Dieser Stoff wurde am 14.11.2001 behandelt |
Winkel und Winkelgeschwindigkeit
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Wir betrachten einen Kreisbogen der Länge im Abstand von der Drehachse.
Dann ist . Die dazugehörige Winkeländerung ist
(4.242) |
ist unabhängig vom Abstand von der Drehachse.
ist der Drehwinkel |
Einheiten: .
ist die Winkelgeschwindigkeit |
Einheiten: . Die Drehfrequenz hängt mit der Winkelgeschwindigkeit über zusammen.
ist die Winkelbeschleunigung. |
Einheit: .
Die Tangentialgeschwindigkeit ist eines Teilchens im Abstand ist
(4.243) |
Die tangentiale Beschleunigung ist
(4.244) |
Die Zentripetalbeschleunigung ist zum Mittelpunkt hin gerichtet und hat die Grösse
(4.245) |
Analog zu den Gesetzen der linearen Bewegung haben nwir
(4.246) |
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Folien zur Vorlesung am 20. 11. 2001 PDF
Übungsblatt 6 vom 20. 11. 2001 (HTML oder PDF)
Welche Kräfte können eine Scheibe zum Drehen bringen?
Wir teilen die Scheibe in Teile. Auf das -te Teilchen wirkt die Kraft mit einem Hebelarm , wobei der Winkel zwischen der Kraft und dem Ortsvektor ist.
Das Drehmoment durch die Kraft ist also
(4.247) |
wenn die Tangentialkomponente der Kraft ist.
(4.248) |
Durch die Multiplikation dieser Gleichung mit erhält man
(4.249) |
Über alle Teilchen summiert, bekommt man
(4.250) |
ist das Trägheitsmoment. Es übernimmt für die Drehbewegungen die Funktion, die die Masse für Translationsbewegungen innehat. |
Also
(4.252) |
Die Werte der Trägheitsmomente finden sie im Tipler[Tip94, 231].
Beispiel:
Ein Körper der Masse hängt an einer masselosen, nicht dehnbaren Schnur an einer Seilscheibe mit dem Radius . ist die Seilspannung.
|
An der Scheibe gilt die Drehmomentgleichung
(4.253) |
Die Beschleunigung der Masse m ist
(4.254) |
Das Seil impliziert die folgende Beziehung
(4.255) |
Damit wird
(4.256) |
Weiter erhält man
(4.257) |
Damit wird die Beschleunigung
(4.258) |
Nun ist für eine Vollscheibe . Damit wird die Gleichung
(4.259) |
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Wir betrachten ein rotierendes Objekt, das in Teile geteilt sei. Bei einer infinitesimalen Drehung um der Masse , die sich im Abstand von der Drehachse befinde, ist die Arbeit
(4.260) |
Aufsummiert erhält man
(4.261) |
Die Leistung dieser Arbeit ist
(4.262) |
Wir berechnen nun die Beschleunigungsarbeit für Drehungen, um zu einem Ausdruck für die kinetische Energie der Rotationsbewegung zu erhalten.
(4.263) |
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In Gleichung (4.161) wird die Summe durch ein Integral ersetzt.
(4.264) |
Beispiel:
Trägheitsmoment eines Kreisrings des Radius der um die z-Achse rotiert
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(4.265) |
Beispiel:
Trägheitsmoment eines Stabes entlang der x-Achse, Länge , der um die y-Achse rotiert und dessen geamte Masse auf der x-Achse konzentriert ist.
Massenelement
Beispiel:
Trägheitsmoment einer homogenen Scheibe, Radius .
Die auf einem Kreisring mit dem Radius r befindliche Masse ist ,
(4.267) |
Das Resultat für den Vollzylinder, der um seine Symmetrieachse rotiert, ist das gleiche.
Wenn ich einen Körper bilden kann, indem ich eine Grundform, von der bekannt ist, nehme und eine zweite Form, von der bekannt ist, subtrahiere (z.B. Hohlzylinder als Differenz zweier Zylinder), dann ist das resultierende Trägheitsmoment
(4.268) |
Wenn das Trägheitsmoment eines Körpers um eine bestimmte, durch den Schwerpunkt gehende Drehachse bekannt ist, wenn aber der Körper um eine zu dieser Drehachse parallele Achse rotiert, kann das neue Trägheitsmoment mit dem Satz von Steiner ausgerechnet werden.
(4.269) |
wenn der Abstand der beiden Drehachsen ist.
Beweis mit der kinetischen Energie.
(4.270) |
Wir verschieben die Drehachse um , dann ist die Geschwindigkeit des Massenmittelpunktes bezüglich der Drehachse . Die kinetische Energie des Massenmittelpunktes ist
(4.271) |
Die gesamte kinetische Energie ist
(4.272) |
Ein Vergleich der Klammer mit liefert das gewünschte Ergebnis.
Bei flachen Körpern, das heisst bei Körpern, bei denen die Dicke oder die z-Ausdehnung verschwindend gegen die Ausdehnung in die x- und die y-Richtung ist, gilt
(4.273) |
Da der Körper flach ist, ist sein Trägheitsmoment für Drehungen um die x-Achse oder um die y-Achse nur von den Masseelementen und den Abständen in die y- oder die x-Richtung abhängig. Der Term wird also zu oder zu . Damit ist und . Bezüglich der z-Achse müssen wir den Abstand quadrieren, um das Trägheitsmoment zu berechnen. Der Abstand hängt von x und y, aber nicht von z ab.
(4.274) |
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Analog zum linearen Impuls, der durch gegeben ist, hat ein Teilchen, das sich auf einer Kreisbahn mit dem Radius r bewegt einen Drehimpuls, der mit seinem lineare Impuls wie folgt zusammenhängt:
(4.275) |
Für allgemeine Bewegungen ist
wobei der senkrechte Abstand zur Drehachse ist. Wenn ein Teilchen parallel zur x-Achse in der xy-Ebene am Nullpunkt entlang fliegt, dann kann man die z-Achse als Drehachse betrachten und das Teilchen hat einen konstanten Drehimpuls!
Sind mehrere Teilchen mit dem jeweiligen Drehimpuls , dann ist der gesamte Drehimpuls
(4.277) |
Der Drehimpuls eines rotierenden Körpers ist
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Materialien
Folien zur Vorlesung am 21. 11. 2001 PDF
Analog zum zweiten Newtonschen Axiom kann für die Beziehung zwischen dem Drehimpuls und dem Drehmoment geschrieben werden
(4.279) |
Bei einem starren Körper (und nur da) ist und wir können schreiben
(4.280) |
Wenn kein äusseres Drehmoment auf einen Körper wirkt, ist
(4.281) |
also der Drehimpuls konstant.
Drehimpulserhaltung
Wenn das resultierende äussere
Drehmoment null ist, dann bleibt der Gesamtdrehimpuls eines Systems konstant. |
Weiter gilt
Das Drehmoment bezüglich des Schwerpunktes und die Änderung des Drehimpulses sind über
miteinander verknüpft. |
Beispiel:
Bei Tänzern oder Eiskunstläuferinnen ist das Drehmoment durch die Füsse (Kufen) sehr gering. Deshalb ist der Drehimpuls in guter Näherung erhalten. Wenn die Arme an den Körper gezogen werden, verringert sich , die Winkelgeschwindigkeit muss entsprechend zunehmen. In diesem Falle gilt übrigens nicht; vielmehr ist .
Die kinetische Energie der Rotation wurde als geschrieben. Diese Gleichung kann umgeformt werden, so dass die kinetische Energie als Funktion des Drehimpulses gegeben ist.
(4.283) |
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Rollen eines Rades ohne zu gleiten
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Wenn ein Rad um den Winkel abrollt, legt die Drehachse (der Schwerpunkt) den Weg
(4.284) |
zurück. Der Schwerpunkt hat die Geschwindigkeit
(4.285) |
Die Bedingung heisst Rollbedingung. Durch Ableiten dieser Gleichung erhält man eine äquivalente Bedingung für die Beschleunigungen
(4.286) |
Beispiel:
Eine Kugel hat das Trägheitsmoment . Die kinetische Energie der rollenden Kugel kann auf zwei Arten berechnet werden:
Beispiel:
Wie weit muss man in einem Billardspiel die Kugel oberhalb des Mittelpunktes treffen, damit sie rollt. Die Distanzz oberhalb des Mittelpunktes sei x. Die Rollbedingung sagt: . Die Drehmomentbedingung gibt . Teilt man die beiden Gleichungen durcheinander, dann bekommt man . Mit dem Trägheitsmoment einer Kugel bekommt man: .
Kugel mit dem Radius R, die eine schiefe Ebene hinunterrollt.
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Drehimpuls
(4.287) |
Drehmoment hervorgerufen durch die Reibungskraft
(4.288) |
ist die Reibungskraft: wir brauchen Sie, um die Aufteilunfg in Drehmoment und lineare Beschleunigung zu berechnen. Sie muss vorhanden sein, tritt aber im Schlussresultat nicht auf. Die obige Gleichung kann auch als geschrieben werden. Auf den Massenmittelpunkt wirkt die Beschleunigungskraft . Nun ist . Wir erhalten
(4.289) |
Eingesetzt in die Beschleunigungsgleichung erhalten wir
(4.290) |
Ohne Rotation wäre die Beschleunigung . Das Abrollen von einer Schiefen Ebene ist langsamer als das abgleiten. Die Bedingung ist, dass
(4.291) |
ist6. Tabelle gibt eine Übersicht über die Beschleunigungen verschiedener Körper. Man kann so zum Beispiel herausfinden, ob ein Zylinder eine hohle Stahlröhre oder ein Aluminiumvollprofil ist, wenn der Aussendurchmesser und das Gewicht gegeben sind. Weiter kann man mit dem abrollen den Haftreibungskoeffizienten bestimmen. Man erhöht die Steigung so, dass der Zylinder oder sonstige Körper ins gleiten kommt. Für einen Zylinder wird die Bedingung zu oder
(4.292) |
Dieser Grenzwinkel heisst auch der Haftreibungswinkel. Er ist identisch mit dem Böschungswinkel bei Schüttgütern.
Energiebetrachtung für einen rollenden Zylinder:
(4.293) |
Mit der Rollbedingung
Bei einem Zylinder ist das Resultat
(4.295) |
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Wenn man einen rotierenden Körper betrachtet, dann soll der Daumen der rechten Hand parallel zur Drehachse sein. Die die Finger der rechten Hand zeigen in die Drehrichtung. Dann legt der Daumen die Richtung des Vektors fest. |
Bei einer Schraube mit Rechtsgewinde zeigt der Daumen in die Vorschubrichtung.
Das Drehmoment hängt vom Winkel zwischen der Verbindungslinie zwischen der Drehachse und dem Angriffspunkt der Kraft . Ist der Winkel , ist das Drehmoment maximal. Bei einem Winkel 0, wenn die Kraft und die Verbindungslinie parallel sind, ist das Drehmoment null. Die dazugehörige Vektoroperation ist das Vektorprodukt
(4.296) |
Das Vektorprodukt oder das Kreuzprodukt ist durch gegeben, wobei der Normalenvektor auf der von und aufgespannten Ebene ist.
Einige Eigenschaften:
(4.297) |
(4.298) |
Drehimpuls
(4.299) |
Ausgeschrieben für den Fall dass und in der xy-Ebene liegen
(4.300) |
Der Drehimpuls liegt parallel zur Drehachse, so dass wir auch
(4.301) |
haben.
Wenn die resultierende äussere Kraft ist, dann ist einerseits nach dem 2. Newtonschen Axiom
(4.302) |
und andererseits
(4.303) |
Der erste Term ist null, da ist.
Also ist
(4.304) |
ist das resultierende äussere Drehmoment, das gleich der zeitlichen Änderung des Drehimpulses ist. |
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Es gibt zwei Arten, wie Reifen ausgewuchtet werden können:
Ein Rad kann dynamisch im Gleichgewicht sein und statisch nicht, oder umgekehrt.
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Wir haben bei der Gleichung (4.186) gesehen, dass ist. Wenn wir den Vektorcharakter der Drehungen berücksichtigen, dann beobachtet man, dass und nicht mehr parallel sind. In einem am rotierenden Körper befestigten Koordinatensystem kann der Zusammenhang mit Hilfe des Trägheitstensors geschrieben werden. Wir bemerken, dass
(4.305) |
Für jedes Volumenelement gilt . Also ist auch7
So gilt für die -Komponente
und zyklisch permutiert für die anderen Koordinaten .
Die Gleichung (4.217) kann wie folgt interpretiert werden:
Würde entlang der x-Achse liegen, also nur die x-Komponente von null verschieden sein, dann ist das erste Integral die schon bekannte Definition des Trägheitsmomentes. Die beiden anderen Momente, auch Deviationsmomente genannt, sind nur dann von Null verschieden, wenn nicht parallel zur x-Achse liegt. Analoges gilt auch für die y- und die z-Achse.
Gleichung (4.216) kann in Matrixschreibweise als
(4.308) |
wobei
(4.309) |
ist. Jeder Tensor, also auch , kann durch die Rotation des Koordinatensystems so transformiert werden, dass nur die Komponenten auf der Hauptdiagonalen von null verschieden sind. Wenn wir die drei Komponenten als (Hauptachsen) schreiben, kann die Stabilität von Drehungen betrachtet werden. Wir nehmen an, dass eine Drehachse sich in der Nähe einer der Hauptachsen befinde. Dann sind Drehungen um die -Achse und um die -Achse stabil und um die -Achse labil.
Wir definieren ein Trägheitsellipsoid, ein Ersatzkörper, der sich bezüglich Rotationen gleich wie der entsprechede allgemein geformte Ursprungskörper verhält.
(4.310) |
Die Länge der einzelnen Halbachsen ist .
Kreisel | Hauptträgheitsmomente | Trägheitsellipsoid |
---|---|---|
Kugel, Würfel, Tetraeder | Kugel | |
axialsymmetrisch, tellerförmig | Rotationsellipsoid, tellerförmig | |
axialsymmetrisch, spindelförmig | Rotationsellipsoid, spindelförmig | |
niedrigsymmetrisch | allgemeines Ellipsoid |
Dieser Stoff wurde am 27.11.2001 behandelt |
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wobei
(4.311) |
ist. Jeder Tensor, also auch , kann durch die Rotation des Koordinatensystems so transformiert werden, dass nur die Komponenten auf der Hauptdiagonalen von null verschieden sind. Wenn wir die drei Komponenten als (Hauptachsen) schreiben, kann die Stabilität von Drehungen betrachtet werden. Wir nehmen an, dass eine Drehachse sich in der Nähe einer der Hauptachsen befinde. Dann sind Drehungen um die -Achse und um die -Achse stabil und um die -Achse labil.
Wir definieren ein Trägheitsellipsoid, ein Ersatzkörper, der sich bezüglich Rotationen gleich wie der entsprechede allgemein geformte Ursprungskörper verhält.
(4.312) |
Die Länge der einzelnen Halbachsen ist .
Kreisel | Hauptträgheitsmomente | Trägheitsellipsoid |
---|---|---|
Kugel, Würfel, Tetraeder | Kugel | |
axialsymmetrisch, tellerförmig | Rotationsellipsoid, tellerförmig | |
axialsymmetrisch, spindelförmig | Rotationsellipsoid, spindelförmig | |
niedrigsymmetrisch | allgemeines Ellipsoid |
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bungsblatt 7 vom 27. 11. 2001 (HTML oder PDF)
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Ein Kreisel ist ein an einem Punkt auf der Drehachse unterstützer rotierender Körper. Dadurch, dass die Drehachse an einem Punkt fixiert ist, hat sie in zwei Richtungen, Azimut und Elevation, Bewegungsfreiheit. Die Bewegungen des Kreisels können in zwei Kategorien aufgeteilt werden, kräftefreie Bewegung (Nutation) und Bewegung unter äusseren Kräften (Präzession).
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Kreisel mit Präzession
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Auf diesen Kreisel wirkt die Gravitation an der Stelle des Rades. Die Kraft , die im Abstand vom Drehpunkt wirkt, bewirkt ein Drehmoment , das nach hinten gerichtet ist. Nun ist , also muss parallel zu liegen. Dies ist nur möglich, wenn der Drehimpuls des Rades , der in der horizontalen liegt, sich nach hinten dreht. Der Drehimpuls kann auch differenziell geschrieben werden, indem man die Geometrie in der obigen Zeichnung verwendet:
(4.313) |
Der Winkel beschreibt die Winkelpräzession.
(4.314) |
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Wenn bei einem momentenfreien Kreisel die momentane Drehachse und die Hauptträgheitsachsen nicht parallel sind, rotiert die Drehachse um die Hauptträgheitsachse. Diese Bewegung sieht bei einem einseitig unterstützen momentenfreien Kreisel wie ein Nicken (Nutation) aus.
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