©2005-2012 Ulm University, Othmar Marti
[Nächste Seite] [Vorherige Seite] [vorheriges Seitenende] [Seitenende] [Ebene nach oben] [PDF-Datei][Andere Skripte]

6.5  Elektronenspin

PIC Versuch zur Vorlesung: Elektronenspinresonanz: Modellversuch (Versuchskarte AT-31)

PIC Versuch zur Vorlesung: Elektronenspinresonanz: ESR an DPPH (Versuchskarte AT-29)

6.5.1  Magnetische Spin-Bahn-Kopplung

Elektronen können für viele Untersuchungen als punktförmige Teilchen angesehen werden. Wenn der klassische Elektronenradius berechnet wird, wird eine ausgedehnte Ladungswolke angenommen. Wenn diese Wolke einen Eigendrehimpuls hat, dann gibt es einen Kreisstrom und damit ein magnetisches Moment. Der Eigendrehimpuls des Elektrons heisst Spin, der mit dem Vektor s bezeichnet wird. Aus den klassischen Überlegungen kann aus dem Drehimpuls das magnetische Moment berechnet werden. Dieses so berechnete Moment ist jedoch nicht gleich dem gemessenen magnetischen Moment – ein Zeichen, dass hier die klassische Mechanik die Physik nicht mehr richtig beschreibt.

Analog zum Bahndrehimpuls ℓ haben wir

      ∘ ---------
|s | =   s(s + 1)
(6.1)

PIC

Elektronenspin s, Betrag |s| und z-Komponente sz.

Der Zusammenhang zwischen dem Bahndrehimpuls ℓ und dem dazugehörigen magnetischen Moment μ, beziehungsweise dem Spin s und dessen magnetischem Moment μs (siehe auch Abbildung 6.5.1) ist

μs = -gs e
2m--
   es (6.2)
μ = -g e
----
2meℓ (6.3)

wobei

g = 1 gs = 2.0023 (6.4)
ist. Der Wert von g ist wie erwartet. Der Wert von gs ist überraschend:

Das magnetische Moment des Elektronenspins kann mit dem Bohrschen Magneton ausgedrückt werden

μs,z = ±1.00116 μBohr
(6.5)

Das Verhältnis zwischen Drehimpuls und magnetischem Moment heisst gyromagnetisches Verhältnis γ = |μ|ℓ||. Das gyromagnetische Verhältnis für den Bahndrehimpuls und den Spin ist

γ = 1-
2-e-
me (6.6)
γ = 1.00116-e-
me (6.7)

Der Spin kann zum Beispiel mit dem Stern-Gerlach-Versuch nachgewiesen, siehe Abbildung 6.4.1.

6.5.2  Feinstruktur und Ein-Elektronen-Atome

PIC Versuch zur Vorlesung: Natrium: Feinstruktur der D-Linie (Versuchskarte AT-48)

Wenn man die Natrium-D-linie untersucht, findet man dass diese in ein Dublett aufgespalten ist. Diese Aufspaltung nennt man auch Feinstruktur. Sie entsteht, weil der Spin und der Bahndrehimpuls wechselwirken.

PIC

Spin-Bahn-Kopplung

Abbildung 6.5.2 zeigt eine Skizze der Spin-Bahn-Kopplung. Der Drehimpuls l und der Spin s bilden zusammen den Gesamtdrehimpuls j.

      ∘ ---------

|j| =   j (j + 1)ℏ
(6.8)

mit |j| = |ℓ ± s|.

Wir betrachten ein p-Elektron mit der Bahndrehimpulsquantenzahl = 1 und der Spinquantenzahl s = 1
2.

j = 3
--
2 |j| = ∘ 3---5
  --· --
  2   2=  √15--
-----
  2 (6.9)
j = 1
--
2 |j| = ∘ -----
  1   3
  --· --
  2   2=  √3--
----
  2 (6.10)

Wenn der Bahndrehimpuls verschwindet, wenn seine Quantenzahl = 0 ist, wird die Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses gleich der Quantenzahl des Spins j = s.

Die magnetische Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses, die die Richtungsquantisierung darstellt, ist

jz = mj ℏ           mj =  - j ...- j für j ∈ ℤ
(6.11)

Wie beim Bahndrehimpuls und dem Spin gehört zu jedem Gesamtdrehimpuls j ein magnetisches Moment μj. Für optische Übergänge gilt die Auswahlregel: Δj = 0,±1, wobei der Übergang j = 0 j = 0 verboten ist.

PIC

Spin-Bahnkopplung nach Bohr

Zur Berechnung der Spin-Bahn-Aufspaltung im Magnetfeld betrachtet man das Atom im Ruhesystem des Elektrons. Nach Biot-Savart ist das Magnetfeld der Kernladung +Ze

        Ze-μ0                Zeμ0-
B ℓ = + 4πr3 [ν × (- r)] = - 4πr3 ν × r
(6.12)

wobei ℓ = r× m0ν ⇒-ℓ = m0ν×r verwendet wurde. Also ist das Magnetfeld

      Ze-μ0 -ℓ-
B ℓ =  4πr3 m0
(6.13)

Der Spin des Elektrons präzediert um B.

PIC PIC

Spinpräzession. Links Skizze, rechts Vektoraddition

Nach Gleichung (6.2) ist das magnetische Moment eines Spins μs = -gs-e--
2mes. Setzt man dies in die Gleichung für die Lageenergie eines magnetischen Moments in einer magnetischen Induktion Eℓ,s = -μs·B ein, erhält man

         (     e   )           e
Eℓ,s = -  - gs----s  ·B  =  gs---- (s ·B )
              2me             2me
(6.14)

Wenn man gs = 2 setzt, erhält man mit Gleichung (6.13)

                          2
E    = 2--e- (s·B  ) = -Ze-μo--(s· ℓ)     Achtung:  Falsch!
  ℓ,s    2me            4πm2er3
(6.15)

Eine genaue relativistische Betrachtung sowie experimentelle Daten zeigen, dass die Gleichung (6.15) um einen Faktor 12 zu falsch ist. Llewellyn Thomas entdeckte während seiner Doktorarbeit, dass bei der Rücktransformation aus dem mitrotierenden Koordinatensystem ins Laborsystem die relativistische Zeitdilatation berücksichtigt werden muss [Tho26]. Seine Argumentation (im cgs-System!) war wie folgt:

Das Elektron präzediert um das externe Magnetfeld mit -e-
m0cH. Das Elektron bewegt sich mit der Geschwindigkeit v durch das elektrische Feld des E des Kerns, was nach Maxwell zu einem Magnetfeld

      1
H  =  -E  × v
      c

führt. Die Präzessionswinkelgeschwindigkeit ist dann

ω =  --e--E × v  = --e-H
     m0c2          m0c

Diese Gleichung ist falsch. Das Elektron erfährt eine Beschleunigung a. Man muss eine Lorentz-Transformation mit der Geschwindigkeit v + adt verwenden, sowie beachten, dass der Spin zur Zeit t + dt gedreht ist. Also hat man nach Thomas eine Geschwindigkeit adt und eine Rotation (12c2)v×adt zu beachten. Die Präzession wird dann in erster Näherung durch

             e            1
ωT homas =  ----2E × v -  --2v × a
           m0c           2c

Nun ist die Beschleunigung durch

      -e-
a = - m0 E

gegeben. Also ist die Präzessionswinkelgeschwindigkeit

                                (        )
ωT homas =  --e--E × v -  -1-v ×   - -e-E
           m0c2          2c2        m0
                                      --e--          --e---         --e--
                                    = m0c2 E  × v +  2m0c2 v × E =  2m0c H
(6.16)

Aus der Argumentation von Thomas folgt, dass Gleichung (6.15) mit dem Faktor 1
2, dem aus der relativistischen Betrachtung folgenden Thomasfaktor korrigiert werden muss. Wir haben also für die Energie

        Ze2μ
E ℓ,s = ------e-(s· ℓ)
       8πm2er3
(6.17)

PIC

Beziehung zwischen j, ℓ und s nach dem Cosinus-Satz.

Aus dem Cosinus-Satz für beliebige Dreiecke (siehe Abbildung 6.5.2)

c2 = a2 + b2 - 2abcos γ
(6.18)

erhalten wir mit der Winkelidentität

γ = π -  ϵ     = ⇒       cos γ = - cosϵ
(6.19)

und

∠(a,b) = ϵ
(6.20)

schliesslich

|j|2 = |ℓ|2 + |s|2 + 2 |ℓ||s|cos (ℓ,s )
(6.21)

Gleichung (6.17) mit dem Zwischenwinkel zwischen ℓ und s kann also auch

Eℓ,s = a
-2-
ℏ |ℓ| |s| cos (ℓ,s) mit a = Ze2μ0 ℏ2
-----2-3
8πm  er (6.22)
geschrieben werden. Andererseits ist mit Gleichung (6.21)
Eℓ,s = -a--
2ℏ2[  2     2      2]
 |j | - |ℓ| - |s| = a-
2 [j (j + 1) - ℓ(ℓ + 1) - s(s + 1)] (6.23)

Setzt man in Gleichung (6.23) = 1, s = 1
2 und j = 3
2 oder j = 1
2, erhält man die in der Abbildung 6.5.2 gezeigten Aufspaltung durch die Spin-Bahn-Kopplung.

PIC

p-Aufspaltung nach Gleichung (6.23) .

Der Radius r in der Konstanten a in Gleichung (6.22) ist rn, der Radius der n-ten Bohrschen Bahn. Für diese Bahn gilt

     4πϵ0ℏ2n2
rn = ----2----
      Ze  me
(6.24)

und damit

     Z4
a ∝  -6-
     n

Da es in der Quantenphysik keine festen Bahnen gibt, muss r-3 durch den mit der Wellenfunktion gewichteten Wert

⟨ 1 ⟩     ∫    |ψ |2
 -3   =        --3-dV
 r      Volumen  r
(6.25)

ersetzt werden. Man erhält so

             Z4
a ∝  -3--(----1)-------
     n ℓ  ℓ + 2 (ℓ + 1)
(6.26)

6.5.2.1. Elektronenspin-Resonanz

PIC

Elektronenspinresonanz

Die präzedierenden Elektronenspins (Skizze in Abbildung 6.5.2.1 wechselwirken besonders stark mit Licht, wenn dieses in Resonanz mit der Präzessionsfrequenz ist. Die Länge eines Spins ist

      ∘ -----    √--
        1   3     3
|s| =   --· --= ----≈  0,81
        2   2    2
(6.27)

Dieser steht dann im Winkel α zum Magnetfeld.

cos α = 1-√2--=  √1--= 54.73∘
        2   3      3
(6.28)

Das magnetische Moment eines Spins in Einheiten des Bohrschen Magnetons μB ist

       ---------
     ∘
μs =   s (s + 1)μB ·gs
(6.29)

wobei seine z-Komponente entlang des Magnetfeldes durch

         1-
μs,z = ± 2gsμB
(6.30)

gegeben ist. Die beiden möglichen Niveaus haben den Energieunterschied

ΔE  = gsμBB0
(6.31)

PIC

Situation von oben gesehen

Übergänge treten auf, wenn die Energie des Lichtes dem Energieunterschied der beiden Spinzustände entspricht.

ΔE  =  hν = gsμBB0
(6.32)

oder

ν =  2.806 ·1010·B0   HzT -1
(6.33)

Die Präzessionswinkelgeschwindigkeit (Skizze in Abbildung 6.5.2.1) ist

     |μ-||B0-|   |M--|
ωℓ =    |L |   =  |L | =  γB0
(6.34)

mit einem von den atomaren Zuständen abhängigen Proportionalitätsfaktor γ.

PIC

Elektronen-Spin-Resonanz: Aufbau

Abbildung 6.5.2.1 zeigt den Aufbau einer ESR-Apparatur. Die Resonanz der Mikrowellen mit den Spins im Magnetfeld bewirkt einen Abfall des Signals an der Detektionsdiode.

6.5.3  Zeemann-Effekt

PIC Versuch zur Vorlesung: Normaler Zeeman-Effekt: Berechnung von e/m (Versuchskarte AT-14)

PIC

Zeemann-Effekt klassisch

Die Wechselwirkug der Spins und der Bahndrehimpulsemit der magnetischen Induktion bewirkt eine Aufspaltung der Energieniveaus im Magnetfeld.

Eine lineare elektromagnetische Schwingung schräg zum B-Feld kann in drei Komponenten aufgeteilt werden. Diese drei Polarisationskomponenten ergeben wieder die ursprüngliche elektromagnetische Schwingung. Die Polarisationskomponenten sind in Abbildung 6.5.3 gezeigt:

  1. eine lineare Schwingung parallel zu B0,
  2. eine linkszirkulare Schwingung
  3. und rechtszirkulare Schwingung.

Die magnetische Induktion B beeinflusst 1 nicht. Die zirkularen Schwingungen 2 und 3 beschleunigen oder bremsen die Umlauffrequenz der Elektronen auf ihren Bahnen. Die Frequenzänderung wird die Larmor-Frequenz genannt. Sie ist

Δ ω = ω  =  1· -e-B   = μB-B
       L    2  me   0    ℏ   0
(6.35)

Beim Bahndrehungspuls ist g = 1.

Im Atom ist die lautet die Identität zwischen Coulombkraft und Zentripetalkraft

           Ze2
me ω20r =  -----3r
          4πϵ0r
(6.36)

Dazu komm noch die Lorentz-Kraft mit den x, y und z-Komponenten

                2
(a)  me ¨x + me ω0x - e y˙B0   =   0
(b)  me ¨y + me ω20y + e ˙xB0   =   0
(c)          me  ¨z + meω20z  =   0
(6.37)

Für die z-Komponente folgt aus Gleichung (6.37) (c), dass z = z0 exp (iω0t) konstant bleibt. Wir setzen u = x + iy und v = x - iy, oder x = u+v-
 2 und y = u-v-
 2i und erhalten aus Gleichung (6.37) (a) und (b), den Gleichungen für die x- und die y-Komponenten

     m           m   2           e
(a )  2e(¨u + ¨v) + -2eω0 (u + v ) - 2i (u˙- v˙)B0 =  0  |·2i
(b)   m2ei-(¨u - ¨v) + m2ei ω20 (u - v) + e2 (˙u + ˙v) B0 =  0  |·2i
(6.38)

Weiter formt man um:

                        2
(a)  mei (¨u + ¨v) + mei ω0 (u + v) - e(˙u - ˙v)B0  =  0  |· (- i)
(b)  me (¨u - ¨v ) + me ω20 (u - v) + ie (u˙+ ˙v)B0  =  0
(6.39)

                      2
(a)  me (¨u + ¨v) + meω 0 (u + v) + ie(˙u - ˙v)B0  =   0
(6.40)

                        2
 (a ) + (b) 2me ¨u + 2me ω0u + 2ie ˙u·Bo   =   0
(a ) - (b) 2me ¨v + 2me ω20v - 2ie ˙v·Bo   =   0
(6.41)

Die Lösungen dieser Gleichungssysteme sind

u = u0 exp [ (      eB0-) ]
 i  ω0 - 2m   t (6.42)
v = v0 exp [ (      eB  ) ]
 i ω0 +  --0- t
         2m (6.43)

Eingesetzt erhalten wir die Bedingung

me(   (         )2 )
  -  ω0 - eB0-
           2m + (             (  (         ) ))
  2me ω2+  2ie i  ω0 - eB0-
       o               2meB0 = 0
- 02 - me2B2
---02-
4m e + 2meω0eB
---0
2m + 02 - 0B0 + e2B2
---0-
2me = 0
-e2B20
-----
4me + eB0ω0
------
  1 - 0B0 + e2B20
-----
 2m = 0
- 2  2
e-B0-
4me +  2 2
e-B0-
2me = 0

Aus der letzten Gleichung liest man ab, dass diese Gleichung nur im Grenzfall B0 0, oder wenn e2B 02 « m e ist, eine Lösung hat. Die Frequenz spaltet sich dann wie folgt auf:

ω →  ω0 ± Δ ω
(6.44)

mit

       eB0-
Δ ω =  2me
(6.45)

Dies entspricht einer Frequenz

       δω    1  eB0
Δ ν =  ---=  -------=  1.41010Hz =^0.465  cm -1
       2π    4π me
(6.46)

Der klassische Zeemanneffekt bewirkt eine konstante Frequenzverschiebung.
Es gibt ein Zeemann-Triplett mit

ΔE  = g μ  B
       j  B  0
(6.47)

PIC

Magnetisches Moment des Gesamtspins

Da der g-Faktor des Spins und des Bahndrehimpulses unterschiedlich sind, ist das magnetische Moment des Gesamtdrehimpulses nicht antiparallel zum Gesamtdrehimpuls, sondern präzediert um die Richtung des Gesamtdreimpulses. Der Gesamtdrehimpuls j ist parallel zur externen magnetischen Induktion B Da die Präzessionsfrequenz enorm hoch ist, kann durch eine Messung nur die Projektion von μj auf die Richtung von j bestimmt werden, (   )
 μjj. Mit α = (ℓ,j) und β = (s,j) können wir schreiben

|     |
||(  ) ||
| μj j| = |μ ℓ| cos(α) + |s| cos(β)
= μB(   ∘ --------             ∘ --------      )
  gℓ  ℓ(ℓ + 1 )· cos(α ) + gs  s(s + 1 )cos(β)
= μB( ∘ --------            ∘ --------        )
    ℓ(ℓ + 1)· cos(α) + 2  s(s + 1)· cos(β) (6.48)

Aus Abbildung 6.5.3 kann man mit dem Cosinussatz a2 = b2 + c2 - 2bc cos(b,c) und (b2 + c2 - a2)(2bc)-1 = cos(b,c) ablesen

cos(α) = cos((ℓ,j)) =    2     2     2
|ℓ|-+-|j|----|s|-
     2|ℓ||j|
= ℓ(ℓ + 1) + j(j + 1 ) - s(s + 1)
------∘--------∘-------------
    2   ℓ(ℓ + 1)  j(j + 1) (6.49)
cos(β) = cos((s,j)) =    2     2     2
|s|-+--|j|----|ℓ-|
     2|s||j|
= s(s + 1) + j(j + 1) - ℓ(ℓ + 1)
------∘---------∘------------
    2  s (s + 1)  j (j + 1) (6.50)

Weiter bekommen wir

||(   ) ||
|| μj j|| = μB( ∘ --------            ∘ --------      )
    ℓ(ℓ + 1)· cos(α ) + 2 s(s + 1)cos(β)
= μB(
( ∘ --------  ℓ(ℓ-+-1)-+-j(j +-1) --s(s-+-1)
    ℓ(ℓ + 1)·      ∘ --------∘ --------
                 2   ℓ(ℓ + 1)  j(j + 1)
                                         )
   ∘ --------s(s + 1) + j(j + 1) - ℓ(ℓ + 1)
+2   s(s + 1)-----∘---------∘------------)
                2   s(s + 1)  j(j + 1)
= μB(                                                               )
( ℓ(ℓ +-1) +-j(j-+-1)---s(s +-1)   s(s +-1) +-j(j-+-1)---ℓ(ℓ +-1-))
            ∘                  +  2          ∘
           2  j(j + 1)                      2  j(j + 1)
= μBℓ(ℓ +-1) +-j(j-+-1)---s(s +-1) +-2-(s(s +-1-) +-j(j-+-1) --ℓ(ℓ-+-1))
                           ∘ --------
                          2  j(j + 1)
= μB3j(j + 1) + s(s + 1) - ℓ(ℓ + 1)
-----------∘------------------
         2   j(j + 1 ) (6.51)

Mit der Definition

|(   ) |     ∘--------
|| μ    ||= g   j (j + 1)μ
|   j j|   j            B
(6.52)

bekommen wir für den

g-Faktor des Gesamtdrehimpulses

gj = 3j (j + 1) + s(s + 1) - ℓ(ℓ + 1)
------------------------------
           2j(j + 1)
gj = 1 + j(j-+-1)-+-s(s +-1-) --ℓ(ℓ-+-1)
          2j(j + 1) (6.53)

Das messbare magnetische Moment des Gesamtdrehimpulses ist dann

(μ ) =  - gjμB-j
   j       ℏ
(6.54)

Mit Gleichung (6.54) bekommen wir die folgende Tabelle









0
1
1
2
2
3
3
s
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
j
1
2
1
2
3
2
3
2
5
2
5
2
7
2








gj
2
2
3
4
3
4
5
6
5
6
7
8
7








gj als Funktion von , s und j

Zur quantenmechanischen Behandlung des Zeemann-Effekts benötigen wir den Hamiltonoperator im Magnetfeld. Wir vermuten, dass

^
Hfrei = -^p2-
2m + V (r ) (6.55)
^
HB = ^
Hfrei -μ^·B (6.56)

sei. Eine Rechnung mit kanonischen Impulsen ergibt mit den Ersetzungen p (p^+  e A ) und B = ∇×A

H^B =  1
2m--
   e(^p + eA ) 2 + V (r ) (6.57)
= -1--
2me(                             )
 p^2 + p^(eA ) + eA (^p) + e2A2 + V (r) (6.58)
= H^frei +   e
----
2me(^p·A  +  A ·^p ) +  e2
----
2meA2 (6.59)

Setzen wir den Impulsoperator ^p = -igrad  ein, erhalten wir

         ℏ2            ℏe             ℏe             e2
^HB  = - ----grad  2 - ----Agrad   -  ----grad  A +  ----A2  + V (r)
        2m0           2m0            2m0            2m0
(6.60)

Denken Sie daran dass in dieser abgekürzten Schreibweise grad A kurz für grad (Aψ) ist. Ist die magnetische Induktion in die z-Richtung ausgerichtet, also B = (0,0,Bz), ist ein mögliches Vektorpotential

         ( - y )
     Bz- |     |
A  =  2  (  x  )
            0
(6.61)

Damit lautet Gleichung (6.60)

[    2  (   2     2      2)            (            )
 - -ℏ--   ∂---+ -∂--+  ∂--- +  B  -eℏ-- x -∂-- y ∂--
   2m0    ∂x2   ∂y2    ∂z2      z 2m0i    ∂y     ∂x
                                                        ( (    )) ⌋
                                     e2B2z ( 2    2)     | |  x || |
                                   + ----- x  + y   + V ( (  y )) ⌉ ψ = E ψ
                                     8m0                     z
(6.62)

Wenn das Vektorpotential (Einheit Tm) vom Betrage nach viel kleiner ist als der Impuls, also e|A |«|p| kann der Term mit (e A ) 2 oder der Term mit (x2 + y2) vernachlässigt werden. Dies ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass der Diamagnetismus vernachlässigt wird. Der Zeemanneffekt kann dann durch ein Potential ausgedrückt werden

Nach Gleichung (6.5) und Gleichung (6.10c) ist

 (            )
ℏ    ∂      ∂           ℏ ∂
-- x--- - y---  =  ^ℓz =  ----
i   ∂y     ∂x           i∂ ϕ

Wenn nun das Potential V (r) kugelsymmetrisch ist, lautet Gleichung (6.62)

[   ℏ2  (  1 ∂  (   ∂ )       1    ∂2       1    ∂ (      ∂ ))
 - ----   -2 --- r2---  +  -2---2----2-+ -2--------  sin θ---
   2m0    r  ∂r    ∂r      r sin  θ ∂ϕ    r  sin θ∂ θ      ∂ θ      ]
                                                  eBz ℏ ∂
                                                + ---------+ V (r)  ψ = E ψ
                                                  2m0 i ∂ϕ
(6.63)

Gleichung (6.63) kann wie das Wasserstoffatom im magnetfeldfreien Raum durch den Ansatz (6.13) gelöst werden. Dies führt zu Gleichung (6.101)

Ψn,ℓ,m (r,θ,ϕ) = eimϕP mℓ (cosϑ) Rn,ℓ(r)

Die Energieeigenwerte sind aber

E = En0 + B z eℏ
----
2m0·m mit - m (6.64)

Hier ist En0 die Energie des n-ten Niveaus im magnetfeldfreien Raum.

PIC

Zeemann-Aufspaltung für Übergänge n + 1 n, n + 2 n, n + 2 n + 1, n + 3 n, n + 3 n + 1 und n + 3 n + 2.

Die Auswahlregeln gelten auch bei den Zeemann-aufgespaltenen Linien. Die Dipol-Auswahlregeln erlauben nur

Δm  =  0,±1
(6.65)

Von allen Elementen zeigen nur ℂA und Y den normalen Zeemann-Effekt, alle anderen Atome zeigen den anomalen Zeemann-Effekt. Bei diesen muss der Spin des Elektrons mit berücksichtigt werden. Die dazugehörige Schrödingerleichung, die Pauli-Gleichung, ist

         [                                  ]
^         --1-          2          -e-              ∂--
HB,aψ =   2m   (^p + eA ) + V (r ) + m s^·B   ψ = iℏ ∂tψ
             e                       0
(6.66)

Wird die Spin-Bahn-Kopplung auch noch berücksichtigt, bekommt man

^H     ψ
 B,a,sb        [                                                 ]
                -1--         2           -e-        -μ0Ze2--^           ∂--
            =   2me (^p + eA ) +  V (r) + m0 ^s·B   + 8πm20r3 ℓ·^s  ψ =  iℏ ∂tψ
(6.67)

6.5.4  Paschen-Back-Effekt

Bei der Spektroskopie von Atomen in hohen Magnetfeldern spricht man Paschen-Back-Effekt. Dieser tritt auf, wenn die Feinstrukturaufspaltung durch die Kopplung von magnetischen Spinmomenten mit Bahndrehimpulsmomenten nicht mehr wesentlich grösser ist als die Kopplung der Spins oder der Bahndrehmomente an das externe Magnetfeld. Durch das hohe Magnetfeld wird die Spin-Bahn-Kopplung aufgelöst, das heisst ℓ und s koppeln nicht mehr. Der Gesamtdrehimpuls j existiert nicht mehr. Das Spektrum vereinfacht sich. Was bleibt ist die Magnetfeldaufspaltung. Die magnetische Zusatzenergie ist nun

Vms,mℓ = (m ℓ + 2ms )μBB0
(6.68)

Beachten Sie, dass der Faktor 2 vor der Spinkomponente der g-Faktor ist. Die Energieaufspaltung ist

ΔE  =  (Δm ℓ + 2Δms  )μBB0
(6.69)

Abbildung 6.5.4 gibt eine Skizze der Elektronenniveaus der Natrium-D-Linien.

PIC

Paschen-Back-Effekt bei starken Magnetfeldern.



[Nächste Seite] [Vorherige Seite] [vorheriges Seitenende] [Seitenanfang] [Ebene nach oben]
©2005-2012 Ulm University, Othmar Marti