Kapazität: eine geometrische Eigenschaft

(Siehe Tipler, Physik [TM04, pp. 722]) (Siehe Kneubühl, Repetitorium der Physik [Kne78, pp. 202])

\includegraphics[height=10mm]{icon-exp} Versuch zur Vorlesung: Kapazität von Kugeln (Versuchskarte ES-27)

Wir wollen das folgende Problem lösen:

Wir wissen:

Im Inneren der Leiter ist $ U=\mathrm{const}$ und $ \rho_{el} =0$





\includegraphics[width=0.7\textwidth]{elektrostatik-012}
Integrationsoberfläche an der Grenze Metall-Vakuum.




Wir betrachten eine kleine zylinderförmige Oberfläche und verwenden

$\displaystyle \iint\limits_{a}\vec{E}\cdot d\vec{a}=\frac{q_{eingeschlossen}}{\varepsilon _{0}}$ (2.75)

Da das Feld im Inneren des Leiters verschwindet und die Seitenflächen keinen Beitrag geben, ist

$\displaystyle {\varepsilon _{0}\vec{E_{\perp }}}=\sigma$ (2.76)

Bei einer genügend grossen ebenen Fläche $ A$ ist die Ladung dann

$\displaystyle Q = \int\limits_A \sigma da = \int\limits_A {\varepsilon _{0}\vec{E}_{\perp }}da \approx {\varepsilon _{0}\vec{E}_{\perp }}A$ (2.77)

$ A$ repräsentiert hier die Geometrie, so dass man schliessen kann, dass die gesamte Ladung von der Geometrie der Leiter abhängt[, 48]. Wenn wir die Leiter $ 1,2,\ldots n$ betrachten, ist

$\displaystyle U_{j}-U_{i}=\frac{Q}{C_{ji}}=U_{ji}= \varphi_{ji}$ (2.78)

mit $ U_{j}$ dem Potential auf dem Leiter $ j$ und $ U_{i}$ dem Potential auf dem Leiter $ i$. $ C_{ji}$ ist die Kapazität zwischen den Leitern $ i$ und $ j$.

Da die Nummerierung in der Gleichung (2.78) willkürlich ist, muss $ C_{ij}=C_{ji}$ gelten.

Die Einheit der Kapazität ist

$\displaystyle 1 Farad=1 F=1\frac{C}{V}=1\frac{As}{V}$ (2.79)

Als erstes Beispiel betrachten wir den Plattenkondensator





\includegraphics[width=0.3\textwidth]{elektrostatik-013}
Geometrie eines Plattenkondensators. Wir betrachten auf beiden Seiten eine Fläche $ A$ die jeweils in eine unendlich ausgedehnte Fläche eingebettet ist.




Wir benutzen, dass das elektrische Feld einer unendlich ausgedehnten homogenen Flächenladung konstant $ E_{Ebene}=\frac{\sigma }{2\varepsilon _{0}}$ ist (Gleichung (2.29) ).

Auf den Kondensatorplatten ist die Ladung $ Q=A\sigma =2\varepsilon _{0}E_{Ebene}A$.

Das elektrische Feld zwischen den beiden Platten stammt von beiden Platten, also ist

$\displaystyle \vec{E}=2\vec{E}_{Ebene}$ (2.80)

Also ist $ Q=A\sigma =\varepsilon _{0}EA$. Deshalb ist das Potential am Ort der zweiten Platte gemessen von der ersten Platte

$\displaystyle U_{2,1}=-\vec{E}\cdot \vec{d}=2E_{Ebene}\cdot d=2 \frac{\sigma }{2\varepsilon _{0}}d=\frac{\sigma d}{\varepsilon _{0}}$ (2.81)

Damit ist die Potentialdifferenz zwischen den beiden Platten oder die angelegte Spannung

$\displaystyle U=\frac{\sigma d}{\varepsilon _{0}}=\frac{Qd}{A\varepsilon _{0}}$ (2.82)

oder

$\displaystyle \frac{Q}{U}=\varepsilon _{0}\frac{A}{d}=C$ (2.83)

Damit haben wir die Kapazität eines Plattenkondensators berechnet. Beachte, dass wir einen endlichen Plattenkondensator, der in einen unendlichen Plattenkondensator eingebettet ist, betrachtet haben, um Randeffekte auszuschliessen.





\includegraphics[width=0.7\textwidth]{elektrostatik-032}
Durch die Dreiteilung des Kondensators können bei einem realen Kondensator die Randeffekte minimiert werden. Die kleine Lücke stört das homogene Feld nur unwesentlich.





Beispiel:


Ein Kondensator mit $ d=0.1\mu m$, $ A=1 m^{2}$ und $ U=10V$

Dann ist $ C=88.5\mu F$, $ Q=0.885mC$, $ \sigma =\frac{Q}{A} =0.885
\frac{mC}{m^{2}}$ und $ E=10^{8}V/m$

Aus der Additivität der Ladung folgt, dass bei der Parallelschaltung von Kondensatoren sich die Kapazitäten addieren.

\includegraphics[height=10mm]{icon-exp} Versuch zur Vorlesung: Reihen- und Parallelschaltung von Kapazitäten (Versuchskarte EM-48)





\includegraphics[width=0.6\textwidth]{elektrostatik-014}
Parallelschaltung von Kondensatoren.





$\displaystyle Q_{1}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{1}U$  
$\displaystyle Q_{2}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{2}U$  
$\displaystyle Q_{3}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle C_{3}U$ (2.84)

$\displaystyle Q_{ges}=Q_{1}+Q_{2}+Q_{3}=(C_{1}+C_{2}+C_{3})U$ (2.85)

oder

$\displaystyle \frac{Q_{ges}}{U}=C_{ges}=\frac{Q_{1}+Q_{2}+Q_{3}}{U}=C_{1}+C_{2}+C_{3}$ (2.86)

bei Parallelschaltung

$\displaystyle C=\sum\limits_{i=1}^{n}C_{i}$ (2.87)

Bei der Reihenschaltung wird die angelegte Spannung $ U$ auf die in Reihe geschalteten Kondensatoren aufgeteilt.





\includegraphics[width=0.6\textwidth]{elektrostatik-015}
Reihenschaltung oder Serienschaltung von Kondensatoren.




Auf den Kondensatoren sind die Ladungen

$ Q=Q_{1}=\left( U-U_{1}\right) C_{1}=Q_{2}=\left( U_{1}-U_{2}\right) C_{2}=Q_{3}=U_{2}C_{3}$ gespeichert, da in diesem System nur Ladungen verschoben, aber nicht erzeugt oder vernichtet werden können.

Also ist


$\displaystyle \frac{Q}{C_{1}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U-U_{1}$  
$\displaystyle \frac{Q}{C_{2}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U_1-U_{2}$  
$\displaystyle \frac{Q}{C_{3}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U_2$ (2.88)

oder

$\displaystyle U=\frac{Q}{C_{1}}+\frac{Q}{C_{2}}+\frac{Q}{C_{3}} =Q\left( \frac{1}{C_{1}}+\frac{1}{C_{2}}+\frac{1}{C_{3}}\right) =\frac{Q}{ C_{ges.}}$ (2.89)

Für die Reihenschaltung gilt

$\displaystyle \frac{1}{C_{ges}}=\sum\limits_{i=1}^{n}\frac{1}{C_{i}}$ (2.90)

Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm