Unterabschnitte

Wärmekraftmaschinen

Eine Wärmekraftmaschine transportiert Wärme von einem Wärmebad in ein zweites mit einer niedrigeren Temperatur und gibt dabei mechanische (allgemein jede nichtthermische) Energie ab.


Otto-Motor

Bei einem Otto-Motor wird ein Luft-Benzin-Gemisch der Umgebungstemperatur $ T_4$ angesaugt und adiabatisch auf $ T_1$ verdichtet. Dann wird dieses Gemisch entzündet und erreicht die Temperatur $ T_2$. Die heissen Gase drücken einen Kolben nach unten. Am unteren Umkehrpunkt, dem unteren Totpunkt, hat das Gas die Temperatur $ T_3$. Darauf wird das Gas an die Umgebung abgegeben. Im $ pV$-Diagramm sieht dies so aus:





\includegraphics[width=0.5\textwidth]{hauptsatz_eins-005}
Arbeitszyklus eines Ottomotors. $ a$: ansaugen,$ b$ adiabatisch verdichten, $ c$: Verbrennung, $ d$: Expansion (Arbeitstakt), $ e$ Öffnen des Auslassventils (isochor) und $ f$ Ausstoss der Verbrennungsgase.








\includegraphics[width=0.7\textwidth]{hauptsatz_eins-006}
Wärmestrom vom Wärmebad (Wärmereservoir) bei $ T_2$ zum Wärmebad bei $ T_3$, wobei die mechanische Arbeit $ W$ abgegeben wird.




Beim Ottomotor kann nur der Übergang von $ T_2$ nach $ T_3$ mechanische Arbeit leisten. Alle anderen Übergänge sind adiabatisch, isochor oder isobar mit Ankopplung an die Umgebungsluft.

Bei $ T_{2}$ ist die innere Energie

$\displaystyle U_{2}=\frac{f}{2}NkT_{2}$    

Bei $ T_{3}$ erniedrigt sie sich auf

$\displaystyle U_{3}=\frac{f}{2}NkT_{3}$    

Die Differenz der inneren Energien $ U_{2}-U_{3}$ wird in mechanische Energie umgewandelt. Der Wirkungsgrad ist also

$\displaystyle \eta =\frac{U_{2}-U_{3}}{U_{2}}= \frac{\frac{f}{2}NkT_{2}-\frac{f}{2}NkT_{3}}{\frac{f}{2}NkT_{2}}=\frac{T_{2}-T_{3}}{T_{2}}$ (4.365)

Genauer betrachtet wird bei der Verbrennung Luft mit der Temperatur $ T_1$ auf $ T_2$ erwärmt. Die zugeführte Energie ist $ U_{2}-U_{1}$. Die Auspuffgase mit der Temperatur $ T_3$ werden an die Umgebung mit $ T_4$ abgegeben. Der energetische Verlust ist also $ U_{3}-U_{4}$. Schliesslich wird noch mechanische Energie benötigt, um die angesaugte Luft von $ T_4$ auf $ T_1$ zu erwärmen, also eine Energie von der Grösse $ U_1-U_4$. Die Energiebilanz ist

$\displaystyle Q_{ein}$ $\displaystyle = U_2 - U_1$     Verbrennung    
$\displaystyle W_{ab}$ $\displaystyle = U_2-U_3$     Arbeitstakt    
$\displaystyle Q_{Verlust}$ $\displaystyle = U_3 -U_4$     Verluste an die Umwelt    
$\displaystyle W_{Kompr.}$ $\displaystyle = U_1-U_4$     Kompression    
$\displaystyle W_{netto}$ $\displaystyle = W_{ab}-W_{Kompr.}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle U_2-U_3-U_1+U_4$ Bilanz der mechanischen Energie    

Der Wirkungsgrad wird in Worten so definiert:

Der Wirkungsgrad $ \eta$ ist das Verhältnis der erzielten Nutzenergie zur der Maschine zugeführten Energie.

Dies bedeutet bei einer Wärmekraftmaschine, dass $ \eta<1$ ist, da die zugeführte Wärmemenge grösser ist als die abgegebene mechanische Energie. Bei einer Kältemaschine (Kühlschrank), ist die Nutzenergie die abgeführte thermische Energie. Zugeführt wird die mechanische Energie. Bei der Kältemaschine ist $ \eta>1$.

Der Wirkungsgrad des Ottomotors ist dann (unter Berücksichtigung der Vorzeichen

$\displaystyle \eta =\frac{W_{netto}}{Q_{ein}}=\frac{U_{2}-U_{1}- U_{3}+U_{4} }{U_{2}-U_{1}}$ (4.366)

Nun liegen die Temperaturen $ T_{2}$ und $ T_{3}$ auf der gleichen Adiabaten. Es gilt also

$\displaystyle \left( \frac{T_{2}}{T_{3}}\right) =\left( \frac{V_{2}}{V_{3}}\right) ^{1-\gamma}
$    

Da $ T_4$ und $ T_1$ auf der gleichen Adiabaten liegen, gilt auch

$\displaystyle \left( \frac{T_{1}}{T_{4}}\right) =\left( \frac{V_{1}}{V_{4}}\right) ^{1-\gamma}.$    

Weiter ist nach unserem $ pV$-Diagramm (Abbildung 4.13) ist $ V_1=V_2$ und $ V_3=V_4$, also

$\displaystyle \frac{V_2}{V_3} = \frac{V_1}{V_4}
$    

Damit folgt aus den Beziehungen für die Adiabaten

$\displaystyle \frac{T_2}{T_3} = \frac{T_1}{T_4}.$    

Deshalb muss gelten

$\displaystyle T_1$ $\displaystyle = \alpha T_2$ $\displaystyle U_1$ $\displaystyle = \alpha U_2$    
$\displaystyle T_4$ $\displaystyle = \alpha T_3$ $\displaystyle U_4$ $\displaystyle = \alpha U_3$    

Eingesetzt in Gleichung (4.88) erhalten wir

$\displaystyle \eta$ $\displaystyle =\frac{U_{2}-U_{1}- U_{3}+U_{4}}{U_{2}-U_{1}}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{U_{2}-\alpha U_2- \left(U_{3}-\alpha U_3\right) }{U_{2}-\alpha U_2}$    
  $\displaystyle = \frac{U_{2}\left(1-\alpha\right)- U_{3}\left(1-\alpha\right) }{U_{2}\left(1-\alpha\right)}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{U_2-U_3}{U_2}$    
  $\displaystyle = \frac{T_2-T_3}{T_2}$ (4.367)

Dies ist das gleiche Resultat wie das unserer vorherigen Überlegung. Der Grund für dieses Ergebnis ist, dass wir für die Übergänge $ T_4\rightarrow T_1$ und $ T_2 \rightarrow T_3$ Adiabaten angenommen hatten.

Da die wesentlichen Takte des Otto-Zyklus adiabatisch und isochor sind, können wir den Wirkungsgrad auch mit dem Kompressionsverhältnis $ \kappa$ (für die Drucke) ausdrücken ($ V_1=V_2$ und $ V_3=V_4$):

$\displaystyle \kappa =\frac{p_{1}}{p_{4}}=\left( \frac{V_{1}}{V_{4}} \right) ^{-\gamma }=\left( \frac{V_{2}}{V_{3}} \right) ^{-\gamma }=\frac{p_{2}}{p_{3}}$ (4.368)

Daraus berechnet man wie die Temperaturen vom Kompressionsverhältnis $ \kappa$ abhängen

$\displaystyle \frac{T_{3}}{T_{2}}= \left( \frac{V_{3}}{V_{2}} \right) ^{1-\gamm...
...frac{p_{3}}{p_{2}} \right)^{1-\frac{1}{\gamma } }=\kappa ^{\frac{1}{\gamma }-1}$ (4.369)

Drücken wir den Adiabatenkoeffizienten mit der Anzahl der molekularen Freiheitsgrade aus $ \gamma = \frac{f+2}{f}$ bekommen wir die Gleichung für den Wirkungsgrad als Funktion des Kompressionsverhältnisses

$\displaystyle \eta =1-\frac{T_{3}}{T_{2}}=1-\kappa ^{\frac{1}{\gamma }-1}=1-\kappa ^{\frac{ -2}{f+2}}$ (4.370)

Um für reale Motoren den Wirkungsgrad abzuschätzen, benötigen wir die Anzahl Freiheitsgrade der Moleküle im Verbrennungsraum. Da Luft zu 80% aus Stickstoff besteht, nehmen wir an, dass $ f=5$ ist. Wir verwenden hier das Volumenkompressionsverhältnis

$\displaystyle K = \frac{V_3}{V_2} = \left(\frac{p_2}{p_3}\right)^{\frac{1}{\gamma}}=\kappa^{\frac{1}{\gamma}}$    



Motortyp Kompressionsverhältnis $ K$ $ \kappa$ Wirkungsgrad bei $ f=5$ $ \kappa$ Wirkungsgrad bei $ f=6$
Otto-Motor 7 15.24 0.5408 13.39 0.4772
  8 18.38 0.5647 16.00 0.5000
  9 21.67 0.5847 18.72 0.5192
  10 25.12 0.6019 21.54 0.5358
Diesel-Motor 12 32.42 0.6299 27.47 0.5632
  14 40.23 0.6520 33.74 0.5850
  16 48.50 0.6701 40.31 0.6031
  18 57.20 0.6853 47.17 0.6184
  20 66.29 0.6983 54.29 0.6316
Kompressionsverhältnis und Wirkungsgrade


Carnot-Maschine

Ideale gasbetriebene Wärmekraftmaschinen haben alle den beim Otto-Motor im Abschnitt 4.8.1 angegebenen Wirkungsgrad. Theoretisch das erste mal abgeleitet wurde dieser Wirkungsgrad durch Sadi Carnot. Er benutzte eine idealisierte Wärmekraftmaschine, die heute unter dem Namen Carnot-Maschine um den Wirkungsgrad abzuleiten.

Die Carnot-Maschine verwendet vier Arbeitszyklen, zwei Isothermen und zwei Adiabaten.





\includegraphics[width=0.7\textwidth]{carnot-prinzip}
Schematische Funktion einer Carnot-Maschine




Wir verwenden dabei die Definition der Entropie:

$\displaystyle dS=\frac{\delta Q}{T}$ (4.371)





\includegraphics[width=0.7\textwidth]{carnot}
Arbeitsdiagramm der Carnot-Maschine




Die innere Energie kann nur durch Zufuhr von Wärme ($ \delta Q$) oder mechanischer Arbeit ($ \delta W$) geändert werden

$\displaystyle dU=\delta Q+\delta W$ (4.372)

Bei Isothermen ändert sich die innere Energie nicht, das heisst, dass $ dU=0$ ist. Damit gilt für Isothermen auch

$\displaystyle \delta Q = -\delta W$ (4.373)

Bei den Adiabaten wird keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht. Deshalb ist $ \delta Q=0$. Damit sind die zugeführte mechanische Energie und die Änderung der inneren Energie gleich.

$\displaystyle dU$ $\displaystyle =\delta W$ (4.374)

Während der beiden isothermen Zustandsänderungen ist die Carnot-Maschine jeweils an Wärmebäder der Temperaturen $ T_2$ und $ T_1$ gekoppelt. Dabei soll $ T_2>T_1$ gelten. Die Temperatur auf der Isothermen kann nur deshalb konstant gehalten werden, da die Wärmebäder Wärme $ \delta Q$ zuführen oder aufnehmen. Die ausgetauschte Wärmemenge entlang einer Isothermen ist gegeben durch

$\displaystyle \Delta Q=\int\limits_{S_{1}}^{S_{2}}T dS=T\Delta S$ (4.375)

Diese Wärmemenge muss auf einer Isothermen direkt in mechanische Nutzarbeit gewandelt werden. Die gesamte von der Maschine geleistete mechanische Arbeit $ W$ berechnet sich aus den vorzeichenrichtig addierten Nutzarbeiten beider Isothermen

$\displaystyle W=-\Delta W_{2}+\Delta W_{1}=\Delta Q_{2}-\Delta Q_{1}=T_{2}\Delta S-T_{1}\Delta S=\left( T_{2}-T_{1}\right) \Delta S$ (4.376)

Auf den Adiabaten ist die Änderung der inneren Energie proportional zu der zugeführten mechanischen Arbeit. Da bei der Änderung von der Isothermen bei $ T_1$ zu der bei $ T_2$ die Änderung der inneren Energie das Negative der Änderung beim Übergang von $ T_2$ nach $ T_1$ sein. Deshalb tragen die Adiabaten nichts zur abgegebenen mechanischen Arbeit bei.

Wir erhalten also für den Wirkungsgrad

$\displaystyle \eta =\frac{W}{\Delta Q_{2}}=\frac{\Delta Q_{2}-\Delta Q_{1}}{\De...
...ac{\left( T_{2}-T_{1}\right) \Delta S}{T_{2}\Delta S}=\frac{T_{2}-T_{1}}{T_{2}}$ (4.377)

Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm