©2001-2015 Ulm University, Othmar Marti, PIC
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2.7  Boltzmannverteilung und Diffusion

Wir verwenden die barometrische Höhenformel (siehe Vorlesungssskript zur Mechanik[Mar14, Seite 231])

p = p e-ρ0gph0
     0
(2.1)

Wir modifizieren den Exponenten wie folgt:

   gh-    ghV0-    M-gh-
ρ0 p  = ρ0 p V  =  p V
    0       0 0     0 0
(2.2)

Hier ist M = ρ0V 0 die Masse des Gases. Beziehen wir alles auf ein Mol, dann ist M = NAm und p0V 0 = NAkT, wobei m die Masse eines Teilchens ist. Der Exponent wird dann

  gh    mgh
ρ0---=  -----
  p0    kT
(2.3)

Die barometrische Höhenformel ist

p(h) = p e- mgkhT
        0
(2.4)

Mit mgh = Epot der potentiellen Energie bezogen auf ein Molekül haben wir auch

            Epot
p(h ) = p0e--kT-
(2.5)

Boltzmann hat diese Gleichung verallgemeinert, indem er für jede thermodynamische, von der Energie abhängige Grösse G postuliert hat


           - E(z)
G (z) = G0e  kT
(2.6)


Diese Funktion ist die Boltzmannsche Verteilungsfunktion. Verwendet man anstelle der potentiellen Energie ein Potential φ(z), lautet die Boltzmannverteilung

            - mφk(Tz)
G (z) = G0e
(2.7)

Die Teilchendichte ist entsprechend mit der Höhe Boltzmann-verteilt.

         Mgh-        mgh
n = n0e -NAkt = n0e- kT-
(2.8)

Dabei ist m die Masse eines einzelnen Teilchens. Mit dem Potential φ(z) ausgedrückt ist

n(h)-=  e- mφk(Th)
n(0)

2.7.1  Diffusion

PIC

Betrachtung von Teilchenströmen N von links nach rechts und Nr von rechts nach links.

Wir betrachten einen Teilchenstrom aus dem Volumen links von der Fläche A nach rechts. Im ganzen Gebiet, sowohl links wie rechts von A, soll die Teilchendichte n eine Funktion von z sein. Die Abhängigkeit von den anderen Koordinaten können wir vernachlässigen, wenn A genügend klein ist. In der Nähe von z, an den Stellen z können wir die Teilchenzahldichte n(z ) abschätzen, indem wir die Steigung dn(z)
-dz- an der Stelle z zur Schätzung verwenden.

                        ||                      ||
n (z ∓ ℓ) = n (z ) + dn(z)|| (∓ ℓ) = n(z) ∓ dn-(z)|| ℓ
                    dz  |z                 dz  |z

Analog kann der Wert der gemittelten Geschwindigkeit ⟨v(z)⟩N an den Stellen z bestimmt werden.

                                 ||
⟨v (z ∓ ℓ)⟩ =  ⟨v(z)⟩  ∓ d-⟨v(z)⟩N|| ℓ
         N          N       dz   |z

Die Teilchen sollen jedes eine individuelle Geschwindigkeit vi haben. Wenn wir zum Mittel über alle Geschwindigkeitsbeträge wechseln, wird nur ein Teil der Teilchen sich durch die Fläche A bewegen. Wenn wir die Fläche A als eine Seite eines Würfels betrachten, in dem sich die Teilchen mit gleicher Wahrscheinlichkeit in alle Richtungen bewegen, dann wird 16 aller Teilchen die Fläche A durchstossen. Der Teilchenfluss durch A in der Zeit dt ist dann

dN = A
--
6n(z - ℓ) ⟨v(z - ℓ)⟩dt (2.9)
dNr = A-
6n(z + ℓ) ⟨v(z + ℓ)⟩dt (2.10)

Diese beiden Ausdrücke können mit Hilfe der Taylorentwicklung umgeschrieben werden:

dN = A
--
6[        dn(z) ]
 n (z) - -----ℓ
          dz[         d ⟨v(z)⟩ ]
 ⟨v (z )⟩ - --------ℓ
             dzdt
= A
--
6[                                                               ]
                    d ⟨v(z)⟩           dn(z)    dn (z)d ⟨v (z)⟩ 2
 n (z)⟨v(z)⟩ - n (z)--------ℓ - ⟨v(z)⟩ -----ℓ + --------------ℓ
                       dz               dz        dz     dzdt
dNr = A-
6[              ]
         dn(z)-
 n (z) +  dz  ℓ[                  ]
          d-⟨v(z)⟩
 ⟨v (z )⟩ +    dz   ℓdt
= A-
6[                                                               ]
 n (z)⟨v(z)⟩ + n (z ) d-⟨v(z)⟩ℓ + ⟨v(z)⟩ dn(z)ℓ + dn-(z-)d-⟨v-(z)⟩ℓ2
                       dz               dz        dz     dzdt

Der Netto-Teilchenstrom durch A in der Zeit dt ist

dN - dNr = -A
--
6[       d⟨v (z)⟩            dn(z) ]
  2n(z) --------ℓ + 2⟨v(z)⟩ -----ℓ
           dz                dzdt
= -A
--
3[                             ]
       d⟨v (z)⟩         dn (z)
  n(z) --------+ ⟨v (z)⟩------
         dz               dzdt

Wir nehmen an, dass die Temperatur konstant sei. Dann ist die innere Energie konstant und damit die gemittelte kinetische Energie der Teilchen damit ist aber auch ⟨v (z)⟩ konstant (und die Ableitung nach dem Ort null). Also ist

                       A        dn (z)            dn(z)
dN (z) = dN ℓ- dNr = - -- ⟨v (z)⟩------ℓdt = - DA  -----dt
                        3         dz               dz
(2.11)

Die Grösse D heisst Diffusionskoeffizient. Die Einheit von D ist

       m2
[D ] = ---
        s

Wir können Gleichung (2.11) in eine Differentialgleichung umschreiben.

1-dN-(z,t)=  - D dn(z)-
A    dt           dz
(2.12)

Die transportierte Masse ist

dm  =  dN-m     = dN M
       NA   mol

und die Dichteänderung

dρ =  dn-m    =  dnM
      NA   mol

wobei mmol die Molmasse und M die Masse eines Teilchens ist. Dann erhält man das


1. Ficksche Gesetz in einer Dimension
dm--= - DA  dρ-
 dt         dz
(2.13)


In drei Dimensionen lautet das 1.Ficksche Gesetz

dm
dt-n ΔA = - D ΔAgrad   ρ
(2.14)

wobei nA der Normalenvektor auf die kleine Fläche ΔA ist.


Durch die Diffusion wird Masse transportiert

Das 1. Ficksche Gesetz wird oft auch mit der Teilchenstromdichte j formuliert. Mit den Beziehungen

n = -ρ-
M
jn = dm
----
 dt  1
------
ΔAMnΔA

wobei M die Teilchenmasse ist. Das erste Ficksche Gesetz lautet dann

j  = - Dgrad   n
 n
(2.15)

Aus der Massenerhaltung = -div (       )
 dmdt-nΔA oder der Erhaltung der Teilchenzahl = -div jn folgt das zweite Ficksche Gesetz

n˙=  DΔn
(2.16)

Analog zur obigen Rechnung können die Gesetze der Viskosität (Impulstransport) und der Wärmeleitung (Energietransport) hergeleitet werden.

2.7.2  Diffusionsgleichgewicht im Gravitationsfeld

PIC

Teilchenströme jsink und jDiff hervorgerufen durch die Gravitationskraft und die Diffusion

Wenn ein Teilchen, das einer Kraft F ausgesetzt ist, sich durch ein Medium mit Streuzentren bewegt, verliert es immer wieder Impuls an die Streuzentren. Seine Geschwindigkeit wird zuerst wachsen und mit der Zeit einen konstanten Wert annehmen, der proportional zu F ist.

v = μF
(2.17)

Die Proportionalitätskonstante μ heisst Beweglichkeit. Ihre Einheit ist

       m      s
[μ] = ----=  ---
      sN     kg

Die Geschwindigkeit der sinkenden Teilchen ist

v = μmg

Daraus resultiert mit der Teilchendichte n die Teilchenstromdichte

jsink = nv = - μmgn  (z)

Der Diffusionsstrom ist nach dem 1. Fickschen Gesetz (siehe Gleichung (2.13)) durch

        1-dN--      dn-(z)
jDiff =  A dt  = - D   dz

gegeben. Im Gleichgewicht müssen sich die beiden Ströme gerade kompensieren

                                  dn-(z)
jsink + jDiff = 0 =  - μmgn (z) - D   dz

Die Lösung dieser Differentialgleichung ist

              -μmgh∕D
n (z) = n (0 )e

Diese Gleichung, hergeleitet aus der Betrachtung der Diffusion und die isotherme barometrische Höhenformel und die daraus abgeleitete Boltzmannverteilung beschreiben die gleiche Situation. Deshalb müssen die Exponenten gleich sein.

μmgh-- = mgh--
  D       kT


Daraus folgt die Einsteinbeziehung
D = μkT
(2.18)




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