©Ulm University 2012, Othmar Marti
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Skripte]
18 Magnetooptik
18.1 Lernziele
Ein an einen isotropen Körper angelegtes Magnetfeld bricht die Symmetrie dieses
Körpers. Es kann eine durch das Magnetfeld induzierte Doppelbrechung beobachtet
werden. Neben dem Faraday-Effekt, der proportional zu ist kennt man auch den
Effekt zweiter Ordnung, den COTTON-MOUTON-Effekt, kurz CME. Der CME
wird zur Messung von magnetischen und elektrischen Eigenschaften von Molekülen in
durchsichtigen Substanzen, aber auch zur Plasmadiagnose in Tokamaks verwendet. Bei
symmetrischer Molekülen interessiert insbesondere die magnetfeldinduzierte
Suszeptibilitätsanisotropie. Bestimmt man bei verschiedenen Teilchendichten die
molaren Cotton-Mouton-Konstanten (CM-Konstanten), so können Aufschlüsse über die
Mikrostruktur von Flüssigkeiten oder flüssigkeitsähnlichen Zuständen erhalten
werden.
Der Versuch Magnetooptik soll dazu beitragen, das Verständnis der Lichtausbreitung
gemäß der elektromagnetischen Lichttheorie zu vertiefen. Insbesondere soll auf dem
Gebiet der molekularen Optik die magnetisch induzierte Doppelbrechung von
durchsichtigen Flüssigkeiten untersucht und unter Anwendung der klassischen
Orientierungstheorie von M. Born (1932) erklärt werden.
Als Beispiel einer modernen optischen Messmethode wird der de Sénarmont-Kompensator
angewandt.
Voraussetzung dafür sind eingehende Kenntnisse über Polarisation und
Doppelbrechung von Licht und deren Darstellung durch Jones-Vektoren und
Jones-Matrizen.
18.2 Lerninhalte
- Polarisation
Polarisationsformen von Licht,
Erzeugung von polarisiertem Licht, Polarisatoren, Doppelbrechung, optische
Aktivität, optisch einachsige Kristalle, λ∕4-Plättchen, Beschreibung durch
Jones-Vektoren und Jones-Matrizen
- Magnetooptische Effekte
MAXWELL`sche Gleichungen, Diamagnetismus,
Paramagnetismus,Polarisierung und Magnetisierung, FARADAY-Effekt,
COTTON-MOUTON-Effekt
- CME
Hertzscher Dipol, Orientierungstheorie nach BORN (1932) zur Erklärung
des CME, Polarisierbarkeits- und Suszeptibilitätstensor (bzw. -ellipsoid)
besonders bei symmetrischen Molekülen, phänomenologische und molare CM
-Konstante
- Messtechnik
Aufbau und Funktionsweise des de Sénarmont-Kompensators, Prinzip der
Lockin-Verstärkung, Photodiode, Auflösung der Apparatur.
18.3 Aufgaben
- Was ist die Definition der CM-Konstante, der molaren CM-Konstante mC?
- Stellen Sie die Transfergleichung der Apparatur mit Hilfe der Jones-Matrizen
dar.
- Bestimmen Sie B(z) mit der Magnetfeldsonde.
- Bestimmen
Sie die modifizierte VERDET - Konstante V * des Farady-Kompensators in
Einheiten von rad∕mA an.
- Bestimmen die Auflösungsrenze der Apparatur für Δn.
- Messen Sie den CM-Effekt von Benzol, Mesithylen (1.3.5-Trimethylbenzol)
und Schwefelkohlenstoff (CS2). Ihr berechnetes Felstärkeprofil gilt für die
maximal hochgefahrene Stromstärke des Magnetspulenstroms. Machen Sie je
Probe ca. 5 Messungen in einer und ebensoviele in genau entgegengesetzter
Feldrichtung (warum ?). Achten Sie auf die Temperatur. Geben Sie die
ermittelten Phasendifferenzen in Vielfachen von π an. Berechnen Sie
außerdem zur Veranschaulichung auch die entsprechenden Gangunterschiede
als Vielfache des Bohrschen Radius.
- Berechnen Sie die phänomenologischen CM - Konstanten C (Angabe in
T-2m-1). Begründen Sie vorher die Vorzeichen von C unter Berücksichtigung
des von Ihnen verwendeten originalen Versuchsaufbaus im Zusammenhang
mit Ihren Meßergebnissen. Dafür brauchen Sie eine Materialkonstante, die
Sie vom Betreuer erfragen müssen.
- Berechnen Sie die molaren CM-Konstanten mC (Angabe in m3T-2mol-1).
Die Vakuumwellenlänge des He-Ne-Lasers beträgt 632.8 nm. Die ρ(T) und
n(λ,T) lassen sich z. B. aus Landolt/Börnstein entnehmen.
- Berechnen Sie die molaren Suszeptibilitätsanisotropien Δξmol (Angabe in
m3mol-1 ). Entnehmen Sie die der Arbeit von Bogaard, Buckingham et al.
(1978).
Für Mesithylen gilt: Δα = -9.50(19) × 10-24cm3 (Dissertation S. Pferrer,
Uni Ulm 1982).
18.4 Literatur
-
M. Born
- Optik, Springer, 1972
-
O. Marti
- Kapitel über Jones-Vektoren und -Matrizen aus dem Vorlesungsskript
zu Grundlagen IIIa.
-
E. Hecht
- Optik 2001, p 475 ff (Achtung, die Jones-Matrizen sind teilweise falsch
angegeben)
-
O.V. Yaroshchuk, A.D. Kiselev, Yu. Zakrevskyy,
- T. Bidna, J. Kelly, L.-C.
Chien, and J. Lindau Photoinduced 3D orientational order in side
chain liquid crystalline azopolymers. In diesem Paper wird der De
Sénarmont-Kompensator beschrieben.
-
Othmar Marti
- Maple-Worksheet mit den Definitionen der Jones-Vektoren und
-Matrizen
-
Bergmann, Schäfer
- Lehrbuch der Experimentalphysik Bd III
-
Bergmann, Schäfer
- Lehrbuch der Experimentalphysik Bd II
-
W. Schütz
- Magnetooptik (ohne Zeeman-Effekt) in: Wien/Harms, Handbuch der
Experimentellen Physik, Bd. 16/1, Akad. Verlagsgesellschaft
-
G.R. Fowles
- Introduction to Modern Optics, Chap. 1,2 and 6, Holt, Rinehart and
Winston (1975)
-
F.Gabler, P. Sokop
- Der Sénarmontsche Kompensator, Zeitschrift für
Instrumentenkunde 58, 301, 1938
-
R.A. Carmon
- Zahlen und Einheiten der Physik, de Gruyter, 1972
-
Berkeley
- Physik Kurs 2, Elektrizität und Magnetismus, Kap 9 und 10, Vieweg,
1979
-
Berkeley
- Physik Kurs 3, Schwingungen und Wellen, Kap. 8, Vieweg, 1974
-
M.P. Bogaard,A.D. Buckingham
- J. Chem. Soc. Farad. I, 74, 3008, 1978
-
D’Ans-Lax
- Taschenbuch für Chemiker und Physiker
-
Landolt, Börnstein
- Zahlenwerte und Funktionen, 6. Auflage Band I/3, II/1 und
II/8
-
Symbole, Einheiten und Momenklatur in der Physik
- Physik Verlag ,1980
-
Kneubühl
- Repetitorium der Physik, Teubner (Umrechnungsfaktoren)
-
J.P. Mathieu
- Optics, Parts 1 and 2, Pergamon Press
-
Landau, Lifschitz
- Lehrbuch der Theoretischen Physik, Vol VIII (Elektrodynamik
der Kontinua), Akademie Verlag
-
Geiger, Scheel
- Handbuch der Physik, Band XXI (Licht und Materie), Kap. B
und C, Springer
Für besonders Interessierte:
-
M. Born
- Ann. Phys., Leipzig, 55, 177, 1918 (Vorläufer der Theorie von 1932)
-
A.D. Buchingham,J. A. Pople
- Proc. Phys. Soc. B, 69/2, 1133, 1956
(eine unabhängig von M. Born entstandene Theorie).
18.5 Hinweise
18.5.1 Zum Versuch
Hohe Magnetfelder können die Genauigkeit von mechanischen Armbanduhren
beeinflussen sowie Kreditkarten löschen.
Vor der Versuchsdurchführung informieren Sie sich bitte über die Sicherheitsbestimmungen
beim Umgang mit Laserlicht und machen Sie sich mit den bereitliegenden Schutzbrillen
vertraut.
Schalten Sie gleich zu Anfang unter Anleitung des Betreuers die einzelnen Apparate
des Versuchsaufbaus ein, vergessen Sie insbesondere nicht das Kühlwasser des Magneten
und des Stromversorgungsgeräts einzuschalten.
-
zu 1)
- Beachten Sie, dass in manchen älteren Lehrbüchern die Einheiten G und
Oe auch als abgeleitete SI-Einheiten aufgefasst werden. Dies bewirkt, dass
B und H in diesen Einheiten in beiden Systemen dieselbe Masszahl haben
(μr = 1). Dadurch erspart man sich zunächst die Umrechnung. Da aber G
und Oe in beiden Systemen verschiedene Bedeutung haben (welche?), muss
dann eine Umrechnung innerhalb des SI-Systems vorgenommen werden.
-
zu 3)
- Der Kompensatorstrom darf 300 mA nicht übersteigen. Machen Sie sich
Gedanken zur Anordnung der optischen Bauteile.
-
zu 4)
- Erneuter Phasenabgleich
(warum?) Intensitätsveränderungen durch Veränderung des Azimuts des λ∕4
- Plättchens vornehmen. Bei Einlegen der Probe die Fenster nicht berühren.
Vorher Reinigung der Fenster mit Aceton. Jede Probe muss ca. 30 min im
Magneten liegen, bis sie sich im thermischen Gleichgewicht befindet. Jetzt
noch auftretende Spannungsdoppelbrechung muss noch ausgeglichen werden;
welchen Möglichkeiten stehen Ihnen zur Wahl?
Achtung: Magnetfeldrichtung nur im stromlosen Zustand umschalten.
18.5.2 Zu den Geräten
Ablesung der Skala am Analysator
18.5.3 Zur Auswertung
Führen Sie die wesentliche Gedankengänge und Formeln an, die für das Verständnis
wichtig sind. Gestalten Sie die Auswertung klar und über sichtlich. Geben Sie bei
allen Werten die Fehler an, und zwar in Klammern in Einheiten der letzten
Ziffer.
Schätzen Sie den Einfluss jeder Komponente der Apparatur auf die Fehler
ab.
Bitte geben Sie an jeder Stelle der Auswertung das Literaturzitat an, auf das Sie
Bezug nehmen.
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