©2001-2015 Ulm University, Othmar Marti, PIC
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2.8  Wärmekraftmaschinen

Eine Wärmekraftmaschine transportiert Wärme von einem Wärmebad in ein zweites mit einer niedrigeren Temperatur und gibt dabei mechanische (allgemein jede nichtthermische) Energie ab.

2.8.1  Otto-Motor

Bei einem Otto-Motor wird ein Luft-Benzin-Gemisch der Umgebungstemperatur T4 angesaugt und adiabatisch auf T1 verdichtet. Dann wird dieses Gemisch entzündet und erreicht die Temperatur T2. Die heissen Gase drücken einen Kolben nach unten. Am unteren Umkehrpunkt, dem unteren Totpunkt, hat das Gas die Temperatur T3. Darauf wird das Gas an die Umgebung abgegeben. Im pV -Diagramm sieht dies so aus:

PIC

Arbeitszyklus eines Ottomotors. a: ansaugen,b adiabatisch verdichten, c: Verbrennung, d: Expansion (Arbeitstakt), e Öffnen des Auslassventils (isochor) und f Ausstoss der Verbrennungsgase.

PIC

Wärmestrom vom Wärmebad (Wärmereservoir) bei T2 zum Wärmebad bei T3, wobei die mechanische Arbeit W abgegeben wird.

Beim Ottomotor kann nur der Übergang von T2 nach T3 mechanische Arbeit leisten. Alle anderen Übergänge sind adiabatisch, isochor oder isobar mit Ankopplung an die Umgebungsluft.

Bei T2 ist die innere Energie

U  = f-N kT
 2   2     2

Bei T3 erniedrigt sie sich auf

U3 = f-N kT3
     2

Die Differenz der inneren Energien U2 - U3 wird in mechanische Energie umgewandelt. Der Wirkungsgrad ist also

     U2 - U3    fN kT2 -  fN kT3    T2 - T3
η =  --------=  2----f----2------=  --------
       U2            2N kT2            T2
(2.1)

Genauer betrachtet wird bei der Verbrennung Luft mit der Temperatur T1 auf T2 erwärmt. Die zugeführte Energie ist U2 - U1. Die Auspuffgase mit der Temperatur T3 werden an die Umgebung mit T4 abgegeben. Der energetische Verlust ist also U3 - U4. Schliesslich wird noch mechanische Energie benötigt, um die angesaugte Luft von T4 auf T1 zu erwärmen, also eine Energie von der Grösse U1 - U4. Die Energiebilanz ist

Qein = U2 - U1 Verbrennung
Wab = U2 - U3 Arbeitstakt
QV erlust = U3 - U4 Verluste an die Umwelt
WKompr. = U1 - U4 Kompression
Wnetto = Wab - WKompr. =U2 - U3 - U1 + U4Bilanz der mechanischen Energie

Der Wirkungsgrad wird in Worten so definiert:


Der Wirkungsgrad η ist das Verhältnis der erzielten Nutzenergie zur der Maschine zugeführten Energie.

Dies bedeutet bei einer Wärmekraftmaschine, dass η < 1 ist, da die zugeführte Wärmemenge grösser ist als die abgegebene mechanische Energie. Bei einer Kältemaschine (Kühlschrank), ist die Nutzenergie die abgeführte thermische Energie. Zugeführt wird die mechanische Energie. Bei der Kältemaschine ist η > 1.

Der Wirkungsgrad des Ottomotors ist dann (unter Berücksichtigung der Vorzeichen

    Wnetto    U2---U1---U3-+-U4--
η =  Qein  =       U2 - U1
(2.2)

Nun liegen die Temperaturen T2 und T3 auf der gleichen Adiabaten. Es gilt also

( T2)    (V2 )1-γ
  --- =   ---
  T3      V3

Da T4 und T1 auf der gleichen Adiabaten liegen, gilt auch

( T )   ( V )1 -γ
  -1- =   -1-    .
  T4      V4

Weiter ist nach unserem pV -Diagramm (Abbildung 2.8.1) ist V 1 = V 2 und V 3 = V 4, also

V2-=  V1-
V3    V4

Damit folgt aus den Beziehungen für die Adiabaten

T2-= T1-.
T3   T4

Deshalb muss gelten

T1 = αT2 U1 = αU2
T4 = αT3 U4 = αU3
Eingesetzt in Gleichung (2.2) erhalten wir
η = U2---U1---U3-+-U4--
     U  - U
       2    1 = U2----αU2---(U3---αU3-)
       U  - αU
         2     2
= U2-(1---α-) --U3-(1---α)
      U2 (1 - α) = U2----U3
   U2
= T2 - T3
--------
  T2 (2.3)
Dies ist das gleiche Resultat wie das unserer vorherigen Überlegung. Der Grund für dieses Ergebnis ist, dass wir für die Übergänge T4 T1 und T2 T3 Adiabaten angenommen hatten.

Da die wesentlichen Takte des Otto-Zyklus adiabatisch und isochor sind, können wir den Wirkungsgrad auch mit dem Kompressionsverhältnis κ (für die Drucke) ausdrücken (V 1 = V 2 und V 3 = V 4):

          (   )- γ   (   )-γ
κ =  p1=   V1-    =   V2-    =  p2-
     p4    V4         V3        p3
(2.4)

Daraus berechnet man wie die Temperaturen vom Kompressionsverhältnis κ abhängen

      (   )1-γ   ( (   ) - 1γ) 1-γ  (   )1- 1γ
T3- =   V3-    = (   p3-   )     =   p3-     = κγ1-1
T2      V2           p2              p2
(2.5)

Drücken wir den Adiabatenkoeffizienten mit der Anzahl der molekularen Freiheitsgrade aus γ = f+2-
 f bekommen wir die Gleichung für den Wirkungsgrad als Funktion des Kompressionsverhältnisses

        T3-        1- 1        -2-
η = 1 - T  =  1 - κγ   = 1 - κ f+2
          2
(2.6)

Um für reale Motoren den Wirkungsgrad abzuschätzen, benötigen wir die Anzahl Freiheitsgrade der Moleküle im Verbrennungsraum. Da Luft zu 80% aus Stickstoff besteht, nehmen wir an, dass f = 5 ist. Wir verwenden hier das Volumenkompressionsverhältnis

           (   ) 1
      V3     p2  γ    -1
K  =  ---=   ---   = κγ
      V2     p3

Motortyp

Kompressionsverhältnis K

κ

Wirkungsgrad bei f = 5

κ

Wirkungsgrad bei f = 6







Otto-Motor

7

15.24

0.5408

13.39

0.4772

8

18.38

0.5647

16.00

0.5000

9

21.67

0.5847

18.72

0.5192

10

25.12

0.6019

21.54

0.5358







Diesel-Motor

12

32.42

0.6299

27.47

0.5632

14

40.23

0.6520

33.74

0.5850

16

48.50

0.6701

40.31

0.6031

18

57.20

0.6853

47.17

0.6184

20

66.29

0.6983

54.29

0.6316

Kompressionsverhältnis und Wirkungsgrade

2.8.2  Carnot-Maschine

Ideale gasbetriebene Wärmekraftmaschinen haben alle den beim Otto-Motor im Abschnitt 2.8.1 angegebenen Wirkungsgrad. Theoretisch das erste mal abgeleitet wurde dieser Wirkungsgrad durch Sadi Carnot. Er benutzte eine idealisierte Wärmekraftmaschine, die heute unter dem Namen Carnot-Maschine um den Wirkungsgrad abzuleiten.

Die Carnot-Maschine verwendet vier Arbeitszyklen, zwei Isothermen und zwei Adiabaten.

PIC

Schematische Funktion einer Carnot-Maschine

Wir verwenden dabei die Definition der Entropie:

      δQ
dS  = ---
       T
(2.7)

PIC

Arbeitsdiagramm der Carnot-Maschine

Die innere Energie kann nur durch Zufuhr von Wärme (δQ) oder mechanischer Arbeit (δW) geändert werden

dU  = δQ  + δW
(2.8)

Bei Isothermen ändert sich die innere Energie nicht, das heisst, dass dU = 0 ist. Damit gilt für Isothermen auch

δQ  = - δW
(2.9)

Bei den Adiabaten wird keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht. Deshalb ist δQ = 0. Damit sind die zugeführte mechanische Energie und die Änderung der inneren Energie gleich.

dU = δW (2.10)

Während der beiden isothermen Zustandsänderungen ist die Carnot-Maschine jeweils an Wärmebäder der Temperaturen T2 und T1 gekoppelt. Dabei soll T2 > T1 gelten. Die Temperatur auf der Isothermen kann nur deshalb konstant gehalten werden, da die Wärmebäder Wärme δQ zuführen oder aufnehmen. Die ausgetauschte Wärmemenge entlang einer Isothermen ist gegeben durch

       S∫2
ΔQ   =   T dS =  TΔS

       S1
(2.11)

Diese Wärmemenge muss auf einer Isothermen direkt in mechanische Nutzarbeit gewandelt werden. Die gesamte von der Maschine geleistete mechanische Arbeit W berechnet sich aus den vorzeichenrichtig addierten Nutzarbeiten beider Isothermen

W  = - ΔW   + ΔW   =  ΔQ  - ΔQ   = T  ΔS - T ΔS  = (T  - T  )ΔS
           2      1      2      1    2      1         2    1
(2.12)

Auf den Adiabaten ist die Änderung der inneren Energie proportional zu der zugeführten mechanischen Arbeit. Da bei der Änderung von der Isothermen bei T1 zu der bei T2 die Änderung der inneren Energie das Negative der Änderung beim Übergang von T2 nach T1 sein. Deshalb tragen die Adiabaten nichts zur abgegebenen mechanischen Arbeit bei.

Wir erhalten also für den Wirkungsgrad

η =  -W---=  ΔQ2----ΔQ1--=  (T2---T1)ΔS-- = T2---T1-
     ΔQ2        ΔQ2             T2ΔS           T2
(2.13)



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