Unter Gravitation versteht man die gegenseitige Anziehung der Körper durch ihre Massen.
Der Beweis des 2. Gesetzes geht wie folgt: Es gibt keine äusseren Kräfte, deshalb gibt es auch keine Drehmomente. Aus bekommt man :
2. Keplersches Gesetz
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Behauptung: Für die Fläche gilt
(4.303) |
Beweis:
Bemerkung: bei einer ebenen Bewegung ist immer
(4.307) | |||
(4.308) |
d.h. das 2. Keplersche Gesetz entspricht der Drehimpulserhaltung
Versuch zur Vorlesung: Planetenbewegung (Versuchskarte M-109) |
Wir betrachten das dritte Keplersche Gesetz für den Spezialfall einer Kreisbahn. Eine Masse soll um eine zentrale Masse kreisen. Eine Kreisbahn ist eine Ellipse, bei der die grosse und die kleine Halbachse gleich sind. Wir nennen die Grösse den Radius .
Das 2.Keplersche Gesetz lautet
Das dritte Keplersche Gesetz lautet also
Die obigen Argumente gelten nur für Kreisbahnen. Ausgefeiltere mathematische Methoden aus der theoretischen Mechanik zeigen aber, dass Gleichung (4.198) auch gilt, wenn wir durch die Länge der grossen Halbachse ersetzen.
Newtonsches Gravitationsgesetz
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Die Kraft der Masse auf die Masse ist , also
Betragsmässig:
(4.315) |
Dabei ist die Gravitationskonstante. Das Newtonsche Gravitationsgesetz definiert die schweren Masse, im Gegensatz zum 2. Newtonschen Gesetz der Bewegung ( ), das die träge Masse definiert.
Versuch zur Vorlesung: Gravitationswaage (Versuchskarte M-005) |
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Im Gravitationsgesetz nach Newton (Gleichung (4.199) ) steht als unbekannte Konstante die Gravitationskonstante . Aus den Keplerschen Gesetzen kann die Gültigkeit des Gravitationsgesetzes Gleichung (4.199) abgeleitet werden. Wenn man jedoch wissen will, wie schwer die zentrale Masse ist, muss bekannt sein. Mit der Gravitationswaage nach Abbildung 4.50 kann diese im Labor gemessen werden. Zwei kleine identische Massen sind im Abstand an einem feinen Faden (Torsionswaage) aufgehängt. Die beiden grossen identischen Massen sind auf einem äusseren beweglichen Halter montiert. Im Ruhezustand ist das Drehmoment auf dem Faden kompensiert durch das Drehmoment der Gravitationskräfte . Non werden die grossen Massen mit ihrem Gestell so gedreht, dass sie auf der anderen Seite der kleinen Massen platziert sind. Die Gravitationskräfte sind nun und erzeugen ein dem Betrage nach gleich grosses, aber in die umgekehrte Drehrichtung zeigendes Drehmoment.
Dieses Drehmoment führt zu einer Winkelbeschleunigung , wobei das Trägheitsmoment der beiden kleinen Massen ist. Der Torsionswinkel ändert dann wie
Testmasse
(4.316) |
Feldvektor
ist der Feldvektor des Gravitationsfeldes. Seine Einheit ist Der Feldvektor des Gravitationsfeldes gibt die Stärke der Gravitation pro Einheitsmasse an. Mit dem Feldvektor kann also das Gravitationsfeld der Masse charakterisiert werden, ohne dass eine zweite Masse spezifiziert werden muss, das heisst, ist unabhängig von der Testmasse .
|
Die potentielle Energie des Gravitationsfeldes existiert dann, wenn die Arbeit um eine Masse im Gravoitationsfeld der Masse von nach zu bringen unabhängig vom Weg ist. In Abbildung 4.51 sind exemplarisch die beiden Wege und eingetragen. Wir stellen uns vor, dass der Raum zwischen der Masse und der Masse mit radial gleichabständigen Kugelschalen unterteilt wird. Den realen Weg ersetzen wir durch den Weg , wobei die Abschnitte , , und radial verlaufen und die Abschnitte , und auf der Kugelschale liegen.
Analog wird der Weg durch den Weg ersetzt, wobei die Abschnitte , , und radial verlaufen und die Abschnitte , und auf der Kugelschale liegen.
Die Arbeit im Gravitationsfeld um die Masse entlang von nach zu bringen, ist die Summe der Arbeit auf den radialen Abschnitten plus der Summe der Arbeit auf den Abschnitten auf den Kugelschalen.
Nun gilt für alle Wege auf einer Kugelschale, dass für jedes Wegelement gilt:
da immer senkrecht auf steht. Wir erhalten also
Andererseits erhalten wir
In einem Zentralfeld, bei dem die Kraft radial ist und nur vom Abstand vom Zentrum abhängt sind die folgenden Arbeiten gleich
, | , | |
, | , | (4.323) |
Deshalb gilt auch
(4.324) |
Die Arbeit, um von nach zu bringen, ist also für die Wege und gleich.
Wenn wir nun den Abstand der Kugelschalen gegen Null gehen lassen, sehen wir, dass
für beide Wege gleich sind. Da wir keine besonderen Anforderungen an die Wahl der Wege gestellt haben, gilt diese Aussage auch für alle Wege zwischen und . Das heisst:
Zentralfelder sind konservative Felder. |
Das Gravitationsfeld als zentrales Kraftfeld ist konservativ. |
Behauptung: ist konservativ
(4.326) | |||
(4.327) | |||
(4.328) | |||
(4.329) | |||
(4.330) |
da gilt
Damit ist
(4.331) |
Weil das Kraftfeld der Gravitation konservativ ist, existiert eine potentielle Energie, die potentielle Energie der Gravitation.
ist die potentielle Energie der Gravitation, bezogen auf einen unendlich weit entfernten Punkt. |
Als Referenz nehmen wir
(4.333) |
Beweis: Berechnung der Arbeit gegen die Feldkraft längs einer Feldlinie
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Bei der Berechnung der potentiellen Energie muss man berücksichtigen, dass die Kraft und entgegengesetzt angeordnet sind. Da das Gravitationsfeld konservativ ist, können wir eine ganz spezielle Bahn verwenden. Zwischen zwei beliebigen Punkten und lassen wir die Bahn von bis zu der Kugelschale um den Massenpunkt , auf der liegt, laufen und führen sie dann auf der Kugelschale zu . Auf dem auf der Kugelschale liegenden Teil ist senkrecht auf , so dass ist: dieser Bahnabschnitt trägt nichts zur potentiellen Energie bei.
Also haben wir
(4.334) |
Es ist üblich, den Referenzpunkt zu setzen:
(4.335) |
Damit ist die Behauptung gezeigt.
Die potentielle Energie hängt nicht nur von der zu untersuchenden Masse , sondern auch von der Testmasse ab.
Wir definieren das Testmassen-unabhängige Gravitationspotential
(4.336) |
Die Einheit des Gravitationspotentials ist
dann gilt:
(4.337) | |||
(4.338) | |||
(4.339) |
Wir erhalten die folgenden Zusammenhänge:
|
Oberflächenintegrale: Definition der Grössen
|
Normalenvektor
Oberflächenelement in Kugelkoordination
(4.340) |
dabei ist die horizontale Seite des Flächenelementes, die vertikale Seite.
Koordinaten des Oberflächenelementes
|
(4.341) | |||
(4.342) | |||
(4.343) | |||
(4.344) |
also
|
Die in einer Kugel (beliebigen Fläche) eingeschlossene Masse kann aus dem Integral über an der Oberfläche bestimmt werden. Damit kann man über die Keplerschen Gesetze mit einer Testmasse (Satellit) die Masse eines Himmelskörpers bestimmen!
Betrachte Massenpunkt mit an den Orten
Anordnung von Massenpunkten
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Wir nehmen das folgende Postulat an
Die Gravitationskräfte sind additiv. |
Damit sind auch die Gravitationsfelder additiv. Deshalb gilt
(4.346) | |||
(4.347) |
Da die einzelnen Teilfelder konservativ sind, ist auch das Gesamtfeld konservativ.
Bei Kräften zwischen Atomen und Molekülen gibt es viele Beispiele nichtadditiver Kraftfelder.
(4.348) | |||
(4.349) |
Koordinaten zur Berechnung eines Oberflächenintegrals
|
Kontinuierliche Massenverteilung: gegeben durch Massendichte
(4.350) |
Berechnung der Gesamtmasse aus Dichte:
(4.351) | |||
(4.352) |
In Kugelkoordinaten wäre
,, | (4.353) |
Oberflächenintegral
(4.354) |
Für kontinuierliche Massenverteilungen gilt die Feldgleichungen der Gravitation
(4.355) |
Def:
(4.356) |
Beweis: Nach Gauss gilt:
(4.357) |
Die Lösung der Feldgleichung ist
(4.358) |
Dabei ist das Volumenelement am Ort . Die Lösung hat die gleiche Struktur wie das Gesetz für den Feldvektor der Gravitation, Gleichung (4.202) . Die ist leicht zu sehen, wenn man die Variablen wie folgt umschreibt:
Da gilt
(4.359) | |||
(4.360) | |||
(4.361) |
also
heisst Poisson-Gleichung |
heisst Laplace-Operator:
(4.363) |
Formal ist die Lösung der Poissongleichung
(4.364) |
(4.365) |
bei konstanter Dichte
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Wir unterscheiden die folgenden Fälle:
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Links wird der Verlauf des Gravitationsfeldvektors
gezeigt, rechts der des dazu gehörigen Gravitationspotentials. Beide sind für eine massive homogene Kugel mit dem
Radius 1 gerechnet.
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Im Folgenden werden drei Beweisarten gezeigt:
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Wir betrachten in der Abbildung 4.59 die beiden Flächen und . Die von den Massen in diesen beiden Flächen auf ausgeübten Kräfte zeigen entlang der gleichen Gerade, aber in entgegengesetzte Richtungen. Die Massen in und sind jeweils
(4.367) |
Dabei ist die Oberfläche einer Kugel mit dem Radius . Die Beträge der Kräfte und sind
Nach dem Strahlensatz gilt (beachte dass und Flächen sind)
Kombinieren wir Gleichung (4.240) und Gleichung (4.241) , so sehen wir sofort, dass
Da wir über die Lage von und nichts vorausgesetzt hatten, ausser dass beide mit der Masse auf einer Linie liegen, können wir folgern:
Auf Massenpunkte im Inneren einer Hohlkugel mit einer homogenen Massenverteilung wirken keine Kräfte. |
Genauere Rechnungen zeigen, dass dies bei allen genügend symmetrischen Hohlkörpern der Fall ist.
Ausserhalb einer Massenverteilung wirkt die Gravitationskraft immer so, wie wenn sie vom Massenmittelpunkt käme. |
Ausserhalb der kugelförmigen homogenen Massenverteilung können wir die Gravitationskraft so ausrechnen, wie wenn sie am Massenmittelpunkt konzentriert wäre (siehe Gleichung (4.202) ).
An der Oberfläche der Masse gilt Gleichung (4.243) gerade noch.
Im Inneren () der homogenen kugelförmigen Massenverteilung können wir die Masse in zwei Bereiche einteilen, eine Hohlkugel mit sowie eine homogene Kugel mit . Die Hohlkugel trägt, wie gezeigt, nichts zum Gravitationsfeld bei. Nur Masse der Kugel mit dem Radius erzeugt das Gravitationsfeld. Wenn die Gesamtmasse ist, ist die relevante Masse
Der Feldvektor der Gravitation an der Oberfläche der inneren Masse ist dann
(4.375) |
mit
da ist. Also ist
(4.376) |
Innerhalb der kugelförmigen Masse gilt also
(4.377) |
Ausserhalb erhalten wir
(4.378) |
oder
(4.379) | ||
(4.380) |
Aus diesen Gleichungen kann das Potential berechnet werden.
Dazu verwendet man die Definition der potentiellen Energie für ein radialsymmetrisches Potential
Für ausserhalb bekommt man
Innerhalb der Kugel verwendet man den Radius der Kugel als Referenz
und damit
Für die Distanz muss das Potential kontinuierlich sein. Wir führen eine Konstante ein und setzen
Also ist für Innen das Resultat
Das Schlussresultat ist
(4.381) |
Gravitationskraft eines Kreisringes
Berechnung des Kreisringes
|
Symmetrie: nur -Komponente betrachten
(4.382) |
(4.383) |
Die -Komponente des Feldvektors der Gravitation ist nun (betragsmässig):
(4.384) |
(4.385) |
(4.386) |
(4.387) |
Berechnung einer Kugelschale zusammengesetzt aus Kreisringen
|
|
Daraus ergibt sich:
(4.388) |
und mit
(4.389) |
(4.390) |
oder
(4.391) |
(4.392) |
(4.393) |
(4.394) |
(4.395) |
(4.396) |
Den Feldvektor der Gravitation für einen Punkt innerhalb einer Vollschale kann jetzt noch durch Integration über alle eingeschlossenen Unterschalen erhalten werden, deren Radien kleiner sind als der Radius des betrachteten Punktes. An der Form des Resultates ändert sich nichts mehr.
Das Gewicht oder die Gewichtskraft einer Masse wird durch die Gravitation zwischen der Erde und bewirkt.
Modell: Die Erde entspricht einer Kugel. Dann gilt an der Oberfläche
(4.397) |
Im Labor ist
und
Freier Fall:
(4.398) |
mit und bekommt man
(4.399) |
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Versuch zur Vorlesung: Fadenpendel (Versuchskarte M-077) |
beschleunigt die Masse, also gilt:
(4.400) |
(4.401) |
Bewegungsgleichung
(4.402) |
(4.403) |
mit
(4.404) |
Kleine Auslenkungen:
(4.405) |
also
(4.406) |
harmonische Schwingung:
(4.407) |
Beweis
(4.408) |
d.h. die Bewegungsgleichung ist erfüllt.
und hängen von den Anfangsbedingungen ab.
Beispiel: Freier Fall
von | träge Masse (Beschleunigung) |
schwere Masse (Gravitation) |
(4.409) | ||
(4.410) |
Beobachtung ist unabhängig vom Material
Experimentell:
Herleitung des 3. Keplerschen Gesetzes, mit Kreisbahnen
Herleitung des 3. Keplerschen Gesetzes
|
Zentripetalkraft
(4.411) |
(4.412) |
nun ist die Umlaufszeit oder
also ist
(4.413) | ||
(4.414) |
Dies ist das 3. Keplersche Gesetz.
Beispiel:
Maximale Höhe eines Satelliten
Wir wissen
(4.415) |
Energiesatz:
wobei der Erdradius ist.
(4.416) | ||
(4.417) |
(4.418) |
divergiert wenn
oder mit bekommt man die Fluchtgeschwindigkeit
Gesamtenergie eines Satelliten
(4.419) |
Zentripetalkraft
(4.420) |
(4.421) |
(4.422) |
Othmar Marti