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Kapazität: eine geometrische Eigenschaft

Dieser Stoff wurde am 18. 11. 2004 behandelt
(Siehe Tipler, Physik [Tip94, pp. 722]) (Siehe Kneubühl, Repetitorium der Physik [Kne74, pp. 202])

\includegraphics[height=8mm]{icon-mat} Materialien

Folien zur Vorlesung vom 18. 11. 2004: PDF


\includegraphics[height=10mm]{icon-exp} Versuch zur Vorlesung: Kapazität von Kugeln (Versuchskarte ES-27)

Wir wollen das folgende Problem lösen:

Wir wissen:

Im Inneren der Leiter ist $ U=\mathrm{const}$ und $ \rho_{el} =0$


\includegraphics[width=0.7\textwidth]{elektrostatik-012}

Integrationsoberfläche an der Grenze Metall-Vakuum.


Wir betrachten eine kleine zylinderförmige Oberfläche und verwenden

$\displaystyle \oint\limits_{s}\vec{E}ds=\frac{q_{eingeschlossen}}{\epsilon _{0}}$ (2.73)

Da das Feld im Inneren des Leiters verschwindet und die Seitenflächen keinen Beitrag geben, ist

$\displaystyle {\epsilon _{0}\vec{E_{\perp }}}=\sigma$ (2.74)

Bei einer genügend grossen ebenen Fläche $ A$ ist die Ladung dann

$\displaystyle Q = \int\limits_A \sigma da = \int\limits_A {\epsilon _{0}\vec{E}_{\perp }}da \approx {\epsilon _{0}\vec{E}_{\perp }}A$ (2.75)

$ A$ repräsentiert hier die Geometrie, so dass man schliessen kann, dass die gesamte Ladung von der Geometrie der Leiter abhängt[Jac75, 48]. Wenn wir die Leiter $ 1,2,\ldots n$ betrachten, ist

$\displaystyle U_{j}-U_{i}=\frac{Q}{C_{ji}}=U_{ji}= \varphi_{ij}$ (2.76)

mit $ U_{j}$ dem Potential auf dem Leiter $ j$ und $ U_{i}$ dem Potential auf dem Leiter $ i$. $ C_{ji}$ ist die Kapazität zwischen den Leitern $ i$ und $ j$.

Da die Nummerierung in der Gleichung (2.76) willkürlich ist, muss $ C_{ij}=C_{ji}$ gelten.

Die Einheit der Kapazität ist

$\displaystyle 1 Farad=1 F=1\frac{C}{V}=1\frac{As}{V}$ (2.77)

Als erstes Beispiel betrachten wir den Plattenkondensator


\includegraphics[width=0.3\textwidth]{elektrostatik-013}

Geometrie eines Plattenkondensators. Wir betrachten auf beiden Seiten eine Fläche $ A$ die jeweils in eine unendlich ausgedehnte Fläche eingebettet ist.


Wir benutzen, dass das elektrische Feld einer unendlich ausgedehnten homogenen Flächenladung konstant $ E_{Ebene}=\frac{\sigma }{2\epsilon _{0}}$ ist (Gleichung (2.29) ).

Auf den Kondensatorplatten ist die Ladung $ Q=A\sigma =2\epsilon _{0}E_{Ebene}A$.

Das elektrische Feld zwischen den beiden Platten stammt von beiden Platten, also ist

$\displaystyle \vec{E}=2\vec{E}_{Ebene}$ (2.78)

Also ist $ Q=A\sigma =\epsilon _{0}EA$. Deshalb ist das Potential am Ort der zweiten Platte gemessen von der ersten Platte

$\displaystyle U_{2,1}=-\vec{E}\cdot \vec{d}=2E_{Ebene}\cdot d=2 \frac{\sigma }{2\epsilon _{0}}d=\frac{\sigma d}{\epsilon _{0}}$ (2.79)

Damit ist die Potentialdifferenz zwischen den beiden Platten oder die angelegte Spannung

$\displaystyle U=\frac{\sigma d}{\epsilon _{0}}=\frac{Qd}{A\epsilon _{0}}$ (2.80)

oder

$\displaystyle \frac{Q}{U}=\epsilon _{0}\frac{A}{d}=C$ (2.81)

Damit haben wir die Kapazität eines Plattenkondensators berechnet. Beachte, dass wir einen endlichen Plattenkondensator, der in einen unendlichen Plattenkondensator eingebettet ist, betrachtet haben, um Randeffekte auszuschliessen.


\includegraphics[width=0.7\textwidth]{elektrostatik-032}
Durch die Dreiteilung des Kondensators können bei einem realen Kondensator die Randeffekte minimiert werden. Die kleine Lücke stört das homogene Feld nur unwesentlich.



Beispiel: Ein Kondensator mit $ d=0.1\mu m$, $ A=1 m^{2}$ und $ U=10V$

Dann ist $ C=88.5\mu F$, $ Q=0.885mC$, $ \sigma =\frac{Q}{A} =0.885
\frac{mC}{m^{2}}$ und $ E=10^{8}V/m$


Aus der Additivität des elektrischen Feldes folgt, dass bei der Parallelschaltung von Kondensatoren sich die Kapazitäten addieren.

\includegraphics[height=10mm]{icon-exp} Versuch zur Vorlesung: Reihen- und Parallelschaltung von Kapazitäten (Versuchskarte EM-48)


\includegraphics[width=0.6\textwidth]{elektrostatik-014}

Parallelschaltung von Kondensatoren.



$\displaystyle Q_{1}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{1}U$  
$\displaystyle Q_{2}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{2}U$  
$\displaystyle Q_{3}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{3}U$ (2.82)

$\displaystyle Q_{ges}=Q_{1}+Q_{2}+Q_{3}=(C_{1}+C_{2}+C_{3})U$ (2.83)

oder

$\displaystyle \frac{Q_{ges}}{U}=C_{ges}=\frac{Q_{1}+Q_{2}+Q_{3}}{U}=C_{1}+C_{2}+C_{3}$ (2.84)

bei Parallelschaltung

$\displaystyle C=\sum\limits_{i=1}^{n}C_{i}$ (2.85)

Bei der Reihenschaltung wird die angelegte Spannung $ U$ auf die in Reihe geschalteten Kondensatoren aufgeteilt.


\includegraphics[width=0.6\textwidth]{elektrostatik-015}

Reihenschaltung oder Serienschaltung von Kondensatoren.


Auf den Kondensatoren sind die Ladungen

$ Q=Q_{1}=\left( U-U_{1}\right) C_{1}=Q_{2}=\left( U_{1}-U_{2}\right) C_{2}=Q_{3}=U_{2}C_{3}$ gespeichert, da in diesem System nur Ladungen verschoben, aber nicht erzeugt oder vernichtet werden können.

Also ist


$\displaystyle \frac{Q}{C_{1}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U-U_{1}$  
$\displaystyle \frac{Q}{C_{2}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U_1-U_{2}$  
$\displaystyle \frac{Q}{C_{3}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U_2$ (2.86)

oder

$\displaystyle U=\frac{Q}{C_{1}}+\frac{Q}{C_{2}}+\frac{Q}{C_{3}} =Q\left( \frac{1}{C_{1}}+\frac{1}{C_{2}}+\frac{1}{C_{3}}\right) =\frac{Q}{ C_{ges.}}$ (2.87)

Für die Reihenschaltung gilt

$\displaystyle \frac{1}{C_{ges}}=\sum\limits_{i=1}^{n}\frac{1}{C_{i}}$ (2.88)


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Marti 2011-10-13