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Unterabschnitte
(Siehe Leisi, Klassische Physik II[Lei98, 98])
Versuch zur Vorlesung: Fadenstrahlrohr EM-11
Um nicht immer die Lorentz-Transformation ausrechnen zu müssen , führen wir die magnetische
Feldstärke oder die magnetische Induktion
ein. Ein magnetisches Feld lenkt Elektronen ab. Wie wir schon früher gesehen haben, ist eine
Bewegung der Ladungsträger für die magnetische Kraft notwendig. Wird das Magnetfeld der
Helmholtzspulen so gedreht, dass es parallel zur Bewegungsrichtung der Elektronen liegt,
verschwindet die Magnetkraft. Das folgende Kraftgesetz
beschreibt die magnetischen Kräfte auf Elektronen. Die Kraft heisst Lorentz-Kraft.
Durch den Vergleich von Gleichung (3.98) und Gleichung (3.96) kann man für die magnetische Feldstärke
einer linienförmigen Stromverteilung schreiben
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(3.96) |
Die Induktionskonstante
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(3.97) |
ermöglicht es Gleichung (3.99) kompakter zu schreiben
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(3.98) |
Lage der magnetischen Induktion zum Strom und zur Geschwindigkeit der Ladung.
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Mathematisch kann man aus einem Linienelement , das parallel zum Leiter und
damit zum Strom ist, und das in die Flussrichtung des Stromes zeigt und aus dem Vektor , der vom
Leiterelement zum Ort, an dem das Magnetfeld betrachtet werden sollte, zeigt, berechnen
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(3.99) |
Versuch zur Vorlesung: Magnetische Feldlinien EM-50
Die Kraft zwischen zwei stromdurchflossenen Leitern kann neu berechnet werden. Mit
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(3.100) |
wobei eine Ladung im Leiter 2 ist, und mit der Ladungsträgerdichte im Leiter 2, die
betrachtete Länge, der Querschnitt des Leiters und
, bekommt man
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(3.101) |
Der Strom im Leiter 2 ist nun aber
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(3.102) |
Damit ist
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(3.103) |
Wenn wir Gleichung (3.101) einsetzen, bekommen wir
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(3.104) |
Diese Gleichung wird zur Definition der Einheit der magnetischen Induktion im SI-System verwendet.
Materialien
Übungsblatt 05 vom 12. 12. 2002
(HTML
oder
PDF)
Folien zur Vorlesung am 12. 12. 2002 (PDF)
Die Einheit der magnetischen Induktion ist
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(3.105) |
- Die gesamte Kraft einer bewegten Ladung in einer beliebigen Ladungs- und Stromverteilung ist
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(3.106) |
Dies ist das Kraftgesetz der Elektrodynamik
- Das magnetische Feld ist kein fundamentales Feld, sondern eine relativistische Korrektur zu dem
elektrostatischen Feld.
Die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem beliebigen Magnetfeld kann mit dem Gesetz von
Biot-Savart berechnet werden.
Berechnung der Kraft auf ein Leiterelement.
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Der Betrag des Vektors , der senkrecht auf
und senkrecht auf steht, ist
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(3.107) |
wobei die Dichte der Ladungsträger und der Winkel zwischen und
ist. Mit der Stromdichte
erhalten wir
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(3.108) |
Die vektorielle Schreibweise der Biot-Savart-Kraft ist
demnach
Beispiele
- Die Kraft für eine beliebig geformte geschlossene Leiterschleife in einem homogenen Magnetfeld ist
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(3.109) |
Da das Linienintegral
über eine geschlossene Schleife null ist (die positiven und die negativen Anteile heben
sich auf) ist .
- Das Drehmoment auf eine Leiterschlaufe in einem homogenen Magnetfeld kann durch summieren der
Kraftanteile auf die vier Segmente berechnet werden.
Versuch zur Vorlesung: Elektromotor Applet
Versuch zur Vorlesung: Lorentz-Kraft EM046
Drehmoment auf eine Leiterschleife im homogenen Magnetfeld
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Bezüglich ist die Situation symmetrisch. Die in der Zeichnung vertikalen Leiterelemente liefern
kollineare sich aufhebende Kräfte. Die horizontalen Segmente ergeben das Drehmoment
Das gesamte Drehmoment ist
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(3.111) |
Das Drehmoment liegt in der Ebene der Leiterschlaufe. Wenn der Winkel zwischen der
Normalen auf die Ebene der Leiterschlaufe und ist, gilt mit
:
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(3.112) |
Wir definieren das magnetische Moment
so, dass es senkrecht auf die Ebene der Leiterschlaufe steht und dass
ist. Damit ist
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(3.113) |
Das Drehmoment auf eine Leiterschlaufe im homogenen Magnetfeld wird in
Drehspulinstrumenten, in Motoren oder bei der
Sichtbarmachung von Magnetfeldern mit Eisenfeilspänen verwendet.
- Die potentielle Energie einer um den Winkel gegenüber dem Magnetfeld verdrehten
stromdurchflossenen Leiterschlaufe wird berechnet, indem man von ausgeht und die Schlaufe
langsam zum Winkel dreht. Die Arbeit, um von nach zu drehen ist
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(3.114) |
Damit erhalten wir
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(3.115) |
Wenn wir
wählen haben wir
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(3.116) |
Ein weiteres Beispiel einer Kraftwirkung auf Ladungen ist das Barlowsche Rad.
Versuch zur Vorlesung: Barlowsches Rad EM004
(Siehe Leisi, Klassische Physik II[Lei98, 104])
Beim unendlich ausgedehnten geraden Leiter war das durch einen Strom erzeugte Magnetfeld durch
kreisförmige Magnetfeldlinien mit der Stärke
charakterisiert, wobei das -Feld tangential zu den Kreisen liegt. Das Linienintegral entlang der Feldlinien, also entlang des Kreises
, ergibt
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(3.117) |
Dieses Linienintegral ist unabhängig von . Die Behauptung ist, das die obige Gleichung, ein einfacher Fall
des Ampèreschen Durchflutungsgesetzes, allgemeingültig ist.
Der Beweis geht in mehreren Schritten:
- Eine beliebige Kurve um einen geraden Leiter
-
ist die Projektion des Weglängenelementes
auf der Kurve auf die in der
-Ebene liegende Projektion der Kurve . Es ist
da keine Komponente in die -Richtung hat. Es ist
und damit
- Eine beliebige Kurve , die den Leiter nicht umschliesst
- Es ist
Das bedeutet, dass Ströme durch Leiter, die nicht vom Integrationsweg umschlossen werden, keinen
Beitrag zum Integral geben.
- Eine beliebige Kurve um eine beliebige Stromverteilung
- Wir betrachten viele Ströme , die
von der Integrationskurve umschlossen werden. Wegen der Linearität des Problems gilt
wobei diejenigen Ströme, die mit dem Umlaufsinn von
eine Rechtsschraube bilden, positiv zu zählen sind.
Beispiel
Ein zylindrischer Leiter mit dem Radius soll homogen vom Strom durchflossen werden. Aus
Symmetriegründen sind die Magnetfeldlinien konzentrische Kreise um den Leiter. Ausserhalb des Leiters ()
haben wir
Innerhalb des Leiters () gilt
Mit dem Stokeschen Satz (Gleichung (A.3) ) kann man die Integralform des Ampèreschen Gesetzes umschreiben
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(3.118) |
Da diese Gleichungen für alle Integrationsflächen gelten müssen, muss auch die differentielle Form des
Ampèreschen Gesetzes gelten
Beispiel: homogene Stromverteilung in einem unendlich ausgedehnten Leiter
Magnetfeld einer homogenen Stromverteilung in einer dünnen Platte. Links: die Geometrie zur
Berechnung, Mitte: das Magnetfeld eines homogenen Stromflusses und Rechts: das Magnetfeld zweier antiparallel
von Strom durchflossener Platten.
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Wir definieren eine lineare Stromdichte
. Das Stromfeld können wir uns als Parallelschaltung vieler linearer Leiter vorstellen. Aus dem
Superpositionsprinzip folgt, dass
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(3.119) |
Das resultierende Feld dieser Superposition muss in der -Ebene liegen. Auf den beiden Seiten senkrecht
zur Platte finden sich immer zwei Stromfäden, die die -Komponente kompensieren. Wenn wir später das
Ampèresche Gesetz auf diese beiden Seiten anwenden, gibt es keine Komponente von parallel zur Seite:
dieser Teil des Linienintegrals ist null.
Wir betrachten weiter das Feld und im Abstand von der Platte. Wir werden zwei
Symmetrieoperationen an:
- Wir drehen die Platte um um die -Achse. Die neue Situation (Ströme) ist identisch mit der
Ursprungssituation. Deshalb muss
sein.
- Wir drehen die Platte um um die -Achse und drehen gleichzeitig die Flussrichtung des
Stromes um
. Die Endsituation ist ununterscheidbar von der am Anfang. Also gilt auch
und
.
Mit den beiden Symmetrieüberlegungen folgt:
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(3.120) |
Um zu bestimmen, nehmen wir an, dass unser Integrationspfad symmetrisch bezüglich der Platte
ist. Das Ampèresche Gesetz sagt
Das Resultat ist unabhängig von und homogen im Raum. Die Magnetfeldlinien sind
parallel zur Platte und links und rechts antiparallel (siehe Abbildung oben Mitte).
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(3.121) |
Bei zwei antiparallel von Strom durchflossenen Platten ist das Magnetfeld auf den Raum zwischen den Platten
beschränkt.
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(3.122) |
Anwendungsbeispiele: Streifenleiter, Koaxialkabel
(Siehe Leisi, Klassische Physik II[Lei98, 111])
In diesem Abschnitt soll gezeigt werden, dass das Magnetfeld quellenfrei
ist.
Integrationsfläche zur Analyse der Quellenfreiheit des Magnetfeldes
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Da überall auf der Integrationsfläche gilt:
, ist
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(3.123) |
Materialien
Folien zur Vorlesung am 19. 12. 2002 (PDF)
Wir verallgemeinern das Resultat, indem wir einen Zylinder mit beliebiger Grund- und Deckfläche nehmen. Auf
der Grund und Deckfläche gilt das vorherige Argument, so dass
ist.
Integration über die Mantelfläche.
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An der Mantelfläche gilt mit
und damit
Damit gilt auch für allgemeine Zylinderflächen
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(3.124) |
Mit diesem Resultat zeigt man, dass dieses Integral für beliebige Flächen um einen Leiter null ist.
Schliesslich zeigt man, dass das Resultat auch für beliebige Stromverteilungen gilt. Mit dem Gaussschen Satz
(Gleichung (A.1) ) zeigt man
Die Quellenfreiheit des magnetischen Feldes bedeutet, dass es keine magnetischen
Ladungen gibt und dass die Feldlinien im Endlichen geschlossen sind.
(Siehe Leisi, Klassische Physik II[Lei98, 114])
Versuch zur Vorlesung: Magnetfeld von Leitern Em021
Jedes Magnetfeld muss das Ampèresche Gesetz
und die Quellenfreiheit
erfüllen. Analog zur Poissongleichung Gleichung (2.69) soll
auch für das Magnetfeld eine Potentialgleichung gelten. Mit dem Vektorpotential
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(3.125) |
werden beide Gleichungen erfüllt. Wegen der Vektoridentität
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(3.126) |
ist die Quellenfreiheit bei beliebiger Wahl von garantiert. Mit der zweiten Vektoridentität
bekommen wir aus
dem Ampèrschen Gesetz
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(3.127) |
Das Vektorpotential kann immer so gewählt werden, dass
gilt. Das Vektorpotential
ist nicht eindeutig bestimmt. Nehmen wir an, dass ein Vektorpotential mit
existiert. Dann existiert auch ein Vektorfeld mit
mit einer eindeutigen Lösung, denn die obigen Gleichungen sind formal äquivalent zur Elektrostatik.
Wir definieren Ein Vektorpotential
Wegen Gleichung (3.138) gilt dann
Dies bedeutet, dass das neue Vektorpotential das gleiche -Feld erzeugt wie das ursprüngliche. Wegen
Gleichung (3.138) gilt auch
Aus der Gleichung für das Vektorpotential einer Stromverteilung
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(3.129) |
kann man die Umkehrfunktion berechnen und erhält, analog zur Elektrostatik,
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(3.130) |
Wenn wir mit
den Abstand von einem Beobachtungspunkt zu
einem Punkt mit der Stromdichte
eines linearen Leiterstückes
bezeichnen und
setzen, ist der Beitrag zum magnetischen Feld
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(3.131) |
Durch Integration der Formel von Laplace oder des Gesetzes von
Biot-Savart bekommt man
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(3.132) |
Mit diesem Gesetz kann man das Magnetfeld einer beliebigen Spule berechnen. Achtung: nur die
integrale Form hat eine physikalische Bedeutung! Die Formel von Laplace wird über das Vektorpotential
berechnet.
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Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm