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Unterabschnitte


Absorption, Dispersion und Streuung

Absorption

Dieser Stoff wurde am 30.1.2002 behandelt
(Siehe Gerthsen, Physik[GV95, 547])

\includegraphics[width=0.3\textwidth]{licht-absorption.eps}

Absorption von Licht


Wenn Licht durch Materie transportiert wird, dann gibt es, abhängig vom Material, eine Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Anteil der transportierten Energie absorbiert wird. Auf der Strecke $ dz$ verringert sich die Intensität um

$\displaystyle dI = - \alpha I dz$ (10.580)

Diese Gleichung kann integriert werden und führt zum Beer-Lambertschen Absorptionsgesetz

$\displaystyle I(z) = I_0 e^{-\alpha z}$ (10.581)

In beiden Gleichungen ist $ \alpha$ der Absorptionskoeffizient.

Dispersion und Kommunikation

Dieser Stoff wurde am 5. 2. 2002 behandelt
(Siehe Gerthsen, Physik[GV95, 548])

Materialien

Übungsblatt 15 vom 5. 2. 2002 (HTML oder PDF)

Folien zur Vorlesung am 05. 02. 2002 PDF


Im allgemeinen Falle hängt die Phasengeschwindigkeit einer Welle von der Frequenz und vom Medium ab. Das heisst für Licht, dass jede Farbe eine eigene Ausbreitungsgeschwindigkeit hat.

\includegraphics[width=0.8\textwidth]{dispersion-federmodell.eps}

Federmodell für die Dispersion nach Känzig[].


Wir betrachten eine longitudinale Welle auf einem Feder-Masse-System. Die Bewegungsgleichung für die n-te Masse ist

$\displaystyle m\ddot\xi_n = -k\left(\xi_n-\xi_{n-1}\right)+k\left(\xi_{n+1}-\xi_n\right)=k\left(\xi_{n+1}+\xi_{n-1}\right)-2k\xi_n$ (10.582)

analog zur Gleichung (8.108) für ein inneres Pendel bei gekoppelten Pendeln. Bei sehr kleinen Frequenzen schwingen alle Massen in Phase: wie bei den gekoppelten Pendeln gibt die gleichsinnige Bewegung aller Massen die tiefste Frequenz, die hier, da wir eine unendliche Anzahl Massen annehmen, null ist. Die maximale Frequenz erhält man dann, wenn jeweils zwei benachbarte Massen gegensinnig schwingen. Eine höher Schwingungsfrequenz ist nicht möglich. Die minimale Wellenlänge ist $ \lambda_{min} = 2a$ und entsprechend $ k_{max} = \frac{\pi}{a}$. Wir setzen $ \Omega_0^2 = \frac{4k}{m}$ und erhalten

$\displaystyle \ddot\xi_n = \Omega_0^2\left[\frac{1}{4}\left(\xi_{n+1}+\xi_{n-1}\right)-\frac{1}{2}\xi_n\right]$ (10.583)

Wir setzen als vorläufige Lösung für $ \lambda>2a$ an: $ \xi(x,t) = Ae^{i(kx-\omega t)}$. Da die Schwingung nur für diskrete Positionen definiert ist, ersetzen wir $ x = na$ und erhalten als endgültigen Lösungsansatz

$\displaystyle \xi_n = \xi(n,t) = Ae^{i(kna-\omega t)}$ (10.584)

Eingesetzt in die Bewegungsgleichung erhalten wir
$\displaystyle -\omega^2e^{ikna}$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \Omega_0^2\left[\frac{1}{4}\left(e^{ik(n-1)a} + e^{ik(n+1)a}\right)
-\frac{1}{2}e^{ikna}\right]$  
$\displaystyle \omega^2$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{1}{2}\Omega_0^2\left[1-\frac{1}{2}\left(e^{ika}+e^{-ika}\right)\right]$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{1}{2}\Omega_0^2\left[1-\cos(ka)\right]$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle \Omega_0^2\sin^2\frac{ka}{2}$ (10.585)

Die Dispersionsbeziehung für die Feder-Masse-Kette ist

$\displaystyle \omega(k) = \Omega_0\sin\frac{ka}{2}$ (10.586)

\includegraphics[width=0.8\textwidth]{dispersion-federmodell-diatomic.eps}
\includegraphics[width=0.4\textwidth]{dispersion-diatomic.eps}

Dispersionsrelation für Federketten mit zwei unterschiedlichen Atomen.


Wenn eine Federkette mit einer regelmässigen Anordnung zweier ungleicher Massen gebildet wird, tritt zum von den vorherigen Ausführungen bekannten akustischen Zweig ein optischer Zweig. Zusätzlich gibt es Frequenzen, für die es keinen reellen $ \vec{k}$-vektor gibt. Diese Frequenzen (oder über $ E=\hbar\omega$ auch diese Energien) sind keine propagierenden Wellen möglich. Gibt es neben longitudinalen auch transversale Wellen, zeigt die Dispersionsrelation nicht einen sondern drei Zweige akustischer Phononen.

Schwerewellen im tiefen Wasser haben die Dispersionsbeziehung

$\displaystyle c^2 = \frac{g}{k} = \frac{1}{2\pi}g\lambda$ (10.587)

Eine Konsequenz ist, dass Tsunamis, Flutwellen von Erdbeben, auf dem offnen Meer eine sehr grosse Wellenlänge und auch eine sehr hohe Geschwindigkeit (mehrere 100 km/h bis zu 1000 km/h ) haben. Da ihre Energie auf eine so grosse Distanz verteilt ist, hebt sich der Meeresspiegel nur um einen bis einige 10 Meter. Diese gesamte Energie wird dann an einem Strandabschnitt deponiert und richtet grosse Zerstörungen an.

Ein Puls oder eine Wellengruppe besteht aus Wellen benachbarter Frequenz. Analog zur Modulation und der Gleichung (8.82) 15 besteht ein Puls aus einer Einhüllenden sowie einer Phase, die für sich aber keine Information trägt. Eine längere Rechnung[] ergibt, dass die resultierende Wellenfunktion aus harmonischen Welle $ e^{i(k_0 x -\omega t)}$ sowie der Modulation $ G\left(x-\left.\frac{d\omega}{dk}\right\vert _{k_0}t\right)$. Die resultierende Welle ist

$\displaystyle \xi(x,t) = \frac{1}{\sqrt{2\pi}}e^{i(k_0 x -\omega t)}G\left(x- \left.\frac{d\omega}{dk}\right\vert _{k_0}t\right)$ (10.588)

Die Gruppengeschwindigkeit

$\displaystyle v_G = \left.\frac{d\omega}{dk}\right\vert _{k_0}$ (10.589)

Bei unserem Feder-Masse-System ist $ v_G = 0$ wenn $ \lambda=2a$ ist. Das heisst, der Puls, der die Information trägt, ist ortsfest. Wenn $ v_G$ nicht konstant ist, bewegen verändert sich die Form des Pulses, da die verschiedenen Frequenzanteile sich unterschiedlich schnell ausbreiten.

Lösungsmöglichkeiten

Streuung

Dieser Stoff wurde am 5. 2. 2002 behandelt
(Siehe Gerthsen, Physik[GV95, 553])

Alle Teilchen, ob sie sehr viel kleiner als die Wellenlänge des Lichtes sind wie Moleküle oder ob sie etwa die gleiche Grösse wie die Wellenlänge haben, streuen Licht. Moleküle und Atome werden zur Berechnung der Streuung als Dipolstrahler betrachtet.

Ein Molekül hat also den Streuquerschnitt

$\displaystyle \sigma = \frac{P}{I} \approx \frac{\omega^4 V^2}{6\pi c^4}$ (10.590)

Blaues Licht wird also durch Moleküle sehr viel stärker gestreut als rotes Licht. Wir berechnen die Eindringtiefe oder die mittlere freie Weglänge für Licht

Wellenlänge in nm Farbe Eindringtiefe in km
400 violett 4
600 gelb 20
800 rot 65

Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass die Alpen von Ulm aus gesehen nur schlecht zu sehen sind. Diese Rayleigh-Streuung ist für den blauen Himmel und das rötliche Licht am Morgen und am Abend verantwortlich. Ist die Atmosphäre dichter, dann nimmt die Streuung zu. Licht wird dann nicht mehr propagierend sondern diffusiv transportiert. So braucht ein Photon aus dem Sonneninneren etwa ein Jahr um die Oberfläche zu erreichen.

Für grössere Teilchen, $ d\approx \lambda$ oder grösser, folgt die Streuung dem Gesetz von Mie (Mie-Streuung). In diesem Bereich ist die Streuung unabhängig von der Wellenlänge. Deshalb sieht das gestreute Licht weiss aus, zum Beispiel das an Wolken oder am Nebel gestreute Licht.


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Othmar Marti
Experimentelle Physik
Universiät Ulm