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3.2  Das Ohmsche Gesetz

(Siehe Leisi, Klassische Physik II [Lei98, pp. 71]) (Siehe Tipler, Physik [TM04, pp. 751])

PIC Versuch zur Vorlesung: Strom-Spannungs-Kennlinie (Versuchskarte EM-83)

Allgemein gilt für einen Leiter, dass

i(E ) = f (E )
(3.1)

eine beliebige Funktion des angelegten Feldes E ist. Im linearen Fall

i(E ) = σE
(3.2)

spricht man von einem Ohmschen Leiter.

PIC Versuch zur Vorlesung: Ohmscher Leiter (Versuchskarte EM-117)

σ ist die Leitfähigkeit. Ihre Einheit ist

[σ] = -A- m-=  -A--
      m2  V    V m

Das Gesetz nach Gleichung (3.2) heisst das lokale Ohmsche Gesetz. Für homogene Medien ist σ eine Zahl. Für inhomogene Medien wie Graphit ist σ ein Tensor. Indem wir die differentielle Form des Ohmschen Gesetzes integrieren, erhalten wir

∫            ∫           ∫
   ida = I =    σEda  =    σU-da =  σA-U
                             d        d
A            A           A
(3.3)

Dabei haben wir angenommen, dass i und σ konstant über A sind. Das integrale Ohmsche Gesetz kann auch als

I = G ·U
(3.4)

geschrieben werden. G ist der Leitwert. Die Einheit ist

                  A  m2     A
[G ] = Siemens =  ------- =  --
                 V m  m     V

Bekannter ist die Form

U =  1-·I =  R ·I
     G
(3.5)

R = 1G- ist der Widerstand. Seine Einheit ist das Ohm

[R ] = Ω =  1-=  V-=  W--
           S    A    A2

Die zu R gehörende mikroskopische Grösse ist der spezifische Widerstand

    1-
ρ = σ
(3.6)

Die Einheiten sind

      Vm--         m-
[ρ] =  A  =  Ωm  =  S

sowie

     -A--    S-   -1--
[σ ] = V m =  m =  Ωm

Wir betrachten die Bewegung von Ionen (⟨v⟩  100m ∕s) in einer Umgebung von nicht ionisierten Molekülen

PIC

Bahnkurven ohne und mit elektrischem Feld.

Die Masse eines Ions sei M, ihre Ladung q und die Gesamtzahl im betrachteten Volumenelement N

Die Newtonsche Bewegungsgleichung lautet

F =  qE =  dp-
           dt
(3.7)

oder

Δp  = qE Δt
(3.8)

wobei Δt die freie Flugzeit ist.

Der mittlere Impuls eines Ions ist

          1-∑N [    (k)         ]
M  ⟨v⟩ =  N     M  vj  + qE Δtj
            j=1
(3.9)

⟨v⟩ ist die mittlere Driftgeschwindigkeit, vj(k) die Geschwindigkeit nach dem letzten Stoss.

Sind die Geschwindigkeiten vj(k) isotrop verteilt, mittelt sich der erste Summand zu null. Unter dieser Annahme ist

              ( 1-∑      )
M ·  ⟨v ⟩ = qE   N     Δtj  = qE · ⟨t⟩
(3.10)

wobei ⟨t⟩ = τ die mittlere Zeit zwischen den Zusammenstössen ist. Mit i = nqv bekommen wir

⟨v ⟩ = q·-⟨t⟩E  = qτ-E
        M        M
(3.11)

und

     q2· ⟨t⟩      q2τ
i = n-------E  = n----E
       M           M
(3.12)

Dabei ist n die Dichte der Ladungsträger.

Somit ist bei einer Mischung verschiedener Ladungsträger

           2
σ = ∑  n  qkτk
     k  k Mk
(3.13)

Wir haben τ = ⟨t⟩ gesetzt.

Das Ohmsche Gesetz gilt, wenn τ und nk unabhängig von E sind,

Beispiel: Metall

Wir nehmen an, dass me << mkern ist. Dann sind die Geschwindigkeiten nach dem Stossen isotrop verteilt. Die mittlere Geschwindigkeit der Elektronen ist ⟨ve⟩ = 105m∕s (kinetische Gastheorie). Mit

               2
--1- = σ =  nee-τ-
ρexp          me
(3.14)

bekommen wir

       me              -14
τ =  ρ---n-e2 = 3.3·10    s
      exp e
(3.15)

(mit ρexp = 4.3 × 10-8Ωm und n e = 2.5·1028-1-
m3 für Na-Metall)

Die mittlere freie Weglänge ist dann

λ =  ⟨v⟩ τ = 3.3nm
       e
(3.16)

im Widerspruch zum Ionenabstand von 0.1nm = ⇒ Lösung: Quantenmechanik

PIC Materialien
Folien zur Vorlesung vom 14. 05. 2009: PDF
Aufgabenblatt 05 für das Seminar vom 20. 05. 2009 (Ausgabedatum 14. 05. 2009): (HTML oder PDF)

PIC Versuch zur Vorlesung: Leitfähigkeit (Versuchskarte EM-172)

PIC Versuch zur Vorlesung: Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit (Versuchskarte TH-122)

Bei einem homogenen Ohmschen Leiter mit einer stationären Stromverteilung ist ρel = 0 im Inneren. Dies folgt aus

  1. Ohmsches Gesetz i(x,y,z) = σE(x,y,z)
  2. Kontinuitätsgleichung div i = 0, also div (σE ) = 0
    und damit div E = 0
  3. das Gausssche Gesetz sagt div E = ρϵel0-
  4. damit folgt die Behauptung, dass ρel = 0.

Aus der Eigenschaft

E =  - grad φ =  - grad U
(3.17)

erhalten wir im Inneren eines Leiters

div E =  - div grad φ = - Δ φ =  0
(3.18)

Dies bedeutet, dass φ im Inneren eines homogenen Ohmschen Leiters das Potential eines Potentialfeldes ist. Die Lösung von

Δ φ = 0
(3.19)

ist durch die Randbedingungen

  1. U = φ = const an den Elektrodenflächen (bei den Anschlüssen nach aussen)
  2. i = 0 sonst (entlang des Leiters, Drahtoberfläche!)

gegeben2 .

Mit diesen Gleichungen kann man zum Beispiel den Widerstand eines homogenen Leiters berechnen. Bei inhomogenen Leitern müssen wir das Ohmsche Gesetz in seiner Differentialform verwenden. Aus der Kontinuitätsgleichung für stationäre Stromverteilungen Gleichung (3.17) und dem lokalen Ohmschen Gesetz Gleichung (3.2) bekommen wir

div i = div [σ (x,y,z)E  (x,y,z )] = 0
(3.20)

Wir ersetzen nun E und erhalten

div  [σ (x,y,z )grad  U (x,y,z)] = 0
(3.21)

Bei einem homogenen Leiter könnte σ(x,y,z) vor die Divergenz gezogen werden.

PIC

Berechnung des Widerstandes bei einem inhomogenen Leiter

Wir verwenden die Definition des Stromes in Gleichung (3.8) und wenden Sie auf die Fläche A, beziehungsweise auf den Teil, der den Leiter durchschneidet a, an.

∬              ∬
    σE  ·da  =     σE  ·da  = I
                a
 A
(3.22)

wobei a die durch A aus dem Leiter herausgeschnittene Fläche ist. Die Spannungsdifferenz ist

           ∫
U2 - U1 =    E ·ds
            s
(3.23)

Wenn nun φ1(x,y,z) eine Lösung von Gleichung (3.21) ist, dann ist aufgrund der Linearität dieser Gleichung auch

U2 (x,y,z ) = kU1 (x,y,z)
(3.24)

eine Lösung. Dabei kann k eine beliebige, auch komplexzahlige Zahl sein. Da E = -grad U auch eine lineare Gleichung ist, muss also auch

E2  = - grad  U2 = - kgrad  U1 = kE1
(3.25)

eine Lösung sein. Nach Gleichung (3.22) ist dann auch

     ∬               ∬                 ∬
I2 =     σE2 ·da  =      σkE1 ·da  =  k     σE ·da  = kI1

      a               a                 a
(3.26)

Damit haben wir, dass bei einem beliebigen inhomogenen Leiter

U2    U1
I--=  I--=  const = R
 2     1
(3.27)

ist. Die Proportionalitätskonstante ist der Widerstand R. Um den Widerstand eines beliebigen Leiters zu berechnen, muss man E(x,y,z) im Inneren kennen. Dies kann man erreichen, indem man die Laplacegleichung löst.


Im statischen Falle ist E(x,y,z) = 0 im Inneren eines Leiters. Bei einem stromdurchflossenen Leiter liefert die Batterie die notwendige Energie, um das elektrische Feld im Inneren des Leiters aufrecht zu erhalten.



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