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Das Ampèresche Durchflutungsgesetz

Dieser Stoff wurde am 13. 1. 2005 behandelt

(Siehe Leisi, Klassische Physik II [Lei98, pp. 104])

Beim unendlich ausgedehnten geraden Leiter war das durch einen Strom $ I$ erzeugte Magnetfeld durch kreisförmige Magnetfeldlinien mit der Stärke $ B = \frac{\mu_0}{2\pi r} I$ charakterisiert, wobei das $ \vec{B}$-Feld tangential zu den Kreisen liegt. Das Linienintegral entlang der Feldlinien, also entlang des Kreises $ S$, ergibt

$\displaystyle \oint\limits_S \vec{B}\cdot d \vec{s}= \frac{\mu_0 I}{2\pi r}\oint\limits_S r d\phi = \mu_0 I$ (3.255)

Dieses Linienintegral ist unabhängig von $ r$. Die Behauptung ist, das die obige Gleichung, ein einfacher Fall des Ampèreschen Durchflutungsgesetzes, allgemeingültig ist.

Ampèresches Durchflutungsgesetz

$\displaystyle \oint\limits_S \vec{B}\cdot d\vec{s}= \mu_0\int\limits_{A(S)}\!\!\!\!\!\!\int \vec{i}\cdot d\vec{a}$ (3.256)

Der Beweis geht in mehreren Schritten:

Eine beliebige Kurve $ S$ um einen geraden Leiter
$ _{}$
\includegraphics[width=0.5\textwidth]{strom-009}
$ d\vec{s}'$ ist die Projektion des Weglängenelementes $ d\vec{s}$ auf der Kurve $ S$ auf die in der $ xy$-Ebene liegende Projektion der Kurve $ S'$. Es ist

$\displaystyle \vec{B}\cdot d\vec{s}= \vec{B}\cdot d{\vec{s}}' = B(r) \cdot \cos\alpha ds' = B(r)\cdot r\cdot d\phi$

da $ \vec{B}(r)$ keine Komponente in die $ z$-Richtung hat. Es ist

$\displaystyle \vec{B}\cdot d\vec{s}=
\frac{\mu_0}{2\pi} I \cdot d\phi$

und damit

$\displaystyle \oint\limits_S \vec{B}\cdot d\vec{s}= \frac{\mu_0
I}{2\pi}\int\limits_0^{2\pi} d\phi = \mu_0 I$

Eine beliebige Kurve $ S''$, die den Leiter nicht umschliesst
Es ist

$\displaystyle \oint\limits_{S'} \vec{B}\cdot d\vec{s}= \int\limits_A^B \vec{B}\...
...{\mu_0
I}{2\pi}\int\limits_A^B d\phi+\frac{\mu_0
I}{2\pi}\int\limits_B^A d\phi $

$\displaystyle = \frac{\mu_0
I}{2\pi}\left(\phi_B-\phi_A\right)+ \frac{\mu_0
I}{2\pi}\left(\phi_A-\phi_B\right)=0$

Das bedeutet, dass Ströme durch Leiter, die nicht vom Integrationsweg $ S$ umschlossen werden, keinen Beitrag zum Integral geben.
Eine beliebige Kurve $ S$ um eine beliebige Stromverteilung
Wir betrachten viele Ströme $ I_k$, die von der Integrationskurve $ S$ umschlossen werden. Wegen der Linearität des Problems gilt

$\displaystyle \oint\limits_S \vec{B}\cdot d\vec{s}= \mu_0 \sum\limits_k I_k$

wobei diejenigen Ströme, die mit dem Umlaufsinn von $ S$ eine Rechtsschraube bilden, positiv zu zählen sind.

Beispiel


Ein zylindrischer Leiter mit dem Radius $ R$ soll homogen vom Strom $ I$ durchflossen werden. Aus Symmetriegründen sind die Magnetfeldlinien konzentrische Kreise um den Leiter. Ausserhalb des Leiters ($ r>R$) haben wir

$\displaystyle \oint\vec{B}(r) \cdot d\vec{s}= 2\pi r\cdot B(r) = \mu_0 \int\!\!\!\!\!\int\vec{i}\cdot d\vec{s}= \mu_0
\cdot I$

Innerhalb des Leiters ($ r\leq R$) gilt

$\displaystyle \oint\vec{B}(r) \cdot d\vec{s}= 2\pi r \cdot B(r) = \mu_0 \int\!\...
...\pi r^2 = \mu_0 \cdot \frac{I}{2\pi R^2}\cdot \pi r^2 = \mu_0 I \frac{r^2}{R^2}$

\includegraphics[width=0.6\textwidth]{B_linienstrom}
Tangentiales Magnetfeld eines ausgedehnten, unendlich langen Linienstromes.

Mit dem Stokeschen Satz (Gleichung (A.43) ) kann man die Integralform des Ampèreschen Gesetzes umschreiben

$\displaystyle \oint\limits_S \vec{B}\cdot d\vec{s}= \int\limits_{A(S)}\!\!\!\!\...
...cdot d\vec{a}= \mu_0 \int\limits_{A(S)}\!\!\!\!\!\!\!\int \vec{i}\cdot d\vec{a}$ (3.257)

Da diese Gleichungen für alle Integrationsflächen $ A(S)$ gelten müssen, muss auch die differentielle Form des Ampèreschen Gesetzes gelten

$\displaystyle  {}\boldsymbol{\mathrm{rot}}{} \vec{B}= \mu_0 \vec{i}$ (3.258)

Beispiel: homogene Stromverteilung in einem unendlich ausgedehnten Leiter


\includegraphics[width=0.9\textwidth]{strom-014}
Magnetfeld einer homogenen Stromverteilung in einer dünnen Platte. Links: die Geometrie zur Berechnung, Mitte: das Magnetfeld eines homogenen Stromflusses und Rechts: das Magnetfeld zweier antiparallel von Strom durchflossener Platten.


Wir definieren eine lineare Stromdichte $ j = \lim\limits_{\Delta y \rightarrow 0}\frac{I(\Delta y)}{\Delta
y}$. Das Stromfeld können wir uns als Parallelschaltung vieler linearer Leiter vorstellen. Aus dem Superpositionsprinzip folgt, dass

$\displaystyle \vec{B}_z \equiv 0$ (3.259)

Das resultierende Feld dieser Superposition muss in der $ xy$-Ebene liegen. Auf den beiden Seiten senkrecht zur Platte finden sich immer zwei Stromfäden, die die $ x$-Komponente kompensieren. Wenn wir später das Ampèresche Gesetz auf diese beiden Seiten anwenden, gibt es keine Komponente von $ \vec{B}$ parallel zur Seite: dieser Teil des Linienintegrals ist null.

Wir betrachten weiter das Feld $ \vec{B}_x(x)$ und $ \vec{B}_y(x)$ im Abstand $ x$ von der Platte. Wir werden zwei Symmetrieoperationen an:

Mit den beiden Symmetrieüberlegungen folgt:

$\displaystyle \vec{B}_x(x) \equiv 0$ (3.260)

Um $ \vec{B}_y$ zu bestimmen, nehmen wir an, dass unser Integrationspfad $ S$ symmetrisch bezüglich der Platte ist. Das Ampèresche Gesetz sagt

$\displaystyle \oint\limits_C \vec{B}\cdot d\vec{s}= 2 B_y(x)\cdot b + 2\cdot 0 = \mu_0 \int\!\!\!\!\int \vec{i}d\vec{f}=
\mu_0 \cdot j \cdot b$

Das Resultat ist unabhängig von $ x$ und homogen im Raum. Die Magnetfeldlinien sind parallel zur Platte und links und rechts antiparallel (siehe Abbildung oben Mitte).

$\displaystyle B_y = \frac{\mu_0}{2}j$ (3.261)

Bei zwei antiparallel von Strom durchflossenen Platten ist das Magnetfeld auf den Raum zwischen den Platten beschränkt.

$\displaystyle B = \mu_0 j$ (3.262)

Anwendungsbeispiele: Streifenleiter, Koaxialkabel


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Marti 2011-10-13