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2.5  Maxwell-Verteilung

In diesem Abschnitt wollen wir die Wahrscheinlichkeitsdichte für eine bestimmte Geschwindigkeit berechnen. Der Begriff „Geschwindigkeit“ hier ist nicht präzise. Er könnte

meinen. Je nach gewählter Grösse müssen wir die Geschwindigkeiten anders gewichten. Bei klassischer (nicht- quantenmechanischer) Betrachtungsweise folgt die Wahrscheinlichkeitsdichte f(v) aus der Boltzmannverteilung, wobei die Energie die kinetische Energie ist.

                [        ]
                   12mv2
f (v) dv = C exp - -kT--- dv
(2.1)

C ist ein Normierungsfaktor, der so gewählt werden muss, dass das Integral von f(v) über den ganzen Geschwindigkeitsraum gleich eins ist. Wir betrachten hier den Betrag der Geschwindigkeit, so dass Richtungen beim Mitteln keinen Einfluss haben dürfen.

Je nach der Dimension des Raumes gibt es verschiedene Mittelungsarten:

1 Dimension
Bei der Betrachtung am Anfang haben wir (implizit den eindimensionalen Fall betrachtet.
2 Dimensionen
Hier müssen wir die Mittelung unabhängig vom Azimut durchführen

PIC

Berechnung der Anzahl Vektoren in einem Geschwindigkeitsintervall

Die Anzahl Vektoren mit v0 < |v| < v0 + dv ist proportional zu 2πvdv
3 Dimensionen
Hier ist die Anzahl proportional zu 4πv2dv.

Die folgenden Betrachtungen sind alle für drei Dimensionen. Die Betrachtung der Anzahl möglicher Realisierungen der Geschwindigkeit v zeigt, dass damit das Maximum der Boltzmannverteilung bei E = 12mv2 = 0 zur Position v > 0 verschoben wird.

Wir verwenden nun den Vorfaktor Cund erhalten, mit der Integration über die Winkel

                     [        ]
            ′   2        12mv2--
f (v)dv = C  4πv  exp  -  kT    dv
(2.2)

f(v) ist normiert, wenn

∫
  f (v)dv =  1
(2.3)

ist. Mit der Abkürzung

A  = -m--
     2kT

bekommen wir

 ∞                     ∞
∫                  ′  ∫  2 - Av2
  f (v)dv =  1 = C 4π   v e     dv
0                     0
(2.4)

Die mathematische Beziehung

d  ∞∫  -aξ2       ∫∞ 2 - aξ2
---  e    dξ = -   ξ e    dξ
da 0             0

hilft, das Integral zu lösen. Wir verwenden weiter Gleichung (E.2) ( 0e-Av2dv = ∘ -------
  π∕(4A) aus dem Anhang E.3. Wir können wie folgt umrechnen

1 = C·4π·(      ∞∫         )
(- -d-   e-Av2dv )
   dA  0
= C4π·(       ∘ --)
 - -d- 1-  π-
   dA  2   A = C·4π·1-
4√ --
--π-
A 32 (2.5)

Damit wird der Vorfaktor

     (   )3
  ′    A- 2
C  =   π


Die Maxwell-Boltzmann-Verteilung lautet also
f(v) dv = 4π·(      )
 --m---
 2 πkT32 v2e-m2kvT2 dv
= ∘ --
  -2
  π(    )
  -m-
  kT32 v2e-  2
m2vkT- dv (2.6)

PIC

Maxwell-Boltzmann-Verteilung für Wasserstoff H2

Mittelwerte einer Grösse g(v) bezüglich einer Wahrscheinlichkeitsdichte f(v) werden durch

      ∫
⟨g ⟩ = -g∫(v-)f-(v)dv-
         f (v)dv

berechnet.

Mit dieser Gleichung berechnen wir nun

Lineare Geschwindigkeiten wie vx
        ∞
       ∫
⟨vx⟩ =    vxf (v)dv = 0
       -∞
(2.7)

da vx eine ungerade Funktion ist und in f(v) nur die gerade Funktion v2 = v x2 + v y2 + v z2 vorkommt.

Geschwindigkeitsquadrat v2
Mit der Abkürzung A = m--
2kT bekommen wir
⟨  ⟩
 v2 = v2f(v ) dv = ∘ --
  -2
  π(    )
  m--
  kT32 0v4e-Av2 dv
= ∘ --
  2
  --
  π( m  )
  ---
  kT3
2  d2
---2
dA 0e-Av2 dv = ∘ --
   2
  --
  π( m  )
  ---
  kT3
2  d2
---2
dA(1 ∘ π-)
 --  --
 2   A
= ∘ --
  2
  --
  π( m  )
  ---
  kT3
2 ·1
--
2·1
--
2·3
--
2√ π-
--5-
A 2 = 3kT
---
 m (2.8)

d.h. ⟨Ekin⟩ = 1
2m⟨v2⟩ = 3
2kT folgt aus Maxwell-Boltzmannverteilung unter der Berücksichtigung des Phasenraumes.

Geschwindigkeitsbetrag v
(Siehe Bronštein-Semendjajew [BSMM08] und Gleichung (E.1) im Anhang E.4)
⟨v⟩ = 0vf(v) dv = ∘ -----
  8kT-
   πm (2.9)

Welches ist die häufigste Geschwindigkeit vmax? Die häufigste Geschwindigkeit bei einer nicht-konstanten Wahrscheinlichkeitsdichte ist nicht die mittlere Geschwindigkeit. Wir finden vmax durch Ableiten

df-(v)=  0
  dv

Unter Vernachlässigung konstanter Vorfaktoren bekommen wir

        - mv2k2T   2  2mv-- - m2vk2T
0 =  2ve     - v · 2kT  e

Also ist

       v3-
2v - m kT  = 0

Das Maximum der Maxwell-Boltzmann-Verteilung liegt also bei

        ∘-----
          2kT
vmax =    ----
           m
(2.10)

Wenn wir die zu vmax gehörige kinetische Energie berechnen, erhalten wir

       1          1   2kT
Ekin = --mv2max = --m ---- = kT
       2          2    m

Dies ist das Resultat der naiven Mittelung zu Beginn des Kapitels über die Wärmelehre.

Schliesslich betrachten wir die asymptotische Entwicklung von f(v) für v 0 und v →∞.

Für kleine v lautet die Taylorentwicklung von f(v) um v = 0

        ∘ --
          2 ( m ) 32  2      4
f(v) =    π- kT-   v  + O (v )
(2.11)

Die Notation O(v4) bedeutet, dass der erste nicht verschwindende weitere Summand von der Ordnung v4 ist. Höhere Ordnungen können vorkommen.

Der Anteil der Teilchen mit kinetischen Energien im Intervall [E0,∞  ) im Vergleich zu allen Teilchen (Intervall [0,∞ )) ist

∞∫                 ∘ ----
  f (E )dE     2     E    E0
E∞∫0--------- = -√--   -0-e-kT
  f (E) dE      π    kT
0
(2.12)



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