Unterabschnitte
Wir untersuchen die Wellenphänomene an 3 Testsystemen,
- Doppelleitung oder Lecher-Leitung, die besonders einfach auszumessen ist
- Der Doppelleitung aus parallelen Ebenen, die wichtig für die Printplattentechnologie ist und besonders
einfach zu berechnen ist
- dem Koaxialkabel, der technisch wichtigen Anwendung für Verbindungen.
Drei mögliche Doppelleitersysteme. Links die Lecherleitung, in der Mitte eine
Doppelleiterleitung, wie sie bei Printplatten üblich ist und rechts ein Koaxialkabel
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Wenn man das Doppelleitersystem mit elektromagnetischen Wellen mit einer Wellenlänge von etwa
speist, beobachtet man folgendes
- Das am Ende offene Doppelleitersystem zeigt Knoten und Bäuche des
- und des
-Feldes in
Richtung
. Der Abstand der Intensitätsmaxima beträgt
für beide Felder.
Die Maxima der
-Feldes sind gegen denen des
-Feldes verschoben.
Wir haben stehende Wellen.
- Das am Ende mit einem Kurzschlussbügel versehene System zeigt das gleiche Verhalten wie vorher. Die
Maxima sind jedoch verschoben. Wieder haben wir stehende Wellen.
- Wenn das Doppelleitersystem mit einem Widerstand von etwa
abgeschlossen ist, verschwinden
die Maxima. Es gibt keine stehenden Wellen.
- Die Richtungen von
und
sind analog wie beim Kondensator.
Magnetfelder und elektrische Felder bei einer Lecherleitung
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Magnetfelder und elektrische Felder bei einer Doppelleitung aus parallelen Platten
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Wir setzen für die
-Welle in der Geometrie der obigen Zeichnung an
Dieses Feld erfüllt die Wellengleichung. Wir behaupten, dass das
-Feld durch
gegeben ist. Auch diese Gleichung erfüllt sie Wellengleichung. Wir verwenden die zweite Maxwellgleichung, um zu
zeigen, dass die Kopplung richtig ist. Wir schreiben
in
Komponenten
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(6.488) |
Die
- und die
-Komponenten sind null, nach der Voraussetzung. Die
-Komponente lautet
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(6.489) |
Mit
ist diese Kopplungsgleichung, die zweite Maxwellgleichung erfüllt. Die vierte Maxwellgleichung
ist ebenfalls erfüllt. Aus ihr erhält man
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(6.490) |
Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen
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Diese elektromagnetischen Wellen im Innenraum zwischen den beiden Leitern müssen auch in den angrenzenden Leitern
Ladungswellen und Stromwellen erzeugen, die mit den Maxwellgleichungen kompatibel sind. Für die
Ladungen gilt mit der ersten Maxwellschen Gleichung für die Oberflächenladungsdichte
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(6.491) |
Die Oberflächenladungsdichte ist eine fortlaufende Welle. Die Erhaltung der elektrischen Ladung bedingt
für die Oberflächenladungsdichte in einem Abschnitt der Breite
![$\displaystyle b\cdot\left[j(z+dz,t)-j(z,t)\right]= -\frac{\partial \sigma(z,t)}{\partial t}\cdot b \cdot dz$](img1528.gif) |
(6.492) |
und damit
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(6.493) |
Die Integration über
und die Verwendung von
ergibt
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(6.494) |
Integrationspfad zur Anwendung des vierten Maxwellschen Gesetzes
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Mit dem vierten Maxwellschen Gesetz
erhalten wir mit dem
eingezeichneten Integrationsweg, da der Term mit
keinen Beitrag gibt (er liegt in der Integrationsebene)
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(6.495) |
Mit
folgt
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(6.496) |
eine identische Gleichung zu der im Zwischenraum abgeleiteten. Die Lösung für die auf dem Zweileitersystem
transportierten Wellen ist also kompatibel mit den Maxwellgleichungen. Ladungen und Ströme
bewegen sich als Wellen auf der Innenseite der Leiter.
An einer festen Stelle
berechnen wir die E.M.K. zwischen den Leitern.
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(6.497) |
Der gesamte Oberflächenstrom auf der oberen Platte an der Stelle
ist
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(6.498) |
Wenn man an einer beliebigen Stelle das Doppelleitersystem entzweischneidet und dort den Widerstand
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(6.499) |
den Wellenwiderstand, anschliesst, gibt es einen reflexionsfreien Abschluss, wir haben eine reine
fortlaufende Welle. Das gleiche gilt für jede beliebige fortlaufende Welle, auch wenn sie nicht harmonisch ist.
Das Zweidraht-Doppelleitersystem hat den Wellenwiderstand
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(6.500) |
Die Grösse
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(6.501) |
ist der Wellenwiderstand des Vakuums.
Stehende Wellen werden aus zwei fortlaufenden Wellen mit entgegengesetztem Wellenvektor
zusammengesetzt.
Dabei müssen
,
und
in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem bilden13. Die nach rechts laufende Welle wurde schon berechnet (hier sind nur die von
null verschiedenen Komponenten angegeben)
Die nach links laufende Welle ist dann gegeben durch (Rechtssystem!)
Die Superposition der beiden Wellen ergibt die folgenden nicht verschwindenden Komponenten
Im Gegensatz zu laufenden Wellen sind bei stehenden Wellen die Maxima der - Felder und
der -Felder gegeneinander um verschoben.
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Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm