszahlen einen empfindlichen Nachweis von Elementen ermöglicht. Wegen der wesentlich grösseren Fluchttiefe von Photonen wird bei EDX jedoch über einen tiefen Bereich (ca. 1 μm) unter der Oberfläche gemittelt, so dass schon weitgehend Volumeneigenschaften erfasst werden. Der Augerelektronenprozess ist bestimmt durch drei Orbitalenergien (siehe Abbildung unten).

PIC

Elektronenenergien beim Auger-Prozess als Funktion der Ordnungszahl (gezeichnet nach [HG91])

So lässt sich beispielsweise die kinetische Energie von KLILII∕III-Elektronen über

E (KLI LII ∕III) = E (K  ) - E (LI) - E (LII∕III) *
(6.3)

grob abschätzen. Darin ist E(K) die Bindungsenergie des unteren Lochzustandes, E(LI) die Bindungsenergie des Elektrons, das diesen Lochzustand auffüllt, und E(LII∕III)* die effektive Bindungsenergie des emittierten Augerelektrons. Letztere weicht signifikant von der Energie des neutralen Atoms ab, da starke Wechselwirkungen zwischen den beiden Endzustandslöchern im Atom auftreten. So wird in dem o.g. Beispiel nach Auffüllung der K-Schale durch das LI-Elektron die Bindungsenergie des LII∕III-Elektrons erhöht durch das Erzeugen eines Lochs im LI-Orbital. Die Loch/Loch-Wechselwirkung in der Endzustandskonfiguration hängt dabei davon ab, ob beide Löcher in den Rumpfniveaus, ein Loch im Rumpfniveau und ein anderes in schwächer gebundenen Bändern oder beide in Bändern auftreten. In guter Näherung lassen sich die Augerelektronenenergien abschätzen über:

E  [KL   L     ]  =   E [K (Z)]
       I II∕III
                       1-
                     - 2 {E [LI(Z )] - E [LI(Z + 1 )]
                         [          ]     [              ]}
                     +E   LII∕III(Z ) +  E  LII∕III(Z +  1)        (6.4)

Auch gebräuchlich ist es, die Coulomb-Abstossung der Lochzustände über einen separaten Energieterm zu erfassen. Dabei wird angesetzt:

E [KL  L      ] =   E [K (Z )] - E [L (Z )]
      I  II∕III                     I
                    - E[LII∕III(Z )] - U [KLI LII ∕III ]       (6.5)

Darin erfasst der Term U[KLILII∕III] alle Korrelationseffekte. Bei hoher Korrelation der Bewegung der Löcher und grosser räumlicher Nähe erfolgt starke Coulomb-Abstossung. Diese qualitativen Beispiele machen deutlich, dass die Augerelektronenspektroskopie neben dem überwiegenden Einsatz zur Elementcharakterisierung auch zur Charakterisierung lokaler Bindungsverhältnisse am Zentralatom herangezogen werden kann. Ebenso wie bei XPS sind Augerelektronenübergänge unter ausschliesslicher Beteiligung von Rumpfniveaus durch relativ scharfe Linien gekennzeichnet, deren Form in erster Näherung unabhängig von der chemischen Umgebung ist, die jedoch eine charakteristische chemische Verschiebung aufweisen können. Augerelektronen unter Beteiligung des Valenzhandes zeigen dagegen eine extreme Abhängigkeit der Linienform vom Zustand der Oberfläche. Eine quantitative Auswertung ist allgemein schwierig, da wegen der Beteiligung mehrerer Orbitale eine Entfaltung vorgenommen werden muss, um die Valenzbandstruktur aus Augerelektronenspektren zu ermitteln. Die grosse Oberflächenempfindlichkeit der Augerelektronenspektroskopie ist durch die Fluchttiefe der Elektronen bei kinetischen Energien der Elektronen unter 1000 eV gegeben.

7  Atome und elektromagnetisches Feld

7.1  Strahlung aus Atomen

7.1.1  Lorentz-Oszillator

PIC Versuch zur Vorlesung: Linienspektren: Quecksilber, Helium, Kalium, Cadmium, Krypton, Zink (Versuchskarte AT-46)

Wenn ein Atom in einem angeregten Zustand ist, emittiert es seine Energie als Photon zu einem zufälligen Zeitpunkt. Wenn n* die Anzahl der angeregten Atome ist, dann ist die Rate n der ausgesandten Photonen in den Raum (Ω = 4π)

            *        d- *
nhν(t) = 2γn (t) = - dtn (t)
(7.1)

proportional zur Anzahl der angeregten Atome n*. Die Lösung von Gleichung (7.1) ist eine Exponentialfunktion. Mit der Anfangsbedingung n*(0) = n 0* = n hν,0 erhalten wir

nhν(t) = Ce -2γtnhν,0(t)
(7.2)

Die Normierungskonstante ergibt sich aus

       ∫∞
nhν,0 =   nhν(t)dt = C-nh ν,0   = ⇒    C  = 2γ
        0            2γ
(7.3)

Damit ist die Gesamtzahl aller ausgesandter Photonen gleich der Zahl der angeregten Atome nhν,0 zur Zeit t = 0.

Die Lebensdauer des Zustandes ist τ = 1(2γ). Sie hängt mit dem Einstein-Koeffizienten A der spontanen Emission (aus Gleichung (3.27) ) zusammen.

Die Anzahl Photonen ist proportional zur Energie. Die Rate mit der die Energie abnimmt ist das Quadrat der Rate, mit der die Amplitude abnimmt. Die Amplitudenabnahme ist

        ∘ ---------    ∘ -------
E(t) = k  2 γnhν(t) = k  2γnh ν,0e-γt
(7.4)

k ist eine Proportionalitätskonstante, die wir hier nicht bestimmen. Aus diesem Verlauf der Amplitude Gleichung (7.4) kann die Linienform über eine einseitige Fouriertransformation F oder eine Laplacetransformation L berechnet. Anschliessendwird s i(ω - ω0) ersetzt (Die Überlegung ergibt die Frequenzabweichung, nicht die Frequenz) das Betragsquadrat gebildet. Die einseitige Fouriertransformation wird benötigt, da die zweiseitige Fouriertransformation nicht kausal ist.

                   ∘ -------         ∘ -------∞∫              k√2--γnhν,0
˜E (s) = LE (t) = Lk   2γnh ν,0e-γt = k   2γnhν,0   e-γte-stdt = -----------
                                              0                γ +  s
(7.5)

Wir ersetzen nun in Gleichung (7.5) s mit i(ω - ω0)

                    √-------
E(ω ) = ˜E(iω) =  -k--2-γnhν,0---
                 γ + i(ω - ω0 )
(7.6)

Wir suchen aber die Linienform der Intensität (Energie pro Fläche und Zeit). Deshalb müssen wir das Betragsquadrat berechnen.

                       k2·2 γnhν,0
E2 (ω) = k2nhν(ω ) = -2-----------2-
                     γ  + (ω - ω0)
(7.7)

Wir erhalten damit die Form der

Lorentzlinie

           2γnh ν,0
n(ω) = --2-----------2
       γ  + (ω - ω0 )
(7.8)

Unsere Normierung garantiert, dass wir wieder die Gesamtzahl der angeregten Atome erhalten, sofern wir über die Frequenz ν = ω∕(2π) integrieren.

PIC

Zusammenhang zwischen der Abfallzeit und der Breite der Lorentzlinie. Oben sind die Abfallzeiten gezeigt, darunter die dazu gehörigen Linienbreiten.

Abbildung 7.1.1 zeigt einige Abfallkurven für die Energie (oder Intensität) und die dazugehörigen Linienbreiten. Wenn die Lebensdauer zunimmt, nimmt die Linienbreite ab.

Typische Werte für die Lebensdauer τ sind 1 ns bis 10 ns. Entsprechend ist γ = 5·107 s-1 bis 5·108 s-1. Diese Lebensdauer wird auch die natürliche Lebensdauer genannt.

Der Einstein-Koeffizient A der spontanen Emission (aus Gleichung (3.27) ) gibt die Anzahl der Emissionen pro Volumen und Zeit, wenn er mit der Anzahl der Atome im angeregten Zustand n* multipliziert wird.

7.1.2  Linienbreite

PIC Versuch zur Vorlesung: Quecksilber: Druckverbreiterung von Spektrallinien (Versuchskarte AT-47)

Die Atome sind in der Regel nicht in Ruhe. Sie bewegen sich auf den Beobachter zu oder weg. Da die Geschwindigkeiten klein gegen die Lichtgeschwindigkeit sind, kann mit der linearisierten Dopplerverschiebung gerechnet werden. Ohne Einschränkung der Allgemeinheit legen wir die Beobachtungsrichtung in die x-Richtung

           (     v )
ω (vx) = ω0  1 + -x-
                 c
(7.9)

Für die beobachtete Dopplerverschiebung ist nur die Komponente vx in Richtung der Wellenausbreitung wichtig. Der Geschwindigkeitsbetrag der Atome in Richtung des Beobachters ist (Siehe Reif, Statistical and Thermal Physics [Rei65, pp. 265])

             (       )1 ∕2     (      2)
g(v )dv  = n   -m0----    exp  --m0v-x  dv
   x   x       2πkBT            2kBT      x
(7.10)

wichtig. Aus der Dopplerverschiebung erhalten wir

      ω -  ω0
vx = c---ω---
          0
(7.11)

Eingesetzt in Gleichung (7.10) ergibt sich

            (       )1 ∕2     (      2         2)
g(ω )dω = n   -m0----    exp  --m0c--(ω---ω0-)-  dω
              2πkBT                2ω20kBT
(7.12)

Diese Verteilungsfunktion muss auch in der Intensität zu finden sein, wobei wir eine unspezifizierte Konstante C verwenden.

         (   m0   )1∕2    ( - m0c2 (ω - ω0)2)
I(ω) = C   -------    exp   ------2----------
           2πkBT                2ω0kBT
(7.13)

Die für die Linienform charakteristische Grösse ist die Halbwertsbreite Δω12 = ω+12 - ω-12 definiert als I(ω±12) = I(ω0)2.

         ∘ -------∘ -k-T--
ΔωD  = 2   2log(2)   -B--ω0
                     m0c2
(7.14)

Zum Beispiel sind die Natrium D-Linien bei etwa 589 nm. Dies entspricht einer Frequenz von νℕA D = 5.08985·1014 s-1. Ein Natriumatom hat eine Masse von m0 = 22.98976928 u = 3.81754·10-26 kg. Bei einer Temperatur von 1273 K ist die Dopplerverbreiterung

Δ ν  = 1.49378 ·10 -7 K -1∕2· √T-ν
   D                              ℕAD
           = 1.49378·10 - 7 K -1∕2·35.6791 K1∕2·5.08985 ·1014 s- 1
                                                       9  -1
                                          = 2.71273·10   s   = 2.71273 GHz

Gleichung (7.13) kann für ℕA auch so geschrieben werden:

                    (  T    ( ω     ))
I (ω ) = C ′T -1∕2exp  - -ℕ-A- ----  1
                        T    ω0

mit TℕA = 1.24254·1014 K. Abbildung 7.1.2 zeigt einen Vergleich der Dopplerverbreiterung bei 1273 K und 273 K mit der natürlichen Linienbreite bei einer Lebensdauer von τ = 16.3 ns.

PIC

Vergleich der Dopplerverbreiterung mit der natürlichen Linienbreite bei den Natrium-D-Linien.

Der Einstein-Koeffizient A der spontanen Emission (aus Gleichung (3.27) ) gibt die Anzahl der Emissionen pro Volumen und Zeit, wenn er mit der Anzahl der Atome im angeregten Zustand n* multipliziert wird.

7.1.3  Fluoreszenz

PIC PIC

Fluoreszenz von Perylene in Benzol (adaptiert aus [Lak06] und rechts: Jablonski-Diagramm

Abbildung 7.1.3 zeigt ein Fluoreszenzspektrum von Perylene in Benzol und auf der rechten Seite das dazugehörige Jablonski-Diagramm. Die Fluoreszenz wurde von William Herschel im Jahre 1845 entdeckt. Sie spielt sich im Singulett-System ab. Die einzelnen Niveaus in ausgedehnten Molekülen sind durch Vibrationen und Rotationen noch weiter aufgespalten. Die Anregung erfolgt dann vom Grundzustand des Singulett-Systems in einen der vibratorisch angeregten Zustände eines höheren Quantenniveaus. Durch die Druckverbreiterung bilden diese Vibrationszustände ein Quasikontinuum. Nach dem Franck-Condon-Prinzip ändert ein Elektron bei der Anregung (dauert etwa 10-15 s) in ein höheres Niveau seinen Ort kaum. Da die Minima der höheren energetischen Zustände weiter vom Kern weg sind, endet das Elektron üblicherweise in einem vibratorisch angeregtes Niveau. Es relaxiert dann im Mittel innert weniger als einer Picosekunde ind den vibratorischen Grundzustand des angeregten Niveaus. Im Mittel bleibt dann das Elektron während der Fluoreszenzlebensdauer (10-9 s bis 10-8 s) im höheren Niveau um dann unter Aussendung eines Fluoreszenzphotons in einen der vibratorisch angeregten Unterzustände des Grundzustandes zu gelangen. Durch diese Prozesse entsteht ein Stokes-Shift. Dieser zeigt sich in Abbildung 7.1.3 darin, dass das Absorptionsspektrum bei höheren Energien ist als das Emissionsspektrum.

Die Abstände der Vibrationsniveaus sind etwa gleich im Grundzustand wie in den angeregten Zuständen. Das führt dazu, dass das Emissionsspektrum und das Absorptionsspektrum oft spiegelbildlich liegen (Kasha’s Regel). Diese Regel gilt nicht, wenn ein Molekül bei der Absorption eines Photons ionisiert wird oder wenn es seine Konformation ändert.

Wenn der Übergang in den S2-Zustand angeregt wird, relaxiert er ziemlich schnell in den S1-Zustand. Sowohl da wie auch bei der vibratorischen Abregung werden Energie- und Impulserhaltung durch den Rest des Moleküls oder oft durch die umgebende Flüssigkeit garantiert.

7.1.4  Phosphoreszenz

Nach der Auswahlregel aus Gleichung (6.16) koppeln das Singulett- und das Triplettsystem nicht. In einem komplizierten Molekül ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass der durch die Impuls- und Drehimpulserhaltung verbotene Übergang von S2 nach T1 in Abbildung Gleichung (7.1.3) mithilfe eines dritten Partners möglich ist. Wenn der Übergang durch Interkombination (auch Intersystem Crossing)in den Triplettzustand gelangt ist, muss er in diesem metastabilen Zustand wesentlich länger als die Fluoreszenzlebensdauer von etwa τ 10-8 s bleiben. Die mittlere Lebensdauer eines Triplettzustandes T1 beträgt von Millisekunden bis Stunden. Selbstleuchtende Uhrzeiger sind heute phosphoreszierend. Früher wurde die Fluoreszenz durch radioaktive Stoffe erzeugt. Beim Übergang von T1 S1 tritt wieder Interkombination auf.

7.1.5  Raman-Effekt

Beim Ramaneffekt (erstmals beobachtet 1928 von Chandrasekhara Raman) gewinnt oder verliert das Licht Energie bei der Streuung an einem Atom oder Molekül. Die übliche Streuung von Licht (Rayleigh-Streuung) kann quantenmechanisch so verstanden werden, dass ein Photon aus dem Grundzustand S0 (siehe Abbildung 7.1.5) in ein virtuelles Niveau angeregt wird und dann spontan (Einstein-Koeffizient A) wieder in eine beliebige Richtung emittiert wird. Aus der Unschärferelation für Energie und Zeit ersieht man, dass

ΔE  · Δt = h νΔt ≈  ℏ-     = ⇒       Δt ≈  -1--
                    2                      4π ν
(7.15)

sein muss. Das heisst, für ganz kurze Zeiten (der Effekt ist nicht messbar, aber die Auswirkungen beobachtbar) kann ein virtuelles Niveau existieren. Im Falle von sichtbarem Licht heisst das, dass Δt 1 fs sein muss.

Wir hatten bei der Fluoreszenz gesehen, dass das Grundniveau S0 vibratorisch aufgespalten ist. Wir könnten mit Infrarotlicht den vibratorischen Übergang mit v direkt ansprechen und spektroskopieren. Bis vor kurzem waren aber keine durchstimmbaren Laser in diesem Wellenlängenbereich vorhanden. Zudem ist die Optik unhandlicher und teurer.

PIC

Illustration der Ramanstreuung im Vergleich zur Rayleighstreuung.

In Abbildung 7.1.5 in der Mitte ist der Stokes-Shift angegeben. Das Elektron im virtuellen Niveau kann auch in das erste vibratorisch angeregte niveau relaxieren. Seine Frequenz ist dann

h(νr - νv) < hνr
(7.16)

kleiner als das eingestrahlte licht. Wir erwarten also, dass wir auf der längerwelligen Seite der Rayleigh-Linie eine schwache Linie im Abstand der Vibrationsfrequenz des ersten Vibrationsniveaus finden. Diese Linie wird beobachtet, sie ist aber um Grössenordnungen schwächer, da der Streuquerschnitt für Ramanstreuung nur etwa σRaman = 10-34 m2 beträgt.

Neben der Stokes-Linie gibt es noch die Anti-Stokes-Linie. Abbildung 7.1.5 rechts zeigt die Niveaus beim Anti-Stokes-Shift. Hier wird ein Elektron im ersten vibratorischen Niveau durch das einfallende Photon in ein virtuelles Niveau angeregt. Dieses relaxiert nachher in das Grundniveau. Wir haben also

h(ν +  ν ) > h ν
   r    v      r
(7.17)

Hier hat das Raman-gestreute Photon eine höhere Frequenz und eine kleinere Wellenlänge als das einfallende Photon. Da das erste vibratorisch angeregte Niveau nach der Boltzmannstatistik weniger stark besetz ist als der Grundzustand, ist die Anti-Stokes-Linie schwächer als die Stokes-Linie.

PIC

Ramanspektrum von Poyletylen im Bereich der Methylen-Biegeschwingung (adaptiert aus [BK70])

Abbildung 7.1.5 zeigt beispielhaft ein Ramanspektrum von kristallinem Polyethylen (siehe auch [BK70]). Die Auswahlregeln für Dipolübergänge sagen, dass die Übergänge, die in der Infrarotspektroskopie beobachtet werden, also den üblichen Auswahlregeln für optische Spektroskopie genügen, nicht in Ramanspektren beobachtet werden, und umgekehrt.

7.2  Laser

PIC

Aufbau eines Lasers (links) sowie schematische Darstellung der Inversion im Vergleich zur thermischen Verteilung.

Wenn sich Materie in optisch angeregten Zuständen befindet, wird diese Anregung durch Emission abgebaut. Wenn es gelänge, alle Atome oder Moleküle in einem bestimmten Volumen kohärent strahlen zu lassen, dann würde man eine Lichtquelle mit einzigartigen Eigenschaften gewinnen.

Der Laser, am Anfang der 60-er Jahre erfunden wurde, erfüllt genau diese Bedingungen. Die Abbildung 7.2 zeigt den schematischen Aufbau. Ein aktives Medium befindet sich in einem Fabry-Perot-Resonator[Pér96][Dem93]. Das Licht im Resonator wird durch das aktive Medium bei jedem Durchgang verstärkt. Die Verstärkung erfolgt durch stimulierte Emission. Ein kleiner Teil des Lichtes wird durch die Spiegel des Fabry-Perot-Resonators ausgekoppelt und steht für Experimente zur Verfügung.

Die rechte Seite der Abb. 7.2 zeigt die Besetzungsverteilung. Im Vergleich zu einer thermischen Verteilung, gegeben durch die Boltzmannverteilung N(E) = exp(-E∕kT), sind die Zustände bei hohen Energien deutlich stärker besetzt als im thermischen Fall. Diese sogenannte Besetzungsinversion ist für die Funktionsweise des Lasers notwendig.

Die Diskussion der Wirkungsweise von Lasern beruht auf dem exzellenten Lehrbuch von Demtröder[Dem93].

7.2.1  Laserprozesse

7.2.1.1. Schwellwertbedingung

PIC

Schematische Darstellung der Verstärkung und der Verluste in einem Resonator

Um die Intensität der in z-Richtung laufenden Welle in Abb. 7.2.1.1 zu berechnen setzen wir für die Intensität an

I(ν,z) = I(ν,z = 0)e- α(ν)z
(7.1)

Hier ist der frequenzabhängige Absorptionskoeffizient durch

α(ν) = [Ni - (˜gi∕˜gk)Nk]σ (ν)
(7.2)

gegeben. α(ν) hängt von den Besetzungsdichten Ni des unteren Laserniveaus und Nk des oberen Laserniveaus, von den statistischen Gewichten ˜g i und ˜gj1 und vom optischen Wirkungsquerschnitt σ(ν) ab.

Wenn (gi∕gk)Nk > Nk ist, wird der Absorptionskoeffizient in Gleichung (7.2) negativ. Aus der Dämpfung ist also, analog wie bei der Phasendrehung von Operationsverstärkern, eine Verstärkung geworden. Der Verstärkungsfaktor ist

             I(ν,z )      -α(ν)z
G0 (ν,z) = I(ν,z-=--0) = e
(7.3)

Die gesamte zusätzliche Abschwächung der Intensität durch Auskoppelverluste und Ähnliches kann in eine Gleichung mit einem Exponentialfaktor γ zusammengefasst werden.

I ∕I0 = e-γ
(7.4)

In der Regel wird das zur Verstärkung verwendete optische Medium in einen Resonator gebracht (analog zur Abb. 7.2.1.1, links). An den beiden Endspiegeln treten Verluste auf. Einerseits ist es nicht möglich, einen Spiegel mit einer Reflektivität von 100% zu bauen, der zudem noch eine unendliche Ausdehnung hat um Beugungsverluste zu minimieren. Andererseits muss an einem Spiegel die Reflektivität kleiner als 1 sein, damit Laserlicht ausgekoppelt werden kann. Die Verstärkung, Beugungs-, Auskopplings- Reflexionsverluste beim beim Durchgang durch einen Resonator können als Intensitätsänderung pro Umlauf geschrieben werden

G =  I∕I0 = exp[- 2α(ν)L -  γ]
(7.5)

Bei der Berechnung der Verstärkung nach einem Umlauf ist angenommen worden, dass das Medium die Länge L hat. Wenn G grösser als 1 ist, beginnt die stimulierte Emission im Lasermedium die spontane Emission zu dominieren. Damit dies möglich ist, muss -2α(ν)L > γ sein. Zusammen mit Gleichung (7.2)

- 2[Ni - (˜gi∕˜gk)Nk]σ (ν)L > γ

bekommt man die Schwellwertbedingung

                                   γ
ΔN  =  Nk(˜gi∕˜gk) - Ni > ΔNS   = -------
                                2 σ(ν)L
(7.6)

für die minimale Besetzungsinversion ΔNS.

Die Laseremission beginnt immer mit einer spontanen Emission aus dem oberen Laserniveau in eine Resonatormode. Dabei werden die Photonen, deren Frequenz nahe der Resonator-Mittenfrequenz liegt, bevorzugt verstärkt. Durch die beginnende stimulierte Emission wird wird die Besetzungsinversion abgebaut bis ein Gleichgewicht erreicht wird. Unabhängig von der Pumpleistung ist die Inversion in einem Laser beim stationären Betrieb immer gleich der Schwellwertinversion ΔNS.

PIC Versuch zur Vorlesung: Zerlegbarer Laser (Versuchskarte AT-30)

7.2.1.2. Die Bilanzgleichungen

PIC

Funktion eines Lasers: Pumpprozess P, Relaxationsraten, induzierte und spontane Emission.

Der stationäre Laserbetrieb kann durch Bilanzengleichungen beschrieben werden. Anhand des Termschemas in Abb 7.2.1.2 ist ersichtlich, dass aus einem Pumpprozess P das obere Laserniveau |2 > gespiesen wird. Zusätzlich wird die Besetzungszahl dieses Niveaus durch die Absorption aus dem unteren Laserniveau |1 > mit der Rate N1B12·n·h·ν erhöht. Es gibt drei Verlustkanäle, die spontane Emission mit der Rate N2A21, die induzierte Emission mit der Rate N2B21·n·h·ν und die verlustrate N2R2, zum Beispiel in Triplettzustände. Das untere Laserniveau |1 > wird durch den Relaxationsprozess mit der Rate N1R1 entvölkert.

Die Photonenzahl n nimmt durch die stimulierte Emission aus dem Niveau |2 ⟩ zu und durch die Absorption aus dem Niveau |1⟩ ab. Zusätzlich werden

dn                  2⟨d Ω  ⟩
--hν,spontan-=  N2A21 -----m--
    dt                 4π
(7.7)

Photonen durch die spontane Emission in die Richtung der Resonatormode geschickt. Jedes Atom sieht dabei einen Spiegel im Raumwinkel dΩm. Wir haben zwei Spiegel, so dass im Mittel von jedem Atom der Bruchteil 2⟨dΩm ⟩(4π) der spontan emittierten Photonen auf die Spiegel trifft und so nennenswerte induzierte Emission auslösen kann.

Wenn man annimmt, dass die statistischen Gewichte gleich sind (˜g 1 = ˜g 2), bekommt man die Ratengleichungen

 dN1-  =   (N   - N  )B  n   + N  A   - N  R                   (7.8)
  dt         2     1  21 hν     2 21     1 1
 dN2-
  dt   =   P - (N2 - N1 )B21nh ν - N2A21 - N2R2               (7.9)

dnh-ν  =   - βnh ν + (N2 - N1 )B21nhν + N2A21 2-⟨dΩm-⟩       (7.10 )
  dt                                            4π

Der Laserresonator hat seine eigene Verlustrate. Wenn man N1 = N2 setzt erhält man aus (7.10) den Verlustfaktor β

          -βt
nh ν = n0e
(7.11)

Durch Vergleich erhält man für den Verlustfaktor γ

γ = βT  = β(2L ∕c)
(7.12)

wobei L die Resonatorlänge ist.

Im stationären Betrieb müssen die in den obigen Gleichungen vorkommenden Ableitungen verschwinden. Aus den Gleichungen (7.8) und (7.9) bekommt man in diesem Falle

P = N1R1  + N2R2
(7.13)

Die Pumprate muss also im stationären Betrieb die beiden Verlustraten N1R1 und N2R2 aus dem unteren, beziehungsweise aus dem oberen Laserniveau ausgleichen. Andererseits bekommt man durch Addition aus (7.9) und (7.10) die Gleichung

               (     (           )     )
                          ⟨dΩm-⟩-
P =  βnhν + N2   A21  1 -   2π     + R2   ≈ βnh ν + N2 (A21 + R2 )
(7.14)

sofern 1 » 1 -⟨dΩm-⟩
 2π ist. Die Pumprate P ersetzt also die Resonatorverluste (7.12) sowie die durch spontane Emission und Relaxation aus dem oberen Laserniveau verschwindenden Photonen. Die Relaxationsrate des unteren Niveaus ist im stationären Betrieb

N1R1  = N2A21  + βnh ν
(7.15)

Sie kompensiert gerade die spontane Emission und die Verlustrate der induzierten Photonen. Deshalb ist sie immer grösser als die Auffüllrate aus dem Niveau |2⟩ durch spontane Emission.

Wir multiplizieren Gleichung (7.8) mit R2 und Gleichung (7.9) mit R1 und können für den stationären Zustand (d∕dt = 0) mit der Definition ΔNstat = N2 - N1 die folgende Umformung

0  =   - R1P  + (R2 + R1 )(N2 - N1 )B21nhν +

       (R2 + R1 )N2A21 +  (N2  - N1 )R1R2
   =   - R1P  + (R2 + R1 )ΔNstatB21nh ν +

       (R2 + R1 )N2A21 +  ΔNstatR1R2                     (7.16 )

durchführen.

Mit der Gleichung (7.13) erhält man über

P =  N1R1  + N2R2  = (N2 -  ΔNstat)R1 +  N2R2  = N2 (R1 + R2 ) - ΔNstatR1

die stationäre Besetzungsinversion

                    (R1 -  A21)P
ΔNstat =  ----------------------------------
          B21nh ν(R1  + R2) + A21R1  + R1R2
(7.17)

Aus (7.17) folgt, dass eine stationäre Besetzungsinversion ΔNstat > 0 nur für Medien mit R1 > A21 möglich ist. Dies bedeutet, dass das untere Laserniveau sich schneller entleeren muss als das obere sich durch spontane Emission entvölkert.

Im realen Laserbetrieb wird das untere Laserniveau zusätzlich durch die induzierte Emission bevölkert. Die Relaxationsrate des unteren Laserniveaus muss deshalb der Bedingung

R1 > A21 + B21 ρ
(7.18)

genügen.

7.2.2  Laserstrahlen

Wenn der Energieverlust der k-ten Mode mit der Zeit wie

dE  =  - β E dt
   k      k k
(7.19)

ist dann ist

               -βkt
Ek (t) = Ek(0)e
(7.20)

Die Resonatorgüte ist als

Qk  ≡ - 2πν --Ek--- = 2πν ∕βk
            dEk ∕dt
(7.21)

definiert. Für einen Resonator der Länge d ist der Verlustfaktor durch

γ = (2d∕c)β
(7.22)

gegeben. Der Verlustfaktor setzt sich aus Beugungsverlusten, Absorptionsverlusten, Reflexionsverluste und die Verluste durch Lichtstreuung zusammen.

PIC

Beugung einer ebenen Welle an einer Blende

Intensität und Reflexionsverluste

                 -γ
I = I0R1R2  = I0e  R mit γR =  - ln (R1R2 )
(7.23)

Mit der Umlaufzeit T = 2d∕c wird die Abklingkonstante βR = γR∕T = γRc∕2d. Die mittlere Verweilzeit der Photonen im Resonator ist

     ----2d-----
τ =  cln(R R  )
           1 2
(7.24)

PIC

Erklärung der Fresnelzahl

Die Beugung wird durch die Fresnel-Zahl charakterisiert.

      2
F = a ∕ (d λ)
(7.25)

Sie gibt an, wieviele Fresnelzonen auf dem gegenüberliegenden Spiegel entstehen, wenn man im Abstand ρq = qλ∕d (q ganzzahlig). Wenn d < z0 ist, ist F > 1 und die Beugungsverluste minimal. Damit bei planparallelen Spiegeln ein Photon m-Umläufe machen kann, muss der Beugungswinkel Θ < a∕(md) sein. Also muss

F  > m
(7.26)

sein. Resonatoren mit der gleichen Fresnelzahl haben die gleichen Verluste.

PIC

Anschauliche Erklärung, dass ein ebener Spiegelresonator mit einer Folge von Blenden äquivalent ist.

Um die Beugungsverluste eines Resonators zu berechnen, kann man den Resonator durch eine Folge von Linsen und Blenden ersetzen (siehe Abb. 7.2.2). Dabei entsprechen ebene Spiegel einer Apertur. Gekrümmte Spiegel müssen entsprechend durch Sammel- oder Zerstreuungslinsen ersetzt werden. Aus der Abbildung 7.2.2 ist sofort ersichtlich, dass ebene Wellen keine Lösung des Resonatorproblems sein können.

7.2.2.1. Resonatormoden

PIC

Die Feldamplitude P(x,y) kann aus den Amplituden in der Ebene P(x,y) bestimmt werden.

Um die Beugungserscheinungen an einer Folge von Aperturen handhaben zu können, wird die Kirchhoff-Fresnel’sche Beugungstheorie auf die Geometrie in Abb. 7.2.2. Die Feldverteilung bei der Ap-ten Apertur wird aus der Feldverteilung in der Ap-1-ten Apertur mit Hilfe der Gleichungen der Fourieroptik berechnet.

Die Amplitude am Punkt P(x,y) in der Apertur Ap ist durch

                ∫  ∫
A  (x,y) = - -j-      Ap - 1(x ′,y′)1e- jkρ(1 + cosϑ )dx′dy ′
  p          2λ  x′ y′             ρ
(7.27)

gegeben (Siehe Abb. 7.2.2.1). Die stationäre Feldverteilung muss die beiden folgenden Eigenschaften haben:

Für die Amplitude gilt also

                                 jϕ √ -------
Ap (x,y) = CAp - 1(x, y)mit C =  e    1 - γB
(7.28)

wobei wie oben diskutiert, der Faktor |C |2 = 1 - γ B den ortsunabhängigen Intensitätsverlust durch Beugung beschreibt. Die Modenverteilung ist die Lösung der Gleichung, die entsteht, wenn man (7.28) in (7.27) einsetzt. Diese Gleichungen sind im allgemeinen nicht analytisch lösbar.

Nur für den symmetrischen konfokalen Resonator kann eine Näherungslösung[Dem93] angegeben werden. Dazu muss der Ursprung des Koordinatensystems in das Zentrum des Resonators gelegt werden. Dann ist für eine beliebige Ebene die Intensitätsverteilung

                        *        *   - (x*2+y*2)∕4  -jϕ(x,y,z)
Am,n (x,y,z) = C ·Hm  (x )·Hn  (y )·e           ·e
(7.29)

Hm und Hn sind die Hermitschen Polynome m-ter und n-ter Ordnung. C ist ein Normierungsfaktor und x* = √ --
  2x
w- und y* = √ --
  2y
w- sind normierte Koordinaten. Die Normierungsgrösse w ist ein Mass der radialen Amplitudenverteilung und durch

            [           ]
  2      λd      ( 2z)2
w  (z) = --- 1 +   ---
         2π        d
(7.30)

gegeben. d ist hier die Länge des Resonators. Unter Verwendung der Abkürzung ξ = 2z∕d bekommt man für die Phase der elektromagnetischen Wellen in einem konfokalen Resonator mit den Krümmungsradien b der Spiegel gleich dem Abstand der Spiegel d

               [                        ]              (                  )
            2π- b-(     2)   (x2-+-y2)ξ-                 π-         1---ξ-
ϕ(x,y, z) = λ   2  1 + ξ   +  d(1 + ξ2)  - (1 + m  + n)  2 -  arctan 1 + ξ
(7.31)

PIC

Oben die eindimensionale Modenverteilung unten links die Modenverteilung in kartesischen Koordinaten und unten rechts in Zylinderkoordinaten.

Abbildung 7.2.2.1 zeigt einige Modenverteilungen. Sie werden TEM-Moden genannt, da sie in guter Näherung transversal-elektromagnetische Wellen darstellen. Die Zahlen m und n geben die Anzahl Knoten der Feldverteilung an.

PIC

Radiale Amplitudenverteilung in konfokalen Resonatoren

Ist n = m = 0 so hat man die Grundmode. Ihre Intensitätsverteilung ist

                2  2   2
I00(x, y) = I0e-(x +y )∕w
(7.32)

Sie haben deshalb eine Gauss’sche Intensitätsverteilung. Die Grösse w gibt an, bei welchem Radius die Intensität auf den Faktor 1∕e2 bezogen auf das Strahlzentrum abgefallen ist. Der minimale Strahldurchmesser

      ∘ -------
w0 =    λd∕2π
(7.33)

heisst auch Strahltaille. Eine exemplarische Amplitudenverteilung ist in der Abbildung 7.2.2.1 gezeigt. Rsonatoren, deren Spiegel sich in die Wellenfronten eines symmetrischen konfokalen Resonators einpassen lassen, können ebenfalls mit der hier gezeigten Theorie beschrieben werden.

PIC

Beispiele für Laserresonatoren

Die Abbildung 7.2.2.1 zeigt Beispiele von Laserresonatoren.

PIC

Beugungsverluste von TEMn,m-Moden

Die Beugungsverluste von offenen Resonatoren hängen von der betrachteten Lasermode ab. Abbildung 7.2.2.1 zeigt einen Graphen der Beugungsverluste. Als Ordinate ist die Fresnel-Zahl angegeben. Durch eine Verringerung der Fresnel-Zahl können die Verluste der höheren Modenordnungen so vergrössert werden, dass sie nicht mehr anschwingen können.

PIC

Stabilitätsdiagramm für optische Resonatoren

Die Stabilität eines Resonators folgt aus der Forderung, dass die Strahlparameter eines zu den Spiegeln passenden Gaussstrahls nach einem Umlauf auf sich selber abgebildet werden soll. Aus der Mathematik der Gaussstrahlen erhält man mit

gi = 1 - d-=  1 - L-
         bi       bi
(7.34)

den Durchmesser des Strahls auf den Spiegeln M1 und M2. L = d ist der Abstand der beiden Spiegel. Der Strahldurchmesser ist jeweils

            (     g      )1 ∕2
πw21 =   λd   -----2------                       (7.35 )
              g1(1 - g1g2)
            (            )1 ∕2
πw22 =   λd   ----g1------                       (7.36 )
              g2(1 - g1g2)

Also divergieren die Strahldurchmesser für g1g2 = 1 sowie für g1 = 0 und g2 = 0. Die Stabilitätsbedingung folgt aus (7.35) und (7.36) und ist

0 < g1g2 < 1
(7.37)

Das resultierende Stabilitätsdiagramm ist in der Abbildung 7.2.2.1 gezeigt. Eine Liste der Bezeichnungen zeigt Tabelle 7.2.2.1.

PIC

Beispiele von instabilen Resonatoren




Typ Spiegelradien Stabilitätsparameter



konfokal b1 + b2 = 2L g1 + g2 = 2g1·g2
konzentrisch b1 + b2 = L g1·g2 = 1
symmetrisch b1 = b2 g1 = g2 = g
symmetrisch konfokal b1 = b2 = L g1 = g2 = 0
symmetrisch konzentrisch b1 = b2 = 1
2L g1 = g2 = -1
semikonfokal b1 = , b2 = 2L g1 = 1, g2 = 12
eben b1 = b2 = g1 = g2 = +1



Klassifizierung von Resonatoren nach Demtröder[Dem93]. Die bi sind die Krümmungsradien der Spiegel, deren abstand b ist.

Instabile Resonatoren, wie sie in der Abbildung 7.2.2.1 gezeigt sind, werden bevorzugt bei Verstärkermedien mit sehr hoher Verstärkung verwendet. Ebenso werden sie oft bei Kurzpuls-Lasern eingesetzt. Dadurch dass der Strahl divergiert, ist die Intensitätsverteilung des Laserlichts gleichmässiger über alle Moden verteilt.

PIC

Frequenzspektrum eines konfokalen Resonators (links) und eines nicht-konfokalen Resonators (rechts). Für den rechten Fall ist der Resonator nur wenig (b = (1 + ε)·d mit |ε1) vom konfokalen Resonator (b = d) unterschieden.

Die Frequenzen der in einem Resonator möglichen Moden hängen, wie in Abbildung 7.2.2.1 gezeigt, vom Resonatortyp an. Beim konfokalen Resonator sind die Eigenfrequenzen durch

            [                 ]
    -c   -c-     1-
ν = λ  = 2d  q + 2(m  + n + 1)
(7.38)

gegeben. q ist der Index der longitudinalen Modenverteilung, m und n die Indices der transversalen Modenverteilung. Der Spiegelabstand

       λ-               1-
d = p·  2 wobei p = q + 2 (m  + n + 1)
(7.39)

Das heisst, dass höhere transversale Moden mit q1 = q und q2 = m + n die gleich Frequenz haben wie eine transversale Grundmode (m + n = 0) mit dem longitudinalen Modenindex q = q1 + q2. Das Frequenzspektrum eines konfokalen Resonators ist also entartet. Der Modenabstand für die longitudinalen Moden ist

δν = -c-
     2d
(7.40)

während transversale Moden mit q1 = m + n und q2 = q1 + 1 um

δν        =  c--
   konfokal   4d
(7.41)

voneinander entfernt sind.

Bei nichtkonfokalen Resonatoren, bei denen der Krümmungsradius der Spiegel b nicht gleich dem Spiegelabstand d ist, ist das Frequenzspektrum nicht mehr entartet

        [                 (                   )]
     -c-     1-                 4-       d --b
ν =  2d  q + 2(1 + m  + n)  1 + π arctan d + b
(7.42)

Die transversalen Moden liegen in einem Bereich um die transversale Grundmode mit dem gleichen longitudinalen Modenindex. Dies ist in der rechten Seite von Abbildung 7.2.2.1 gezeigt.

Bei einer endlichen Güte des Laserresonators verringert sich die Intensität des Lichtes mit jedem Umlauf um einen kleinen Wert. Nach der Zeit τ = -Q-
2πν ist sie auf den Wert 1∕e gesunken. Die daraus resultierende Frequenzunschärfe ist

Δ ν = --1- = -ν
      2π ν   Q
(7.43)

oder, umgeschrieben,

Δν--  1-
ν   = Q
(7.44)

PIC PIC

Fabry-Perot-Resonanzen: oben ist ein Überblick gezeigt, unten die Vergrösserung um 1. Die Kurven sind auf einen frequenzabstand von 1 normiert.

Wenn die Verluste im Laserresonantor vorwiegend durch die Auskopplung von Licht an den Spiegeln stammen, können die Gleichungen für Fabry-Perot-Inerferometer verwendet werden. Dort ist die transmittierte Intensität durch

                  T 2
IT =  I0-------2-----------2-δ--
        (1 - R) · (1 + F sin  2)
(7.45)

gegeben (siehe auch Abb. 7.2.2.1), wobei die Finesse F = -4R---
(1-R)2 ist. Die Reflektivität R der Spiegel, die Absorption A in den Spiegeln und ihre Transmission hängen über T = 1 - A - R zusammen. Die Intensität im Resonator ist Iint = 1I-TR-. Resonanzen treten bei δ = 2auf. Die Halbwertsbreite ist dann

       c-1---R-   -δν
Δ ν =  2dπ √R-- = F *
(7.46)

PIC

Normierte Linienbreite als Funktion von T = 1 - R. Der Modenabstand im Fabry-Perot-Resonator ist 1.

Hier ist F* =   √--
π--R
 1- R die Reflexionsfinesse. Haben die beiden Spiegel unterschiedliche Reflektivitäten R1 und R2, so wird für R = √-------
 R1 ·R2 gesetzt. Die in diesem Abschnitt berechneten Linienbreiten sind die Linienbreiten eines passiven Resonators. Durch das aktive Medium werden die Resonatoren entdämpft: die Linienbreiten werden geringer.

PIC

Verstärkungsprofil (rot) eines Laserüberganges und die Resonatormoden (blau). Das kombinierte verstärkungsprofil nach Gleichung (7.47) ist grün eingezeichnet.

Mit einem aktiven Medium im Resonator werden diejenigen Moden verstärkt, für die die Nettoverstärkung pro pro Umlauf G(ν) = I∕I0 = exp[-2α(ν)L - γ] nach Gleichung (7.5) maximal ist. Nach Demtröder[Dem93] ist die transmittierte Intensität

        ------(1 --R)2G-(ν)-------
IT =  I0          2           2 δ
        [1 - G (ν)] + 4G (ν) sin  2
(7.47)

In Abbildung 7.2.2.1 ist das damit berechnete Verstärkungsprofil eingezeichnet. Wenn die Verstärkung gegen 1 geht (hier mit einer Gauss-Funktion2, die ihr Maximum bei 53 und eine Breite von 14.34 hat) geht die Gesamtverstärkung IT ∕I0 →∞. Dieses maximum wird bei δ = q·2π erreicht. Dabei muss anstelle der Resonatorlänge d die effektive Resonatorlänge

 *
d =  (d - L) + n(ν)L =  d + (n - 1 )·L
(7.48)

verwendet werden. L ist die Länge des Lasermediums und n(ν) der (frequenzabhängige) Brechungsindex. Die Frequenzbreite des aktiven Resonators wird

          1 - G (ν)   δν
Δ ν =  δν---∘------=  ---
         2π   G (ν)   F *α
(7.49)

Die Finesse Fα* des aktiven Resonators wird unendlich, wenn die Verstärkung G(ν) 1 wird.

PIC

Modenprofil des aktiven Resonators in Abhängigkeit der Verstärkung.

Die Abbildung 7.2.2.1 zeigt, wie das Modenprofil sich in Funktion der Verstärkung ändert. Während bei niedrigen Verstärkungen die Transmission für viele Moden etwa gleich ist, beginnt eine einzelne Mode zu dominieren, wenn die Verstärkung G(ν) gegen 1 geht.

PIC

Verstärkungsprofil des aktiven Mediums

Im Gegensatz zu den der Abbildung 7.2.2.1 zugrundeliegenden annahmen ist das Verstärkungsprofil des Lasermediums meistens sehr viel breiter als der longitudinale Modenabstand. Deshalb ist die Anzahl schwingungsfähiger Moden meistens wie in der Abbildung 7.2.2.1 gezeigt, grösser als 1. Ausnahmen sind Laserdioden wegen ihrem sehr kurzen Resonator und gewisse sehr hochgezüchtete Laseranordnungen.

7.2.3  Gaslaser

PIC

Aufbau von Gaslasern.

Bei Gaslasern wie in Abbildung 7.2.3 werden die Atome durch Stösse mit Elektronen in das obere Laserniveau gepumpt. Bei Stössen gilt die Regel, dass das obere Niveau weniger besetzt sein muss als das untere nicht. Die Elektronen werden durch eine Plasmaentladung getrieben durch die strombegrenzte Plasmaspannung UP getrieben. Diese Spannung beträgt einige Kilovolt. Die Röhre mit dem Gas wird durch Brewsterfenster abgeschlossen. Die Spiegel des Resonators sind in der Regel ausserhalb der Gasentladungsröhre.

Gaslaser haben eine ziemlich geringe Verstärkung pro Länge. Deshalb ist es notwendig, die Verluste zu minimieren. Brewsterfenster ermöglichen bei einer Polarisation eine Transmission ohne Verluste. Sie sind in der Regel auf Fortsätzen montiert, das das Plasma chemisch aggressiv ist und und mit der Zeit insbesondere die empfindlichen optischen Oberflächen angreift.

Die Modenstruktur des Laserlichtes kann mit Modenblenden kontrolliert werden. Da die TEM0,0-Mode die kleinste Ausdehnung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung aufweist, ist sie bei immer kleiner werdendem Durchmesser der Modenblende die letzte überlebende Mode, kann also problemlos selektiert werden.

PIC

Termschema des He-Ne-Lasers (nach [JBH61] und [Yar75]).

Der erste Typ Gaslaser war der Helium-Neon-Laser. Sein Termschema ist in Abbildung 7.2.3 gezeigt. Dieser Laser benutzt ein Gasgemisch, da Elektronenstösse in Neon wegen dem tief liegenden 1s-Niveau die Laserniveaus 2S und 3S nicht anregen können. Helium mit seiner kleinen Kernladung hat viel grössere energetische Niveauunterschiede. Die metastabilen 21S- und 23S-Zustände des Heliums sind in Resonanz mit den 3S- und 2S-Zuständen des Neons. Die Energie wird über resonante Stösse zweiter Art vom Helium auf das Neon übertragen. Wie Abbildung 7.2.3 zeigt, bilden die Niveaus des Neons ein 3-Niveau-Laserschema. Die stärkste Laserlinie des He-Ne-Lasers ist die Linie bei 1152.3 nm. Heute wird vor allem die Linie bei 632.8 nm verwendet. Die Laserlinien werden durch die schmalbandige Reflexionsbeschichtung der Spiegel oder über Prismen selektiert.

Das 1S-Niveau des Neons ist metastabil und langlebig. Hier würden sich alle Elektronen aus dem 2p-Niveau ansammeln. Nur Stösse mit der Wand sind effizient genug, um dieses Niveau zu entleeren. Man erwartet und findet, dass He-Ne-Laser mit kleineren Durchmessern des Entladungsrohres eine höhere Verstärkung haben, weil das 1S-Niveau stärker entleert ist. Tabelle 7.2.3 fasst einige Kenngrössen zusammen.




λ∕(nm) A∕(dBm-1) P out(mW)



632.8 0.3 5 - 10
1152.3 0.4 10 -100
3391.3 25 10 - 100



Verstärkungen und Ausgangsleistungen der Laserlinien der HeNe-Laser (nach [Sig82]).

PIC

Termschema des Argon-Ionen-Lasers (nach [Bri64]).

Abbildung 7.2.3 zeigt das Termschema des Ar+-Ionen-Lasers. Dieser Laser kann auf vielen Wellenlängen vom Ultravioletten bis ins infrarote emittieren. Die wichtigsten Wellenlängen sind λ = 514.5 nm und λ = 488.0 nm. Weiter erreicht man mit diesem Laser Lichtleistungen von mehr als 100 W. Die Laserübergänge befinden sich zwischen hochangeregen Niveaus des positiv geladenen Ions. Der Laser benötigt extrem hohe Stromstärken und Pumpleistungen (für 10 W Licht etwa 50 kW elektrische Leistung. Der Argon-Ionenlaser funktioniert mit einer reinen Argonfüllung. Elektronen mit einer Energie von 4 eV bis 5 eV regen in Stufen die oberen Laserniveaus an, die bei etwa 20 eV liegen. Da der Laser auf verschiedenen Linien emittieren kann, wird im Resonator ein dispersives Element benötigt, zum Beispiel ein Prisma, mit dem man eine Wellenlänge auswählen kann. Tabelle 7.2.3 gibt eine Übersicht über einige der vorkommenden Wellenlängen.




λ∕(nm) A∕(dBm-1) P out(W)



351.1 - 1
363.8 - 1
476.5 - 0.5 - 2
488.0 0.1 2 -50
496.5 - 0.5 - 2
514.5 0.1 2 -50



Verstärkungen und Ausgangsleistungen der Laserlinien des Argon-Ionen-Laser (nach [Sig82]).

7.2.4  Festkörperlaser

PIC

Schematischer Aufbau eines Festkörperlasers. Die Pumplichtquelle kann eine Blitzlichtlampe, eine Laserdiode oder ein anderer Laser sein.

Abbildung 7.2.4 zeigt den prinzipiellen Aufbau von Festkörperlasern. Diese Laser werden durch Licht gepumpt. Ursprünglich waren dies Blitzlampen, heute häufig Laserdioden (siehe Abschnitt 7.2.5). Um das Pumplicht möglichst effizient in das Lasermedium zu bringen sind die Blitzlampen in Spiegel so angeordnet, dass sie zum Beispiel in einem Fokus sind und das Lasermedium im anderen Fokus eines elliptischen Spiegels. Laserdioden werden üblicherweise auf der Seite des Lasermediums angeordnet. Alternativ kann ein Pumplaserstrahl kollinear oder fast kollinear zum Ausgangslaserstrahl angeordnet sein. Im Buch von Yariv [Yar75] findet sich eine sehr gute Übersicht über Laser.

PIC

Termschema des Rubinlasers (nach [Mai60] und [Sig82]).

Der erste Laser war der Rubinlaser [Mai60]. Abbildung 7.2.4 zeigt das Termschema des Lasers. Rubin ist Aluminiumoxid, wie auch Saphir und viele andere Edelsteine. Es sind nur die Verunreinigungen, die einen Saphir von einem Rubin unterscheiden. Beim Rubin sind dies eingebaute +-Ionen mit einem Gewichtsanteil von 0.05%. Ihr Termschema ist in Abbildung 7.2.4 gezeigt. Durch Pumplicht werden die breitbandigen Pumpniveas bevölkert. Strahlungslose Übergänge bevölkern das obere Laserniveau. Der Laser emittiert bei λ = 694.3 nm.

PIC

Termschema von Nd:YAG-Lasern (siehe [Sig82] und [KS08])

Ein heute enorm wichtiger Festkörperlaser ist der Nd:YAG-Laser. Im WirtskristallY A O1 (Yttriumaluminiumgranat) sind etwa 1% der Y+-Ionen durch +-Ionen ersetzt. Die gute Wärmeleitfähigkeit und die sehr gute optische Qualität ermöglichen hohe Laserleistungen. Das Energieschema des Nd:YAG-Lasers ist in Abbildung 7.2.4 gezeigt. Es ist ein Vierniveau-System, das besonders effiziente Laser ermöglicht. Das untere Laserniveau ist bei Raumtemperatur praktisch leer und wird auch sehr schnell entleert, so dass leicht grosse Inversionen erreicht werden können. Die stärkste Laserlinie ist die bei λ = 1064.1 nm, Diese Linie wird oft Intra-Cavity frequenzverdoppelt und ergibt dann dei Wellenlänge von λ = 532 nm (grüner Laserpointer!).

7.2.5  Diodenlaser

pn–Dioden aus Halbleitern mit direkter Bandlücke emittieren Strahlung, wenn sie in Durchlassrichtung betrieben werden: LED (Light emitting diode). Die Ursache ist die sog. strahlende direkte Rekombination über die Bandlücke hinweg. GaAs selbst emittiert im Infratoren, im Sichtbaren werden GaAs1-xPx–Materialien und GaP:N–Materialien eingesetzt. Neuerdings spielt GaN eine bedeutende Rolle. Das Emissionsspektrum ist i. allg. sehr breit und temperaturabhängig. Die Richtcharakteristik ist ausgesprochen breit und wird in der Praxis z. B. durch Kunststofflinsen in Vorwärtsrichtung verbessert. Die Schaltzeiten können 1 μs deutlich unterschreiten.

Die strahlende Rekombination kann auch über einen Zwischenzustand (Lumineszenz–Zentrum) erfolgen. Bekanntes Beispiel sind die blauen SiC–LEDs (Siemens). Die neuen blauen LEDs bestehen aus AlGaN/InGaN–Doppelheterostrukturen. Werden sie mit YAG (Yttrium Aluminium Garnet) und Phosphoren direkt beschichtet, entsteht eine weisse LED. Ein weiterer Trend geht zu grossflächigen LEDs, einzelne Emitterflächen reichen an 1mm2.

Das LED–Prinzip lässt sich zum Halbleiter–Laser weiterentwickeln. Dazu sind zwei Dinge notwendig. Erstens muss die induzierte Emission die bei der LED ausschliesslich vorhandene spontane Emission deulich übertreffen. Hierzu ist in der sog. aktiven Zone eine ausreichende Besetzungsinversion notwendig. In einer beidseitig sehr hoch dotierten (> 1019cm-3) entarteten pn–Diode, die in Durchlassrichtung betrieben wird, ist die Ladungsträgerinjektion tatsächlich ausreichend gross, um gepulsten Laserbetrieb zu erhalten. Vorausgesetzt, die zweite Bedingung ist erfüllt: die gesamten Verluste der Strahlungsmode müssen kleiner sein als ihr Gewinn. Erreicht wird dies durch einen länglichen (ca. 1 mm) Resonator. Man erhält ihn durch Brechen entlang einer niederinduzierten Kristallebene ((110) in GaAs), die Seitenflächen werden aufgeraut. Dieser sog. Kantenstrahler emittiert an beiden Enden.


PIC

Abbildung 7.1.: P+N+–Laserdiode a) ohne Spannung und b) mit angelegter Spannung und dadurch hervorgerufener Besetzungsinversion.(nach [Rou99])



PIC

Abbildung 7.2.: Prinzip des Laserresonators nach [Hin96]. Eine ausführliche Darstellung findet sich im Abschnitt 7.2.2.1


Die aktive Zone ist mehrere μm hoch und seitlich noch unbegrenzt; auch die Strompfade sind noch undefiniert. Deshalb ist die sog. Schwellstromdichte noch sehr hoch, die Verlustwärme zerstört die Laserdiode rasch.

Viel besser wäre es, wenn der optische Resonator durch einen Wellenleiter seitlich auf seine Grundmode eingeschränkt würde; das Halbleiter–Material der aktiven Zone müsste also einen deutlich höheren Brechungsindex haben als das sie umgebende Material: ‘optisches Confinement’. Auch der Diodenstrom müsste nur durch die aktive Zone und auf den Zuleitungswegen möglichst niederohmiges Material durchfliessen müssen: ‘Elektrisches Confinement’. Die mässige spektrale Bandbreite, bedingt durch die energetische Breite der besetzten Zustände (hν > EGap !) und die gebrochenen planen Endflächen sollten durch einen wellenlängenselektiven hochreflektierenden Spiegel (z. B. DFB Distributed feedback) ersetzt werden.

Technologisch haben die Halbleiter diesen weiten Weg über viele Jahre mit schrittweisen Verbesserungen zurückgelegt. Hier können nur wenige genannt werden: der Heterojunction Laser, der Doppel–Heterojunction Laser mit dem optischen Confinement in der Senkrechten und einer senkrechten Ausdehnung der aktiven Zone von ca. 200 nm durch ein elektrisches Confinement mit Hilfe der Banddiskontinuitäten.


PIC

Abbildung 7.3.: Quantum Well Lasers (nach [Yar75]).


Abbildung 7.3 zeigt eine weitere verbesserte Variante dieses Typs. Der Wellenleiter ist zusätzlich seitlich begrenzt; der Zuleitungskontakt ist durch eine Oxidmaske streifenförmig definiert. Mit solchen Lasern sind ca. 10 mW im Dauerbetrieb bei Raumtemperatur möglich.

7.2.6  Erzeugung kurzer Pulse

PIC

Zeitliche Beziehung zwischen Pumppuls, Laserpuls und Besetzungsinversion. Links die Kurvenformen, wenn die Lebensdauer des unteren Laserniveaus genügend klein sind, andernfalls (rechts) wird die Pulsdauer und -energie limitiert.

Kurze Lichtpulse könnten erzeugt werden, indem die Betriebsspannung der Lichtquelle kurzzeitig eingeschaltet wird. Die kürzesten erreichbaren Zeiten hängen von den Schaltkapazitäten und den möglichen Schaltströmen ab. Es ist schwierig, Spannungen oder Ströme kürzer als in etwa 100 ps einzuschalten.

Deshalb werden kurze Lichtpulse ausschliesslich auf optischem Wege erzeugt. Man nutzt aus, dass das Einschalten eines Lasers mit grossen Relaxationsschwingungen verbunden ist. Diese Schwingungen entstehen, weil die für eine Lasertätigkeit notwendige Inversion im Dauerbetrieb wesentlich geringer ist als im Einschaltmoment. Die die Relaxationsschwingungen beschreibenden Differentialgleichungen sind nichtlinear: der Laser ist in vielen Betriebszuständen ein chaotisches System.

PIC

Auch bei Kurzpulslasern treten Relaxationsschwingungen (Spikes) auf.

Die Abbildung 7.2.6 zeigt den Zusammenhang der Laserleistung, der Inversion und der Pumpleistung. Wenn die Pumpe eingeschaltet wird, baut sich die Inversion parallel zum Anstieg der Pumpleistung auf. Wenn die Schwelle überschritten wird, wird die Besetzungszahl auf einem Wert, der nur unwesentlich über der Schwellinversion liegt, begrenzt. Die Laserleistung steigt rapide an und die Besetzungsinversion wird, wenn die Pumpleistung wieder abnimmt, wieder abgebaut. Der resultierende Laserpuls ist kürzer als der Pumppuls. Auf der rechten Seite der Abbildung 7.2.6 wird gezeigt, was passiert, wenn das untere Laserniveau nicht schnell genug entleert wird. Dann nimmt die Möglichkeit zu spontaner und induzierter Emission sehr viel schneller beschränkt. Die Besetzungszahlinversion baut sich ab, auch wenn die Pumpleistung hoch bleibt. Im Verhältnis zum Pumppuls ist der Laserpuls kürzer. Ein nächster Pumppuls kann jedoch erst dann folgen, wenn die Besetzung des unteren Laserniveaus wieder in die Nähe des Ursprungswertes abgebaut ist.

Wenn die induzierte Emission sehr stark verstärkt wird, wie zum Beispiel in Blitzlampen gepumpten Rubinlasern aber auch in Laserdioden, dann treten Relaxationsschwingungen auf. Während der Dauer des Pumppulses treten einige bis viele sogenannte Spikes, also Relaxationsschwingungen auf. Die Einhüllende der Amplitude dieser Spikes folgt der Amplitude des Pumppulses.

PIC

Güteschaltung bei einem Kurzpulslaser. Die Dauer des Laserpulses und des Pumppulses sind so entkoppelt.

Ein Nachteil dieser Relaxationsschwingungen ist, dass der Zeitpunkt der einzelnen Pulse nicht gut bestimmt ist. Indem man die Verluste im Resonator gross macht, verhindert man das Anschwingen der Laserschwingung. In der Abbildung 7.2.6 ist gezeigt, dass, wenn man die Verluste in kurzer Zeit < 1ns erniedrigt, zu einem genau definierten Zeitpunkt ein einzelner Laserpuls entsteht.

PIC

Links die prinzipielle Schaltung einer Pockelszelle, rechts eine Implementation in einem gepulsten Nd-Yag-Laser.

Das Schalten der Verluste kann entweder über akusto-optische Schalter, elektrooptische Schalter oder durch sättigbare Absorber geschehen. Eine Implementation eines elektrooptischen Schalters ist die Pockelszelle. Die Transmission der Pockelszelle in Abb. 7.2.6 ist durch die Funktion

       (       2  )
T = T0  1 - cos Θ
(7.50)

gegeben. Dabei ist Θ der Winkel der Drehung der Polarisationsebene. Dieser ist proportional zur an der Pockelszelle angelegten Spannung. Abb. 7.2.6 zeigt den Kurvenverlauf der Resonatorverluste, der Transmission durch die Pockelszelle in Relation zur angelegten Spannung.

PIC PIC

Links sind für einen gaussförmigen Spannungspuls der Spannungsverlauf, die Transmission und die Verluste angegeben. Rechts das gleiche für einen exponentiell ansteigenden und abfallenden Puls.

7.2.6.1. Akusto-optischer Modulator und Pulslaser mit Cavity Dumping

PIC

Schematische Darstellung der Bragg-Reflexion von Licht an Schallwellen.

Im akusto-optischen Modulator wird eine Schallwelle unter schiefem Winkel zur Ausbreitungsrichtung des Lichtstrahles in einen Kristall eingestrahlt (sieh Abb. 7.2.6.1). Durch die laufende Schallwelle wird ein sich mit Schallgeschwindigkeit bewegendes moduliertes Dichteprofil erzeugt. Dieses bewirkt eine Modulation des Brechungsindexes und somit eine Bragg-Streuung am optischen Gitter.

Wir nehmen nun an, dass in diesem Kristall mit dem Brechungsindex n eine Schallwelle mit der Frequenz Ω, der Schallgeschwindigkeit cS und der Wellenlänge ΛS = cSΩ vorhanden ist. Wenn die Bragg-Bedingung

2Λ  sin Θ =  λ-
  S         n
(7.51)

erfüllt ist, dann wird der Bruchteil η der eingestrahlten Intensität in die erste Beugungsordnung abgelenkt. Hier ist λ die Wellenlänge des Lichtes. Die Beugungseffizient η hängt von der Tiefe der Brechzahlmodulation Δn und somit von der Amplitude der Schallwelle ab. Dadurch dass das Licht durch eine laufende Schallwelle abgelenkt wird, wird seine Wellenlänge und Frequenz moduliert. Der unabgebeugte Lichtstrahl hat die Frequenz ω = λ∕c, während der abgebeugte Lichtstrahl um

        nc                 Ω
Δ ω =  2--S-ωsin Θ = 2n ΛS ---ω sin Θ =  Ω
         c                 ωλ
(7.52)

in der Frequenz Doppler-verschoben wird. Die Wenn die Amplitude des eingestrahlten Lichtes E0 ist, sind die Amplituden des transmittierten und abgebeugten Anteiles



transmittiert √1----η-E 0 cos ωt
abgebeugt √ η-E 0 cos (ω + Ω ) t


PIC

Schematischer Aufbau der Auskopplung aus einem gütegeschalteten Laser (cavity dumping).

Abb. 7.2.6.1 zeigt den Aufbau eines gepulsten Lasers, bei dem der akusto-optische Modulator die Auskopplung aus der Laser-Cavity steuert. Das vom Spiegel M2 herkommende Licht passiert den akusto-optischen Modulator und wird mit der Effizienz η abgelenkt. Auf dem Rückweg muss das ausgekoppelte Licht unabgelenkt durch den Modulator gehen (Effizienz 1 - η). Der Strahl, der unabgelenkt vom Spiegel M2 her kommend durch den akusto-optischen Modulator gegangen wird, wird auf dem Rückweg mit der Effizienz η abgelenkt. Im ersten Fall wird die Schallfrequenz von der Lichtfrequenz abgezählt, im zweiten Fall dazugezählt.

PIC

Dargestellt ist der Verlauf des Ultraschallpulses und des Laserpulses für vier Modulationstiefen η im akusto-optischen Modulator.

In der Auskoppelrichtung überlagern sich die Amplituden

          √ --√ ------                √ --√------
Etot  =     η   1 - ηE0 cos(ω -  Ω)t +   η  1 - ηE0  cos(ω +  Ω)t
          √ --√ ------
      =     η   1 - ηE0 [cos(ω - Ω )t + cos(ω + Ω )t]              (7.53 )

Der ausgekoppelte Puls hat dann die Leistung

Pa(t)  =   |⟨St⟩|

       =   |⟨Etot × Htot⟩|
       =   -1--E2  = 2cεηt (1 - η(t)) E2  cos2Ωt           (7.54 )
           2Z0  tot                   tot

Hier ist St der Poynting-Vektor und Z0 = ∘ ------
  μ0∕ε0 der Wellenwiderstand des Vakuums. Während der zeit des Ultraschallimpulsdes wird η(t)(1 - η(t)) der in der Laserkavität eingeschlossenen optischen Leistung ausgekoppelt. Abb. 7.2.6.1 zeigt die Ultraschallamplitude und für vier verschiedene Beugungseffizienzen η den zeitlichen Verlauf des ausgekoppelten Pulses. Interessant ist, dass für η = 0.5 ein Maximum erreicht wird. Bei der in Abb. 7.2.6.1 gezeigten Kurve für η = 0.9 resultieren deshalb zwei Intensitätsmaxima.

Mit dem Verfahren des Cavity-Dumping erreicht man bei Ionenlasern oder bei Farbstofflasern Pulslängen von 10 - 100ns mit Pulsfolgefrequenzen zwischen null und 4 MHz.

7.2.6.2. Modenkopplung

PIC

Mit einem akusto-optischen Modulator im Ultraschallbereich kann eine aktive Modenkopplung erreicht werden. Die Lasermoden in einem

Wenn, wie in Abbildung 7.2.6.2 gezeigt, ein akusto-optischer Modulator in den Laserresonator eingefügt wird, dann entstehen im Frequenzspektrum Nebenfrequenzen. Ist die Modulationsfrequenz f, dann existieren neben der Grundfrequenz des Lasers ν auch die Frequenzen ν ± f. Wenn die Modulationsfrequenz gleich dem Modenabstand im Resonator ist, das heisst wenn f = c∕2d ist, dann können die Seitenbänder auch an der Laseroszillation teilnehmen. Diese Seitenbänder werden auch moduliert, so dass alle vom Verstärkungsprofil des Lasermediums her möglichen Moden anschwingen.

PIC

Dargestellt einerseits die Überlagerung von 51 Moden mit zufälliger Phase und gleicher Amplitude sowie die Überlagerung von 51 modengelockter Moden. Die resultierende Pulsüberhöhung ist augenfällig.

Durch die Modulation schwingen die Lasermoden nicht unabhängig, da ihre Phasen durch den Modulator gekoppelt sind. Abb. 7.2.6.2 zeigt, die resultierende Ausgangsamplitude für viele Lasermoden mit zufälligen Phasen sowie für gekoppelte Phasen. Die Intensität bei gekoppelten Phasen wird periodisch sehr gross. Andererseits zeigt das Ausgangssignal bei zufälligen Phasen das auch von Laserdioden her bekannten vergrösserte Rauschen.

Der akusto-optische Modulator moduliert die Transmission des Laserresonators mit

                               [          (    )]
                                         2  Ωt-
T = T0 [1 - δ(1 - cosΩt )] = T0  1 - 2δsin    2
(7.55)

Unter der Annahme, dass alle Lasermoden die gleiche Amplitude Ak,0 = A0 haben wird bei einem kleinen Modulationsgrad δ 12 die instantane Amplitude der k-ten Mode zu

A  (t) = TA  cos ω t = T A  [1 - δ(1 - cosΩt )]cos ω t
  k         0     k     0  0                       k
(7.56)

Wenn nun die Modulationsfrequenz gleich der Umlaufzeit des Lichtes im resonator ist, also wenn Ω = 2πc∕(2d) so wird die k + 1-te Mode von der k-ten Mode her ( es gilt ωk+1 = ωk + Ω mit

        A  T δ
Ak+1 =  --0-0- cos(ωk+1t)
          2
(7.57)

Diese Modulation wird, sofern sie innerhalb der Verstärkungsbandbreite des Lasermediums liegt, verstärkt. Die k + 1-te Mode wird nun wieder moduliert, genauso wie alle nachfolgenden Moden. Das gleiche gilt auch für Moden mit abnehmenden Indizes. Durch die Modulation sind alle Phasen der verschiedenen Moden periodisch gleich. Dies tritt in der Gleichung (7.56) immer zu den Zeiten

t  = j2d-fürj =  0,1,2,...
 j     c
(7.58)

Ist die Bandbreite der verstärkbaren Moden (oberhalb der Laserschwelle) δν und Δν der Abstand der einzelnen Moden, dann ist die Anzahl der verstärkten Moden

      δν    2δνd
N  =  ----= -----
      Δν      c
(7.59)

Die Überlagerung von 2m + 1 = N Lasermoden mit gleicher Amplitude führt zur Gesamtamplitude

           j∑=m
A (t) = A0      cos (ω0 + jΩ) t
          j=- m
(7.60)

Die Laserintensität I(t) = A2(t) wird dann

            2
I(t) ≈ A2 sin-(N-Ωt-∕2)cos2 ω t
        0 sin2(Ωt ∕2)       0
(7.61)

Wie auch aus Abbildung 7.2.6.2 ersichtlich ist, bekommt man eine Pulsfolgezeit T und eine Pulsbreite Δt.

Abstand  der Pulse   T =    2d-=  -1--                      (7.62 )
                             c    Δ ν
                            -----1-----   -1--   -1-
        Pulsbreite  ΔT  =   (2m +  1)Ω =  N Ω =  δν         (7.63 )

Damit wird klar, dass die kürzest mögliche Pulsdauer von der Breite des Verstärkungsprofils abhängt. Lasermedien mit schmalen Linien wie zum Beispiel Gaslaser sind für Modenkopplung ungeeignet. Die Spitzenleistung eines modengekoppelten Lasers geht wie N2, das heisst auch wieder mit der spektralen Bandbreite des Lasers. Die Eignung von Lasermedien zur Erzeugung kurzer Pulse wird in Tabelle 7.2.6.2 zusammengefasst.





Lasermedium Wellenlänge Frequenzbreite δν Pulsbreite ΔT




HeNe 633 nm 1.5 GHz 500 ps
Argon-Ionenlaser 488 nm, 514 nm 5-7 GHz 150 ps
Nd-Glas-Laser 1064 nm 200 GHz 5 ps
Farbstoff- oderFarbzentrenlaser
600 nm 30 THz 30 fs




Demtröder [Dem93] gibt die oben zusammengefassten Möglichkeiten zur Erzeugung kurzer Pulse an.

PIC

Die Modenkopplung wird bei diesem Aufbau durch einen sättigbaren Absorber erreicht.

7.2.6.3. Passive Modenkopplung

Schneller als ein optischer Modulator schalten sättigbare Absorber. Wichtig ist, dass die Absorptionsniveaus des Absorbers eine möglichst kurze Abklingzeit haben. Abb. 7.2.6.2 zeigt den Aufbau eines Lasers mit einem sättigbaren Absorber. Dieser wird vor einem der Resonatorspiegel montiert, so dass nur an einem wohldefinierten Ort die Absorption sich ändern kann. Durch die Absorption im Medium werden die Verluste vergrössert. Die Verstärkung im Lasermedium muss so gross sein, dass das gesamte System die Schwellenverstärkung erreicht. Das Lasermedium emittiert vor dem Erreichen der Schwelle spontan und dann induziert verstärkt und in statistischen Abständen. Die Amplitude schwankt stark. Wenn einer dieser Pulse die Schwellenenergie erreicht, dann wird durch die Verstärkung die Absorption im sättigbaren Absorber leicht verringert. Dieser erste Puls löst also eine Photonenlawine aus, die einerseits die Verstärkung des Pulses erhöht und andererseits verhindert, dass die anderen Schwankungen weiter verstärkt werden. Da das Absorptionsmedium eine sehr kurze Lebensdauer hat, ist es schon kurz nach dem Puls wieder in seinem hoch absorbierenden Zustand. Dieser umlaufende Puls ist der einzige, der verstärkt wird.

PIC PIC

Links wird die Autokorrelation, rechts das Spektrum eines modengekoppelten Pulses gezeigt (nach Demtröder [Dem93]). Die Pulslänge ist 0.5 ps, die spektrale Breite 1nm.

Die Pulsform und damit, über die Fouriertransformation auch das Spektrum, hängen von den Verstärkungseigenschaften des Mediums und von den spektralen Absorptionseigenschaften des Absorbers. Abbildung 7.2.6.3 zeigt links ein Beispiel für die Pulsform und rechts das Spektrum dieses Pulses. Die in Abb. 7.2.6.3 gezeigte Pulsbreite von 0.5ps ist die kürzeste, mit passiver Modenkopplung erreichbare Pulslänge.

7.2.6.4. Synchron gepumpte Laser

PIC

Bei diesem Laser wird das Anregungslicht synchron zur Umlaufzeit im Resonator gepulst.

Bei synchron gepumpten Lasern wird die Pumpleistung in einem Takt mit ganzahligem Verhältnis zur Umlaufszeit der Pulse im Resonator gepumpt. Die Abbildung 7.2.6.4 zeigt auf der linken Seite einen möglichen Aufbau eines synchron gepumpten Lasersystems[Dem93]. Der Argon-Ionenlaser wird im Laserresonator mit einem akusto-optischen Modulator moduliert. Die Pumpleistung trifft mit der Umlaufsfrequenz der Pulse im Farbstofflaser auf das Lasermedium, einen Farbstoffstrahl. Von allen möglichen, durch spontane Emission entstandenen Photonen werden nur diejenigen verstärkt, die synchron mit der Pumpleistung im Resonator umlaufen.

Die rechte Seite von Abbildung 7.2.6.4 den Verlauf der Verstärkung (oben) und die Intensitäten von Pumppuls und Laserpuls. Die Verstärkung würde bei sehr grossen Verlusten der gestrichelten Kurve folgen. Durch die Emission des Laserpulses, und da das synchrone Pumpen ähnlich wie ein Absorber im Resonator des Farbstofflasers wirkt, wird die Besetzungszahlinversion stark abgebaut. nur ein einzelner, aber sehr kurzer Laserpuls entsteht.

Die Umlaufszeit der Pulse im Laserresonator ist T = 2d∕c bei einem Resonator mit der Länge d. Typischerweise kann man mit einem synchron gepumpten Lasersystem Pulslängen von 0.5ps erreichen. Wenn der Resonator eine Länge von 1m hat, ist die Pulsfolgefrequenz 150MHz. Ein Fehler von 1μm der Länge des Resonators führt zu einer Verbreiterung der Pulse auf 1ps.

Durch einen akusto-optischen Modulator im Resonator des Pulslasers können die Verluste für alle ausser jeden k-ten Puls so erhöht werden, dass sie nicht anschwingen. Durch dieses Verfahren, das auch Cavity Dumping genannt wird, kann die Pulsfolgefrequenz erniedrigt werden. damit ist es möglich, auch längere Relaxationen auszumessen.

7.2.6.5. fs-Laser

PIC

Schematischer Aufbau eines CPM-Lasersystems.

Sehr kurze Laserpulse erhält man mit sogenannten CPM-Lasersystemen. Eine mögliche Anordnung eines solchen Lasersystems ist in der Abbildung 7.2.6.5 gezeigt. Die Idee hinter dieser Anordnung ist die folgende:

Indem man die Dicke des Absorberstrahls sehr dünn (< 100μm) wählt, ist die Laufzeit durch das Medium kleiner als etwa 400fs. Da nur die Überlagerung beider Pulse den Absorber auf niedrige Absorption schalten kann, ist dies nur bei einer perfekten Überlagerung der beiden Pulse, also wenn die Zeitunsicherheit sehr viel kleiner als 400fs ist, möglich.

Um die kürzesten möglichen Pulse zu erhalten, ist es notwendig, die Dispersion der Spiegel und der sonstigen optischen Elemente zu kompensieren[Dem93]. Durch die CPM-Technik konnten Pulse mit einer Länge von unter 100fs erzeugt werden. Durch sättigbare Braggspiegel und eine Dispersionskompensation mindestens bis zur 3. Ordnung sind Pulse die kürzer als 10fs sind, möglich.

7.2.6.6. Pulskompression

PIC

Abhängigkeit der Pulsbreite von der Bandbreite eines Lasermediums unter Berücksichtigung der Dispersion.

Wir nehmen an, dass ein optischer Puls mit der spektralen Energieverteilung E(ω) und der spektralen Breite δω den zeitlichen Intensitätsverlauf

          ∫
I(t) = ε0c  |E(ω, t)|2ej(ωt- kz)dω
(7.64)

hat. Dieser Puls läuft durch ein Medium mit dem Brechungsindex n(ω). Seine Form ändert sich, da die Gruppenlaufzeit für die verschiedenen spektralen Anteile verschieden lang ist.

      dω    d                  dvP h   c (     λ dn)
vg =  ---=  --(vPhk ) = vPh + k----- = --  1 + -----
      dk    dk                  dk     n       n dλ
(7.65)

Diese Gruppengeschwindigkeit hat die Dispersion

       dvg
dvg-   dk-   -1-d2ω-
d ω =  dω  = vg dk2
       dk
(7.66)

Bei Pulsen mit sehr hoher Intensität hängt der Brechungsindex von der Pulsleistung ab, ist also n(ω,I) = n0(ω) + n1I(t). Damit hängt die Phase auch von der Intensität ab.

                             (        )
ϕ = ωt -  kz = ωt - ωnz- = ω   t - n0z  -  n1ωz-I(t)
                      c             c       c
(7.67)

Damit hängt aber auch die Frequenz eines Pulses von seiner instantanen Intensität ab. Mit A = n1ωz∕c bekommt man

     dϕ         AdI (t)
ω  = ---=  ω0 - -------
     dt           dt
(7.68)

Aus Gleichung (7.32) ersieht man, dass während des Intensitätsanstieges eines Pulses seine Frequenz ω abnimmt. Zum Pulsende hin nimmt die Frequenz wieder zu. Durch diese Selbst-Phasenmodulation wird die spektrale Breite eines Pulses nach dem Durchgang durch ein dispersives Medium grösser.

Da der Brechungsindex n bei normaler Dispersion dn0∕dλ < 0 die roten Anteile schneller propagieren lässt als die blauen Anteile, läuft der Puls auseinander. Das heisst wegen n0 wird der Puls zeitlich breiter, wegen n1 wird der Puls auch spektral breiter.

Unter der Annahme dass sich die Amplitude entlang der Ausbreitungsrichtung nur langsam ändert (λ∂2E∕∂z2 « ∂E∕partialz) wird die Wellengleichung

∂E     1 ∂E     j  ∂2E    jπ       2
----+ -------= ---2--2--- ---n1 |E | E
∂z    vg ∂t    2vg ∂t     λn
(7.69)

Ein Puls der Länge τ der mit der Geschwindigkeit vg durch ein Medium der Länge L läuft, wird auf

      ∘ ----------
            (τ )4
τ′ = τ  1 +  -c
              τ
(7.70)

verbreitert. dabei ist τc die kritische Pulsbreite

          ┌│ ----
      (5∕4)│∘ -L--
τc = 2      ∂vg
             ∂ω
(7.71)

PIC

Dispersionskompensation mit zwei Gittern. Der Wegunterschied ΔS = S1 + S2 mit S1 = D∕ cos β und S2 = S1 sin γ

Je kürzer der Puls ist, desto schneller läuft er auseinander. Zwei Beugungsgitter im Abstand D können die unterschiedlichen Laufzeiten der roten und blauen Anteile wieder kompensieren und so den Puls wieder komprimieren. Der optische Weg (siehe Abb. 7.2.6.6) ist dann

                  -D---
S(λ) = S1 + S2 =  cosβ (1 + sin γ)
(7.72)

dabei ist γ = π - (α + β). Nun verwenden wir das Additionstheorem für den Kosinus cos(α + β) = cos α cos β - sin α sin β wird Gleichung (7.72)

          (                          )
                   --1--
S (λ) = D   cosα + cos β - sinα tan β
(7.73)

Die Dispersion eines Gitters ist dβ∕dλ = 1(d cos β) wobei d die die Gitterkonstante ist. Damit wird die Weglängendispersion

dS    dS d β              D λ
dλ- = d-β-dλ = ---[----(---------)2-]3∕2
               d2  1 -  sinα -  λd  )
(7.74)

Nach Gleichung (7.74) nimmt der optische Weg mit zunehmender Wellenlänge zu. Damit lässt sich die normale Dispersion in Medien kompensieren. Ohne diese Dispersionskompensation, die unter Einbeziehung von Fasern und Prismen auch Effekte zweiter und dritter Ordnung kompensieren kann, wären fs-Laser nicht denkbar.

7.2.6.7. Sättigbare Bragg-Spiegel als Anwendung von MQW-Schichten

PIC

Aufbau eines Cr:LiSAF-Lasers mit sättigbarem Bragg-Spiegel[Kel95]

Ein besonders eleganter Aufbau eines Kurzpuls-Lasersystems verwendet sättigbare Bragg-Spiegel[SHK00] als sättigbares Medium. Konventionelle sättigbare Absorber haben eine Bandbreite und eine Mittenfrequenz, die vom Material abhängt. Andererseits ist bekannt, dass die Breite der Bandlücke bei Halbleitermaterialien durch die Einstellung des Mischungsverhältnisses bei ternären und quaternären Materialien in weiten Grenzen einstellbar ist. Durch die Verwendung von Schichtstrukturen können so hochwertige optische Schichten mit einstellbarer Bandbreite und einstellbarer Frequenz erzeugt werden.

Wenn die optische Intensität bei der Beleuchtung eines Halbleitermaterials eine materialabhängige Schwelle überschreitet, befindet sich ein Grossteil der Elektronen des Valenzbandes in einem angeregten Zustand im Leitungsband. Das Material wird also transparent und ändert damit auch seinen Brechungsindex. Wenn nun ein Multischichtsystem so erzeugt wird, dass es bei hohen Intensitäten eine Reflektivität in der Nähe von 1 hat, dann kann dies wie ein sättigbarer absorber wirken.

Das in der Abbildung 7.2.6.7 gezeigte Lasersystem[Kel95] verwendet einen sättigbaren Bragg-Spiegel, markiert mit AFPSA (antiresonant Fabri-Perot saturable absorber). Der Kurzpulslaser wird durch zwei Laserdionen über jeweils eine Strahlformungsoptik gepumpt. Als aktives Medium wird ein Cr:LiSAF-Kristall verwendet. Die Auskopplungseite des Laserresonators beinhaltet zwei Prismen zur Dispersionskompensation. Das andere Ende des Resonators wird durch einen sättigbaren Bragg-Spiegel gebildet. Die Schichtfolge in diesem Spiegel ist im Einsatz links angegeben.

PIC

Schematischer Verlauf der Reflektivität in einem sättigbaren Bragg-Spiegel

Die schematische Kennlinie eines sättigbaren Bragg-Spiegel in der Abbildung 7.2.6.7 zeigt, dass die Reflektivität mit steigender Intensität zunimmt. Damit hat, wie bei den sättigbaren Absorbern der intensivste aller beim Einschalten anschwingenden Pulse die grösste Verstärkung. Nur dieser Puls wird im weiteren Verlauf durch den Laser verstärkt.

Ein sättigbarer Bragg-Spiegel aus A GA1-A AA limitiert die Pulsweite auf 34 fs[SHK00]. Der in der Abbildung 7.2.6.7 gezeigte AFPSA sättigbare Bragg-Spiegel ermöglicht durch eine geschicktere Ausnutzung der Materialien eine Erhöhung der Bandbreite und damit eine Pulslänge von 19 fs. Durch eine Kombination der Materialien A.GA.A und ℂAF sind Bandbreiten von 500 nm um eine Mittenfrequenz von 800 nm möglich[SHK00]. Damit können mit einem Laser analog zur Abbildung 7.2.6.7 Pulse mit einer Länge von weniger als 10 fs erzeugt werden.

A.  Wellenfunktionen

A.1  Zugeordnete Kugelfunktionen



= 0
m = 0
PIC
P00(cos θ) = 1


= 1
m = 0
PIC
P10(cos θ) = (cos(θ)) 2


= 1
m = 1
PIC
P11(cos θ) = ∘ ------------4
  1 - (cos(θ))


= 2
m = 0
PIC
P20(cos θ) = 32(cos (θ )) 4 - 12


= 2
m = 1
PIC
P21(cos θ) = 3∘ ------------4
  1 - (cos(θ))(cos(θ)) 2


= 2
m = 2
PIC
P22(cos θ) = 3 - 3(cos(θ)) 4


= 3
m = 0
PIC
P30(cos θ) = (cos(θ)) 6 + 32(        4    )
 (cos(θ)) - 1(cos (θ)) 2


= 3
m = 1
PIC
P31(cos θ) = ∘ -------------
  1 - (cos(θ))4 (                    )
 15∕2 (cos(θ))4 - 3 ∕2


= 3
m = 2
PIC
P32(cos θ) = 15(             )
 1 - (cos(θ))4(cos(θ)) 2


= 3
m = 3
PIC
P33(cos θ) = 15(            4)
 1 - (cos(θ))32


= 4
m = 0
PIC
P40(cos θ) = (cos(θ)) 8 + 3(             )
  (cos (θ))4 - 1(cos(θ)) 4 + 38(             )
 (cos(θ))4 - 12


= 5
m = 0
PIC
P50(cos θ) = (cos(θ)) 10 + 5(             )
 (cos (θ ))4 - 1(cos(θ)) 6 + 15
 8(            )
 (cos(θ))4 - 12(cos(θ)) 2


Zugeordnete Kugelfunktionen

A.2  Radiale Wellenfunktionen, Laguerre-Polynome

Die Wellenfunktionen sind nicht normiert.



Radiale Wellenfunktion
n = 1
= 0 R^1,0(ρ) = 21√2π-e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 2
= 0 ^
R2,0(ρ) = -√1--
2 2π(     )
 1 - ρ2e-ρ∕2
= 1  ^
R2,1(ρ) = -1√---
4 6πρe-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 3
= 0 ^R3,0(ρ) =   1
2√2π-(        ρ2)
 1 - ρ + 6-e-ρ∕2
= 1 ^R3,1(ρ) =  1
6√π-(    ρ2)
 ρ - -4e-ρ∕2
= 2 R^3,2(ρ) = -√1---
24  5πρ2e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 4
= 0 ^R4,0(ρ) = -√1--
2 2π(    3ρ   ρ2   ρ3)
 1 - 2 +  2 -  24e-ρ∕2
= 1 ^R4,1(ρ) = 1
4∘ -5-
   6π(    ρ2   ρ3)
 ρ -  2 + 20e-ρ∕2
= 2 ^R4,2(ρ) = -√1---
8 10π( 2   ρ3)
 ρ -  6e-ρ∕2
= 3 R^4,3(ρ) = 48√170π-ρ3e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 5
= 0 ^
R5,0(ρ) = 2√12π-(               3    4)
 1 - 2ρ + ρ2 - ρ6-+  ρ120-e-ρ∕2
= 1 ^R5,1(ρ) =   1
2√3π-(    3ρ2   3ρ3    ρ4)
 ρ - -4-+  20-- 120e-ρ∕2
= 2 ^R5,2(ρ) = 1-
40∘ 7-
  π( 2   ρ3   ρ4)
 ρ  -  3 + 42e-ρ∕2
= 3 ^R5,3(ρ) = --1---
60√7π( 3   ρ4)
 ρ -  8e-ρ∕2
= 4 ^R5,4(ρ) = ---1√---
1440  7πρ4e-ρ∕2
PIC


Nicht normierte radiale Wellenfunktionen

A.3  Radiale Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung

Die Wellenfunktionen sind nicht normiert.



Radiale Wellenfunktion
n = 1
= 0 R^1,0(ρ) = 21√2π-e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 2
= 0 ^
R2,0(ρ) = -√1--
2 2π(     )
 1 - ρ2e-ρ∕2
= 1  ^
R2,1(ρ) = -1√---
4 6πρe-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 3
= 0 ^R3,0(ρ) =   1
2√2π-(        ρ2)
 1 - ρ + 6-e-ρ∕2
= 1 ^R3,1(ρ) =  1
6√π-(    ρ2)
 ρ - -4e-ρ∕2
= 2 R^3,2(ρ) = -√1---
24  5πρ2e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 4
= 0 ^R4,0(ρ) = -√1--
2 2π(    3ρ   ρ2   ρ3)
 1 - 2 +  2 -  24e-ρ∕2
= 1 ^R4,1(ρ) = 1
4∘ -5-
   6π(    ρ2   ρ3)
 ρ -  2 + 20e-ρ∕2
= 2 ^R4,2(ρ) = -√1---
8 10π( 2   ρ3)
 ρ -  6e-ρ∕2
= 3 R^4,3(ρ) = 48√170π-ρ3e-ρ∕2
PIC


Radiale Wellenfunktion
n = 5
= 0 ^
R5,0(ρ) = 2√12π-(               3    4)
 1 - 2ρ + ρ2 - ρ6-+  ρ120-e-ρ∕2
= 1 ^R5,1(ρ) =   1
2√3π-(    3ρ2   3ρ3    ρ4)
 ρ - -4-+  20-- 120e-ρ∕2
= 2 ^R5,2(ρ) = 1-
40∘ 7-
  π( 2   ρ3   ρ4)
 ρ  -  3 + 42e-ρ∕2
= 3 ^R5,3(ρ) = --1---
60√7π( 3   ρ4)
 ρ -  8e-ρ∕2
= 4 ^R5,4(ρ) = ---1√---
1440  7πρ4e-ρ∕2
PIC


Nicht normierte radiale Wahrscheinlichkeitsdichtenverteilung

B.  Periodensystem, Elektronenkonfiguration und Spinzustände

Tabelle der Elemente nach Haken und Wolf[HW04] und ergänzt mit www.webelements.com. Mendelevium wird auch Md genannt, Lawrencium auch Lr. Eingeklammerte Konfigurationen sind Vermutungen. Elemente mit einem * sind erzeugt worden, konnten aber nicht ausgemessen werden. Elemente mit ** werden vermutet, sind aber noch nicht gemessen worden.

Schalen
Z

Element

L-S Eion

[eV] K L M N O P Q

n= 1 2 3 4 5 6 7

s s p s p d s p d f s p d f s p d s p
























1

Wasserstoff

H 2 S 12 13.60 1
2

Helium

He 1 S 0 24.58 2
3

Lithium

Li 2 S 12 5.39 2 1
4

Beryllium

Be 1 S 0 9.32 2 2
5

Bor

Be 2 P 12 8.30 2 2 1
6

Kohlenstoff

C 3 P 0 11.26 2 2 2
7

Stickstoff

N 4 S 32 14.54 2 2 3
8

Sauerstoff

O 3 P 2 13.61 2 2 4
9

Fluor

F 2 P 32 17.42 2 2 5
10

Neon

Ne 1 S 0 21.56 2 2 6
11

Natrium

Na 2 S 12 5.14 2 2 6 1
12

Magnesium

Mg 1 S 0 7.64 2 2 6 2
13

Aluminium

Al 2 P 12 5.98 2 2 6 2 1
14

Silizium

Si 3 P 0 8.15 2 2 6 2 2
15

Phosphor

Ph 4 S 32 10.55 2 2 6 2 3
16

Schwefel

S 3 P 2 10.36 2 2 6 2 4
17

Chlor

Cl 2 P 32 13.01 2 2 6 2 5
18

Argon

Ar 1 S 0 15.76 2 2 6 2 6
19

Kalium

K 2 S 12 4.34 2 2 6 2 6 1
20

Kalzium

Ca 1 S 0 6.11 2 2 6 2 6 2
21

Scandium

Sc 2 D 32 6.56 2 2 6 2 6 1 2
22

Titan

Ti 3 F 2 6.83 2 2 6 2 6 2 2
23

Vanadium

V 4 F 32 6.74 2 2 6 2 6 3 2
24

Chrom

Cr 7 S 4 6.76 2 2 6 2 6 5 1
25

Mangan

Mn 6 S 52 7.43 2 2 6 2 6 5 2
26

Eisen

Fe 5 D 4 7.90 2 2 6 2 6 6 2
27

Kobalt

Co 4 F 92 7.86 2 2 6 2 6 7 2
28

Nickel

Ni 3 F 4 7.63 2 2 6 2 6 8 2
29

Kupfer

Cu 2 S 12 7.72 2 2 6 2 6 10 1
30

Zink

Zn 1 S 0 9.39 2 2 6 2 6 10 2
31

Gallium

Ga 2 P 12 6.00 2 2 6 2 6 10 2 1
32

Germanium

Ge 3 P 0 7.88 2 2 6 2 6 10 2 2
33

Arsen

As 4 S 32 9.81 2 2 6 2 6 10 2 3
34

Selen

Se 3 P 2 9.75 2 2 6 2 6 10 2 4
35

Brom

Br 2 P 32 11.84 2 2 6 2 6 10 2 5
36

Krypton

Kr 1 S 0 14.00 2 2 6 2 6 10 2 6
37

Rubidium

Rb 2 S 12 4.18 2 2 6 2 6 10 2 6 1
38

Strontium

Sr 1 S 0 5.69 2 2 6 2 6 10 2 6 2
39

Yttrium

Y 2 D 32 6.38 2 2 6 2 6 10 2 6 1 2
40

Zirkon

Zr 3 F 2 6.84 2 2 6 2 6 10 2 6 2 2
41

Niob

Nb 6 D 12 6.88 2 2 6 2 6 10 2 6 4 1
42

Molybdän

Mo 7 S 3 7.13 2 2 6 2 6 10 2 6 5 1
43

Technetium

Tc 6 D 92 7.23 2 2 6 2 6 10 2 6 6 1
44

Ruthenium

Ru 5 F 5 7.37 2 2 6 2 6 10 2 6 7 1
45

Rhodium

Rh 4 F 92 7.46 2 2 6 2 6 10 2 6 8 1
46

Palladium

Pd 1 S 0 8.33 2 2 6 2 6 10 2 6 10
47

Silber

Ag 2 S 12 7.57 2 2 6 2 6 10 2 6 10 1
48

Cadmium

Cd 1 S 0 8.99 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2
49

Indium

In 2 P 12 5.79 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 1
50

Zinn

Sn 3 P 0 7.33 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 2
51

Antimon

Sb 4 S 32 8.64 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 3
52

Tellur

Te 3 P 2 9.01 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 4
53

Jod

J 2 P 32 10.44 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 5
54

Xenon

Xe 1 S 0 12.13 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 6
























55

Cäsium

Cs 2 S 12 3.89 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 6 1
56

Barium

Ba 1 S 0 5.21 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 6 2
57

Lanthan

La 2 D 32 5.61 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 6 1 2
58

Cer

Ce 3 H 4 5.60 2 2 6 2 6 10 2 6 10 2 2 6 2
59

Praesodym

Pr 4 I 92 5.46 2 2 6 2 6 10 2 6 10 3 2 6 2
60

Neodym

Nd 5 I 4 5.51 2 2 6 2 6 10 2 6 10 4 2 6 2
61

Promethium

Pm 6 H 52 5.61 2 2 6 2 6 10 2 6 10 5 2 6 2
62

Samarium

Sm 7 F 0 5.60 2 2 6 2 6 10 2 6 10 6 2 6 2
63

Europium

Eu 8 S 72 5.67 2 2 6 2 6 10 2 6 10 7 2 6 2
64

Gadolinium

Gd 9 D 2 6.16 2 2 6 2 6 10 2 6 10 7 2 6 1 2
65

Terbium

Tb 6 H 152 5.98 2 2 6 2 6 10 2 6 10 9 2 6 2
66

Dysprosium

Dy 5 I 8 6.80 2 2 6 2 6 10 2 6 10 10 2 6 2
67

Holmium

Ho 4 I 152 6.03 2 2 6 2 6 10 2 6 10 11 2 6 2
68

Erbium

Er 3 H 6 6.08 2 2 6 2 6 10 2 6 10 12 2 6 2
69

Thulium

Tm 2 F 72 5.81 2 2 6 2 6 10 2 6 10 13 2 6 2
70

Ytterbium

Yb 1 S 0 6.22 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 2
71

Lutetium

Lu 2 D 32 6.15 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 1 2
72

Hafnium

Hf 3 F 2 5.50 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 2 2
73

Tantal

Ta 4 F 32 7.70 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 3 2
74

Wolfram

W 5 D 0 7.98 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 4 2
75

Rhenium

Re 6 S 52 7.87 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 5 2
76

Osmium

Os 5 D 4 8.70 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 6 2
77

Iridium

Ir 2 D 52 9.20 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 9
78

Platin

Pt 3 D 3 9.00 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 9 1
79

Gold

Au 2 S 12 9.22 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 1
80

Quecksilber

Hg 1 S 0 10.43 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2
81

Thallium

Tl 2 P 12 6.11 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 1
82

Blei

Pb 3 P 0 7.42 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 2
83

Wismuth

Bi 4 S 32 7.29 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 3
84

Polonium

Po 3 P 2 8.43 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 4
85

Astatium

At 2 P 32 9.50 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 5
86

Radon

Rn 1 S 0 10.75 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 6
87

Francium

Fr 2 S 12 4.00 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 6 1
88

Radium

Ra 1 S 0 5.28 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 6 2
89

Actinium

Ac 2 D 32 5.18 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 6 1 2
90

Thorium

Th 3 F 2 6.09 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 6 2 2
91

Protactinium

Pa 4 K 112 5.90 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 2 2 6 1 2
92

Uran

U 5 L 6 6.20 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 3 2 6 1 2
92

Neptunium

Np 6 L 112 6.28 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 4 2 6 2
94

Plutonium

Pu 7 F 0 6.07 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 6 2 6 2
95

Americium

Am 8 S 72 6.00 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 7 2 6 2
96

Curium

Cm 9 D 2 6.03 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 7 2 6 1 2
97

Berkelium

Bk 6 H 152 6.24 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 8 2 6 1 2
98

Californium

Cf 5 I 8 6.31 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 10 2 6 2
99

Einsteinium

Es 5 I 152 6.43 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 11 2 6 2
100

Fermium

Fm 3 H 6 6.51 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 12 2 6 2
101

Mendelevium

Mv 2 F 72 6.59 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 13 2 6 2
102

Nobelium

No 1 S 0 6.67 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 2
103

Lawrencium

Lw (2 P 12 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 1 2
104

Rutherfordium

Rf (3 F 2 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 2 2
105

Dubnium

Db (4 F 32 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 3 2
106

Seaborgium

Sg (5 D 0 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 4 2
107

Bohrium*

Bh (6 S 52 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 5 2
108

Hassium*

Hs (5 D 4 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 6 2
109

Meitnerium*

Mt (4 F 92 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 7 2
110

Darmstadtium*

Ds (3 D 3 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 9 1
111

Roentgenium*

Rg (2 S 12 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 1
112

Ununbium*

Uub (1 S 0 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2
113

Ununtrium*

Uut (2 P 12 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 1
114

Ununquadium*

Uuq (3 P 0 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 2
115

Ununpentium*

Uup (4 S 32 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 3
116

Ununhexium*

Uuh (3 P 2 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 4
117

Ununseptium**

Uus (3 P 32 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 5
118

Ununoctium**

Uuo (1 S 0 ) 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 2 6 10 14 2 6 10 2 6
























Periodensystem, Elektronenkonfiguration und Spinzustände

C.  Begriffe

Symbol

Name

Einheit

Wert, Bemerkungen





α

totaler (makroskopischer) Wirkungsquerschnitt

m2

    

α

Winkel

1

(z.B. zwischen Fläche und Ausbreitungsrichtung)

    

a

Netzebenenabstand

m

    

A

Fläche

m2

    

B

Strahlungsdichte

---W---
m2sterad

    

B

Leuchtdichte

cd-
m2 = Stilb = sb

    

c

Lichtgeschwindigkeit im Vakuum

m-
s

299792458m-
s

    

D

Diffusionskonstante

m2
-s-

    

D

Intensität des Strahlungsfeldes

Wm2- = Nms- = kgs3

    

D

Intensität (physiologisch)

lm2
m = Lux = lx

    

d

Abstand (Dicke)

m

    

D

Strahlungsstromdichte

W--
m2

I = |D |

    

e

Elementarladung

C

(1.60217646 ± 6) × 10-19C [Mes06]

    

e

Basis des natürlichen Logarithmus

1

e = 2.7182818284590

    

e

Einheitsvektor

1

    

ϵ

Absorptionsgrad

1

    

η

Viskosität

kmgs- = Wm3-

    

E

Bestrahlungsstärke

W-2
m

B = D cos α

    

Φ

Strahlungsfluss

W

    

Φ

Lichtstrom

lm = lumen

    

Φ

Austrittsarbeit

1eV = 1.602·10-19J

    

F

Faradayzahl

-C-
mol

F = e·NA = (9, 6485342 ± 4)·104 C
mol [Mes06]

    

F

Kraft

N

    

g

Feldvektor des Gravitationsfeldes

ms2

    

h

Höhe

m

    

h

Plancksches Wirkungsquantum

Js

(6.6260688±5)·10-34Js [Mes06]

    

Plancksches Wirkungsquantum

Js

= 2hπ = (1.05457160 ± 8)·10-34Js [Mes06]

    

I

Strom

A

    

I

Intensität des Strahlungsfeldes

W-2
m = N--
ms = kg3
 s

    

I

Intensität (physiologisch)

lm-
m2 = Lux = lx

    

I

Lichtstärke

cd = --lm--
sterad

    

IS

Sättigungsstrom

A

    

k

Wellenvektor

1m-

    

kB

Boltzmann-Konstante

JK-

(1.380650 ± 2)·10-23JK- [Mes06]

    

λ

Wellenlänge

m

    

λC

Compton-Wellenlänge

m

λC = (2.42631 ± 1)·10-12m

    

m

Masse

kg

    

me

Ruhemasse des Elektrons

kg

me = (9.109390 ± 5)·10-31kg [Mes06]

    

M

Molmasse

mkogl

    

ν

Frequenz

Hz = 1
s

    

νm

Maximalfrequenz

Hz = 1s

    

n

Teilchendichte

-13
m

    

n

Laufindex bei Streuexperimenten

1

    

n0

Teilchenzahldichte der Grundzustandsatome

-1-
m3

    

n*

Teilchenzahldichte der angeregten Atome

-1-
m3

    

˘n

Anzahl Teilchen pro Zeit

1s

    

N

Anzahl1

    

NA

Avogadrozahl

m1ol

(6.0221420±5)×1023m1ol [Mes06]

    

NL

Loschmidtzahl

-1-
mol

NL = NA (lokale Bezeichnung für NA

    

Ω

Raumwinkel

sterad

    

p

Impuls (mechanisch)

kgm-
 s = Ns

    

p

Druck

-N-
m2 = kg-
ms2

    

P

Leistung

W = J-
s = Nm-
 s =   2
msk3g

z.B. Strahlungsleistung

    

Ps

Strahlungsfluss eines schwarzen Körpers

W = J-
s = Nm-
 s = m2kg
 s3

    

Ps,ν

spektraler Strahlungsfluss eines schwarzen Körpers

W
Hz- = Ws = J

    

p

Druck

Pa = N2-
m = k2g-
sm

    

Q

Lichtmenge

lms

    

ρ

Massedichte

kg-
m3

    

ϱ(ν,T)

Energieverteilung

Js-
m3

    

r

Teilchenradius

m

    

R

Teilchenradius

m

    

R

spezifische Abstrahlung über alle Frequenzen

W--
m2

    

Rν

spezifische spektrale Abstrahlung

-W---
Hzm2 = -J-
m2

    

R

spezifische Lichtausstrahlung

lm
m2-

    

R

Gaskonstante

KmJol-

R = NA·k = 8.31447 ± 2-J---
Kmol [Mes06]

    

r

Ortsvektor

m

    

σ

Streuquerschnitt

m2

    

σ

Stefan-Boltzmann-Konstante

-W2-4
m K

σ = (5.67040 ± 4)·10-8-W---
m2K4 [Mes06]

    

S

Pointingvektor

Js
m2- = W
m2-

    

θ

Streuwinkel

rad

    

t

Zeit

s

    

T

Temperatur

K

    

V

Volumen

m3

    

V T

Volumen eines Teilchens

m3

    

V A

Volumen eines Atoms

m3

    

V mol

Molvolumen

m3-
mol

    

W

Wahrscheinlichkeit

1

    

x

Koordinate im kartesischen Koordinatensystem

m

    

y

Koordinate im kartesischen Koordinatensystem

m

    

z

Koordinate im kartesischen Koordinatensystem

m

    

Liste der Versuche

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

[Ato07]    Atomsondenbenutzer at de.wikipedia. Feldionemikroskopbild einer Wolframspitze mit einem ⟨110⟩-Pol in der Mitte. Wikipedia.de, 2007. By Atomsondenbenutzer.Atomsondenbenutzer at de.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons.

[AW95]    George B. Arfken and Hans J. Weber. Mathematical Methods for Physicists. Academic Press, 1995.

[Bay69]    Gordon Baym. Lectures on quantum mechanics. The Bnjamin/Cummings Publishing Company, Reading, Massachusetts, 1969.

[Bel81]    L. Belloni. Historical remarks on the «classical» electron radius. Lettere Al Nuovo Cimento (1971-1985), 31:131–134, 1981. 10.1007/BF02822412.

[BK70]    F. J. Boerio and J. L. Koenig. Raman scattering in crystalline polyethylene. The Journal of Chemical Physics, 52(7):3425–3431, 1970.

[Boh13]    Niels Bohr. The spectra of helium and hydrogen. Nature, 92:231–232, October 1913.

[Boh15]    N. Bohr. Xlii. on the quantum theory of radiation and the structure of the atom. Philosophical Magazine Series 6, 30(177):394–415, 1915.

[Boh18]    Niels Bohr. On the quantum theory of line-spectra. (D. Kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter, Naturvidensk. og Mathem. Afd. 8. Række, IV.1, 1-3, IV:394–433, 1918.

[Boh20]    N. Bohr. Über die serienspektra der elemente. Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei, 2:423–469, 1920. 10.1007/BF01329978.

[Bri64]    William B. Bridges. Laser oscillation in singly ionized argon in the visible spectrum. Applied Physics Letters, 4(7):128–130, 1964.

[BSMM00]    I.N. Bronštein, K.A. Semendjajew, G. Musiol, and H. Mühlig. Taschenbuch der Mathematik. Verlag Harri Deutsch, 2000.

[CM91]    Olivier Carnal and Jürgen Mlynek. Young’s double-slit experiment with atoms: A simple atom interferometer. Physical Review Letters, 66:2689–2692, 1991.

[Com23]    Arthur H. Compton. A quantum theory of the scattering of x-rays by light elements. Physical Review, 21(5):483–502, 1923.

[Deh88]    H. Dehmelt. A single atomic particle forever floating at rest in free space: New value for electron radius. Physica Scripta Volume T, 22:102–110, January 1988.

[Dem93]    Wolfgang Demtröder. Laserspektroskopie. Springer-Verlag, Heidelberg, 3rd edition, 1993.

[DHH+95]    M. Deutsch, G. Hölzer, J. Härtwig, J. Wolf, M. Fritsch, and E. Förster. K α and K β x-ray emission spectra of copper. Phys. Rev. A, 51:283–296, Jan 1995.

[Ein05]    Albert Einstein. Über die von der molekulartheoretischen Theorie der Wärme geforderten Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen. Annalen der Physik, 17:891–921, 1905.

[FH14]    J. Franck and G. Hertz. Über die erregung der quecksilberresonanzlinie 253,6 μμ durch elektronenstösse. Deutsche Physikalische Gesellschaft. Verhandlungen, 16:512–517, 1914.

[Gun57]    E. L. Gunn. Fluorescent x-ray spectral analysis of powdered solids by matrix dilution. Analytical Chemistry, 29(2):184–189, 1957.

[HG91]    M. Henzler and W. Göpel. Oberflächenphysik des Festkörpers. Teubner Verlag, 1st edition, 1991.

[Hin96]    Hinsch. Elektronik. Springer, 1996.

[Hol00]    G. Holton. Millikan’s struggle with theory. Europhysics News, 31:12–14, May 2000.

[HRW03]    David Halliday, Robert Resnick, and Jearl Walker. Physik. Wiley-VCH GmbH, 2003. QC 21/2003 H.

[HW04]    Hermann Haken and Hans Christoph Wolf. Atom- und Quantenphysik. Springer Verlag, 8th edition, 2004.

[JBH61]    A. Javan, W. R. Bennett, and D. R. Herriott. Population inversion and continuous optical maser oscillation in a gas discharge containing a he-ne mixture. Phys. Rev. Lett., 6:106–110, Feb 1961.

[JSY82]    F. Jona, J.A. Strozier, and W.S. Yang. Low-energy electron diffraction for surface structure analysis. Reports of Progress in Physics, 45:527–585, 1982.

[Kel95]    Ursula Keller. Ultrashort Time Optics: An Overview, pages 295–305. Volume 300 of Marti and Möller [MM95], 1995.

[Kne78]    Fritz Kneubühl. Repetitorium der Physik. Teubner, 1978.

[Kom96]    Michael Komma. Moderne Physik mit Maple. Int.Thomson Pub. Bonn, 1996.

[KS08]    F. Kneubühl and M. Sigrist. Laser. Vieweg + Teubner, Zürich, 7. auflage edition, 2008.

[Lak06]    Joseph R. Lakowicz. Principles of Fluorescence Spectroscopy. Springer, 2006.

[LL79]     L.D. Landau and E.M. Lifschitz. Quantenmechanik. Akademieverlag Berlin, 1979.

[Möß58]    Rudolf Mößbauer. Gammastrahlung in ir191. Zeitschrift für Physik, 151:124–143, 1958.

[Mai60]    T. H. Maiman. Stimulated optical radiation in ruby. Nature, 187:493 – 494, 1960.

[Mar87]    Othmar Marti. Scanning tunneling microscope at low temperatures. Ph.d thesis, ETH (Federal Institute of Technology), 1987.

[Mes06]    Dieter Meschede. Gerthsen Physik. Springer Verlag, 23rd edition, 2006. QC 21/2006 G-1 Ex.2.

[Mil11]    R. A. Millikan. The isolation of an ion, a precision measurement of its charge, and the correction of stokes’s law. Physical Review Series I, 32:349–397, April 1911.

[Mil13]    R. A. Millikan. On the elementary electrical charge and the avogadro constant. Phys. Rev., 2:109–143, 1913.

[MM95]    Othmar Marti and Rolf Möller, editors. Photons and Local Probes, volume 300 of E. Kluwer Academic Publishers, 1995.

[MRH+92]    0. Marti, A. Ruf, M. Hipp, H. BielefeIdt, J. Colchero, and J. Mlynek. Mechanical and thermal effects of laser irradiation on force microscope cantilevers. Ultramicroscopy, 42-44:345–350, 1992.

[Mül51]    E. W. Müller. Feldionenmikroskop. Z. Physik, 136:131, 1951.

[Per09]    Jean Perrin. Mouvement brownien et réalité moléculaire. Annales de chimie et de physiqe, VIII 18:5–114, 1909.

[Pér96]    José-Philippe Pérez. Optik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1996.

[Rei65]    Federick Reif. Fundamentals of Statistical and Thermal Physics. McGraw Hill, 1965.

[Rou99]    Roulston. An Introduction to the Physics of Semiconductor Devices. Oxford University Press, 1999.

[SHA+91]    Nobuhiko Sarukura, Kiyoshi Hata, Takashi Adachi, Ryoichi Nodomi, Masayoshi Watanabe, and Shuntaro Watanabe. Coherent soft-x-ray generation by the harmonics of an ultrahigh-power krf laser. Phys. Rev. A, 43:1669–1672, Feb 1991.

[SHK00]    S. Schön, M. Haiml, and U. Keller. Ultrabroadband AlGaAs∕CaF2 semiconductor saturable absorber mirrors. Appl. Phys. Lett., 77(6):782–784, August 2000.

[Sig82]    Markus Werner Sigrist. Laser. Vorlesung ETH Zürich, 1982.

[Sim90]    Károly Simonyi. Kulturgeschichte der Physik. Akadémiai Kiadó, Budapest und Urania-Verlag Leipzig/Jena/Berlin, 1st edition, 1990.

[Som16a]    Arnold Sommerfeld. Zur quantentheorie der spektrallinien 1. Annalen der Physik, 356(17):1–94, 1916.

[Som16b]    Arnold Sommerfeld. Zur quantentheorie der spektrallinien 2. Annalen der Physik, 356(18):125–167, 1916.

[Tho97]    John Joseph Thomson. Cathode rays. Philosophical Magazine, 44:293–316, 1897.

[Tho26]    Llewellyn Thomas. The motion of the spinning electron. Nature, 117:514, 1926.

[TM04]    Paul A. Tipler and Gene Mosca. Physik. Spektrum Verlag, 2nd edition edition, 2004. ISBN-13: 978-3827411648.

[vS06]    Marian von Smoluchowski. Zur kinetischen Theorie der Brownschen Molekularbewegung und der Suspensionen. Annalen der Physik, 21:756–780, 1906.

[WVM+99]   Bernhard Wehling, Peter Vandenabeele, Luc Moens, Reinhold Klockenkämper, Alex von Bohlen, Guido Van Hooydonk, and Martine de Reu. Investigation of pigments in medieval manuscripts by micro raman spectroscopy and total reflection x-ray fluorescence spectrometry. Microchimica Acta, 130:253–260, 1999. 10.1007/BF01242913.

[Yar75]    A. Yariv. Quantum Electronics, 2nd Edition. John Wiley and Sons, New York., 1975.

Index

LS-Kopplung, 183
γ-Quanten, 52
g-Faktor, 151
jj-Kopplung, 187
Äussere Schalen, 187

Absorption, 33
Absorptionsgrad, 27
Absteigeoperator, 96
AFPSA, 240
Akusto-optischer Modulator, 229–231
Anti-Stokes-Shift, 203
Atom
    Bohr-Sommerfeld-Modell, 109–116
Atome
    Aufbau, 109–195
    Ein-Elektron, 153–159
    elektrisches Feld, 167–172
    elektromagnetisches Feld, 197–240
    Feld
        elektromagnetisch, 197–240
    Grösse, 23–24
    magnetfeld, 149–151
    Masse, 15–24
    Mehrelektronen, 179–187
    Sichtbarkeit, 18–23
    Strahlung, 197–203
Atominterferenz, 73
Atommodell
    Bohr, 111–112
Aufbau
    Atome, 109–195
Aufsteigeoperator, 97
Auge, 26
Auger-Prozesse, 194–195
Ausbreitungsgeschwindigkeit, 76
Auswahlregel für Spins
    Dipolstrahlung, 184
Auswahlregeln, 173–179
    Wasserstoff, 177–179
    Wellenfunktion, 176–177
Avogadro-Zahl, 15–18
Axiome
    Quantenmechanik, 82–83

Bahdrehimpuls, 114–116
Bahn-Bahn-Kopplung, 183
Bahndrehimpuls, 114
Balmer, Johann Jakob, 1885, 109, 110, 114
Balmer-Serie, 110
Beschleunigungsspannung, 116, 118, 119, 188, 191
Bestrahlung, 25
Bestrahlungsstärke, 25
Beugung
    Elektron, 60–68
    Oberfläche, 62–64
Beugungsverluste, 210
Bilanzgleichungen, 206–208
Bindungsenergie, 187, 194, 195
Biot-Savart, 154
Bohr, 83–84
Bohr, Niels, 109–116
Bohr-Sommerfeld-Modell, 109–116
Bohrsche Theorie
    Anwendung, 113–114
Bohrscher Radius, 140
Boltzmann
    Konstante, 16
Boltzmann-Verteilung, 32
Brackett-Serie, 110
Bragg
    Streuung, 17
Bragg-Spiegel
    sättigbar, 239–240
Bragggleichung, 17
Brechungsindex, 219, 229, 237, 238, 240
Bremsspektrum, 191
Bremsstrahlung, 191–193
Brownsche Bewegung, 22–23

c.c., 60
Candela, 26
Cavity Dumping, 229–231, 236
cd, 26
Compton
    Streuung, 51
    Wellenlänge, 52
Compton-Effekt, 50–52
Cosinus-Satz, 156
CPM-Laser, 236
CPM-Lasersystem, 236

de Broglie–Wellenlänge, 63
Debye-scherrer-Beugung, 190
Diodenlaser, 224–226
Dispersion, 237
Dispersionskompensation, 237–240
Drehimpuls, 183–187
    Erzeugungsoperator, 126–130
    Vernichtungsoperator, 126–130
Drehimpulsoperator, 123, 150–151
Drehimpulsoperatoren, 121–123
Drehimpulsquantenzahl, 135

ebene Welle, 210
Ebene Wellen, 60
Effekt
    Compton, 50–52
    Mössbauer, 52–55
Eigenfunktion, 76
Eigenwert, 76
    entartet, 108
Eigenwerte
    Schrödingergleichung, 80–82
Ein-Elektronen-Atome, 153–159
Einstein, 33
Einsteinkoeffizient, 33
elektrisches Feld
    Atom, 167–172
Elektrolyse, 16
elektromagnetisches Feld
    Atome, 197–240
Elektron, 55–59, 111
    Grösse, 58–59
    Ladung, 55–57
Elektronenbeugung, 60–68
Elektronenmasse, 113
    reduziert, 113
Elektronenspin, 151–167
Elektronenspin-Resonanz, 157–159
Emission, 25
    induziert, 33
    spontan, 33
Energie, 25
    harmonischer Oszillator, 98
Energieniveau, 111
Entartung, 145
Erzeugungsoperator, 97
Erzeugungsoperatoren
    Drehimpuls, 126–130
ESR, 157–159
ESR-Apparatur, 159
Ewald-Konstruktion, 66

Fabry-Perot-Resonator, 204
Faradayzahl, 16
Farben, 40
Feinstruktur, 153–159
Feinstrukturkonstante
    Sommerfeld, 121
Feld
    elektromagnetisch
        Atome, 197–240
Feldemissionsmikroskop, 19
Felder
    Strahlung, 25–27
Feldionenmikroskop, 19, 20
Feldionenmikroskopie, 19–20
Femtosekunden-Laser, 236–237
Fermi-Verteilung, 119
Festkörperlaser, 223–224
Finesse, 217
Fluoreszenz, 201
Fluoreszenzlebensdauer, 201
Fourieroptik, 211
Fouriertransformation, 83, 197, 198, 235
Franck-Condon-Prinzip, 201
Franck-Hertz-Versuch, 116–121
Frequenz
    emittiert, 112
Fresnel-Zahl, 213
Fresnelzahl, 210
fs-Laser, 236–237

Güteschaltung, 228
GaAs, 224, 225
Gamma-Quanten, 52
Gaslaser, 220–222
gerade Parität, 174
Gesamtbahndrehimpuls, 183, 187
Gesamtdrehimpuls, 153, 154, 162, 166, 183–186
Gesamtspin, 162, 180, 183–187
Gesetz
    Stokes, 56
Gesetze
    Stefan-Boltzmann, 38–40
    Strahlung, 27–41
        Planck, 30–36
    Verschiebung
        Wien, 36–38
Gitter, 116
    reziprok, 61–62
Grösse
    Elektron, 58–59
Graphit, 22
Grotrian-Diagramm, 147
Gruppenlaufzeit, 237
gyromagnetisches Verhältnis, 151

Halbleiter, 226
    Material, 225
Halbleiter–Laser, 225
Halbleiter-Strahlungsquellen, 224–226
Halbraum, 39
Hamiltonfunktion, 77
hamiltonsches Extremalprinzip, 77–78
Harmonischer Oszillator, 94–101
    Symmetrie, 173–174
    Wellenfunktion, 100–101
Hauptquantenzahl, 114, 135
Heisenbergsche Unschärferelation, 84–85
Hermite-Polynom, 99
Hermite-Polynome, 99–100
hermitesche Operatoren, 76
Hermitsche Polynome, 211
Hilbert-Räume, 75–76
Hilbert-Raum, 75
Hundsche Regeln, 186

Impuls
    Photon, 46–55
Impulsoperator, 77
induzierte Emission, 33
Innere Schalen, 187
Intensität, 25
Interferenz
    Atome, 73
Interkombination, 202
Intersystem Crossing, 202
Isotopeneffekt, 115

Jablonski-Diagramm, 201
jj-Kopplung, 186–187

Körper
    schwarz, 28
kanonisch konjugierte Variablen, 81
Kasha’s Regel, 201
Kathode, 116
Kepler-Gesetze, 145
Kirchhoff
    Strahlungsgesetz, 27
Kirchhoff-Fresnel, 210
klassischer Elektronenradius, 58
Knoten, 212
Kohärenz, 67
Kommutator, 82
konfokaler Resonator, 211
Konformation, 201
Konstruktion
    Ewald, 66
Kopenhagener Interpretation, 78
Korrespondenzprinzip, 112
Kurze Pulse
    Erzeugung, 226–240
Kurzpulslaser, 226–240

Ladung
    Elektron, 55–57
Lagrangefunktion, 77
Laguerrsches Polynom, 140
Lambert-Gesetz, 26
Lambert-Strahler, 26
Laplacetransformation, 197
Larmor-Frequenz, 160
Laser, 204–240
    Diode, 224–226
    Femtosekunden, 236–237
    Festkörper, 223–224
    Gas, 220–222
    Halbleiter, 225
    Kurzpuls, 226–240
    synchron gepumpt, 235–236
Laserprozesse, 205–208
Laserresonator, 213
Laserstrahlen, 208–220
LED
    weiss, 224
LEED, 64–68
Legendre-Funktion, 128
    zugeordnet, 128
Lichtdruck, 47
Lichtstrom, 26
lineare Operatoren, 76
Linearer Stark-Effekt, 171–172
linearer Starkeffekt, 168, 171
Linienbreite, 199–200
Linienform, 195, 197–199
Lorentz-Oszillator, 197–199
Lorentzlinie, 198
Loschmidt-Zahl, 15–18
Low Energy Electron Diffraction, 64–68
LS-Kopplung, 183–186
Lyman-Serie, 110

Mössbauer-Effekt, 52–55
Magnetfeld
    Atome, 149–151
Magnetische Spin-Bahn-Kopplung, 152–153
Magnetisches Moment
    Mehrelektronenatome, 187
Masse
    Atome, 15–24
    Photon, 46–55
Material
    Halbleiter, 225
Materiewellen, 60–73
Mehrelektronenatome, 179–187
    Magnetisches Moment, 187
Mikroskopie
    Feldionenmikroskopie, 19–20
    Rastertunnelmikroskopie, 21–22
Millikan
    Versuch, 56–57
Moden
    Resonator, 210–220
Modendichte, 34
Modenkopplung, 232–234
Modenkopplunt
    passiv, 234–235
Modenverteilung, 212
Modulator
    akusto-optisch, 229–231
Multiplettsystem, 186

NaCl, 18
natürliche Lebensdauer, 199
Nd:YAG-Laser, 224
Nebenquantenzahlen, 120
Niels Bohr, 112

Oberfläche
    Beugung, 62–64
    Streuung, 62–64
Operator
    hermitesch, 76
    linear, 76
Operator der kinetischen Energie, 78
Orbitale, 124
orthogonale Funktionen, 75
Orthohelium, 180
Oszillator
    Lorentz, 197–199

Parahelium, 180
Parität, 174–175
Paritätstransformation, 174
Paschen-Back-Effekt, 166–167
Paschen-Serie, 110
passive Modenkopplung, 234–235
Pauli
    Wolfgang, 181
Pauli-Gleichung, 166
Pauli-Prinzip, 180–182
Periodensystem, 191–193
Pfund-Serie, 110
Phosphoreszenz, 202
Photometrie, 26
photometrische Grösse, 26
photometrische Grössen, 26–27
Photon, 43–55
    Impuls, 46–55
    Masse, 46–55
Planck, 33
    Strahlungsgesetz, 30–36
Plancksches Strahlungsgesetz, 32
Plancksches Wirkungsquantum, 30
Pockelszelle, 228
Poissonklammer, 82
Potentialbarriere, 90–94
Potentialstufe, 87–90
Potentialtopf
    E < V 0, 104–107
    E > V 0, 102–104
    2D
        unendlich, 108
    endlich, 102–107
    unendlich hoch, 85–86
Poynting-Vektor, 231
Pulskompression, 237–239
Punktspiegelung, 174

Quadratischer Stark-Effekt, 168–171
quadratischer Starkeffekt, 168, 171
Quantendefekt, 148
Quantenmechanik
    Axiome, 82–83
Quantentheorie, 75–108

Röntgen, Wilhelm Conrad, 188
Röntgenbeugung, 23, 189–190
Röntgenfluoreszenz, 189
Röntgenstrahlung, 188–195
Radialfunktion
    Wasserstoff, 132–140
Radialteil der Wellenfunktion, 130–132
Raman-Effekt, 202–203
Rastertunnelmikroskopie, 21–22
Rayleigh-Jeans-Gesetz, 34
Rayleigh-Streuung, 202
Reflexionskoeffizient, 88
Relaxationsschwingung, 228
Resonator, 204–206, 209–211, 232, 235
    Fabry-Perot, 204
    konfokal, 211, 215
Resonatormoden, 210–220
reziproker Raum, 61
reziprokes Gitter, 61–62
Rotationssymmetrie, 175–179
Russel-Saunders-Kopplung, 183–186
Rutherford, 69
    Streuformel, 72
    Streuung, 69–73
Rutherford-Streuung, 69, 70, 73
Rydberg-Atome, 121
Rydberg-Gesetz, 145
Rydbergkonstante, 109, 112

Sättigbare Braggspiegel, 239–240
Schalen
    äussere, 187
    innere, 187
Schrödingergleichung, 76–80, 83, 85–88, 123–140
    Eigenwerte, 80–82
    Herleitung, 76–80
schwarzer Körper, 28
Schwarzkörperstrahlung, 28–40
Schwellwertbedingung, 205–206
Selbst-Phasenmodulation, 238
Serienformel, 188
Si
    (111), 68
SILEX, 115
Silizium
    (111), 68
Sommerfeld, Arnold, 109–116
Sommerfeld-Bohrsche Theorie, 120–121
Sonne
    Strahlung, 41
spektrale Energiedichte, 28
spezifische Ausstrahlung, 25, 29
Spikes, 227
Spin, 152
    Elektron, 151–167
Spin-Bahn-Kopplung, 183
    magnetisch, 152–153
Stark-Effekt
    linear, 171–172
    quadratisch, 168–171
Starkeffekt, 168
    linear, 168, 171
    quadratisch, 168, 171
stationär, 81
Stationäre Zustände
    Schrödinger Gleichung, 80–81
Stefan-Boltzmann
    Gesetz, 38–40
Stefan-Boltzmann-Gesetz, 39
Stefan-Boltzmann-Konstante, 39
Stern-Gerlach-Experiment, 149–151
Stokes
    Gesetz, 56
Stokes-Shift, 201, 203
Strahlung, 25–41
    Atome, 197–203
    Schwarzkörper, 28–40
    Sonne, 41
    thermisch, 27–28
Strahlungsdichte, 26
Strahlungsfelder, 25–27
Strahlungsfluss, 25
Strahlungsgesetz von Kirchhoff, 27
Strahlungsgesetze, 27–41
    Planck, 30–36
Strahlungsquellen
    Halbleiter, 224–226
Strahlungsstärke, 25
Streuung
    Compton, 51
    Oberfläche, 62–64
    Rutherford, 69–73
Symmetrie
    harmonischer Oszillator, 173–174
    Rotation, 175–179
Synchron gepumpte Laser, 235–236

Target, 69
Teilchen, 43–73
TEM-Moden, 212
Theorie
    Quanten, 75–108
Thermische Strahlung, 27–28
Transferweite, 67
Transmissionskoeffizient, 88
Treibhauseffekt, 41

Ultraviolettkathastrophe, 34
Unbestimmtheitsrelation, 144
Unbestimmtheitsrelationen, 142–145
ungerade Parität, 175
Unschärferelation, 82, 144

Vernichtungsoperator, 96
Vernichtungsoperatoren
    Drehimpuls, 126–130
Verschiebungsgesetz
    Wien, 36–38
Versuch
    Millikan, 56–57
Vertauschungsrelationen, 82, 142–145
Verteilung
    Boltzmann, 32
Vielelektronenatome, 186
vollständig
    Vektorraum, 75

Wahrscheinlichkeitsdichte, 83–84
Wahrscheinlichkeitsinterpretation, 78–80
Wasserstoff
    Auswahlregel, 177–179
    Radialfunktion, 132–140
Wasserstoffatom, 111, 121–149
    Energien, 145–149
    Quantenzahlen, 145–149
    Spektren, 145–149
    Wellenfunktion, 140–141
Wasserstofflinien, 111
Wellen, 43–73
Wellenfunktion, 83–84
    Radialteil, 130–132
    Wasserstoffatom, 140–141
Wellengleichung, 76–77
Wellenlänge
    Compton, 52
Wellenpaket, 83–84
Wellenvektor, 60
Wien
    Verschiebungsgesetz, 36–38
Wiensches Strahlungsgesetz, 35
Wiensches Verschiebungsgesetz, 37
Wirkungsquantum
    reduziert, 30
Wirkungsquerschnitt, 23
    total, 24

XPS, 195

Zeemann-Effekt, 159–166
Zeemanneffekt, 164
    anomal, 161
    normal, 161
Zentralkraft, 70
zugeordnete Legendre-Funktion, 128
Zustand
    entartet, 108
    stationär, 80–81

1Zur Simulation kann man das Box-Müller-Verfahren verwenden.

1Die Notation im Gerthsen[Mes06] ist verwirrend an der Stelle. Es wird nicht korrekt zwischen spektralen und integrierten Grössen unterschieden

1Das bedeutet für freie Elektronen, dass sich keine zwei Elektronen am gleichen Ort aufhalten können.

1Für einen elektronischen Zustand Ei eines freien Atoms mit der Drehimpulsquantenzahl J ist ˜g i = 2Ji + 1

2Nach Demtröder[Dem93] ist das Linienprofil gaussförmig, wenn die Dopplerverbreiterung, wie bei Gaslasern im sichtbaren Wellenlängenbereich, dominierend ist.