Next: Elektromagnetische Wellen
Up: PHYS3100 Physik IIIb
Previous: Zusammenfassung: Elektrodynamik: zeitlich veränderliche
(Siehe Leisi, Klassische Physik II[Lei98, 251])
Bis jetzt kennen wir die folgenden Gleichungen um die elektrischen Phänomene zu beschreiben:
Gausssches Gesetz |
|
|
|
I |
Induktionsgesetz |
|
|
|
II |
Quellenfreiheit |
|
|
|
III |
Durchflutungsgesetz |
|
|
|
IV |
Zusätzlich zu den obigen Gleichungen muss die Kontinuitätsgleichung für Ladungen gelten
|
(5.1) |
Diese Kontinuitätsgleichung ist im Widerspruch zum Durchflutungsgesetz. Dies sieht man, indem
man die Divergenz auf das Durchflutungsgesetz anwendet.
|
(5.2) |
im Widerspruch zur Kontinuitätsgleichung. Dieser Widerspruch wurde von Maxwell
aufgelöst, indem er das Durchflutungsgesetz ergänzt hat.
|
(5.3) |
Die Grösse
hat die Dimension eines Stromes. Dieser
Maxwellsche Verschiebungsstrom macht das Durchflutungsgesetz mit
der Kontinuitätsgleichung kompatibel. Der Strom ist bei dem modifizierten Durchflutungsgesetz durch
|
(5.4) |
Die Divergenz davon ist
|
(5.5) |
Damit ist gezeigt, dass die Gleichungen I-III zusammen mit dem modifizierten
Durchflutungsgesetz auch die Kontinuitätsgleichung beinhalten. Dieser Satz Gleichungen wird die
genannt.
Zusammen mit dem Kraftgesetz
|
(5.6) |
hat man eine vollständige Charakterisierung der Elektrodynamik.
Die Integralform des modifizierten Durchflutungsgesetzes ist
|
(5.7) |
wenn man den Satz von Stokes anwendet. ist eine beliebige Kurve und die durch
sie berandete Fläche.
Das Gausssche Gesetz liefert
|
(5.8) |
Damit wird die Kontinuitätsgleichung
|
(5.9) |
Damit ist das Integral über die Fläche in Gleichung (5.9) unabhängig von .
Die Integralformeln der Maxwellgleichungen lauten
Der Unterschied zwischen der zweiten und der dritten Maxwellgleichung ist, dass in der zweiten Gleichung über eine
einfache, von der Kurve aufgespannte Fläche integriert wird, während in der dritten Gleichung über die
das Volumen einschliessende Fläche integriert wird.
Für Medien mit tensoriellen Eigenschaften benötigt man die beiden Materialgleichungen
wobei
und
Tensoren sind.
Die Maxwellgesetze für allgemeine Materialien lauten
in der differentiellen Schreibweise und
in der Integralschreibweise.
Anwendung
Wir betrachten einen langen kreiszylindrischen Leiter mit dem Durchmesser , aus dem eine Scheibe mit der
Dicke herausgeschnitten wurde. Dieser Leiter werde an eine Gleichstromquelle mit
angeschlossen. Die Endflächen beim herausgeschnittenen Stück wirken wie ein Kondensator. Also ist
|
(5.13) |
Da wir eine zeitlich konstante Situation haben, sind alle zeitlichen Ableitungen null. Mit der Integralform
des Gaussschen Gesetzes bekommt man mit einer geschlossenen Fläche , die eine Kondensatorplatte beinhaltet
wobei wir berücksichtigt haben, dass innerhalb des Leiters sowie ausserhalb des herausgeschnittenen Stückes
gilt. Damit erhalten wir
|
(5.15) |
Das Vektorfeld
ist homogen im ganzen Zylinder, einschliesslich des herausgeschnittenen Stückes. Im Leiter ist ,
also
|
(5.16) |
Im herausgeschnittenen Stück ist und damit
|
(5.17) |
Deshalb muss über den ganzen Leiter, inklusive des herausgeschnittenen Stückes, tangential und
translationsinvariant entlang des Leiters sein.
|
(5.18) |
sowie
|
(5.19) |
Der Maxwellsche Verschiebungsstrom bewirkt also, dass die Stromverteilung im Leiter in den Zwischenraum
verschoben wird. Das modifizierte Ampèresche Durchflutungsgesetz ist die physikalische Rechtfertigung für den
umgangssprachlichen Ausdruck der Strom fliesst durch den Kondensator.
Next: Elektromagnetische Wellen
Up: PHYS3100 Physik IIIb
Previous: Zusammenfassung: Elektrodynamik: zeitlich veränderliche
Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm