Poynting-Vektor und Energiefluss





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Berechnung des Poynting-Vektors




Wir hatten gesehen, dass das elektrische wie das magnetische Feld eine Energiedichte haben. Da sich bei Wellen diese Felder mit der Geschwindigkeit $ c$ ausbreiten, muss es einen Energiefluss geben. Wir betrachten einen Rechteckpuls auf einem Zweileitersystem. Der Energiefluss durch eine raumfeste Fläche $ A=b\cdot d$ bezeichnen wir mit $ S_z$, dem Energiefluss pro Flächen- und Zeiteinheit. Die in der Zeit $ dt$ transportierte Energie ist

$\displaystyle S_z\cdot A\cdot dt = \left(\frac{\varepsilon_0}{2}E_x^2+\frac{1}{2\mu_0}B_y^2\right)\cdot A \cdot dt \cdot c$ (6.547)

Für beliebige fortlaufende Wellen im Vakuum gilt

$\displaystyle B_y\left(z\text{,} t\right) = \frac{1}{c}E_x\left(z\text{,} t\right)$ (6.548)

Wir können damit die Gleichung (6.30) symmetrisch schreiben

$\displaystyle S_z$ $\displaystyle = \left(\frac{\varepsilon_0 \cdot c}{2}E_x\cdot B_y +\frac{1}{2\mu_0\cdot c}E_x\cdot B_y\right)\cdot c$    
  $\displaystyle = \frac{1}{2\mu_0} E_x \cdot B_y+\frac{1}{2\mu_0} E_x \cdot B_y$    
  $\displaystyle =\frac{1}{\mu_0} E_x \cdot B_y$ (6.549)

Mit $ H = \frac{1}{\mu\mu_0}B= \frac{1}{c\mu\mu_0}E=\sqrt{\frac{\varepsilon\varepsilon_0}{\mu\mu_0}}E$ bekommen wir

$\displaystyle S = \sqrt{\frac{\varepsilon\varepsilon_0}{\mu\mu_0}} E^2$ (6.550)

Damit ist auch klar, dass das $ \vec{E}$-Feld und das $ \vec{B}$-Feld je zur Hälfte zum Energiefluss beitragen.

Die allgemeine Form des Energieflusses im Vakuum ist

$\displaystyle \vec{S}\left(\vec{r}\text{,} t\right) = \frac{1}{\mu_0} \vec{E}\left(\vec{r}\text{,} t\right)\times \vec{B}\left(\vec{r}\text{,} t\right)$ (6.551)

In Medien muss der Energiefluss wie

$\displaystyle \vec{S}\left(\vec{r}\text{,} t\right) = \vec{E}\left(\vec{r}\text{,} t\right)\times \vec{H}\left(\vec{r}\text{,} t\right)$ (6.552)

geschrieben werden. $ \left\vert\vec{S}\right\vert$ gibt die in Richtung $ \vec{S}$ fliessende Energie pro Flächeneinheit und Zeit wieder. Die Einheit von $ S$ ist $ J/(m^2\cdot s)$. Da $ \vec{H}$ und $ \vec{B}$ über einen Tensor verbunden sein können, muss der Energiefluss nicht unbedingt in die Richtung des Wellenvektors zeigen. Dieses Verhalten ist die Grundlage von optisch doppelbrechenden Materialien.

Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm