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Erzwungene (gedämpfte) Schwingung und Resonanz

Dieser Stoff wurde am 16.1.2002 behandelt
(Siehe Tipler, Physik[Tip94, 406]) (Siehe Gerthsen, Physik[GV95, 154])

\includegraphics[width=0.1\textwidth]{schwingung-getriebenes-pendel.eps}

Mit einem Exzenter angetriebenes Pendel


Das vorliegende System wird durch zwei Grössen charakterisiert: die Anregungsschwingung $ z(t) = z_0\cos\omega
t$ sowie durch das Federpendel mit der Masse $ m$, der Dämpfung $ b$ und die Federkonstante $ k$. Die rücktreibende Kraft an der Feder ist

$\displaystyle F_F(t) = -k\left(x(t)-z(t)\right)$ (8.486)

Die Beschleunigung ist wieder durch $ m\ddot{x}(t) = F(t)$ gegeben; die geschwindigkeitsproportionale Dämpfung durch $ -b\dot{x}(t)$

Die Bewegungsgleichung ist also

$\displaystyle F(t) = -k\left(x(t)-z(t)\right) -b\dot{x}(t) = m\ddot{x}(t)$ (8.487)

Wenn wir $ z(t)$ einsetzten und umstellen, erhalten wir

$\displaystyle m\ddot{x}(t)+b\dot{x}(t)+k x(t) = z_0 k \cos\omega t$ (8.488)

Wir teilen durch $ m$ und kürzen $ k/m = \omega_0^2$ ab und erhalten

$\displaystyle \ddot{x}(t)+ \frac{b}{m} \dot{x}(t) +\omega_0^2 x(t) = z_0 \omega_0^2 \cos\omega t$ (8.489)

Die Lösung (Simulation) dieser Gleichung besteht aus zwei Teilen: dem Einschwingvorgang als Lösung der Gleichung

$\displaystyle \ddot{x}(t)+ \frac{b}{m} \dot{x}(t) +\omega_0^2 x(t) = 0$

(analog zur freien gedämpften Schwingung, dieser Teil klingt ab gegen 0) sowie der stationären Lösung. Dieser Lösungsteil hat die Form

$\displaystyle x(t) = A(\omega) \cos \left(\omega t -\delta(\omega)\right)$ (8.490)

wobei wir hier ein Minuszeichen vor der Phase setzen, damit diese die Phasendifferenz zur Anregung darstellt. Eingesetzt in die Bewegungsgleichung erhalten wir


    $\displaystyle A(\omega)\left[-\omega^2 \cos(\omega t -\delta(\omega)) -\frac{b}...
...in(\omega t
-\delta(\omega)) + \omega_0^2\cos(\omega t - \delta(\omega))\right]$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle z_0 \omega_0^2
\cos\omega t$ (8.491)

Um die Gleichung zu lösen müssen wir die Winkelfunktionen $ \sin$ und $ \cos$ mit Phasen in reine Winkelfunktionen auflösen. Also setzen wie $ \cos(\omega t -\delta(\omega)) =
\cos(\omega t)\cos(\delta(\omega))+\sin(\omega t)\sin(\delta(\omega))$ und $ \sin(\omega t
-\delta(\omega)) = \sin(\omega t)\cos(\delta(\omega))-\cos(\omega
t)\sin(\delta(\omega))$. Wir bekommen dann


$\displaystyle z_0 \omega_0^2
\cos\omega t$ $\displaystyle =$ $\displaystyle A(\omega)\left[-\omega^2 \cos(\omega
t)\cos(\delta(\omega))\right.$  
    $\displaystyle +\frac{b}{m}\omega\cos(\omega t)\sin(\delta(\omega))$  
    $\displaystyle \left.+ \omega_0^2\cos(\omega t)\cos(\delta(\omega))\right]$  
0 $\displaystyle =$ $\displaystyle A(\omega)\left[-\omega^2 \sin(\omega t)\sin(\delta(\omega))\right.$  
    $\displaystyle -\frac{b}{m}\omega\sin(\omega
t)\cos(\delta(\omega))$  
    $\displaystyle \left. + \omega_0^2\sin(\omega t)\sin(\delta(\omega))\right]$ (8.492)

Diese Gleichungen können vereinfacht werden


$\displaystyle z_0 \omega_0^2$ $\displaystyle =$ $\displaystyle A(\omega)\left[-\omega^2 \cos(\delta(\omega))
+\frac{b}{m}\omega\sin(\delta(\omega))
+ \omega_0^2\cos(\delta(\omega))\right]$  
0 $\displaystyle =$ $\displaystyle -\omega^2 \sin(\delta(\omega))-\frac{b}{m}\omega\cos(\delta(\omega)) + \omega_0^2\sin(\delta(\omega))$ (8.493)

Aus der zweiten Gleichung folgt

$\displaystyle \left(\omega_0^2-\omega^2\right)\sin(\delta(\omega)) = \frac{b}{m}\omega\cos(\delta(\omega))$ (8.494)

und daraus

$\displaystyle \tan(\delta(t)) = \frac{b\omega}{m\left(\omega_0^2-\omega^2\right)}$ (8.495)

Wir verwenden $ \cos\phi = \frac{1}{\sqrt{1+\tan^2\phi}}$ und $ \sin\phi = \cos\phi \cdot
\tan\phi = \frac{\tan\phi}{\sqrt{1+\tan^2\phi}}$ und bekommen aus der ersten Gleichung


$\displaystyle \frac{z_0 \omega^2}{A(\omega)}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{\omega_0^2-\omega^2}{\sqrt{1+\tan^2(\delta(t))}}
+ \frac{b\omega}{m}\frac{\tan(\delta(t))}{\sqrt{1+\tan^2(\delta(t))}}$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{\omega_0^2-\omega^2+\frac{b^2\omega^2}{m^2\left(\omega_0^2-...
...2\right)}}
{\sqrt{1+\frac{b^2\omega^2}{m^2\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2}}}$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2+\frac{b^2\omega^2}{m^2}}
{\sqrt{\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2+\frac{b^2\omega^2}{m^2}}}$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \sqrt{\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2+\frac{b^2\omega^2}{m^2}}$ (8.496)

Zusammengefasst ist die stationäre Lösung durch die Amplitude und Phase

$\displaystyle \delta(\omega)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \arctan\left(\frac{b\omega}{m\left(\omega_0^2-\omega^2\right)}\right)$ (8.497)
$\displaystyle A(\omega)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{z_0 \omega^2}{\sqrt{\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2+\frac{b^2\omega^2}{m^2}}}$ (8.498)

gegeben.

Mit der Definition der Güte aus Gleichung (8.52) sowie mit $ \omega_0 = 2\pi\nu =
\frac{2\pi}{T}$ schreiben wir zuerst

$\displaystyle Q = 2\pi\frac{m}{bT} = \omega_0\frac{m}{b}\hspace{1cm}\Leftrightarrow\hspace{1cm}\frac{b}{m} = \frac{\omega_0}{Q}$ (8.499)

und erhalten


$\displaystyle \delta(\omega)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \arctan\left(\frac{\omega\omega_0}{Q\left(\omega_0^2-\omega^2\right)}\right)$ (8.500)
$\displaystyle A(\omega)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{z_0 \omega^2}{\sqrt{\left(\omega_0^2-\omega^2\right)^2+\frac{\omega^2\omega_0^2}{Q^2}}}$ (8.501)

Noch kompakter ist die folgende Schreibweise für die Amplitude

$\displaystyle A(\omega) = \frac{z_0 \omega^2/\omega_0^2}{\sqrt{\left(1-\omega^2/\omega_0^2\right)^2+\frac{\omega^2}{\omega_0^2 Q^2}}}$ (8.502)

Die Frequenz, bei der die Amplitude maximal wird, also die Resonanzfrequenz, ist

$\displaystyle \omega_R = \sqrt{\omega_0^2-\frac{b^2}{2m^2}} = \omega_0\sqrt{1-\frac{1}{2Q^2}}$ (8.503)

Diese Frequenz, die durch die Gleichung $ \frac{dA(\omega)}{d\omega}=0$ definiert ist, ist kleiner als die Eigenfrequenz eines gedämpften Systems (Siehe Gleichung (8.55) ).

Bei der Resonanzfrequenz des ungedämpften Systems gegeben durch $ \omega=\omega_0$ ist die Phase

$\displaystyle \delta(\omega_0) = \pi/2$ (8.504)

Die Steigung der Phase $ d\delta(\omega)/d\omega$ hat an der Stelle $ \omega_0$ den Wert

$\displaystyle \left.\frac{d\delta(\omega}{d\omega}\right\vert _{\omega_0}= 2\frac{Q}{\omega_0}$ (8.505)

Es ist sehr viel einfacher, $ \omega_0$ und $ Q$ aus der Phase wie aus der Amplitude zu bestimmen.


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Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm